Die 2. Bundesliga Süd hat drei Spieltage hinter sich. Tabellenührer mit 9:1-Zählern ist der ehrgeizige Aufsteiger Kolbermoor. Einen alleinigen Topfavoriten auf die Meisterschaft gibt es dennoch nicht, aber zumindest setzt der Neuling gleich zum Auftakt interessante Akzente in einer als ausgeglichen eingestuften Liga. Ob das Team, das sich in acht Monaten mit einem Titel schmücken wird, auch Aufstiegsambitionen haben, das wird sich ohnehin wohl erst im Verlaufe der Saison herauskristallisieren. Fest steht nur eines – das Rennen um Titel und Meisterschaft, aber um den Klassenerhalt erscheint offen und interessant.
Anwärter Busenbach setzt eher auf Verjüngung als auf Meisterschaft
Ein gutes Beispiel für die Ausgeglichenheit und Unberechenbarkeit ist ein Blick auf die Tabelle nach den ersten September-Spieltagen. Dort weist die Bilanz den von der Konkurrenz am häufigsten genannten Titelanwärter, den Vorjahreszweiten TV Busenbach, bereits mit drei Negativzählern aus, zustande gekommen durch eine Heimniederlage zum Auftakt gegen Aufsteiger Kolbermoor und eine Punkteteilung in Chemnitz. Dem TV dürften als nominell wohl ausgeglichensten Team der Liga gute Chancen zugerechnet werden, träte er denn stets in Bestbesetzung an. Dies war bislang zum Saisonauftakt nicht der Fall. Mehr als auf die Meisterschaft setzt man in Busenbach jedoch auf Aufbau und Verjüngung und peilt deshalb einen Mittelfeldplatz an. So erhielt die erst 14-jährige Jugendnationalspielern Wan Yuan nach Vereinsaussagen eine Art Stammplatzgarantie, zudem zählt zum Team an Position sechs das zwölfjährige Küken Jennie Wolf, das beim 5:5 in Chemnitz bereits erstmals Lehrgeld in der 2. Bundesliga zahlen durfte. Angeführt von seiner deutschen Spitzenspielerin Jessica Göbel, die den TTC Wendelstein zu ihrem Titelaspiranten auserkoren hat, stehen beim TV den Abgängen der Luxembergerin Tessy Gonderinger und Theresa Lehmann (Offenburg) der Zugang der 21-jährigen Offenburgerin Christine Koch für Position vier gegenüber.
Bayern durch Vorjahresdritten Wendelstein und Neuling Kolbermoor stark vertreten
Aus Bayern gehen zwei Mannschaften an den Start, der etablierte TTC Optolyth Wendelstein und Aufsteiger SV DJK Kolbermoor. Die beiden süddeutschen Vertreter zählen in der ausgeglichenen Liga zu jenen Mannschaften, die Ambitionen für das obere Drittel anmelden. Unter Beweis gestellt hat das bislang allerdings nur Neuling Kolbermoor, der sein Zweiligadebüt mit einem klaren 6:2 beim Vorjahres-Vize Busenbach feiern durfte, während der Vorjahresdritte Wendelstein den Auftakt bei den Leutzscher Füchsen in Leipzig beim 4:6 verpatzte.
Dennoch lautet die eindeutige Zielsetzung der Wendelsteiner, „einen Platz unter den Top drei“ zu erreichen, so TTC-Trainer Franz David zumindest vor der Saison. Der Franken-Klub hat keine personellen keinerlei Veränderungen hinzunehmen und peilt mit der ehemaligen tschechischen Jugend-Europameisterin Martina Smistikova, den Weikert-Zwillingen Svenja und Jessika sowie mit Andrea Schiel den Angriff auf die Spitze an. Sogar einen Aufstieg würde David für möglich halten: „Wenn die sportlichen Voraussetzungen stimmen und wir zeitlich ausreichend Planungssicherheit haben, könnte die 1.Bundesliga für uns durchaus ein Thema sein.“ Dazu muss sich der TTC jedoch zunächst einmal erst Bestform präsentieren, denn bislang stehen mit dem 4:6 gegen die Leutzscher Füchse und dem 1:6 gegen Darmstadt nur zwei Niederlagen und damit ein klassischer Fehlstart für die Franken zu Buche.
Obwohl Aufsteiger, macht der SV DJK Kolbermoor aus seinen ehrgeizigen Ambitionen keinen Hehl. „Wir wollen möglichst weit vorne mitspielen. Ein Platz unter den ersten fünf wird angestrebt“, sagt Pressesprecher Richard Haslbeck, der von seiner Mannschaft zum Saisonstart in Busenbach mit einem 6:2-Erfolg imponierende Rückendeckung für diese Aussage erhielt und nach fünf Matches zumindest vorübergehend mit 9:1 die Tabellenführung übernommen hat. Große Sprünge ist man in Kolbermoor allerdings gewöhnt. Aus der Regionalliga gelang dem Team von Trainer Zsolt Hollo in der Vorsaison auf Anhieb der Sprung in die 2. Bundesliga, allerdings begünstigt durch den Verzicht des Meisters SpVgg DJK Wolframs-Eschenbach.
Mit der erst 19 Jahre alten ungarischen Nationalspielerin Krisztina Ambrus verpflichtete Kolbermoor eine neue Nummer eins, die perfekt in das Mannschaftsgefüge passt, und vor den beiden Chinesinnen Yang Yu Qin und Xu Nuo gelistet wird. Die Asiatinnen werden sich wie in der Vorsaison pro Halbserie abwechseln. Prominenteste Spielerin ist aber derzeit Eigengewächs Chantal Mantz. Die 15-jährige EM-Zweite der Schülerinnen ist an Position drei das Aushängeschild des SV, an Position vier agiert nun Katharina Sabo (18), die vom Regionalligisten TSV Herrlingen nach Oberbayern wechselte. Am Potential und einem professionallen Umfeld mangelt es in Kolbermoor nicht. Einzig die Unerfahrenheit des Teenager-Teams, das über keine Spielerin mit Zweitliaerfahrung verfügt, bleibt eine unberechenbare Größe.
Chemnitz und Watzenborn wollen das Mittelfeld erobern
Der NSC Watzenborn-Steinberg peilt wie im Vorjahr zum Saisonabschluss einen Platz im Mittelfeld an, vorerst nicht mehr und nicht weniger. Ob dieses Saisonziel vielleicht nach oben korrigiert werden muss, ließ zwar zunächst die Punkteteilung mit dem ambitionierten Aufsteiger Kolbermoor vermuten. Doch schon am dritten Spieltag sorgte das 4:6 an heimischen Tischen gegen die Bundesligareserve Bingens für einen kleinen Rückschlag und eine vorübergehend nur ausgeglichene Punktebilanz. Gegenüber dem Vorjahr hat sich in Watzenborn nicht viel verändert. Das Team um Spitzenspielerin Angelina Gürz ist nur auf einer Position verändert: Für die nach Bingen abgewanderte Julia Lutz steht nun die aus Hövelhof gekommene Christina Apel im Team.
Mit der gleichen Zielsetzung ist der BSC Rapid Chemnitz die Saison angegangen, der keine Zu- und Abgänge zu verzeichnen hat. 3:3-Punkte nach zum Auftakt sind bislang zwar etwas weniger als erhofft, andererseits jedoch nicht sonderlich aussagefähig, denn Jugendnationalspielerin Anna Krieghoff, die die starke Spitzenspielerin Nicole Delle an Position zwei unterstützen soll, steht derzeit verletzungsbedingt noch nicht zur Verfügung. In Bestbesetzung verfügt das Team um Trainerin Kirstin Neubert über gute Chancen, einen sicheren Platz in der oberen Tabellenhälfte zu erreichen, wie zuletzt auch das souveräne 6:3 in Offenburg bewies.
Darmstadt: zwei Spiele, zwei Siege
Für eine Mannschaft, die sich lediglich „Klassenerhalt“, so der vorsaisonale Tipp von Nummer fünf Sonja Bott, auf die Fahnen geschrieben hat, verlief der Saisonauftakt perfekt. Die Rede ist vom ausgeglichen besetzten SV Darmstadt 98, der nach den Matches gegen Offenburg und beim Spitzenteam von Wendelstein ein lupenreine 4:0-Bilanz ausweist, und das mit Ergebnissen von 6:2 und 6:1. Im Gegensatz zum Vorjahr punktet der SV bislang auch im Spitzenpaarkreuz fleißig. Neuzugang Hana Matelova (Tschechien), die für ihre Landsfrau Hana Sopova kam, ist an der Spitze ebenso noch ungeschlagen wie Martina Krapf, die sogar Wendelsteins Nummer eins Smistikova besiegte. Der zweite Neuzugang im Team, die aus Belgien gekommene Luxemburgerin Sarah de Nutte, hat ebenfalls noch eine blütenreine Weste.
Offenburg will Zitterpartie vermeiden
In der vergangenen Saison ist die Mannschaft um Mannschaftsführerin Petra Heuberger im „verflixten“ dritten Jahr nur knapp dem Abstieg entronnen. Mit frischem Elan soll daher in diesem Jahr eine Zitterpartie vermieden werden, auch wenn der Auftakt mit den klaren Niederlagen gegen Darmstadt, Kolbermoor und Chemnitz zunächst einmal wie im Vorjahr einen Platz am Tabellenende beschert. Aus der Mannschaft der Vorsaison ist lediglich Petra Heuberger auch in dieser Saison noch mit von der Partie. Christine Koch zog es nach Busenbach, Jana Schneider näher an ihren Studienort Mainz. Durch den Neuzugang Theresa Lehmann aus Oberharmersbach, die aus Busenbach zurück in die Ortenau kommt, wird die DJK auch weiterhin ihrem Anspruch, talentierten Jugendlichen aus der Region in hohen Spielklassen einen Platz zu bieten, gerecht. Zusammen mit Petra Heuberger, die nach der Geburt ihres Kindes bereits im April wieder am Tisch stand, bildet sie das hintere Paarkreuz der DJK. An der Spitze steht Yana Timina nicht mehr zur Verfügung. Sie wird künftig ihr Hauptaugenmerk auf ihre Trainertätigkeit in den Niederlanden legen. Für das obere Paarkreuz verpflichteten Offenburgs Verantwortliche die 20-jährige Schwedin Malin Pettersson sowie die Ehefrau des Ochsenhausener Bundesligaspielers Kirill Skachkov, Irina Skachkova. Trainer Pavel Levine ist überzeugt: „Beide haben das Potenzial in dieser Liga zu bestehen und dies wird sich im Laufe der Saison auch zeigen.“
Leutzscher Füchse, Bingen und Saarbrücken sprechen von Klassenerhalt
Ähnlich wie aus Offenburg ist auch aus Leipzig von den Leutzscher Füchsen, aus Bingen und aus Saarbrücken zu vernehmen, dass mit dem Erreichen des Klassenerhalts das Saisonziel bereits erreicht sei. Das macht durchaus Sinn, denn auch im Vorjahr landete das Trio mit einer internen Differenz von nur zwei Punkten auf den Plätzen sechs bis acht. Probleme beschert allen Vereinen aber die Tatsache, dass der Vorjahresneunte Offenburg diesmal ohne die Personalprobleme des Vorjahres diesmal wesentlich besser aufgestellt ist, außerdem Aufsteiger Kolbermeer ambitioniert das übliche Ziel Nichtabstieg überspringt und auf Anhieb mit der Spitzengruppe liebäugelt.
Traditionsverein ASV Saarbrücken hat sich gleich zweifach verstärkt, um das Abstiegsgespenst erst gar nicht in seine Nähe rücken zu lassen. Die Luxemburgerin Tessy Gonderinger (Busenbach) und Anja Schuh (Kroppach) nehmen nun die Positionen zwei und vier ein, Abgänge hat Trainerin Yang Ying hingegen nicht zu beklagen. Der Auftakt war allerdings ernüchternd. Nach den Spielen gegen Kolbermoor, Bingen und Busenbach hat Saarbrücken vorerst mit 0:6-Zählern die roterne Laterne in der Hand.
Die Füchse haben sich gegenüber dem Vorjahr durch Alexandra Urban vom Absteiger Neckarsulm verstärkt, dafür verließ Paula Medina Bermudez den Verein. Was das für Auswirkungen hat, ist noch weitgehend offe. Der Auftaktsieg gegen Wendelstein war zumindest vielversprechend, die anschließende Niederlage gegen Kolbermoor an diesem Wochenende jedoch einkalkuliert.
Weder mit Zu- noch mit Abgängen musste sich die Bundesligareserve der TTG Bingen/Münster Sarmsheim beschäftigen. Mit entsprechender personeller Kontinuität legte die TTG einen erfreulichen Saisonstart von 4:2-Zählern hin.