Frankfurt/Lausanne. Dem Deutschlandfunk hat Michael Geiger schon am Sonntag, kurz nach der Entscheidung in Lausanne, ein Interview gegeben. DTTB-Präsident sei "enttäuscht" von der Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees, kein generelles Startverbot für russische Athleten bei den Olympischen Spielen in Rio zu verhängen - trotz belegter Staatsdoping-Vorwürfe durch die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada. Ob und welche russischen Sportlerinnen und Sportler in Brasilien an den Start gehen dürfen, darüber müssen nun die einzelnen Sportfachverbände befinden, für Tischtennis die ITTF. Ein Problem dabei ist die Zeit: Am 5. August ist die Eröffnungsfeier.
"Ich bin ich sehr besorgt um unseren Sport", sagte Geiger stellvertretend für das DTTB-Präsidium im DLF und brachte einen treffenden Vergleich aus seiner Zeit als Unparteiischer, in der er unter anderem bei WM-Endspielen und den Paralympics zum Einsatz gekommen war: "Wenn ich als Schiedsrichter nicht bereit bin, irgendwann auch mal die rote Karte zu zücken, dann entgleitet mir das Spiel." Ihn ärgere, dass man sich im Vorfeld positioniert habe, dass das IOC nicht zögern werde, die härtesten Sanktionen gegen jede beteiligte Person oder Organisation zu ergreifen. "Aber die Organisationen scheinen rausgelassen worden zu sein."
ITTF: Missliche Situation
Bei einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur, erklärten mehrere Vertreter aus Fachverbänden, dass sie unter enormem Zeitdruck stünden, so auch Thomas Weikert. "Die Situation ist misslich. Wir müssen innerhalb kürzester Zeit darüber befinden, ob die drei für Rio qualifizierten russischen Tischtennis-Spieler sauber sind. Das ist auch für die Sportler eine schwierige Situation. Sie sitzen auf heißen Kohlen", berichtet der ITTF-Präsident und wird für seine Umsicht bei der Prüfung unter anderem von der BILD-Zeitung gelobt, nachdem andere Sportverbände die Startberechtigung bereits am Montagmittag erteilt hatten. Namentlich sind es im Tischtennis die russischen Einzelstarter Polina Mikhailova, Maria Dolgikh und Alexander Shibaev. Als Mannschaft hatten sich die Russen nicht qualifiziert.
Chef der Welt-Anti-Doping-Agentur ebenfalls enttäuscht
Die Wada hatte einen kompletten Ausschlusses russischer Athleten auf Basis der Erkenntnisse aus dem McLaren-Report gefordert und kommentierte den IOC-Beschluss entsprechend: "Die WADA ist enttäuscht, dass das IOC unserer Empfehlung nicht gefolgt ist. Sie hätte ein geradliniges, starkes und einheitliches Vorgehen gewährleistet", sagt Präsident Craig Reedie in einer auf der Wada-Website veröffentlichten Stellungnahme.