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Auch nach sieben Spieltagen Spitzenreiter: TTC Ober-Erlenbach (Foto: Verein).

3. Bundesliga Nord Herren: Packender Zweikampf um Meisterschaft und Aufstieg

Dr. Stephan Roscher 11.01.2015

Es erhält zunächst einmal jedem der beiden Teams, die mit 11:3 Punkten an der Spitze des Liga-Klassements thronen, die Chance, am Ende den heiß ersehnten Spitzenplatz einzunehmen. Fünf Spieltage sind noch zu absolvieren, sollten beide ihr Programm konsequent durchziehen und nur noch Siege einfahren, dürften die Hessen die Nase vorne haben – ihr Vorsprung im Spiele-Verhältnis (+20 gegenüber +8) ist, realistisch betrachtet, kaum aufzuholen. Doch passieren kann noch eine Menge bis Ende März und jeder Punktverlust eines der beiden Titel-Aspiranten könnte für diesen tödlich sein.

Auf Rang drei finden wir mit den Berliner Herthanern einen weiteren ambitionierten Ex-Zweitligisten, den es zumindest mittelfristig wieder in die zweithöchste Spielklasse zieht. Doch in dieser Saison wird es die „alte Dame“ bei drei Zählern Rückstand auf das Spitzenduo wohl nicht schaffen können. Immerhin hat man durch das glatte 6:1 im Stadtderby bei den Füchsen am ersten Rückrundenspieltag ein Zeichen gesetzt und unterstrichen, dass man im oberen Tabellenbereich mitmischt.

Da gibt es natürlich mit dem SV Siek (7:7 Punkte) einen weiteren gut besetzten ehemaligen Zweitligisten, der sich vermutlich bis zum Saisonschluss mit der Hertha um Platz drei streiten wird. Allerdings starteten die Holsteiner bescheiden in die Rückrunde. Das 4:6 in Xanten am 11. Januar war ganz und gar nicht eingeplant.

Keines der Teams auf den ersten drei, vier Plätzen wäre vermutlich im Unterhaus ein Opferlamm, auch wenn dieses durch die Eingleisigkeit nochmals an Niveau und besonders an Ausgeglichenheit zugelegt hat.

Zum Fünften des Klassements, dem letztjährigen Zweitliga-Nord-Schlusslicht TuS Xanten (5:9) ist es da schon ein gewisser Qualitätssprung. Dass die Truppe vom Niederrhein aber schon Potenzial hat, bewies sie nun spätestens zum Rückrunden-Auftakt mit dem 6:4-Erfolg über den SV Siek.

Der TTC Seligenstadt, der auch schon in der 2. Liga aufgeschlagen hat, ist der zweite Hessen-Klub im Teilnehmerfeld. Das Team mit der Galionsfigur Richard Prause hat – bei einem weniger absolvierten Spiel – drei Pluspunkte Rückstand auf Siek und einen auf Xanten, könnte sich also von Platz sechs noch etwas weiter nach oben arbeiten. Dass man an guten Tagen einiges bewegen kann, zeigte der 6:3-Sieg bei der Hertha Anfang Oktober.

Nicht ganz unerwartet stehen die Füchse Berlin (2:12) auf dem letzten Platz – kein Beinbruch in dieser Saison der Akklimatisierung, in der keiner absteigen muss.

Die Spieler-Rangliste des Spitzenpaarkreuzes wird von einem Triumvirat angeführt. Ihm gehören Brackwedes Asse Lei Yang (12:2) und Frantisek Placek (11:3) ebenso an wie Ober-Erlenbachs Tischtennis-Tausendsassa Thomas Keinath (11:3). Im unteren Paarkreuz konnten sich bisher zwei Akteure besonders ins Rampenlicht spielen, nämlich der Herthaner Deniz Aydin (9:1) und der Ober-Erlenbacher Julian Mohr (8:2). In den Doppeln sind Thomas Keinath/Jens Schabacker (7:0) vom Spitzenreiter TTCOE derzeit das Maß aller Dinge, aber auch die Sieker Kombination Hartmut Lohse/Wang Yansheng ist noch unbesiegt (6:0).

Trotz des fehlenden Abstiegskampfs wird die neue Liga – zumindest die Nordgruppe – bisher von den Fans gut angenommen. 120 im Schnitt sind nur 14 weniger pro Partie als momentan in der 2. Bundesliga notiert sind. Das liegt natürlich ganz wesentlich an den Ober-Erlenbachern, die stolz auf einen Besuch von durchschnittlich 311 Tischtennisfans blicken. Interessant: In der Südstaffel, die in voller Sollstärke spielt und in der es einen spannenden Auf- und Abstiegskampf gibt, sind es mit 76 Fans pro Spiel im Durchschnitt deutlich weniger Besucher.

Mit 147 Zuschauern folgt im Norden Ober-Erlenbachs Rivale Brackwede in der Zuschauertabelle auf Platz zwei, gefolgt von Seligenstadt (128). Die übrigen vier Teams liegen mehr oder weniger deutlich unter 100.

Die erstligareife Kulisse von 486 Fans im Ober-Erlenbacher Wingert-Sportpark beim Topspiel gegen Brackwede stellt nicht nur eine tolle Rekordmarke in der noch kurzen Drittliga-Historie dar, sie wäre auch eine Klasse höher Saisonrekord – den hält dort momentan nämlich der TSV Bad Königshofen mit 411 Fans, die am 2. November 2014 zum Spiel gegen den BV Borussia Dortmund kamen.

 

TTC Ober-Erlenbach

Nach dem unglücklichen Abstieg beziehungsweise der am letzten Spieltag verpassten Qualifikation für die eingleisige 2. Liga haben die ambitionierten Hessen in unveränderter Besetzung eine saubere erste Halbrunde in der dritthöchsten Spielklasse hingelegt.

Die meisten der fünf Siege erfolgten deutlich, woraus das hervorragende Spiele-Verhältnis resultiert, das den TTC derzeit zum Spitzenreiter macht. Gegen Xanten, bei den Füchsen und im Derby in Seligenstadt wurde mit 6:1 gewonnen, gegen die Hertha gab es ein 6:2 und gegen Siek „nur“ ein 6:3.

Doch da war natürlich noch Angstgegner Brackwede, der der Hessen-Boy-Group um Routinier Keinath schon letzte Saison nicht lag. Dort bezog man im Hinspiel eine 4:6-Niederlage und konnte nun im zweiten Match nach 1:3- und 3:5-Rückstand hoch zufrieden sein, wenigstens einen Punkt behalten zu haben.

Die Bilanzen sind etwas heterogen. Thomas Keinath (11:3) zählt erwartungsgemäß zu den Ligabesten. Der TTC-Zweier hat es als junger Spieler traditionell schwer in einer Liga der „alten Hasen“ – diesmal ist es der 18-jährige Dominik Scheja mit einer 2:9-Bilanz, obwohl sich der hochgewachsene Offensivspieler bereits erkennbar gesteigert hat. Unten ist man wiederum richtig erfolgreich: Julian Mohr (8:2) und Jens Schabacker (6:3) stellen das stärkste hintere Paarkreuz der Liga. Auch die Doppel sind mit einer Gesamtbilanz von 12:2 (Keinath/Schabacker 7:0, Mohr/Scheja 5:2) das Beste, was die Klasse zu bieten hat.

Die beiden schweren Auswärtsspiele bei der Hertha (24.01.) und in Siek (31.01.) dürften darüber entscheiden, ob der Weg nach oben geht. Gelängen zwei Siege, wäre dies sehr wahrscheinlich der Fall.

Johannes Herrmann sagte nach dem ersten Saison-Durchgang: „Wir haben die Herbstmeisterschaft erringen können und somit unsere Zielstellung erfüllt. Wir wollen aber auch am Ende vorne stehen. Insbesondere unsere Doppel waren für diesen Erfolg maßgeblich, zudem hatten wir mit Thomas Keinath im oberen Paarkreuz und Julian Mohr im unteren Paarkreuz zwei Punktegaranten. Dominik Scheja hat mit seinem Erfolg im letzten Spiel der Hinserie gegen Richard Prause gezeigt, zu welchen Leistungen er fähig ist. Jens Schabacker spielt weiterhin solide, musste aber drei unglückliche 2:3-Niederlagen hinnehmen. Erfreut sind wir neben den sportlichen Erfolgen aber auch über die weiterhin sehr guten Zuschauerzahlen in Bad Homburg. Weiterhin wollen wir mit dem Team hinter dem Team unsere Strukturen permanent weiterentwickeln.“

Nach dem Rückspiel-Krimi gegen Brackwede ergänzte der Teammanager des TTCOE: „Es war ein Tischtennis-Happening der besonderen Art. Fast 500 Zuschauer verwandelten den "Wingert Dome" zeitweise in einen Hexenkessel. Die beiden Teams stehen zu recht an der Tabellenspitze und spielen um die Meisterschaft auf Augenhöhe. Ich denke wir haben nun die etwas besseren Karten auf unserer Seite, müssen und werden dennoch die weiteren Partien hochkonzentriert angehen. Unser Ziel ist die Meisterschaft und der damit verbundene Aufstieg. Neben dem Sportlichen werden wir uns auch weiterhin die eine oder andere Aktion einfallen lassen, um Tischtennis in und um Bad Homburg zu etablieren und Unterstützer für unser Nachwuchsprojekt „Vom Anfänger zum Könner“ anzusprechen.“

Julian Mohr (TTC Ober-Erlenbach), mit einer 8:2-Bilanz zurzeit zweitbester Spieler des hinteren Paarkreuzes (Foto: Dr. Stephan Roscher).

 

SV Brackwede

Als einziges Team noch ungeschlagen, erlebte der SV Brackwede einen völlig anderen Rundenverlauf als die Hessen. Man startete mäßig mit zwei Unentschieden gegen Siek und in Xanten. Und dann kam offensichtlich die Idee auf, dass man knappe Spiele ja eigentlich auch gewinnen könne. Es folgten vier 6:4-Siege, nämlich bei den Herthanern, gegen Seligenstadt und bei den Füchsen. Den Auftakt gemacht hatte aber das 6:4 gegen den Lieblingsgegner und Aufstiegsfavoriten Ober-Erlenbach am 2. November. Nun also noch das 5:5 im Rückspiel.

Man hat sieben Partien absolviert und alle verliefen eng und umkämpft. Eine Truppe freilich, die die Qualität hat, fast immer den Sack zuzumachen, wenn es hart auf hart geht, besitzt das „Sieger-Gen“ und ist immer gut für große Erfolge. Teams wie der große Rivale aus Hessen, die in der Regel hoch gewinnen, haben nicht selten dann Probleme, die wenigen wirklich engen Spiele nach Hause zu bringen. Man darf gespannt sein, wieviele 6:4-Siege uns die Ostwestfalen in der Rückrunde bescheren. Immerhin haben sie noch fünfmal die Möglichkeit dazu.

Das vordere Paarkreuz ist spitze – dessen 4:0 in Ober-Erlenbach spricht Bände. Frantisek Placek (11:3) und der Ex-Grünwettersbacher Lei Yang (12:2) sind in der 3. Liga nur schwer zu besiegen. Das zweite Paarkreuz indes ist die Achillesferse. Zwar spielte auch Stefan Höppner positiv (8:6), doch fällt Christian Reichelt (3:11) trotz einige knapper Niederlagen etwas ab. Auch bei den Doppeln hakt es (insgesamt 5:9). Macht aber nichts, diese Konstellation reicht fast immer für einen 6:4-Erfolg – und darauf ist man eben abonniert. Und wenn es gegen die Hochkaräter geht, wie eben gegen Ober-Erlenbach, können fast alle eine Schippe drauflegen.

Abteilungsleiter Stephan Abke zeigte sich mit dem Verlauf der Vorrunde sehr zufrieden: „Ungeschlagen und punktgleich mit dem TTC Ober-Erlenbach an der Tabellenspitze, das sagt eigentlich alles. Wir sind mit dem Verlauf der Hinrunde hochzufrieden und freuen uns natürlich besonders über den Hinspiel-Erfolg gegen den Tabellennachbarn. In Bezug auf die Meisterschaft ist die Mannschaft aus Hessen sicherlich in der Favoritenrolle, dies zeigt schon der Blick auf deren großartiges Spielverhältnis. Unser Team musste dagegen in allen Spielen über die volle Distanz gehen. Die zweite Halbserie wird sicherlich kein Selbstläufer, was allerdings sicherlich im Sinne unserer Zuschauer ist, die die überaus spannenden und oft auch hochklassigen Spiele genossen haben.“ Abke fügt hinzu: „Wir hoffen natürlich, dass unsere Mannschaft möglichst lange im Kampf um den Platz an der Sonne eine Rolle spielen kann und wir so den bisherigen Zuschauerschnitt von circa 150 Zuschauern noch etwas verbessern können.“

Zum Thema eines möglichen Aufstiegs befragt, sagte Abke vor dem Rückrunden-Auftakt: „Der Aufstieg in die 2. Bundesliga ist nicht unser erklärtes Saisonziel. Wir haben uns noch keine ernsthaften Gedanken gemacht, ob wir, im Falle eines Falles, das mit erheblich größerem Mehraufwand verbundene „Abenteuer 2. Liga“ angehen würden. Aber wir haben den Vorteil, dass das Rückspiel gegen OE schon im Januar stattfindet. Nach diesem Spiel ist wahrscheinlich abzusehen, wie realistisch die Meisterschaft ist, und wir werden dann die Entscheidung kurzfristig treffen, um rechtzeitig die Weichen in die entsprechende Richtung zu stellen.“

Update: 24 Stunden nach dem Krimi von Ober-Erlenbach aktualisierte Abke seine Aussagen: "Erst einmal sind wir sehr stolz auf unser Team, das in einem fantastischem Spiel dieses Unentschieden erreicht und sicherlich gezeigt hat, dass wir absolut in der Lage sind, mit dem großen Aufstiegsfavoriten Ober-Erlenbach mitzuhalten. Kompliment an den Gastgeber für die wirklich professionellen Rahmenbedingungen bei diesem Spitzenspiel. Gut, letztendlich hat nur ein Ball oder etwas Glück gefehlt und wir hätten als Sieger die Halle verlassen, aber da der Aufstieg in die 2. Bundesliga nie wirklich von uns als Saisonziel ausgegeben wurde, geht das Leben in Brackwede mit der Konzentration auf eine weitere Saison in der 3. Liga weiter. An einen Ausrutscher von Ober-Erlenbach glauben wir nicht, doch sollte es wirklich dazu kommen, werden wir bis dahin versuchen, am Spitzenreiter dranzubleiben, denn mit unserem überragenden Spitzenpaarkreuz wäre sicherlich auch die Planung für die 2. Bundesliga noch möglich."

SV Brackwede (Foto: Verein)

 

Hertha BSC Berlin

Mit 8:6 Punkten nach dem klaren Derbysieg bei den Füchsen steht der namhafte Hauptstadtklub auf Rang drei der Drittliga-Tabelle. Es gab positive Momente wie das 6:3 zum Auftakt in Siek und negative wie das 3:6 gegen Seligenstadt in heimischer Halle nur eine Woche später. Um ganz oben mit dabei zu sein, fehlte es der spielstarken Mannschaft an Konstanz.

Der zweitligaerfahrene Sebastian Borchardt ist die Nummer eins, seine bisherige Bilanz lautet 8:6. Andy Römhild konnte im oberen Paarkreuz nicht immer überzeugen (Vorrunden-Ergebnis 4:8) und tauschte den Platz mit dem vormaligen Dreier Deniz Aydin, der hinten mit einer 9:1-Bilanz überragte. Gar nicht gut lief es in der ersten Halbserie beim amtierenden Berliner Meister Ali-Serdar Gözübüyük, der nur ein Match gewann, nun aber gegen den Ex-Herthaner im Füchse-Dress, Sven Kath, zum zweiten Mal erfolgreich die Box verließ. Zusammen mit Aydin bildet Gözübüyük ein gutes Doppel, das gegenwärtig 5:2 steht.

Abteilungsleiter Gerd Welker ist bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. So gab er vor Saisonbeginn zu Protokoll: „Wir haben ein Ziel, Meister werden und aufsteigen. Wir wissen, dass es schwer wird und lassen uns überraschen.“ Inzwischen hat man gesehen, dass es nicht einfach ist, in der dritthöchsten Spielklasse die Spitze zu erobern und dass es in dieser Saison nicht mehr klappen dürfte.

Welker stellt nun fest: „Wenn man eine Liga nicht richtig kennt, und die Liga war ja für alle Neuland, kann man nicht enttäuscht sein. Wir haben nun einiges gelernt, nämlich dass man in jedem Spiel topfit sein muss, was wir etwa gegen Seligenstadt nicht waren. Unsere Jungs sind jetzt vorgewarnt, wir wollen so gut wie möglich aussehen, unser Ziel ist nun Platz drei. Das können wir schaffen, zumal uns Siek eigentlich recht gut liegt. Gegen Brackwede traue ich uns in der Rückrunde auch einen Sieg zu. In der Rückrunden-Aufstellung mit Aydin oben und Römhild an drei sind wir wahrscheinlich einen kleinen Tick stärker.“

Welker sagt auch das Spielsystem zu: „Mit Vierermannschaften ist alles für die Zuschauer viel besser und übersichtlicher, aber man braucht eben auch vier gute Leute, um erfolgreich zu sein.“ Zur Erläuterung: Der Hauptstadtklub mit dem klangvollen Namen war aus der Regionalliga aufgestiegen, wo noch mit Sechsermannschaften gespielt wird.

Das mittelfristige Ziel der Berliner, die bis zur Saison 2012/13 eine feste Größe im Unterhaus waren, ist eindeutig. Gerd Welker: „Wir wollen sobald wie möglich wieder in die 2. Liga, denn da gehört die Hertha hin!“

Sebastian Borchardt, Spitzenspieler von Hertha BSC (Foto: Dr. Stephan Roscher).

 

SV Siek

Der Meister der 2. Bundesliga Nord in der Saison 2011/12 zählt zu den renommiertesten Klubs des „Unterhauses unter dem Unterhaus“. Man stufte sich vor der Runde selbst als klassischer Kandidat für das Mittelfeld ein.

Nach bescheidenem Auftakt mit 1:5 Punkten – verloren wurde gegen die Hertha und in Ober-Erlenbach (jeweils 3:6), Remis spielte man –immerhin!- in Brackwede –, wurde mancher in Siek schon etwas nachdenklich. Allerdings hatte man gegen drei Topteams gespielt, gegen die ersten drei der Tabelle, gegen die andere auch verlieren. In der zweiten Vorrundenhälfte rückte man die Verhältnisse mit drei klaren Siegen in Folge wieder gerade – Seligenstadt, die Füchse, und Xanten blieben chancenlos.

Nun wollte man natürlich am Ball bleiben und die Siegesserie zum Rückrundenauftakt ausbauen, doch das ging daneben, da man überraschend in Xanten mit 4:6 den Kürzeren zog. Dennoch deutet vieles darauf hin, dass man die Runde entweder auf Platz drei oder vier abschließen wird.

Angeführt wird die ansonsten gegenüber der Vorsaison signifikant veränderte Truppe von Spielertrainer Wang Yansheng, der nun im zehnten Jahr für den SVS aktiv ist. Wang steht ausgeglichen (7:7). Ihm folgt mit Hartmut Lohse ein starker Neuzugang (7:6). Youngster Daniel Cords spielte hinten sehr passabel (7:4), während Rückkehrer Jan Hauberg (2:4) und Patrick Khazaeli (1:2) noch zulegen müssen. Bärenstark ist das noch ungeschlagene Einserdoppel Lohse/Wang, mit einer 6:0-Bilanz derzeit zweitbestes Gespann der Liga.

Abteilungsleiter Stefan Zilz fand die Vorrunde im Großen und Ganzen in Ordnung: „Wir sind mit Platz drei und 7:5 Punkten einigermaßen zufrieden, nachdem wir mit 1:5 Punkten gestartet waren. Dabei haben wir sowohl gegen Hertha BSC als auch gegen Brackwede je einen Punkt liegengelassen. Erfreulich die Leistung von Neuzugang Hartmut Lohse, Wang hat sich nach schlechtem Start mit zuletzt fünf Einzelsiegen gefangen. Daniel Cords und Jan Hauberg spielten ebenfalls gut. Die letzten drei Siege in Folge machen Lust auf mehr und zum Rückrundenstart wollen wir in Xanten doppelt punkten.“ Nun, dieses Statement erfolgte kurz vor Beginn der zweiten Halbserie. Dass es in Xanten gründlich danebengehen würde, konnte Zilz zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen.

SV Siek (Foto: Verein)

 

TuS Xanten

Die Truppe vom Niederrhein, die 2013/14 als Aufsteiger reichlich Lehrgeld in der 2. Bundesliga Nord zahlen musste, schloss die Vorrunde in der neuen 3. Liga Nord mit 3:9 Punkten auf dem sechsten Tabellenplatz ab.

Die Ergebnisse zeigten aber bereits, dass man nun nicht länger Opferlamm und dankbarer Punktelieferant ist. So startete man mit einem Remis gegen die Füchse, konnte in Ober-Erlenbach (1:6) natürlich nichts ausrichten, knöpfte dann aber dem Meisterschafts-Aspiranten Brackwede einen verdienten Zähler ab, unterlag der Hertha (3:6), um anschließend in Seligenstadt zum dritten Mal zu einer respektablen Punkteteilung zu kommen. Lediglich in Siek sah man beim 1:6 nochmals schlecht aus, doch im Rückspiel gelang nun die Revanche – der umjubelte erste Saisonsieg. Durch das unerwartete 6:4 gegen die Holsteiner am 11. Januar kletterte man mit nunmehr 5:9 Zählern auf Rang fünf.

Der junge Niederländer Laurens Tromer (5:5) schlug im vorderen Paarkreuz auf Anhieb gut ein und spielte ausgeglichen (5:5). Der aus Holzbüttgen gekommene Ex-Jülicher Michael Servaty erwies sich ebenfalls als reif für das obere Paarkreuz (5:4). Milosz Przybylik erspielte an Position drei eine 6:4-Bilanz. Lediglich der bekannteste Xantener, Sascha Köstner, bekam mit einer 1:7-Bilanz kein Bein auf den Boden. Überraschend nahm man dennoch Umstellungen vor, so ging Tromer nach hinten, während Servaty nun als Nummer eins fungiert. Przybylik rückte an Position zwei vor.

Eine Aufstellung, die sich gegen Siek schon bewährt hat. Przybylik schlug Wang und Lohse, Servaty Lohse und Tromer punktete doppelt. Selbst Sascha Köstner konnte mal wieder ein Match gewinnen.

In den Doppeln (3:11) sieht es allerdings bisher mau aus. Hier büßte man wichtigen Boden ein, der sich auch in der schwachen Punktausbeute der Vorrunde manifestierte. Das Duo Servaty/Tromer spielte wenigstens ausgeglichen (2:2), steht nun aber 2:3.

Abteilungsleiter Wilfried Quosbarth hatte das Saisonziel vor Beginn der Runde moderat formuliert: „Der TuS Xanten geht mit zwei Neuzugängen, dem 19-jährigen Laurens Tromer und dem 20-jährigen Michael Servaty, in die Saison 2014/15. Ergänzt wird die Mannschaft durch die erfahrenen und bereits sehr lange in Xanten aktiven Milosz Przybylik und Sascha Köstner. Mit dieser Mischung glauben wir mithalten zu können.“

In der Tat hat sich die Mischung, die den neuen Kader ausmacht, als vielversprechend erwiesen. Zumal die Truppe nun richtig eingespielt zu sein scheint, wie der jüngste Erfolg gegen Siek unterstreicht. Vielleicht steht man am Beginn einer guten Rückrunde. Bald werden wir mehr wissen.

TuS Xanten (Foto: Verein)

 

TTC Seligenstadt

Das Team aus dem idyllischen Fachwerk-Städtchen im hessischen Landkreis Offenbach, aufgestiegen als Meister der Regionalliga West und verstärkt durch Tischtennis-Promi Richard Prause, riss bislang keine Bäume aus in der neuen Liga, spielte aber recht ordentlich mit.

Nach der Vorrunde steht man mit 4:8 Punkten auf Platz fünf. Inzwischen zog Xanten, das eine Partie mehr ausgetragen hat, vorbei und verdrängte den Zweitligisten der Saison 2011/12 einstweilen auf Rang sechs, von dem man nun natürlich so rasch wie möglich wieder weg möchte.

Die Truppe ist absolut ligatauglich besetzt und sollte in der Rückrunde noch zulegen können, zumal man einige knappe, unglückliche Niederlagen quittieren musste wie etwa in Brackwede (4:6). Der Saisonauftakt war mit dem 6:3-Sieg bei der Hertha optimal verlaufen und hatte Großes erwarten lassen, doch dann kam etwas Sand ins Getriebe. Das Remis bei den Füchsen konnte ebensowenig befriedigen wie die Punkteteilung gegen Xanten sieben Wochen später vor eigener Kulisse. Beim 2:6 gegen Siek blieb man deutlich unter seinen Möglichkeiten, während man im Hessenderby gegen Ligaprimus Ober-Erlenbach (1:6) letztlich zwar ohne Chance war, jedoch in einigen Matches durchaus auf Augenhöhe agierte.

Der 46-jährige „Richie“ Prause, Linkshänder mit enormem Ballgefühl, der trotz seines Alters noch jeden Ball mit der starken Vorhand anzuziehen versucht, verbuchte als Seligenstadts Nummer eins eine 5:7-Bilanz, die ohne weiteres auch besser hätte ausfallen können, da einige sehr knappe Niederlagen dabei waren. So etwa gegen Thomas Keinath, der drei Matchbälle gegen den ehemaligen Herren-Bundestrainer des DTTB abwehren musste. Für Alexander Krenz (2:9) ist Position zwei schwierig zu spielen, dennoch erhält er in der Rückrunde eine neue Gelegenheit, sich im oberen Paarkreuz zu beweisen, da an den Brettern eins bis drei keine Umstellungen vorgenommen wurden. Immerhin konnte er Wang Yansheng und Laurenz Tromer besiegen. Der Ex-Grenzauer Dennis Müller spielte hinten ausgeglichen (5:5) und der ursprünglich in der 2. Mannschaft gemeldete, kampfstarke Matthias Bomsdorf knapp positiv (5:4) – in der Rückrunde ist der Ex-Passauer aus Hessen auch auf der Meldeliste fest dabei. Beide Doppel schlossen die Hinserie ausgeglichen ab – Krenz/Prause und Bomsdorf/Müller spielten jeweils 3:3.

Der TTC-Vorsitzende Andreas Hain hatte vor der Saison festgestellt, dass die neue Spielklasse attraktiv für seinen Klub sei: "Wir haben immer gesagt, dass wir für die 2. Liga etwas zu schwach sind und für die Regionalliga eher etwas zu stark, so dass die 3. Liga eigentlich genau die richtige Spielklasse sein müsste. Wir denken, dass wir gegen jeden eine Chance haben.“ Mit einer besseren Punktausbeute als in der Vorrunde könnte man unter Beweis stellen, dass man in der 3. Bundesliga tatsächlich Akzente setzen kann.

Seligenstadts Tischtennis-Ikone Richard Prause (Foto: Dr. Stephan Roscher).

 

Füchse Berlin

Als Vizemeister der Regionalliga Nord schafften die Füchse den Aufstieg in die neue 3. Liga. Man rechnete nicht damit, in der dritthöchsten deutschen Spielklasse auf Anhieb Bäume auszureißen, freute sich jedoch, eine konkurrenzfähige Mannschaft ins Rennen schicken zu können.

Dass diese gegenwärtig die rote Laterne innehat, ist kein Grund zur Resignation. Die Vorrunde schloss man mit 2:10 Zählern ab, nach der klaren Niederlage im Berliner Stadtderby am 10.01. sind es nun 2:12 Punkte. Unsicher ist, ob man sich noch einen oder zwei Plätze nach oben arbeiten kann – dazu müsste man eine sehr gute Rückrunde spielen und in den verbleibenden fünf Partien nochmal richtig Gas geben.

Positiv war der Saisonstart mit 2:2 Punkten nach Unentschieden in Xanten und gegen Seligenstadt. Punktemäßig war es das dann, jedoch wäre im letzten Vorrundenspiel gegen Brackwede, das mit 4:6 knapp verloren ging, um ein Haar noch etwas hinzu gekommen.

Neuzugang Arne Hölter konnte vorne ordentlich mithalten (6:8), der junge Marcus Hilger (1:9) war an Position zwei noch überfordert. Der routinierte Sven Kath (4:7) könnte im hinteren Paarkreuz durchaus zulegen, auch der Vierer Martin Dietrich (4:6) wird sicher versuchen, noch eine ausgeglichene Bilanz zu schaffen. Zudem kann man ein starkes Doppel in den Ring schicken, nämlich Hölter/Kath (5:2). Ansonsten kommt von den Doppeln bisher nichts Zählbares.

Christoph Wölki, Abteilungsleiter des Berliner Traditionsklubs, der insgesamt 23 Tischtennis-Teams am Start hat, beginnt sein Statement mit dem, was ihm – und nicht nur ihm – missfällt: „Unerfreulich war, dass die Staffel nur aus sieben Mannschaften besteht. Da unser Team von vornherein nur darauf ausgerichtet war, gegen den Abstieg zu spielen, fehlen uns jetzt gewissermaßen die Abstiegsduelle. Das ist ein sehr großes Manko. Hiervon wird es auch abhängen, welche Entwicklung die Liga nimmt.“ Auch das Drumherum könnte ansprechender sein: „Die bessere Gestaltung des Umfeldes steckt meines Erachtens noch in den Kinderschuhen. Der Einlauf der Teams ist recht amateurhaft. Der Liveticker aber ist ein netter Service.“

Sportlich konstatiert Wölki: „Das Niveau ist durchaus ansprechend, vor allem im oberen Paarkreuz. Aber auch im hinteren Paarkreuz hat keine Mannschaft einen richtigen Schwachpunkt.“ Was die Füchse gezeigt haben, sei gar nicht so übel gewesen: „Mit unserer Leistung sind wir zufrieden. Wir haben ein richtig schlechtes Spiel und drei ordentliche Leistungen gezeigt. Zwei weitere Male entsprach sie den Erwartungen.“

Für die zweite Saisonhälfte erhoffte sich der Abteilungs-Chef „ein gutes Spiel und viele Zuschauer im Derby gegen Hertha BSC und eventuell das Verlassen des letzten Platzes.“ Nun, das Derby ging mit 1:6 sportlich in die Hose, doch die Besucherzahl war mit 115 recht ordentlich – Rekordbesuch bei den Füchsen. Und der letzte Teil des Wunsches, nämlich die rote Laterne abzugeben, könnte ja immer noch in Erfüllung gehen.

Füchse Berlin (Foto: Verein).

 

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