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Richard Prause, inzwischen Sportdirektor des DTTB, blieb dem TTC Seligenstadt im Spitzenpaarkreuz erhalten (Foto: Roscher).

Ein Absteiger, vier Etablierte und vier Aufsteiger ? Kurze Saisonvorschau 3. Bundesliga Nord Herren

Dr. Stephan Roscher 06.09.2015

Die 3. Bundesliga verlassen hat Meister TTC Ober-Erlenbach, der nun eine Klasse höher aufschlägt. Ihr Team zurückgezogen in die Regionalliga haben die Füchse Berlin. Somit sind noch vier Klubs der letztjährigen Besetzung vorhanden: SV Brackwede, Hertha BSC Berlin, SV Siek und der TTC Seligenstadt.

Von oben kam Köln, von unten stießen die vormaligen Regionalligisten TTC GW Bad Hamm, TTC Schwalbe Bergneustadt II, TTC Düppel und TuS Celle dazu. Bad Hamm war souverän Meister der Regionalliga West geworden, die Bergneustädter TTBL-Reserve hatte dort Platz vier belegt. Düppel und Celle hatten die Ränge drei und vier in der letzten Abschlusstabelle der Regionalliga Nord inne.

Prognosen fallen schwer, doch Köln, Brackwede, die Hertha sowie Siek dürften sicher zum Favoritenkreis zu zählen sein.

Der 1. FC Köln ist nach einer Katastrophen-Saison aus der 2. Bundesliga abgestiegen, in der man deutlich unter seinen Möglichkeiten geblieben war. Man konnte den Kader weitgehend zusammenhalten – nur Florian Wagner ging, dafür stieß mit Robin Malessa eine ambitionierte Nummer zwei dazu – und hat mit Lennart Wehking einen für Liga drei außergewöhnlich starken Spitzenspieler aufzubieten. Auch der Auftaktsieg bei den Berliner Herthanern (6:4) lässt vermuten, dass die Truppe um den Aufstieg mitspielen wird.

Der SV Brackwede steht personell fast noch einen Tick besser da als in der Vorsaison. Zu dem bärenstarken Spitzenpaarkreuz mit Frantisek Placek und Lei Yang, das 2014/15 zusammen eine 39:7-Bilanz erspielt hat, gesellte sich an Position drei mit dem aus Bad Hamm gekommenen jungen Weißrussen Vadim Yarashenka ein spielstarker Neuzugang. In der Pokal-Vorrunde in eigener Halle konnte man immerhin die Kölner „Geißböcke“ mit 3:1 schlagen. Und der Liga-Auftakt gegen Celle brachte den Bielefeldern einen souveränen 6:1-Erfolg.

Der Hauptstadtklub Hertha BSC Berlin hat lange in der 2. Bundesliga gespielt und möchte dort auch wieder hin. Letzte Saison hatte man mit Rang drei Vorlieb nehmen müssen, diesmal darf es gerne auch etwas mehr sein. Für den letztjährigen Vierer Ali-Serdar Gözübüyük kam der schlaksige Arne Hölter von den Füchsen, der vorne 14:10 gespielt hatte, als neue Nummer zwei. Deniz Aydin, Sebastian Borchardt und Andy Römhild sind geblieben – allesamt Zweitliga-erfahrene Spieler, die eigentlich im „Unterhaus unter dem Unterhaus“ wieder eine gute Rolle spielen müssten. Man ist personell also etwas besser besetzt als 2014/15. Dass es dennoch nicht leicht wird, sich für ganz oben zu empfehlen, zeigte die knappe Auftakt-Niederlage gegen Köln.

Der SV Siek, Zweitliga-Nord-Meister 2011/12, sollte ebenfalls von keinem Gegner unterschätzt werden und besitzt die Qualität, oben mitzuspielen. Die Holsteiner, die in der letzten Saison Platz vier belegten, machten zum Auftakt kurzen Prozess mit Seligenstadt (6:1), bei dem freilich zwei Stammspieler fehlten. Das Gesicht der Truppe hat sich leicht verändert, doch Leistungsträger wie Wang Yansheng und Daniel Cords sind geblieben. Zudem hat man sich mit dem 20-jährigen Niederländer Laurens Tromer den wohl besten Spieler aus Xanten geangelt, der als Nummer zwei aufschlagen wird.

Der TTC Seligenstadt, Fünfter der Spielzeit 2014/15, hat lediglich Dennis Müller abgegeben, der zu Mainz 05 in die Südgruppe der 3. Liga gewechselt ist. Richard Prause, Matthias Bomsdorf und Alexander Krenz sind geblieben. Hinzugestoßen ist mit dem Inder Sanil Shetty, aktuelle Nummer 268 der Weltrangliste, ein starker Spitzenspieler, vorausgesetzt er akklimatisiert sich gut bei dem ehemaligen Zweitligisten aus dem pittoresken hessischen Fachwerkstädtchen am Main. Insgesamt dürfte man einen Tick stärker sein als in der Vorsaison, vorausgesetzt man tritt komplett an, was bis dato weder im ersten Spiel der Runde noch im Pokal der Fall war.

Ex-Erstligist TTC GW Bad Hamm, einer der großen deutschen Traditionsvereine im Tischtennissport, ist endlich wieder in einer Bundesliga vertreten, auch wenn es einstweilen „nur“ die Dritte ist. Dass die Trauben dort nicht in den Himmel wachsen, zeigte sich bei der 4:6-Heimniederlage in der Auftaktpartie gegen Mitaufsteiger Düppel. Personell hat sich einiges im Vergleich zum Auftaktjahr getan. Geblieben sind Leistungsträger wie Illia Barbolin und Gerrit Engemann, die im vorderen Paarkreuz gute Bilanzen erspielten. Abgängen wie Vadim Yarashenka (Brackwede) stehen vielversprechende Neuzugänge gegenüber wie die derzeitige Nummer 336 des ITTF-Rankings, Kim Doyub, 19-jähriger südkoreanischer Abwehrspieler (zuvor Bergneustadt II). Auch Materialkünstler Bernd Ahrens ist nun mit von der Partie, der vom letztjährigen Bad Hammer Ligarivalen ASV Wuppertal gekommen ist.

Bad Hamms südkoreanischer Neuzugang Kim Doyub mit dem Vereinsvorsitzenden Martin Vatheuer (Foto: Verein).

Der TTC Schwalbe Bergneustadt II ist äußerst schwer einzuschätzen. Zum einen hatte die Reserve des Erstligisten aus dem Bergischen Land bisher noch keinen Pflichtspieleinsatz, auch nicht im Pokal. Zudem hat man mit Frane Kojic (zum Zweitligisten Fortuna Passau) und Kim Doyub das erfolgreiche vordere Paarkreuz komplett eingebüßt. Alles andere als den Klassenerhalt anzustreben, wäre vermutlich ein unrealistisches Ziel der von Muhamed Kushov und Routinier Vladislav Broda angeführten Mannschaft.

Der vormalige Nord-Regionalligist TTC Düppel – eigentlich: TTC Düppel Dentalsplace – ist mit dem 6:4 in Bad Hamm nahezu optimal in die Saison gestartet. Die Berliner freuen sich natürlich auf die Derbys mit der „großen“ Hertha. Die Aufstiegs-Besetzung blieb beisammen mit Dr. Markus Lietzau und Sebastian Stürzebecher, einem Akteur, der aufgrund seines außerordentlichen Ballgefühls nicht selten Traumbälle spielt, sowie Radoslaw Zabski und Patrick Strahl. Hinzu stieß der Ägypter Walaa El-Din, der als Nummer fünf gemeldet ist. Das Ziel heißt natürlich Klassenerhalt und der vielversprechende Auftakt lässt einiges erwarten.

Liganeuling TuS Celle konnte in Brackwede nichts ausrichten, doch es kommen auch leichtere Gegner für den letztjährigen Vierten der Regionalliga Nord, der die ranghöchste Mannschaft Niedersachsens stellt. Trainer Frank Schönemeier sagt: „Es ist natürlich klar, dass unser Saisonziel nur der Platz acht und damit der Klassenerhalt sein kann.“ Die Truppe wird angeführt von dem 17-jährigen Nils Hohmeier sowie dem erst 16-jährigen Tobias Hippler, beide deutsche Jugendnationalspieler. Doch auch routinierte Akteure wie der 39-jährige Ex-Zweitligaspieler Björn Ungruhe sind dabei und sollen für Stabilität sorgen.

Eine spannende Saison steht bevor, in der es oben und unten richtig eng zugehen könnte. Davon profitieren werden nicht nur die Vereine, sondern auch die Tischtennisfans. Die 3. Bundesliga könnte zu einem Markenzeichen werden, endlich auch die Nordstaffel, in der im Jahr zuvor nicht allzu viel Prickelndes zu verzeichnen war.

Eine ausführlichere Vorschau mit Stimmen aus allen Vereinen folgt zeitnah.

 

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