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Auch dem Doppel Baum/Ovtcharov gelang im Spiel um Bronze kein Sieg (Foto: ms)

Bronze für Österreich: Ohne Boll unterliegt DTTB-Duo mit 0:3 / Portugal holt Gold

SH 15.06.2015

Baku. Erneut ohne den erkrankten Timo Boll (Lebensmittelvergiftung) mussten sich Patrick Baum und Dimitrij Ovtcharov Österreich im Spiel um die Bronzemedaille bei den European Games geschlagen geben. Nach dem verlorenen Auftakteinzel Baums gegen Daniel Habesohn stand der Sieg von Team Austria zwar schon fest, dennoch musste bis zum tatsächlichen dritten Punkt für Österreich gespielt werden. Das zweite Einzel, Boll gegen Robert Gardos, ging kampflos verloren. Das Doppel Baum/Ovtcharov unterlag dann Habesohn und Stefan Fegerl mit 1:3. Ein Ersatzmann für Teams ist in Baku im Tischtennis nicht zugelassen und hatte bereits am Vortag für große Diskussionen gesorgt.

Den Herren-Team-Titel bei der Premiere der Europaspiele hat Portugal gewonnen. Der mit Marcos Freitas, Tiago Apolonia und Joao Geraldo in Baku angetretene Europameister besiegte Deutschlands Halbfinal-Bezwinger Frankreich im Endspiel mit 3:1.

Deutsche hoffen auf Besserung bei Boll fürs Einzel

Die Deutschen hoffen, dass sich Bolls Zustand bis zum Beginn der Einzel-Wettbewerbe für die Top-16-Gesetzten am Mittwoch bessert. Ersetzt werden könnte er zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. "Timo ging es heute schon etwas besser", gab Bundestrainer Jörg Roßkopf bekannt. "Er wird morgen testen, ob und was geht. Wir haben die Hoffnung, dass wir im Einzel zwei Spieler aufbieten können." Der Rekord-Europameister selbst meldete sich via Facebook aus dem Athletendorf eher pessimistisch: "Da hat es mich aber mal ordentlich erwischt. Jedenfalls habe ich mich die letzten zwei Tage gerade mal von zwei Scheiben Toast ernährt, was meiner Figur zwar gut tut, Leistungssport aber nicht zulässt." Er ergnäzte: "Schade, wir hatten im Team sicher eine große Siegchance. Und auch im Einzel sehe ich meine Einsatzchancen schwinden. Denn ich fühle mich weiterhin sehr schwach."

ETTU hatte sich ohne Erfolg beim EOC für Ersatzregelung eingesetzt

Die Europäische Tischtennis Union hatte sich im Vorfeld der Europaspiele mehrfach dafür eingesetzt, vier Spieler pro Nation zuzulassen, fand aber kein Gehör beim Europäischen Olympischen Komitee. "Das Präsidium hatte verschiedene Vorschläge gemacht", sagte ETTU-Vizepräsidentin Heike Ahlert, die beim DTTB die für den Leistungssport zuständige Vizepräsidentin ist. "Weder vier Spieler pro Team, noch ein sogenannter P-Akkreditierter wie bei den Olympischen Spielen, der kurzfristig und bis zum Turnierende bei einem Ausfall einspringen kann, waren erwünscht, damit sich die Zahl der Athleten in Baku nicht vergrößert.“ Sie fügte hinzu: „Wenn diese Situation hier in Baku etwas Gutes hatte, dann dass sich nun alle über die Auswirkungen im Klaren sind und es nun wahrscheinlicher ist, dass sich in Zukunft daran etwas ändert. Die bisherige Regelung jedenfalls ist absolut kontraproduktiv für unseren Sport.“

Die Stimmen zum Spiel

Das Reglement stößt sauer auf, nicht nur bei Jörg Roßkopf (Foto: ms)Jörg Roßkopf über die Auswirkungen des fehlenden Ersatzmannes:

„Für Zuschauer und Medien war es der Wahnsinn. Sie bezahlen Geld, um das Spiel um Bronze zu sehen, und nach dem ersten Einzel liegen sich die Österreicher in den Armen und haben das Spiel gewonnen. Ich hoffe, dass sich die verantwortlichen Leute im Hinblick auf 2016 jetzt Gedanken machen. Hier hat man auf drastische Weise gesehen, was passiert, wenn im Reglement die falschen Entscheidungen getroffen werden.

Es sollte lieber über sportliche Erfolge bei so einem Turnier berichtet werden können und nicht über solche Regelungen."

Über die Aufstellung seines Teams gegen Österreich:

"Wir haben auch heute wieder versucht, das Bestmögliche herauszuholen. Patti hatte den letzten Vergleich mit Habesohn gewonnen, Dima hätte Gardos gegenüber gestanden, und für unser Doppel war es ein guter Härtetest. Österreich hat verdient Bronze gewonnen, wir sind unglücklich Vierter geworden.“

Patrick Baum über die Auswirkungen des Stresses, den ein fehlender dritter Spieler verursacht:

„Schon gestern war ein sehr anstrengender Tag. Die Situation war in jedem Spiel sehr angespannt. Das habe ich heute auch körperlich gespürt."

Über den Verlauf seines Einzels gegen Habesohn:

"Im Einzel habe ich in den ersten beiden Sätzen leider zu viele halblange Aufschläge gemacht und bin deshalb nicht ins Spiel gekommen. Im dritten Satz hatte ich bei 10:7 die Chance, noch einmal heranzukommen und das Spiel vielleicht zu gewinnen. Aber leider konnte ich es nicht mehr drehen."

Dimitrij Ovtcharov über die schwierige Ausgangslage ohne dritten Spieler:

„So eine Situation kostet körperlich und mental eine Menge Kraft. Ich bin es nicht gewohnt, in Europa mit der Mannschaft solche Spiele zu machen, denn mit einem fitten deutschen Team geht es immer um Gold. Hier war es eine starke Leistung von uns, zu zweit überhaupt gegen Schweden gewonnen zu haben. Übermorgen beginnt ein komplett neues Turnier mit einer neuen Chance für uns.“

Über sein Doppel mit Patrick Baum:

"Wir hatten schon den Druck, uns als Doppel zu beweisen und haben gezeigt, dass die Trainer auch bei den Turnieren in Zukunft auf uns bauen können. Aber natürlich war es heute eine ganz andere Spannung als in einem Olympia-Finale."

Daniel Habesohn, Österreich, über fehlende Ersatzspieler bei European Games:

„Dass kein Ersatz bei European Games möglich ist, ist ein Witz. Schlimmer noch: Für das Team und die Zuschauer ist das eine Katastrophe. Das EOC sollte darüber nachdenken, dass auch kurzfristig immer etwas passieren kann.“

Herren-Mannschaft, Entscheidungen am Montag

Spiel um Bronze, Deutschland - Österreich 0:3

Patrick Baum - Daniel Habesohn 0:3 (-8,-4,-12)

Timo Boll - Robert Gardos 0:3 kampflos

Baum/Dimitrij Ovtcharov - Habesohn/Stefan Fegerl 1:3 (-9,-7,7,-10)


Klaus Seipold im Finale (Foto: ms)Finale, Portugal – Frankreich 3:1

Tiago Apolonia - Adrien Mattenet 3:0 (11,9,6,)

Marcos Freitas - Simon Gauzy 3:2 (8,-10,8,-9,5)

Apolonia/Joao Geraldo - Gauzy/Emmanuel Lebesson 2:3 (-5,-6,11,10,-6)

Geraldo - Mattenet 3:0 (4,10,9)


Zum Live-Streaming auf baku2015.com

Übrigens: Ein Deutscher stand bei der Herren doch im Finale: Klaus Seipold aus Meerbusch leitete das Endspiel mit seinem dänischen Schiedsrichterkollegen Preben Sondergaard.

 

Damen-Mannschaft

Spiel um Gold: Deutschland - Niederlande 3:2

Han Ying - Li Jiao 0:3 (-9,-10,-5,)

Shan Xiaona - Li Jie 3:1 (4,-8,8,5)

Doppel: Shan/Petrissa Solja - Britt Eerland/Li Jiao 3:2 (-8,7,9,-7,7)

Solja - Li Jie 0:3 (-8,-7,-9)

Han - Eerland 3:0 (1,2,6)

Spiel um Bronze

Tschechien - Ukraine 3:1

Iveta Vacenovska - Tetyana Bilenko 3:1 (7,-9,6,3)

Renata Strbikova - Margaryta Pesotska 1:3 (-8,5,-5,-6)

Hana Matelova/Strbikova - Bilenko/Ganna Gaponova 3:2 (-7,9,-9,6,8)

Vacenovska - Gaponova 3:0 (7,8,9)

 

Das deutsche Aufgebot in Baku

Herren-Mannschaft: Dimitrij Ovtcharov, Timo Boll, Patrick Baum

Herren-Einzel: Dimitrij Ovtcharov, Timo Boll

Damen-Mannschaft: Han Ying, Petrissa Solja, Shan Xiaona

Damen-Einzel: Han Ying, Petrissa Solja

Betreuer: Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf und Assistent Zhu Xiaoyong, Damen-Bundestrainerin Jie Schöpp, Teilmannschaftsleiter Rainer Kruschel, Dr. Rainer Eckhardt (Mannschaftsarzt, Ulm), Annette Zischka (Physiotherapeutin Olympiastützpunkt Hessen in Frankfurt am Main)

Für das ETTU-Präsidium vor Ort: Heike Ahlert (DTTB-Vizepräsidentin Leistungssport)

Deutsches Schiedsrichter-Team in Baku: Michael Zwipp (Oberschiedsrichter, Langen), Gerhard Schnabel (Schläger-Tester, Karlsfeld), Gert Selig (Hannover), Klaus Seipold (Meerbusch)

 

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