Rio de Janeiro. Müde, aber glücklich saßen sie in einer Reihe bei der Früh-Pressekonferenz des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) im Deutschen Haus. Um 9 Uhr Ortszeit stehen die Medaillengewinner des Vorabends den Journalisten Rede und Antwort, und so versammelten sich Kanute Sebastian Brendel, Turner Fabian Hambüchen, die Radsportlerinnen Kristina Vogel und Miriam Welte, Wasserspringer Patrick Hausding und eben die mit frisch mit Olympia-Silber dekorierten DTTB-Damen Han Ying, Shan Xiaona und Petrissa Solja.
Frage: Es ist die erste Medaille für deutsche Tischtennis-Damen bei Olympia überhaupt. Erzählt mal, wie der Wettkampf verlaufen ist und wie es euch dabei ergangen ist.
Petrissa Solja: Wir haben uns natürlich sehr gut auf Rio vorbereitet, weil wir an Position drei gesetzt waren und die Chance auf eine Medaille bestand. Wir haben die Auslosung gesehen und gewusst, dass sie uns in die Karten spielt. Es waren genau die Gegner, die wir haben wollten. Dann lag’s nur noch an uns.
Die Leistung dann auch wirklich abrufen zu können, war großartig für uns. Es waren für uns alle drei die ersten Olympischen Spiele.
Ihr hattet Silber sicher und standet im Finale Topfavorit China gegenüber. Wie geht man in den Wettkampf, wenn man weiß, dass man eigentlich nichts zu verlieren hat?
Han Ying: Wir sind ohne Druck ins Finale gegangen und haben alles probiert, was wir konnten. Wir haben versucht, jeden Punkt zu gewinnen, ganz klar. Aber vom Gefühl her war es ganz anders als im Halbfinale.
Shan Xiaona: Gegen Japan haben wir richtig hart gearbeitet. Ich habe bei Yings erstem Spiel eine rote Karte bekommen, deshalb musste ich die Box verlassen und konnte das Spiel gar nicht sehen. Aber auch so war ich total nervös.
Solja: Es war ein Auf und Ab. Wir haben Rückstände aufgeholt, haben das Herz in die Hand genommen und sind mutiger geworden. Als wir gewonnen hatten, gab es plötzlich um den Matchball noch eine kleine Diskussion, weil es ein Kantenball von Ying war. Die Japaner haben Einspruch eingelegt, aber der Ball war klar an der Kante. Wir waren dann einfach froh, dass wir mit dem Sieg die Medaille sicher hatten und nicht um Bronze kämpfen mussten.
Wie geht es jetzt bei euch weiter nach diesem historischen Sieg? Erwartet ihr, dass ihr bekannter werdet und der Rummel zunimmt?
Han: Wir haben viele Nachrichten und Glückwünsche aus Deutschland bekommen. Ich hoffe, dass wir durch die Medaille ein bisschen populärer werden können.
Petrissa, du hast vor den Spielen gesagt, du würdest dir die olympischen Ringe tätowieren lassen, wenn du eine Medaille gewinnst. Jetzt hast du eine Nacht über den Medaillengewinn geschlafen. Löst du dein Versprechen ein?
Solja: Ich werde wohl noch ein paar Nächte mehr darüber schlafen und mich bestimmt nicht hier stechen lassen. Da war ich vielleicht ein bisschen voreilig. Andererseits hat man so einen Erfolg, so eine Medaille sein Leben lang. Warum soll man so etwas dann nicht immer bei sich tragen?