Zagreb. Der Traum ist ausgeträumt – die WM-Qualifikation allerdings noch in Reichweite: Die Jungen-Auswahl des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) hat bei den 59. Jugend-Europameisterschaften in Zagreb den Sprung in das Halbfinale der Team-Konkurrenz verpasst. Gegen den morgigen Finalisten Italien verlor die DTTB-Auswahl mit 1:3. Damit wurde nicht nur der Sprung auf das Siegerpodest und damit mindestens der Gewinn von Bronze verspielt, sondern auch die Qualifikation zu den Jugend-Weltmeisterschaften in Kapstadt (30. November bis 7. Dezember) noch nicht erreicht. Der dafür notwendige fünfte Platz kann aber noch erreicht werden. Voraussetzung dafür ist allerdings ein Sieg gegen die an Position eins gesetzte Mannschaft aus Frankreich. Deutschland gegen Frankreich im Spiel um Platz fünf? Der Titelkandidat kassierte im Viertelfinale ebenfalls eine Niederlage – 1:3 gegen Tschechien. Nun messen sich die vor der Veranstaltung gehandelten Medaillenkandidaten ab 13 Uhr und kämpfen um den letzten europäischen WM-Startplatz.
Jungen: Große Enttäuschung nach der 1:3-Niederlage gegen Italien
„Wir waren im Kopf nicht so gut wie der Gegner“, sagte Helmut Hampl, kommissarischer Bundestrainer, nach der 1:3-Niederlage im Viertelfinale gegen Italien. „Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen, denn die Einstellung hat gestimmt.“ Doch in einigen Situationen sei das DTTB-Team zu hektisch gewesen und vergab deshalb deutliche Führungen. „Schade, denn im Halbfinale gegen Rumänien wären wir sicherlich nicht chancenlos gewesen.“ Gerrit Engemann ließ sich nach seinen beiden Niederlagen gegen Matteo Mutti (1:3) und Daniele Pinto (2:3) völlig niedergeschlagen auf dem Boden fallen. „Gegen die Noppen von Mutti kam ich nicht gut klar. Dafür hätte ich aber gegen Pinto gewinnen müssen.“ In seiner zweiten Partie führte der 16-Jährige im letzten Durchgang bereits mit 6:2, hatte aber dann noch mit 8:11 das Nachsehen. „Ich habe einige unglückliche Bälle gespielt“, so Engemann weiter. Tobias Hippler vergab gegen Daniele Pinto beim Stand von 1:1-Durchgängen im dritten Abschnitt zwei Satzbälle (10:8) und verlor den vierten Durchgang auch noch beim Stand von 10:11 mit einem tödlichen Kantenball. „Eigentlich fühlte ich mich gut“, verriet der Drittligaspieler des TuS Celle. „Doch in den entscheidenden Situationen spielte ich dumm. Die Niederlage muss ich mir selbst zuschreiben.“ Nach dem zwischenzeitlichen 0:2-Rückstand kam noch einmal Hoffnung auf, als Jannik Xu seine Partie gegen Luca Bressan im fünften Satz mit 11:9 (nach 5:9) gewann. „Spielerisch war meine Leistung nicht sehr gut, aber in Ordnung“, analysierte der Schüler des Deutschen Tischtennis-Internats. Dafür aber zeigte der Vize-Schüler-Europameister des Vorjahres seine mentalen Qualitäten.
Im ersten von zwei Platzierungsspielen wurde am Abend Spanien mit 3:0 besiegt. Es war der fünfte 3:0-Erfolg im sechsten Spiel in der kroatischen Hauptstadt. Jannik Xu setzte seine makellose Einzelbilanz fort und überzeugte beim 3:2-Erfolg gegen die Nummer zwölf der U18-Europarangliste, Carlos Vedriel. Sichere 3:0-Siege erspielten sich anschließend Tobias Hippler und Nils Hohmeier. Letzter erhielt diesmal den Vorzug vor Gerrit Engemann, der als einziger DTTB-Akteur gegen Italien zweimal in die Box musste und deshalb eine Verschnaufpause erhielt.
Mädchen: Nach den Siegen gegen Belgien und Weißrussland ist der neunte Rang weiter möglich
Das Achtelfinale gegen Aserbaidschan (1:3) war nur wenige Minuten vorbei, als Bundestrainerin Dana Weber eindeutig und ohne Kompromisse das neue Ziel für die restlichen drei Begegnungen in der Platzierungsrunde formulierte. „Jetzt wollen wir auf jeden Fall den neunten Rang belegen.“ Gesagt – getan. Fast zumindest, denn die Weber-Schützlinge befinden sich auf einem guten Weg, die Vorgabe ihrer Bundestrainerin auch in die Tat umzusetzen. Die ersten zwei Partien wurden bereits gewonnen. Gegen Belgien sprang ein 3:1-Sieg heraus, gegen Weißrussland wurde mit 3:2 gewonnen. Dass ausgerechnet Jennie Wolf, die bis zum heutigen Tag kein Einzel verloren hatte, ihre drei Begegnungen abgab, ist nur eine Randnotiz. Vielmehr überzeugte die Mannschaft durch eine geschlossene Vorstellung. Hervorzuheben ist dabei Julia Kaim, denn die Bundesligaspielerin des SV Böblingen gewann sämtliche vier Partien und sorgte mit dem souveränen 11:9, 11:9 und 11:4-Sieg gegen die Weißrussin Daria Trigolos, Nummer fünf der U18-Europarangliste, für ein Ausrufezeichen. „Es war nicht einfach, die Mannschaft nach der Niederlage gestern wieder aufzubauen“, stellte Dana Weber klar. „Wir haben uns noch einmal zusammengesetzt und die Partie durchgesprochen. Jetzt wollen wir das beste aus der Situation machen.“ Das bedeutet im Klartext: Im siebten und letzten Spiel der Team-Konkurrenz soll der sechste (!) Sieg eingefahren werden. Im Spiel um Platz neun wartet am Dienstag um 15 Uhr Polen. Bereits zu Beginn der Veranstaltung in Zagreb trafen beide Teams in der Vorrunde aufeinander. Die DTTB-Auswahl gewann mit 3:1 und möchte diesen Erfolg morgen Nachmittag wiederholen.
Marco Steinbrenner
Die DTTB-Spiele in den Team-Konkurrenzen der Jungen und Mädchen
Jungen
Platz 5/6
Deutschland - Frankreich, Dienstag 13 Uhr
Platz 5 - 8
Deutschland - Spanien 3:0
Jannik Xu - Carlos Vedriel 3:2 (9, -5, -6, 8, 5)
Tobias Hippler - Joan Masip 3:0 (7, 11, 9)
Nils Hohmeier - Javier Soria 3:0 (4, 7, 7)
Finale (Dienstag, 19.30 Uhr)
Tschechien - Italien
Halbfinale
Tschechien - Belgien 3:2
Italien - Rumänien 3:2
Viertelfinale
Frankreich - Tschechien 1:3
Slovakei - Belgien 1:3
Deutschland - Italien 1:3
Gerrit Engemann - Matteo Mutti 1:3 (-8, -9, 6, -6)
Tobias Hippler - Daniele Pinto 1:3 (-8, 10, -10, -10)
Jannik Xu - Luca Bressan 3:2 (7, -10, 5, -9, 9)
Gerrit Engemann - Daniele Pinto 2:3 (-7, -4, 8, 4, -8)
Deutschland spielt damit um die Plätze 5 bis 8.
Spanien - Rumänien 0:3
Achtelfinale
Frankreich - Dänemark 3:0
Tschechien - Ungarn 3:1
Polen - Slovakei 2:3
Belgien - Türkei 3:2
Deutschland - Serbien 3:0
Gerrit Engemann - Aleksa Gacev 3:1 (5, 5, -7, 6)
Tobias Hippler - Nikola Marinkovic 3:0 (12, 10, 8)
Jannik Xu - Pero Tepic 3:0 (9, 8, 4)
Deutschland steht im Viertelfinale.
Italien - Slowenien 3:2
Spanien - Griechenland 3:2
Rumänien - Russland 3:1
Gruppe C
Deutschland - Ungarn 3:0
Tobias Hippler - Mate Bruckner 3:0 (8, 8, 2)
Gerrit Engemann - Istvan Molnar 3:1 (9, -11, 11, 4)
Jannik Xu - Gergo Timafalvi 3:2 (-9, 8, -9, 4, 9)
Deutschland steht damit als Gruppensieger im Achtelfinale.
Deutschland - Belgien 3:0
Gerrit Engemann - Thibaut Darcis 3:0 (8, 7, 9)
Tobias Hippler - Florian Cnudde 3:0 (5, 9, 9)
Nils Hohmeier - Valentin Pieraert 3:1 (7, -10, 8, 8)
Deutschland – Weißrussland 3:0
Tobias Hippler - Aliaksandr Khanin 3:1 (-14, 7, 5, 9)
Gerrit Engemann - Pavel Daunarovich 3:1 (-10, 6, 5, 9)
Jannik Xu - Valentin Henin 3:0 (7, 5, 4)
Mädchen
Platz 9/10
Deutschland - Polen, Dienstag 15 Uhr
Platz 9 - 12
Deutschland - Weißrussland 3:2
Jennie Wolf - Nadezhda Bogdanova 2:3 (6, -7, 6, -10, -6)
Julia Kaim - Daria Trigolos 3:0 (9, 9, 4)
Caroline Hajok - Marharyta Baltushite 3:2 (-7, -12, 13, 7, 9)
Jennie Wolf - Daria Trigolos 1:3 (-12, 6, -6, -9)
Julia Kaim - Nadezhda Bogdanova 3:1 (-9, 8, 8, 8)
Finale (Dienstag, 19.30 Uhr)
Serbien - Russland
Halbfinale
Serbien - Spanien 3:0
Russland - Rumänien 3:2
Platz 9 - 16
Deutschland - Belgien 3:1
Julia Kaim - Margo Degraef 3:0 (4, 4, 10)
Jennie Wolf - Eline Loyen 1:3 (7, -8, -4, -10)
Janina Kämmerer - Natacha Koszulap 3:2 (-7, -3, 9, 9, 4)
Julia Kaim - Eline Loyen 3:2 (-11, 7, 6, -7, 7)
Viertelfinale
Serbien - Kroatien 3:0
Spanien - Aserbaidschan 3:2
Russland - Slowenien 3:0
Rumänien - Frankreich 3:0
Achtelfinale
Weißrussland - Serbien 1:3
Türkei - Kroatien 1:3
Belgien - Spanien 2:3
Deutschland - Aserbaidschan 1:3
Luisa Säger - Jing Ning 1:3 (-3, 9, -4, -7)
Julia Kaim - Miao Wang 1:3 (-8, 10, -5, -7)
Jennie Wolf - Simeng Deng 3:0 (3, 7, 6)
Julia Kaim - Jing Ning 1:3 (-10, -7, 5, -9)
Russland - Norwegen 3:1
Slowenien - Schweden 3:2
Rumänien - Polen 3:0
Ungarn - Frankreich 0:3
Gruppe D
Deutschland - England 3:0
Julia Kaim - Emily Bolton 3:2 (10, -9, -9, 6, 3)
Jennie Wolf - Tin Tin Ho 3:2 (12, -12, -8, 7, 6)
Janina Kämmerer - Kate Cheer 3:0 (6, 8, 4)
Deutschland steht damit als Gruppensieger im Achtelfinale.
Deutschland - Schweden 3:0
Julia Kaim - Filippa Bergand 3:0 (7, 5, 8)
Jennie Wolf - Ellen Holmsten 3:2 (-7, 10, 9, -9, 7)
Luisa Säger - Erika Front 3:2 (-7, 9, -10, 8, 9)
Deutschland – Polen 3:1
Caroline Hajok - Agata Zakrzewska 0:3 (-8, -11, -9)
Julia Kaim - Karolina Lalak 3:1 (4, 5, -9, 11)
Luisa Säger - Julia Slazak 3:0 (5, 9, 5)
Julia Kaim - Agata Zakrzewska 3:1 (-3, 5, 3, 13)