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Jülichs belgischer Spitzenspieler Lauric Jean (Foto: Dr. Stephan Roscher).

2. Bundesliga Herren: Fünf Teams können Meister werden

Dr. Stephan Roscher 04.01.2015

Frankfurt am Main.Eine spannende Vorrunde liegt hinter uns, die gezeigt hat, dass die neue, eingleisige 2. Bundesliga der Herren wirklich extrem stark und auffallend ausgeglichen besetzt ist.

Herbstmeister wurde Ex-Bundesliga-Dino und Pokal-Final8-Teilnehmer TTC indeland Jülich mit 13:5 Punkten, dem vier Ligarivalen dicht im Nacken sitzen. Dazu zählen der bisher überzeugend aufspielende ASV Grünwettersbach und der TTC Fortuna Passau, der nur ganz schwer zu bezwingen ist, wenn Daniel Zwickl und Jakub Dyjas gemeinsam zum Einsatz kommen. Die beiden Jülich-Verfolger weisen 12:6 Zähler auf. Auch der BV Borussia Dortmund und Vorjahres-Süd-Meister TTC matec Frickenhausen II (beide 11:7) spielen eine gute Rolle im „Unterhaus“ und dürfen sich noch Hoffnungen auf den Spitzenplatz zum Ende der Runde machen.

Noch unklar ist, ob es Kandidaten für den Aufstieg in die TTBL geben wird, also Teams, die dem Beispiel der Bergneustädter Schwalben aus der Vorsaison folgen wollen.

Der TSV Bad Königshofen ist mit ausgeglichenem Punktverhältnis (9:9) allein auf weiter Flur im Tabellenmittelfeld angesiedelt, während ab Rang sieben die Zone mit den Teams beginnt, die noch um den Klassenerhalt bangen müssen. Dabei ist die Ausgangslage des TTC Ruhrstadt Herne und der TuS Fürstenfeldbruck (jeweils 7:11) noch relativ komfortabel. Mit zwei, drei Siegen am Stück könnte man die gefährdete Region vermutlich endgültig verlassen, bei einer kleinen Niederlagenserie indes droht das Abrutschen in die „Todeszone“. Dort hoffen derzeit der TTC Weinheim (5:13) und Schlusslicht 1. FC Köln (3:15) auf bessere Zeiten, sprich eine gute Rückrunde. Abschreiben sollte man die beiden Klubs noch lange nicht.

Der Zuschauerzuspruch spiegelt das tolle Niveau der Liga mit vielen engen, prickelnden Duellen noch nicht wider. Momentan liegt er bei 137 im Schnitt. Zum Vergleich: In der Vorsaison betrug er im Norden 120 und in der Südstaffel 140. Was nach der letzten Saison kaum überrascht ist, dass der TSV Bad Königshofen mit 315 Besuchern pro Spiel die Zuschauertabelle einsam anführt.

 

TTC indeland Jülich

Die junge Truppe aus der westlichen Grenzregion mit dem erfahrenen Leader Hermann Mühlbach, der mit seinen 25 Jahren dennoch längst nicht zur alten Garde zählt, hat in der erste Saisonhälfte die Erwartungen voll und ganz erfüllt und will bis zum Schluss oben mit dabei sein. Nichts spricht dagegen, dass sie das schafft.

Im letzten Vorrundenspiel wurde in einem spannenden Westderby gegen den BVB (6:4) die Herbstmeisterschaft perfekt gemacht. Zwei Niederlagen musste man quittieren – ein 4:6 beim ersten Verfolger Grünwettersbach sowie ein unglaubliches 0:6 gegen Ruhrstadt Herne. Zudem büßte man einen Zähler beim 5:5 in Bad Königshofen ein. Besonders hervorzuheben sind klare Siege gegen Spitzenteams wie das drastische 6:0 gegen Frickenhausen II zum Saisonauftakt und das 6:2 gegen Passaus Fortunen einen Monat später.

Der 20-jährige Japaner Yoshihiro Ozawa erzielte mit 10:2 das beste Einzelergebnis, doch auch Spitzenspieler Lauric Jean (10:6) und Hermann Mühlbach (9:5) wussten zu überzeugen. Der 21-jährige, hochgewachsene Niederländer Ewout Oostwouder (5:7) hatte noch Anlaufschwierigkeiten, bewies aber zuletzt gegen Dortmund mit Siegen über Björn Helbing und Qi Wencheng, was in ihm steckt. Das Topdoppel stellen Mühlbach/Ozawa (6:2), während sich Jean/Oostwouder (4:5) vermutlich noch steigern können.

Im Pokalwettbewerb überzeugte man und erreichte durch einen Achtelfinalsieg über Erstligist Frickenhausen das Liebherr Pokal-Finale, wo man allerdings im Viertelfinale die Überlegenheit des Play-off-Kandidaten Saarbrücken anerkennen musste.

Trainer Miroslav Broda zeigt sich zuversichtlich: „Mit diesen vier Spielern freue ich mich auf die Rückrunde! Wenn alle Spieler fit bleiben, dann bin ich mir relativ sicher, dass wir auch am Ende noch zu den Top-Mannschaften gehören werden.“ Manager Arnold Beginn ist sehr angetan vom Niveau der eingleisigen Liga: „Der Abstand zwischen den Spitzenteams aus der 2. Liga und den Mannschaften, die sich im unteren Bereich der TTBL aufhalten, ist nur noch hauchzart.“

Herbstmeister der 2. Herren-Bundesliga: TTC indeland Jülich (Foto: Verein).

 

ASV Grünwettersbach

Es war nicht ohne Risiko, das Team vor der Saison fast komplett umzustellen und lediglich Routinier Geir Erlandsen zu behalten. Doch die Karlsruher bewiesen einen guten Riecher und verpflichteten die richtigen Spieler.

Der Süd-Meister der Saison 2011/12, der um ein Haar am Aufstieg in die "Eingleisige" gescheitert wäre, hatte vor der Runde die Plätze drei bis fünf als Minimalziel ausgegeben. Nun könnte es sogar ein bisschen mehr werden. Nur einen Zähler liegt man hinter Spitzenreiter Jülich, den man am 19. Oktober in eigener Halle mit 6:4 besiegen konnte. Knappe 4:6-Niederlagen musste man gegen Passau und in Bad Königshofen hinnehmen, hinzu gesellten sich Punkteteilungen in Herne und Fürstenfeldbruck. Zu den bisherigen Highlights zählten das 6:4 in Dortmund, das anschließende 6:3 gegen Frickenhausen II sowie der 6:1-Derbysieg über den Erzrivalen aus Weinheim am 9. Spieltag.

Der Spanier Alvaro Robles, aus Ottenau gekommen, bewies als neue Nummer eins seine Qualitäten (12:6). In der „Linkshänder-Truppe“ konnte zudem der einzige Rechtshänder, Samuel Walker, gefallen. Walker gehört wie Robles, mit dem er auch erfolgreich Doppel spielt (7:2), der Ochsenhausener Trainingsgruppe an. Mit seiner 13:3-Bilanz war der junge Engländer zweitbester Akteur der Liga im hinteren Paarkreuz. Jan Zibrat (7:9) und vor allem Geir Erlandsen (4:11) müssen in der Rückrunde indes noch zulegen.

ASV-Pressewart Karl-Heinz Fritz zieht eine positive Bilanz: „Mit dem Verlauf der Vorrunde sind wir sehr zufrieden. Das Ziel, in der Spitzengruppe mitzumischen, wurde erreicht. In den ersten Spielen musste sich die Mannschaft erst finden, da drei neue, junge Spieler zu uns stießen und auch Routinier Geir Erlandsen lange seine Form suchte. Im zweiten Teil der Vorrunde zeigte das Team dann eine konstant gute Form.“ Das Ziel für die zweite Saisonhälfte ist klar definiert: „In der Rückrunde soll nun einer der beiden ersten Plätze erkämpft werden, was angesichts der sehr ausgeglichen besetzten Liga ein hartes Stück Arbeit sein wird.“

TSV Grünwettersbach, v.l. Jan Zibrat, Alvaro Robles, Samuel Walker (es fehlt Geir Erlandsen). Foto: Dr. Stephan Roscher.

 

TTC Fortuna Passau

Der Tabellendritte aus Niederbayern hat die Erwartungen immer dann erfüllt, wenn Spitzenspieler Daniel Zwickl (Vorrunden-Bilanz 8:2) und der 19-jährige polnische Nationalspieler Jakub Dyjas (9:4) gemeinsam im TTC-Dress auflaufen konnten. Beim 2:6 in Jülich fehlten beide, beim sensationellen 4:6 in Köln musste man auf Zwickl sowie beim 4:6 gegen den BVB auf Dyjas verzichten.

Mit 8:0 Punkten war der Meisterschaftsfavorit vorgeprescht, dann gab es in Jülich den ersten Dämpfer. Der Meistertitel ist bei einem einzigen Zähler Rückstand auf den derzeitigen Ligaprimus absolut noch in Sichtweite – es steht und fällt eben damit, wie oft und gegen welche Kontrahenten die Truppe in der Rückserie personell aus dem Vollen schöpfen und ihre beiden „Ochsenhausener“ Zwickl und Dyjas aufbieten kann.

Die drei Tschechen halten sich ordentlich, ohne Bäume auszureißen. Tomas Sadilek konnte mit 8:5 die beste Bilanz des Triumvirats verbuchen, Frantisek Krcil musste öfter vorne als hinten antreten und spielte 8:9. Martin Pytlik gewann im hinteren Paarkreuz fünf Matches und verlor deren sechs. Die Doppel-Formation Dyjas/Zwickl (3:0) scheint die beste zu sein, konnte jedoch nur selten an den Tisch gehen.

Passaus Pressesprecher Thomas Saller gibt zu Protokoll: „Wir sind mit Platz drei nach der Vorrunde sehr zufrieden. Bis auf den Ausrutscher mit der Niederlage beim 1. FC Köln lieferte die gesamte Mannschaft gute Leistungen ab und ist im Kampf um die Spitzenplätze voll dabei. Dass wir kaum mit beiden Spitzenspielern Zwickl und Dyjas antreten, ist kein Nachteil, sondern war so vor Beginn der Saison gewollt. In der Rückrunde wollen wir weiterhin vorne mitspielen und unseren zahlreichen Fans spannende Partien bieten.“ Saller ist vom eingleisigen Unterhaus sehr angetan: „Ich hätte zwar nicht erwartet, dass die Liga so ausgeglichen ist, aber das ist toll für die Zuschauer, da wir gegen jedes Team gewinnen, aber auch verlieren können. Dies war in der Vergangenheit nicht der Fall und zeigt, dass die eingleisige 2. Bundesliga ein richtiger und wichtiger Schritt war.“

TTC Fortuna Passa 2014/15 (Foto: Verein).

 

BV Borussia Dortmund

Der Klub mit dem klangvollen Namen blickt auf eine rundum gelungene Vorrunde zurück. Hatte man vor der Premieren-Saison der eingleisigen Liga den Klassenerhalt als realistisches Ziel ausgegeben, konnte man sich mit dem personell unveränderten, bestens eingespielten Kader immerhin in der erweiterten Spitzengruppe festsetzen.

11:7 Punkte können sich in dieser extrem starken Spielklasse sehen lassen, zumal die drei Niederlagen (jeweils 4:6 gegen Frickenhausen II, Grünwettersbach und Jülich) denkbar knapp erfolgten und mit etwas mehr Glück auch zwei oder drei Punkte mehr auf der Habenseite stehen könnten. Ein Highlight war das 6:4 in Passau am 15. November, dem ein glasklares 6:1 gegen Fürstenfeldbruck folgte.

Der älteste Spieler sorgte für die beste Bilanz. Routinier Qi Wencheng verbuchte hinten zwölf Siege bei vier Niederlagen. Die übrigen Akteure spielten ausgeglichen bis knapp positiv (Erik Bottroff 9:9, Evgeny Fadeev 8:7, Björn Helbing 9:7).

Mannschaftsführer Björn Helbing zieht eine positive Bilanz: „Wir sind mehr als zufrieden mit dem Verlauf der Hinserie. Wir hatten als Ziel den Klassenerhalt vorgegeben und plötzlich sehen wir uns am letzten Spieltag im Spitzenspiel gegen den TTC indeland Jülich - damit hatten wir niemals gerechnet! Gleichzeitig sind wir uns der Tatsache bewusst, dass es auch schnell hätte anders aussehen können. Wenn wir nicht relativ früh den ein oder anderen hart umkämpften Sieg eingefahren hätten, stünden wir unter Umständen jetzt deutlich weiter unten in der Tabelle.“

Helbing nennt den Grund für den BVB-Erfolg: „Besonders profitiert haben wir von der hohen Ausgeglichenheit unseres Teams. Selbst in den gewonnenen Partien haben wir immer wieder verletzungsbedingte Ausfälle oder schwächere Tage einzelner Spieler ausgleichen können. Bestes Beispiel: das 6:4 in Passau, als Erik Bottroff verletzungsbedingt alle Einzel und das Doppel abschenken musste und das Team dennoch das Spiel zurückeroberte.“

Wie geht es weiter? „Es mag blöd klingen, aber von unserem Saisonziel, dem Klassenerhalt, möchten wir nicht abrücken“, sagt Helbing. „Wir haben zwar sechs Punkte Vorsprung vor den Abstiegsrängen, jedoch kann man sich in dieser Liga, in der buchstäblich jeder jeden schlagen kann, niemals sicher fühlen. Mit der aktuellen Einstellung und Zielsetzung sind wir bisher gut gefahren und daher werden wir auch weiterhin versuchen, Punkt für Punkt zu erkämpfen.“

BV Borussia Dortmund 2014/15 (Foto: Verein).

 

TTC matec Frickenhausen II

Die einzige Zweitvertretung der Liga konnte trotz des Hochrückens von Masataka Morizono in die erste Mannschaft auch im eingleisigen Unterhaus Akzente setzen, auch wenn man sich derzeit „nur“ auf dem fünften Tabellenplatz wiederfindet. Doch es sind eben nur zwei Punkte Rückstand auf Jülich, der Sichtkontakt zur Spitze ist da.

Der Talentschuppen von Trainer Qiu scheint unerschöpflich. Der 17-jährige Japaner Sambe Kohei, der mit 16 im April 2014 als damals jüngster Spieler aller Zeiten die Chile Open gewann, hat sich mit einer 7:1-Bilanz als der erwartet starke Morizono-Ersatz erwiesen, wobei die Bezeichnung Ersatz es eigentlich nicht trifft. Was sein untersetzter Landsmann Mizuki Oikawa (6:2) bot, wenn Kohei nicht mitspielen konnte, war auch nicht von schlechten Eltern. Trainersohn Qiu Dang erfüllte als Zweier die Erwartungen (8:7). Der Rumäne Mihai Mihail Sargu (7:7) und der Ungar Marton Szita (6:6) sorgten für eine ausgeglichene Bilanz im unteren Paarkreuz. Das Manko der Schwaben-Boygroup: Bisher konnte sich kein wirklich überzeugendes Doppel herauskristallisieren.

Der Saisonstart war durchwachsen, nicht bloß aufgrund der Auftakt-Klatsche in Jülich. Mitte Oktober stand man mit 5:5 Zählern da, doch ließ man noch drei souveräne Siege folgen und musste lediglich in Grünwettersbach (3:6) eine Niederlage quittieren.

Trainer Qiu Jian Xin hatte vor Saisonbeginn zu Protokoll gegeben: "Wir streben einen Platz im vorderen Mittelfeld an und dürften gegen keinen Gegner chancenlos sein." Das trifft den Verlauf der Vorrunde eigentlich recht gut. Manager Jürgen „Max“ Veith bewertet die erste Halbserie und die neue Spielklasse wie folgt: „Die Vorrunde ist genauso gelaufen wie ich vorhergesagt habe. Sehr ausgeglichen und aus unserer Sicht war vor der Saison kein einzelner Favorit auszumachen. Unsere Mannschaft hat die in sie gesteckten Ziele erreicht, hat aber bestimmt noch Potential nach oben. Es dürfte sowohl im Meisterschafts- als auch im Abstiegskampf weiterhin sehr spannend zugehen.“

TTC matec Frickenhausen II, v.l. Mihai Mihail Sargu, Qiu Dang, Mizuki Oikawa, Trainer Qiu Jian Xin (es fehlen Sambe Kohei u. Marton Szita). Foto: Dr. Stephan Roscher.

 

TSV Bad Königshofen

Der Zuschauer-Krösus des Unterhauses, der bereits sechs Heimspiele hatte und sich beim 4:6 gegen den BVB am 2. November wenigstens über den erstligareifen Rekordbesuch von 411 Fans freuen durfte, spielt gut mit und besetzt das Mittelfeld der Liga im Augenblick quasi alleine. Man schielt weder in Richtung Meisterschaft/Aufstieg, noch muss man um den Klassenerhalt bangen.

Bei 3:7 Zählern nach fünf Spieltagen sah mancher schon etwas Grund zur Besorgnis, doch es folgte die beste TSV-Phase in der Vorrunde mit klaren Siegen gegen Herne und Weinheim, einem 6:4-Erfolg über den Tabellenzweiten Grünwettersbach und einer knappen Niederlage in Passau, das in Bestbesetzung angetreten war.

Der aus Ottenau gekommene 19-jährige Portugiese Joao Geraldo aus der Ochsenhausener Talentschmiede, den viele als angehenden Weltklassespieler in den Fußstapfen eines Freitas, Apolonia oder Monteiro sehen, erfüllte als neue Nummer eins mit einer 12:5-Bilanz die Erwartungen. Eigengewächs Kilian Ort hielt sich vorne gut (8:7). Die beiden tschechischen Routiniers Richard Vyborny (4:4) und Marek Klasek (2:4) hatten nicht so viele Einzeleinsätze, wohl aber Christoph Schüller (3:10), bei dem es nicht allzu rund lief. Mit den Formationen Klasek/Ort (6:1) und Geraldo/Vyborny (5:2) gelang es, zwei starke Doppel in den Ring zu schicken.

Manager Andreas Albert blickt auf die erste Halbserie zurück: „Überrascht hat mich die Spielstärke der letztjährigen Nordklubs. Natürlich auch die ungeheure Ausgeglichenheit aller Teams.“ Zu den TSV-Spielern stellt Albert fest: „Mit unserem Kader bin ich sehr zufrieden – die Mannschaft präsentiert sich als Team und passt auch menschlich prima zusammen. Die drei jungen Spieler gehen auch mal zusammen Party machen, das gehört dazu. Aber auch mit ihren Tischtennis–Vätern Marek [Klasek] und Richard [Vyborny] halten Sie Freundschaft, akzeptieren die Anweisungen der früheren tschechischen Elitespieler und freuen sich über deren fachliche Ratschläge. Die Entscheidung, kurz vor Wechselfrist Marek als fünften Mann ins Grabfeld zu holen, war Gold wert. Da haben die Hauptsponsoren und Verantwortlichen zweifelsohne richtig entschieden. Richards Verletzung im Köln-Spiel und danach wurde von ihm bestens kompensiert. Zusammen mit Kilian [Ort] bildet er auch ein gutes Doppel. Meinen Wunschspieler Joao [Geraldo] an Position eins zu stellen, hat sich als richtig erwiesen. Auch Christoph [Schüller] hat mich nicht enttäuscht, denn sein jetzt umfangreicheres Studium in Würzburg mit vielen Prüfungen ließ ein Trainingspensum wie im Vorjahr nicht mehr zu.“

Albert fährt fort: „Mein Ausblick auf die Rückrunde ist optimistisch. Die unglückliche und knappe 4:6-Niederlage gegen meinen persönlichen Topfavoriten Passau mit Zwickl und Djyas zeigt mir, dass wir – wenn alle gesund bleiben – uns eher in der Tabelle nach oben orientieren sollten, obwohl wir nur noch drei Heimspiele bestreiten werden und sechsmal reisen müssen.“

TSV Bad Königshofen 2014/15 (Foto: Verein).

 

TTC Ruhrstadt Herne

Die Ruhrstädter haben mit dem 17-jährigen schwedischen Megatalent Anton Källberg, das – wie einige ambitionierte Zweitligaspieler – dem Ochsenhausener Liebherr Masters College angehört, den besten Spieler der Liga im hinteren Paarkreuz in ihren Reihen (Bilanz: 11:0). Dennoch müssen sie um den Klassenerhalt bangen. Zwei Punkte vor der Abstiegszone - kein Polster, auf dem es sich ausruhen lässt.

Källberg wird sich in der Rückrunde vorne beweisen können, zumal Petko Gabrovski an Brett 2 mit einer 2:14-Bilanz enttäuschte. Spitzenspieler Dragan Subotic dagegen liegt durchaus im Bereich des Erwarteten (8:9) und David Mc Beath (7:7) hat ebenfalls sein Soll erfüllt. Die Doppel sind nicht überragend, am besten schnitt die Kombination Källberg/Mc Beath (5:3) ab.

Highlight war fraglos der Kantersieg bei komplett angetretenen, verdutzten Jülichern am 9. November, während die Heimniederlagen gegen Fürstenfeldbruck (3:6) und Bad Königshofen (2:6) doch etwas weh taten.

Geschäftsführer Arthur Schemp beginnt sein Statement mit den erfreulichen Dingen: „Positiv ist mit Sicherheit unser Mannschaftsgefühl und der Team-Zusammenhalt. Wir haben eine junge Mannschaft, die sich außerhalb der Box genauso gut versteht und viel zusammen unternimmt, wenn wir am Wochenende hier zusammen kommen. Positiv ist sicherlich auch die Erkenntnis, dass wir gegen jede Mannschaft der Liga mithalten können, wenn wir unser Potential abrufen, wie beim 6:0-Sieg gegen Jülich sowie bei den Unentschieden gegen Grünwettersbach und den BVB. Als absoluter Glücksgriff erwies sich unsere Nr. 4 Anton Källberg, der als einziger in der Liga ungeschlagen geblieben ist.“

Weniger erfreulich: „Als negativ kann ich nur die nicht optimale Punktausbeute aufführen. Oft haben wir aufgrund von Krankheiten oder Terminstress nicht unsere beste Leistung abrufen können und in einer so ausgeglichenen Liga ist das fatal. Hinzu kam, dass wir an den besagten Wochenenden jeweils Doppelspieltage hatten und dadurch auch doppelt bestraft wurden.“

Mit Blick auf die Rückrunde sagt Schemp: „Ich bin zuversichtlich, dass wir durch die Umstellung mit Källberg und Gabrovski als Team noch stärker sind und entsprechend besser abschneiden.“ Die Spielklasse macht den Ruhrstädtern Laune: „Ein Lob und ein Dank gilt den anderen Vereinen, die diese Liga so einzigartig spannend, attraktiv und lebendig machen, so dass es einfach Spaß macht, daran teilzunehmen.“

Mit weißer Weste durch die Vorrunde: Hernes Jüngster Anton Källberg (Foto: Dr. Stephan Roscher).

 

TuS Fürstenfeldbruck

Ebenfalls noch längst nicht aus dem Schneider sind die Bayern auf Rang acht, die in der Südstaffel in den letzten beiden Spielzeiten sehr erfolgreich waren. Punktgleich mit den Ruhrstädtern, muss man in der Rückrunde unbedingt einen Zahn zulegen, um nicht noch hinten hinein zu rutschen.

Ohne die letztjährigen Leistungsträger Zhao Tian Ming und Darius Knight hatte es die weiter verjüngte Truppe der „Brucker“ bisher nicht so einfach, sich in der extrem starken Liga zu behaupten. Immerhin gelang es, mit dem auch international bekannten Taiwanesen Lee Chia-Sheng einen echten Spitzenmann unter Vertrag zu nehmen, der nur Zwickl und Wehking zum Sieg gratulieren musste, seine übrigen zehn Matches jedoch gewann.

Der Deutsche Jugendmeister von 2013, Florian Schreiner, musste dagegen im oberen Paarkreuz oft noch Lehrgeld bezahlen und verbuchte eine 4:13-Bilanz. Immerhin besiegte er aber solide Zweitligaspieler wie Ort, Wehking und Fadeev. Der Serbe Bojan Crepulja schnitt mit einer 7:5-Bilanz hinten ordentlich ab, während sein junger kroatischer Teamkollege Filip Cipin (2:9) noch nicht die Kurve nehmen konnte. Ein Pluspunkt ist das starke Einserdoppel Lee/Schreiner (5:1).

Der 6:3-Auftaktsieg in Bad Königshofen ließ einiges erhoffen, und nach sechs Spieltagen lag man mit 7:5 Zählern ebenfalls noch sehr gut im Rennen. Dann freilich ging es erst einmal bergab mit drei turmhohen Niederlagen in Folge (1:6 gegen Jülich, 1:6 in Dortmund, 0:6 gegen Frickenhausen II), allerdings ohne Topmann Lee. Man hofft, dass die jungen Spieler diese Negativserie über die Feiertage aus den Köpfen bekommen haben und mit frischem Elan am 10. Januar in die Rückrunde starten. Dann heißt der Gegner Herne, somit hat man also gleich zum Auftakt ein Schlüsselspiel um den Klassenerhalt zu bestreiten.

Abteilungsleiter Rudi Lutzenberger bewertet die erste Saisonhälfte wie folgt: „Wir hatten uns den sicheren Klassenerhalt zum Ziel gesetzt und haben als Achter die Zwischenstation erreicht. Allerdings stimmt bedenklich, dass wir aus den drei letzten Vorrundenpartien ohne unsere Nummer eins Lee 1:18 Spiele holten. Dennoch sind wir zuversichtlich, in der Rückrunde mit Lee wieder konkurrenzfähig zu sein.“ Zweitklassig möchte man in jedem Fall bleiben: „Die Liga macht uns Spaß wegen vieler knapper Ergebnisse, vieler Überraschungen – auch negativer – und vieler Zuschauer“, so Lutzenberger.

Florian Schreiner (Foto: Dr. Stephan Roscher).

 

TTC 1946 Weinheim

Ohne Frage: Der TTC Weinheim, der in der Südgruppe der 2. Bundesliga immer eine gute Rolle spielte, ist abstiegsgefährdet. Trotz einer ligatauglichen Mannschaft verbringt man die kurze Winterpause auf dem undankbaren neunten Tabellenplatz. Fünf Punkte aus neun Partien sind in einer derart ausgeglichen besetzten Klasse einfach zu wenig. Lediglich ein Sieg (6:4 in Fürstenfeldbruck) und drei Unentschieden – kurioserweise im Oktober/November gegen Frickenhausen, Herne und Köln in Serie erzielt – konnten verbucht werden. Folglich benötigen die Nordbadener in der Rückrunde eine kleine Erfolgsserie, um noch das rettende Ufer zu erreichen.

Keinem Spieler gelang in der Vorrunde ein positives oder auch nur ausgeglichenes Resultat, nahezu alle blieben unter ihren Möglichkeiten (Robin Devos 6:11, Jörg Schlichter 4:11, Björn Baum 3:8, Dennis Klein 6:8). Zwar konnte man mit Devos/Schlichter (6:3) ein gutes Doppel in die Box schicken, doch die übrigen Paarungen schnitten negativ ab. Ab sofort ist jedes Spiel ein kleines Finale, auch schon die ungemein schwierige Auftaktpartie am 10. Januar in Passau.

TTC-Trainer Rainer Schmidt analysiert die Situation: „Mit dem Abschluss der Vorrunde können wir natürlich nicht zufrieden sein. Ein 0:6 und 1:6 waren für die Psyche nicht gut. Nun ist aber erst mal Pause und wir versuchen, in die Rückrunde positiv zu starten, so wie es uns in der Vorrunde mit dem einzigen Sieg in Fürstenfeldbruck gelungen ist. Die Mannschaft musste nach dem zweiten Spieltag mit dem Ausfall von Björn Baum einen herben Rückschlag einstecken, von dem sie sich nie ganz erholte. Zwar holte man drei Unentschieden, aber das ist insgesamt zu wenig, um die Klasse zu halten. Trotzdem bleiben wir in Weinheim ruhig und vertrauen auf unsere Spieler.“

Doch nun muss die Schlagzahl erhöht werden: „In der Rückrunde müssen sich aber einige steigern. Mit Ausnahme von Dennis Klein, der eine gute Vorrunde spielte und seine Verpflichtung rechtfertigte, müssen alle anderen eine Schippe drauflegen. Dass die Spieler dies können, haben sie schon öfters unter Beweis gestellt, insbesondere Robin Devos hat mehr Möglichkeiten, auf die wir in der Rückrunde hoffen. Grundsätzlich ist der Blick nun nach unten gerichtet, so wie es von den Experten auch erwartet worden war und da stellen wir uns nun der Aufgabe.“

Im Unterhaus bleiben möchte man unbedingt, so Rainer Schmidt: „Auf jeden Fall ist die neue 2. Bundesliga eine äußerst ausgeglichene Liga, was die Ergebnisse auch zeigen. Schade, dass die Zuschauer dies nicht honorieren. Es gibt nur interessante Spiele und darauf freuen wir uns in der Rückrunde und wollen mit aller Macht den Abstieg verhindern.“

TTC 1946 Weinheim 2014/15 (Foto: Verein).

 

1.FC Köln

Am kritischsten sieht die Situation für den 1. FC Köln aus. Bei 3:15 Punkten ist die Lage bedrohlich. Mit etwas Humor würde man vielleicht sagen: Hoffnungslos aber nicht ernst. Doch das wäre falsch. Ernst ist sie, richtig ernst, jedoch beileibe nicht hoffnungslos. Vier Punkte Rückstand aufs rettende Ufer sind mit dieser eigentlich ligatauglich besetzten, gut motivierten Truppe wettzumachen. Und bei den Rheinländern ist man gewillt, der Lage zu trotzen und in der Rückrunde sämtliche Kräfte zu mobilisieren nach der Devise „Noch ist Kölle nicht verloren!“.

Dazu darf nun freilich gar nichts mehr schieflaufen. Eine Halbrunde mit einem einzigen Sieg, kurioserweise gegen die Topmannschaft Passau erzielt, und einem Remis (in Weinheim) darf es nicht wieder sein – das wäre der sichere Abstieg. Schon am 11. Januar beim starken BVB muss etwas Zählbares her – gar nicht so unrealistisch, da diese Derbys schon immer unter eigenen Gesetzen gestanden haben und die Kölner manches Mal den Rivalen düpieren konnten.

Einen Funken Hoffnung gibt, dass mit Spitzenspieler Lennart Wehking (8:8) und Vierer Gianluca Walther (8:5) wenigstens zwei Akteure der „Geißböcke“ in der Vorrunde passable Leistungen gezeigt haben. In den Doppeln (4:14) klemmte es indes beträchtlich.

Der Sportliche Leiter Andreas Nau blickt zunächst zurück: „Dass es ein sehr ambitioniertes Ziel sein würde, die erstmals eingleisige 2. Bundesliga mit dem gleichen Kader zu bestreiten, der in der Vorsaison so eben noch den Sprung in selbige geschafft hatte, war bei den Geißböcken allen Beteiligten bewusst. Nichtsdestotrotz wurde hier auf ein intaktes Mannschaftsgefüge gesetzt, mit einer guten Mischung aus erfahrenen Leistungsträgern, alten Hasen, aufstrebenden Talenten und jungen Wilden und auf Synergieeffekte, die entstehen, wenn die Spieler ihre Trainingseinheiten gemeinsam bestreiten.“

Und eben das lässt, so Nau, hoffen: „Dieser Mix garantiert eben auch, dass zur Rückrunde noch einmal alle Kräfte mobilisiert sowie neue Reserven freigesetzt werden können und wir als verschworene Einheit jedem Gegner alles abverlangen wollen. Wie man auf den letzten Metern das Feld von hinten aufrollt, das wissen die Spieler und das Umfeld seit der letzten Saison sehr gut, als man sich mit Siegen in den letzten beiden Spielen noch auf Platz 5 rettete. Deshalb werden wir zur Rückrunde an ein bis zwei Stellschrauben drehen, alle gemeinsam die Ärmel hochkrempeln und reinhauen.“

Kölns Spitzenspieler Lennart Wehking hat die 2. Liga mit seinen Geißböcken längst noch nicht abgehakt (Foto: Dr. Stephan Roscher).

 

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