Baku. Deutschlands Damen sind mit einem Sieg über Ungarn ins Viertelfinale der European Games in Baku eingezogen. Zum Auftakt der Tischtennis-Wettbewerbe am Samstag bei der Premiere der Europaspiele gab es ein ungefährdetes 3:0 des amtierenden Europameisters gegen den kontinentalen Rekord-Champion. „Wir hatten uns auf ein 3:2 eingestellt“, sagte Europe-Top-16-Finalistin Petrissa Solja, und Bundestrainerin Jie Schöpp fügte hinzu: „Deshalb kam vielleicht ein 3:0 heraus. Wir waren vor dem Spiel nicht so sicher, konnten unsere eigene Form noch nicht gut einschätzen. Ungarn war nicht der einfachste Gegner für die erste Runde.“
Die Deutsche Einzel-Meisterin von 2013 und 2014, Shan Xiaona, eröffnete die Partie gegen Dora Madarasz und hatte dabei ihre Anfangsnervosität rasch abgelegt. Nach zwei klar gewonnenen Durchgängen hatte sich die ungarische Nummer 85 der Weltrangliste besser auf das Spiel der Aufschlag- und Konterspezialistin im ersten Vergleich der beiden überhaupt eingestellt und konnte Satz drei in der Verlängerung für sich verbuchen. „Sie hat dann gut das Tempo gewechselt, und ich war nicht mehr so konzentriert wie vorher. Es war einfach zu früh am Morgen, und das Spiel war nicht einfach“, so Shan. Den vierten Satz brachte „Nana“ mit 11:7 nach Hause und ihre Mannschaft mit 1:0 in Führung.
Han behält ihre weiße Weste gegen Pota
Han Ying hatte im Anschluss gegen Ungarn Spitzenspielerin Georgina Pota, in Berlin die Bundesliga-Teamkollegin von Shan und Solja, keinerlei Probleme. Der letzte Vergleich der beiden liegt einige Jahre zurück, stammt aus der Bundesliga-Zeit der Weltranglistenzehnten, Han. „Wir haben schon längere Zeit nicht mehr gegeneinander gespielt, aber ich habe noch nie gegen sie verloren. Das war ein Vorteil für mich“, erklärte die Wahl-Düsseldorferin, die mit dem polnischen Topklub Tarnobrzeg gerade ETTU-Cup-Sieger geworden ist. „Nach den ersten beiden Sätzen wusste ich, dass ich nicht verlieren würde, wenn ich normal spiele.“
Der größten Gegenwehr sahen sich die diesjährigen German-Open-Siegerinnen im Doppel, Shan Xiaona und Petrissa Solja, gegenüber. Bei 2:1-Satzführung gegen Dora Madarasz und Szandra Pergel wehrte das DTTB-Duo vier Satzbälle ab, bevor es mit 13:11 den Schlusspunkt setzen konnte. Shan/Solja waren gewarnt gewesen, hatten sie doch bei den Qatar Open im Februar eine 0:3-Niederlage gegen eben diese Ungarinnen im Achtelfinale kassiert.
Solja nervös mit den Medaillen im Athletendorf vor Augen
„Die beiden spielen sehr unangenehm für uns. Außerdem war ich viel nervöser, als ich gedacht hätte, mehr als bei den anderen Turnieren“, so „Peti“ Solja. Für die 21-jährige amtierende Deutsche Meisterin war einiges zusammengekommen: der nur kurze Schlaf in der Nacht zuvor, das erste ohnehin immer schwierige Spiel bei einem Top-Wettbewerb, das erste Olympia-ähnliche Turnier. „Die Europaspiele sind nur alle vier Jahre, und dann hängt in unserem Gebäudetrakt im Athletendorf auch noch ein Foto der Medaillen, die es hier zu gewinnen gibt“, erzählte sie und ergänzte mit einem Lächeln: „Weil wir heute so früh gespielt haben, haben wir gestern auf die Eröffnungsfeier verzichtet. Ich gucke mir dann die Wiederholung im Fernsehen an, wenn ich zwei Medaillen gewonnen habe.“
Wenig Schlaf, gute Leistung
Die richtige Taktik und eine gute mentale Vorbereitung seien der Schlüssel zum Erfolg gegen Ungarn gewesen, sagte Coach Jie Schöpp. Und die gute „Früh“-Form ihrer Spielerinnen, die alle drei in der Regel nur ungern um 5.40 Uhr den Wecker klingeln lassen – so wie sie es heute mussten. „Die Fahrt zur Halle ist sehr weit. Wir mussten deshalb früh aufstehen, konnten aber gestern nicht früh einschlafen, weil es nach der Eröffnungsfeier im Dorf abends noch einmal laut wurde, als alle anderen vom Olympiastadion zurückgekommen sind. Keine von uns hat sechs Stunden geschlafen“, so Schöpp. Das sei zu erwarten gewesen, daher sei es wichtig gewesen, dass ihre Spielerinnen an den ersten beiden Tagen so viel Erholung wie möglich zwischen den Trainingseinheiten tankten.
Im Erfolgsfall Doppel-Spieltag am Sonntag: Viertelfinale gegen Russland
Am Sonntag stehen im Erfolgsfall zwei Partien auf dem Plan, das Viertelfinale gegen Russland (erneut um 6.30 Uhr deutscher Zeit) und das Halbfinale um 13.30 Uhr gegen den Sieger des Matches zwischen Frankreich und Tschechien. Schöpp: „Russland ist der Gegner, den wir vorher schon erwartet hatten. Auch das wird nicht leicht, aber wenn wir normal spielen, müssten wir gewinnen. Es ist wie in der ersten Runde: Wir müssen uns konzentrieren und Punkt für Punkt spielen.“ Für eine Überraschung im Achtelfinale sorgte Schweden mit einem 3:1 über den dritten der Europarangliste, Rumänien. Auch für EM-Finalist Österreich war in Runde eins Schluss: 1:3 gegen Tschechien.
Die DTTB-Herren mit Dimitrij Ovtcharov, Timo Boll und Patrick stehen in ihrem Baku-Auftakt um 13.30 Uhr am Samstag Spanien gegenüber.
Damen-Mannschaft, 1. Runde/Achtelfinale, Samstag
Deutschland – Ungarn 3:0
Shan Xiaona - Dora Madarasz 3:1 (6,5,-12,7)
Han Ying - Georgina Pota 3:0 (4,2,5)
Shan/Petrissa Solja - Madarasz/Szandra Pergel 3:1 (-7,4,8,11)
So funktioniert das Olympia-System der Team-Wettbewerbe
Deutschland: Han Ying (Weltrangliste: 10), Petrissa Solja (24), Shan Xiaona (29)
Ungarn: Georgina Pota (20), Dora Madarasz (85), Szandra Pergel (136)
Portugal – Russland 1:3
Frankreich – Aserbaidschan 3:0
Tschechien – Österreich 3:1
Ukraine – Weißrussland 3:1
Schweden – Rumänien 3:1
Polen – Luxemburg 3:1
Niederlande – Serbien 3:0
Herren-Mannschaft, 1. Runde/Achtelfinale, Samstag
Deutschland – Spanien, 13.30 Uhr
Deutschland: Dimitrij Ovtcharov (Weltrangliste: 6), Timo Boll (7), Patrick Baum (21)
Spanien: Carlos Machado (113), Alvaro Robles (148), Marc Duran (169)
Ukraine – Schweden, 13.30 Uhr
Weißrussland – Tschechien, 13.30 Uhr
Griechenland – Frankreich, 13.30 Uhr
Österreich – Kroatien, 16.30 Uhr
Ungarn – Russland, 16.30 Uhr
Polen – Aserbaidschan, 16.30 Uhr
Portugal – Rumänien, 16.30 Uhr
Der weitere Zeitplan der European Games
Alle Angaben sind in deutscher Zeit. Aserbaidschan ist Mitteleuropa drei Stunden voraus.
Sonntag, 14. Juni
Damen-Mannschaft, Viertelfinale um 6.30 Uhr deutscher Zeit
Deutschland - Russland
Deutschland: Han Ying (Weltrangliste: 10), Petrissa Solja (24), Shan Xiaona (29)
Russland: Polina Mikhailova (70), Yana Noskova (84), Anna Tikhomoriva (85)
Frankreich - Tschechien
Ukraine - Schweden
Polen - Niederlande
9.30 Uhr: Herren-Mannschaft, Viertelfinale
13.30 Uhr: Damen-Mannschaft, Halbfinale
16.30 Uhr: Herren-Mannschaft, Halbfinale
Montag, 15. Juni
6.30 Uhr: Damen-Mannschaft, Finale und Spiel um Bronze
17 Uhr: Herren-Mannschaft, Finale und Spiel um Bronze
Dienstag, 16. Juni (wegen der hohen Setzpositionen ohne deutsche Beteiligung)
8 Uhr: Damen-Einzel, 1. Runde (Gesetzte 17-32 gegen Gesetzte 33-48)
14 Uhr: Herren-Einzel, 1. Runde (Gesetzte 17-32 gegen Gesetzte 33-48)
Mittwoch, 17. Juni
8 Uhr: Damen-Einzel, 2. Runde (beste 32)
14 Uhr: Herren-Einzel, 2. Runde (beste 32)
Donnerstag, 18. Juni
8 Uhr: Damen-Einzel, Achtelfinale
10 Uhr: Herren-Einzel, Achtelfinale
14 Uhr: Damen-Einzel, Viertelfinale
16 Uhr: Herren-Einzel, Viertelfinale
Freitag, 19. Juni
8 Uhr: Damen-Einzel, Halbfinale
10 Uhr: Herren-Einzel, Halbfinale
13.30 Uhr: Damen-Einzel, Finale und Spiel um Bronze
16 Uhr: Herren-Einzel, Finale und Spiel um Bronze
Das deutsche Aufgebot in Baku
Herren-Mannschaft: Dimitrij Ovtcharov, Timo Boll, Patrick Baum
Herren-Einzel: Dimitrij Ovtcharov, Timo Boll
Damen-Mannschaft: Han Ying, Petrissa Solja, Shan Xiaona
Damen-Einzel: Han Ying, Petrissa Solja
Betreuer: Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf und Assistent Zhu Xiaoyong, Damen-Bundestrainerin Jie Schöpp, Teilmannschaftsleiter Rainer Kruschel, Dr. Rainer Eckhardt (Mannschaftsarzt, Ulm), Annette Zischka (Physiotherapeutin Olympiastützpunkt Hessen in Frankfurt am Main)
Für das ETTU-Präsidium vor Ort: Heike Ahlert (DTTB-Vizepräsidentin Leistungssport)
Deutsches Schiedsrichter-Team in Baku: Michael Zwipp (Oberschiedsrichter, Langen), Gerhard Schnabel (Schläger-Tester, Karlsfeld), Gert Selig (Hannover), Klaus Seipold (Meerbusch)