Ein Herren-Trio hält bei den LIEBHERR Weltmeisterschaften in Düsseldorf die deutschen Fahnen im Einzel hoch. Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov und Ruwen Filus haben sich durch starke Leistungen für das Achtelfinale qualifiziert. Kristin Silbereisen verpasste trotz einer sehr ansprechenden Vorstellung den Sprung unter die letzten Acht. „Ich hatte gehofft, dass die Drei geschlossen in die nächste Runde einziehen“, verriet Bundestrainer Jörg Roßkopf und sprach von „guten Begegnungen“.
Timo Boll: „Viel besser kann ich nicht spielen“
Durch einen souveränen 4:1-Erfolg gegen Jang Woojin (Korea) zog Timo Boll in das Achtelfinale ein und trifft dort am Sonnabend um 19.15 Uhr auf den Portugiesen Marcos Freitas. „Mein Gegner spielte sehr unangenehm“; sagte der Weltranglistenachte. „Seine Aufschläge waren schwer zu lesen. Ich musste extrem fokussiert sein.“ Jang Woojin, der eine Runde zuvor Patrick Franziska mit 4:0 ausgeschaltet hatte, verlangte auch dem zweiten Deutschen innerhalb von nur 24 Stunden alles ab. „Die Jungs wollen mich alle ärgern und ich versuche, erfolgreich dagegen zu halten“, merkte Boll mit einem Lächeln an.
Timo Boll spielte sich nicht nur zwei Stunden vor der Begegnung mit Patrick Franziska ein, sondern erhielt von seinem Kumpel auch noch einige Tipps für die Drittrundenpartie. „Er hat mir ein paar Sachen gesagt, die Jang Woojin gut macht. Negatives konnte Patrick mir nur wenig berichten.“ Die Hinweise brachten den gewünschten Erfolg. Die 8000 Zuschauer in der ausverkauften Messehalle 6 sahen Ballwechsel der absoluten Weltklasse. „Jang Woojin besitzt ein sehr hohes Grundniveau. Seine Aufschläge sind schwer zu lesen“,, berichtete Boll. „Deshalb musste ich extrem fokussiert sein.“ Sowohl im dritten als auch im vierten Satz holte der Deutsche zwischenzeitliche 2:5-Rückstände noch erfolgreich auf. „Ich bin super zufrieden. Viel besser kann ich nicht spielen.“ Lobende Worte gab es von Jörg Roßkopf: „Wir wussten, dass es eine schwere Partie werden würde. Timo hat ein gutes Spiel gemacht.“ DTTB-Sportdirektor Richard Prause sah eine „sehr gute Vorstellung“ von Boll, „der ein hartes Stück Arbeit zu bewältigen hatte und sich gut präsentierte“.
Dimitrij Ovtcharov: „Das war keine Glanzleistung von mir“
Nach dem zweiten verwandelten Matchball reckte Dimitrij Ovtcharov seine geballte Faust in die Höhe und war sichtlich erleichtert. Durch einen hart erkämpften 4:3-Erfolg gegen Hunor Szocs aus Rumänien folgte der Weltranglistenfünfte seinem Landsmann Timo Boll in das Achtelfinale. „Das war keine Glanzleistung von mir.“ Ovtcharov erwischte einen sehr guten Start und gewann die ersten zwei Durchgänge mit 11:2 und 13:11 (nach Abwehr von drei Satzbällen). „Ich dachte mir, dass die 2:0-Führung reichen müsste und spielte anschließend etwas zögerlicher und passiver“, verriet der 28-Jährige. Die Folge: Szocs, in der Tischtennis Bundesliga (TTBL) für den SV Werder Bremen aktiv, beendete die nächsten drei Abschnitte mit 11:9, 11:7 und 11:9 erfolgreich. „Ich lag verdient vorne, denn nachdem ich zu spät ins Match gefunden hatte, spielte ich danach deutlich aggressiver“, analysierte Hunor Szocs.
Doch am Ende jubelte der Deutsche, denn durch ein 11:2 und 11:8 drehte Dimitrij Ovtcharov die Begegnung noch. „Wenn mein Gegner stärker gewesen wäre, hätte ich das Spiel verloren.“ Der Rumäne zeigte sich als fairer Verlierer und gestand ein, „dass Dimitrij ab dem sechsten Satz wieder mehr Qualität in seinen Aufschlägen hatte und sein Toplevel abrufen konnte“. Als nächster Gegner wartet im Achtelfinale am Sonntag um 11 Uhr der Weltranglistenelfte Koki Niwa (Japan). „Ich erwarte ein Spiel auf Augenhöhe. Allerdings muss ich dafür besser spielen als heute.“ Richard Prause sah einen „am Anfang sehr gut spielenden Dimitrij Ovtcharov“. Anschließend habe Hunor Szocs seinem Gegner das Leben schwer gemacht. „Am Ende hat Dima einen hart umkämpften, aber verdienten Arbeitssieg eingefahren.“
Ruwen Filus: „Ich wollte unbedingt in das Achtelfinale“
„Wenn Ruwen seine Leistungen aus den ersten zwei Spielen gezeigt hätte, wäre er draußen gewesen“, sagte Jörg Roßkopf nach dem 4:1-Sieg von Ruwen Filus gegen NG Pak Nam (Hongkong), der zuvor bereits durch Siege gegen Tiago Apolonia (Portugal) und Chen Weixing (Österreich) aufhorchen ließ. Eine deutliche Steigerung gegenüber den beiden Partien zuvor bescherten dem Abwehrspieler einen am Ende ungefährdeten Erfolg. „Ich wollte unbedingt in das Achtelfinale“, gestand der 29-Jährige anschließend und fand schnell die entscheidenden Unterschiede zu seinen Auftritten zuvor. „Ich war beweglicher, stabiler und stand tiefer in der Abwehr. Außerdem gelang es mir, die Distanz zum Tisch gut einzuschätzen.“ Beim Erfolg gegen die Nummer 185 der Weltrangliste dominierte Filus seinen Gegner in den letzten drei Sätzen. „So kann es weitergehen“, sagte der Deutsche. NG Pak Nam gestand die Überlegenheit seines Gegners ein. „Ruwen hat kaum Fehler gemacht. Mein Topspin war nicht hart genug, um direkt den Punkt zu machen. Ich war körperlich zu schwach, um die langen Ballwechsel durchzuspielen.“
Im Achtelfinale am Samstag um 11.15 Uhr wartet mit Fan Zhendong (China) die Nummer zwei der Weltrangliste. „Ich habe vor vier, fünf Jahren schon einmal gegen ihn bei den Polish Open gespielt. Damals habe ich 2:4 verloren“, kramte der Defensivspezialist in seinem Langzeitgedächtnis. „Deshalb erhoffe ich mir eine kleine Chance.“ Doch damit war Ruwen Filus mit seinem Ausblick noch nicht fertig. „Ich möchte Spaß haben und gleichzeitig versuchen, das Publikum mitzunehmen. Ich freue mich auf das Spiel.“
Herren-Einzel, Achtelfinale
Samstag, 11.15 Uhr: Ruwen Filus GER - Fan Zhendong CHN
Samstag, 19.15 Uhr: Timo Boll GER - Marcos Freitas POR
Sonntag, 11.00 Uhr: Dimitrij Ovtcharov GER - Koki Niwa JPN
Herren-Einzel, 3. Runde (beste 32)
Timo Boll GER - Jang Woojin KOR 4:1 (9,-8,10,8,5)
Dimitrij Ovtcharov GER - Hunor Szocs ROU 4:3 (2,11,-9,-7,-9,2,8)
Ruwen Filus GER - NG Pak Nam HKG 4:1 (6,-8,5,2,5)
Damen-Einzel, Achtelfinale
Kristin Silbereisen GER - Feng Tianwei SIN 2:4 (8,-5,-7,9,-7,-9)