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18-köpfiges Aufgebot des DTTB in Guimarães am Start

Jugend-EM: Medaillen sind kein Muss

Marco Steinbrenner 13.07.2017

Guimarães. Die Vorfreude steht den Nachwuchstalenten des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) deutlich ins Gesicht geschrieben. Einen Tag vor Beginn der 60. Jugend-Europameisterschaften im portugiesischen Guimarães fiebert das DTTB-Aufgebot dem morgigen Start förmlich entgegen. Nach einer stressfreien Anreise erreichte die Delegation gegen Mittag des gestrigen Tages den Austragungsort, um anschließend einen ersten Eindruck von der Halle und den dortigen Bedingungen zu bekommen. Am heutigen Donnerstag wird nochmals locker trainiert, bevor Nachwuchs-Cheftrainerin Eva Jeler nach dem gemeinsamen Abendessen noch letzte Informationen aus dem Jury-Meeting an die Aktiven weitergibt. Anschließend kann es losgehen. Vom 14. bis 18. Juli finden die Team-Wettbewerbe statt, es folgen ab dem 19. Juli bis zum 23. Juli die noch nicht ausgelosten Individual-Konkurrenzen Einzel, Doppel und Mixed.

Jungen: WM-Qualifikation und damit mindestens Platz fünf soll es sein

Bei einem Blick auf die Auslosung der Team-Konkurrenz stellt Fanbo Meng fest: „Die Gruppe ist ekelig.“ Das Team von Bundestrainer Zhu Xiaoyong, zu dem auch Tobias Hippler, Gerrit Engemann und das heutige Geburtstagskind Cedric Meissner gehören, ist an Position sechs gesetzt. Bereits in der Vorrunde kommt es zum Duell mit der an Nummer drei eingestuften Mannschaft aus Russland. Außerdem warten Spanien und die Türkei. „Russland hat eine gute Mannschaft. Trotzdem ist ein Sieg machbar“, so der Linkshänder weiter. Hippler bezeichnet sowohl Spanien als auch die Türkei als „unangenehm. Wenn wir allerdings unsere Leistungen abrufen können, werden wir gegen beide gewinnen.“ Primär geht es für das DTTB-Quartett darum, sich für die Jugend-Weltmeisterschaften zu qualifizieren, die vom 26. November bis 3. Dezember in Riva del Garda stattfinden werden. Dazu ist mindestens der fünfte Platz notwendig. „Die WM-Teilnahme ist das Minimalziel“, stellt Engemann klar. „Unser großes Ziel ist es aber, eine Medaille zu gewinnen.“

Zhu Xiaoyong, bis nach den Olympischen Spielen in Rio Assistenztrainer der Herren, drückt bei seiner ersten Jugend-Europameisterschaft in der Verantwortung als Jungen-Bundestrainer bewusst auf die Euphoriebremse. „Das Teilnehmerfeld ist sehr ausgeglichen. Aserbaidschan, Schweden und Portugal sind beispielsweise nur in Level 2.“ Der erfahrene Coach würde das Erreichen des Halbfinals als „sehr gutes Ergebnis“ bezeichnen. Sollte es aber zu einer Platzierung von Rang fünf bis acht kommen, „wäre es ein gutes Ergebnis“.

Gemeldet ist das Jungen-Aufgebot zwar mit fünf Akteuren, im Mannschafts-Wettbewerb dürfen allerdings nur vier deutsche Spieler an den Start gehen. Der Grund: Zum ersten Nennungsschluss Ende Mai übermittelte der DTTB in gutem Glauben, uneingeschränkt ummelden zu können, vor der endgültigen Nominierung seiner EM-Fahrer ein provisorisches Aufgebot zunächst ohne den für den Jugendbereich vorgesehenen deutschen Schüler-Einzelmeister Kay Stumper. Als nach der Nominierung Anfang Juli der DTTB die Ummeldung vornehmen wollte und der Kornwestheimer den Platz für Jannik Xu in den Individual-Konkurrenzen und in der Mannschaft einnehmen sollte, legte die ETTU jedoch ihr Veto ein: Stumper dürfe als höher eingestufter Akteur zwar für die Einzel-Wettbewerbe gemeldet werden, im Team jedoch nicht den Platz eines niedriger in der Rangliste platzierten Spielers einnehmen. DTTB-Sportdirektor Richard Prause: „Wir müssen uns den Vorwurf machen, einfach nicht wachsam genug gewesen zu sein. Zwar stand in der ETTU-Ausschreibung, dass Ummeldungen bis zum 9. Juli möglich seien. Hätten wir aber im Handbuch nachgeschlagen, wären wir auf die Einschränkungen gestoßen, die uns nun betreffen.“ Auch die vom DTTB daraufhin in Erwägung gezogene Splittung - Xu für das Team und Stumper für die Individual-Konkurrenzen zu nominieren - war nicht umsetzbar. „Mit einem 19. Spieler hätten wir das von der ETTU zugelassene Gesamtkontingent einer Delegation überschritten“, so Prause.

Mädchen: Weber-Schützlinge wollen von Spiel zu Spiel schauen

An die Jugend-Europameisterschaften vor einem Jahr in Zagreb denkt Bundestrainerin Dana Weber alles andere als gern zurück. Sieben Siege und nur eine Niederlage im Achtelfinale gegen Aserbaidschan bedeuteten in der Endabrechnung den enttäuschenden neunten Platz. „Wir haben damals zum falschen Zeitpunkt ein Spiel verloren.“ Das soll in Guimarães nicht passieren. Auch das Mädchen-Team hat sich die WM-Qualifikation auf die Fahnen geschrieben. Bei der Jugend-EM vor drei Jahren gewannen die heute der Mädchen-Mannschaft angehörenden Luisa Säger, Jennie Wolf und Lotta Rose in Riva del Garda Team-Bronze. „Vielleicht ist das ja ein gutes Omen“, merkt Weber mit einem Augenzwinkern an. Das Trio ist auch in Portugal wieder mit dabei – altersbedingt jedoch zum letzten Mal. Dafür starten Franziska Schreiner und Laura Tiefenbrunner, das Duo hatte vor einem Jahr in Zagreb debütiert, das erste Mal bei den Mädchen. „Wir sind an Position fünf gesetzt und haben keine einfache Gruppe zugelost bekommen“, stellt Weber fest. Serbien, Polen und die Türkei fordern das DTTB-Quintett heraus. „Wir müssen von Spiel zu Spiel schauen. Keine Partie wird leicht.“ Luisa Säger ist von der Bundestrainerin im Team gesetzt. Die 17-Jährige musste in den vergangenen Wochen das Trainingspensum aufgrund ihres Abiturs ein wenig herunterschrauben. „Jetzt freue ich mich auf meine fünfte EM-Teilnahme“, sagt Säger und spricht von einer „schweren Gruppe. Trotzdem können wir als Erster in die Hauptrunde einziehen.“ Säger hofft dann auf eine „nette Auslosung. Wenn wir gut kämpfen, haben wir auch die Chance auf eine Medaille.“ Rumänien und Russland seien die klaren Favoriten auf Gold. „Dahinter kommt ein großes Mittelfeld.“

Schüler: Nur Daniel Rinderer besitzt EM-Erfahrung

„Eine Auslosung ist nur dann gut, wenn die Spiele auch gewonnen werden“, sagt Schüler-Bundestrainerin Eva Jeler und dämpft bei ihren Schützlingen ein wenig die Erwartungshaltung. Felix Wetzel, Daniel Rinderer, Fernando Janz und Mike Hollo wurden an Nummer fünf gesetzt und treffen in der Gruppe auf Belgien, Kroatien und Österreich. „Uns fehlt die Erfahrung in der Mannschaft“, stellt Jeler klar. Lediglich Rinderer war schon einmal bei einer Jugend-EM dabei – vor zwölf Monaten in Zagreb. Die übrigen DTTB-Schüler betreten in Guimarães Neuland. „Dass die Jungs sehr, sehr gut spielen können, steht außer Frage. Ob das jedoch bei dieser Meisterschaft ohne Erfahrung reicht, weit zu kommen, muss abgewartet werden.“ Das Quartett habe sich in den vergangenen Monaten „enorm verbessert und einen großen Schritt nach vorne gemacht. Sie sind physisch besser geworden.“ Die erfahrene Trainerin geht sogar noch weiter. „Wenn ich die heutigen Leistungen mit denen von vor fünf Monaten vergleiche, würde ich sogar sagen: Es haben sich neue Spieler entwickelt!“ Daniel Rinderer erwartet im Vergleich mit dem an Position vier gesetzten Team aus Belgien „ein Spiel auf Augenhöhe. Wir wollen den Gruppensieg holen.“ Von einer Medaille möchte der 15-Jährige nicht sprechen. „Davon sind wir noch sehr weit entfernt. Auf dem Podium zu stehen, wäre der Traum.“

Zum ersten Mal in ihrer langen Trainerlaufbahn hat die Cheftrainerin des Jugendbereichs Jeler mit Mike Hollo ein erst 13-Jähriges Talent nominiert. „Ich habe wegen seines Alters und nicht aufgrund seiner spielerischen Qualitäten zunächst mit einer Nominierung gezögert“, verrät die Bundestrainerin. „Bei einer EM verlange ich nämlich eine gewisse Reife.“ Das Turnier in Portugal dient für das Eigengewächs aus Kolbermoor dazu, „viel zu lernen“. Als einen „Rohdiamanten“ bezeichnet Eva Jeler den Berliner Fernando Janz. „Die Trainingsbedingungen in Berlin wurden in diesem Jahr wieder besser. Fernando hat sich in den Kader zurück gekämpft und sich physisch verbessert.“

Schülerinnen: 100 Prozent Leistung abrufen und dann mal schauen

„Wenn meine Spielerinnen ihr bestes Tischtennis abrufen können, ist vieles möglich“, sagt Schülerinnen-Bundestrainerin Lara Broich. „Wir haben sehr intensiv gearbeitet. Die Mannschaft ist in guter Form.“ Hinter Russland, Frankreich und Rumänien wurden Sophia Klee, Anastasia Bondareva, Wenna Tu und Jana Kirner an Nummer vier gesetzt. „Wir müssen keine Medaille gewinnen“, stellt Broich klar und ergänzt: „Der Sprung auf das Podium ist aber möglich.“ In der Vorrunde warten Tschechien, England und Griechenland. Aufgrund der Setzung scheint Tschechien, direkt hinter dem DTTB-Team eingestuft, der größte Konkurrent im Kampf um den Gruppensieg zu sein. „Griechenland kennen wir nicht wirklich“, verrät Lara Broich. Gegen England soll eine Revanche für die Vorjahresniederlage in Zagreb erfolgen. „Allerdings ist im Team Englands nur noch eine Spieler aus der damaligen Begegnung dabei.“

Im Rahmen der drei Vorbereitungslehrgänge sei das deutsche Quartett nach Beobachtungen der Bundestrainerin zu einer „geschlossenen Einheit“ zusammen gewachsen. „Wir sind gut vorbereitet. Mal schauen, was am Ende dabei herauskommt.“ Tu steht in Guimarães bereits vor ihrem dritten EM-Start, die übrigen DTTB-Schülerinnen haben bereits bei einer Jugend-Europameisterschaft Erfahrungen sammeln können. „Wir wollen unsere Chancen nutzen und als Team zusammen halten“, sagt Klee. Tu ergänzt: „Dann schauen wir von Spiel zu Spiel und versuchen, 100 Prozent zu geben.“

DTTB-Teams gingen in den vergangenen zwei Jahren leer aus

„Wir können die eine oder andere Medaille gewinnen“, sagt Richard Prause und ergänzt direkt: „Das ist allerdings kein Muss.“ Der Sportdirektor verschaffte sich beim dritten und letzten Vorbereitungslehrgang in Düsseldorf einen Eindruck von den vier Teams. „Alle sind bereit zu spielen und freuen sich, dass der Saison-Höhepunkt endlich losgeht.“ Nachdem die deutschen Teams in den vergangenen zwei Jahren sowohl in Bratislava als auch in Zagreb keine Team-Medaille gewinnen konnten, „können wir in Guimarães durchaus zu den Anwärtern zählen. Allerdings muss dazu die maximal mögliche Leistung abgerufen werden.“

Die Gruppenspiele der DTTB-Teams

Jungen – Gruppe C
Deutschland – Türkei, Freitag 12.25 Uhr
Deutschland – Russland, Freitag 18.35 Uhr
Deutschland – Spanien, Samstag 12.15 Uhr

Mädchen – Gruppe D
Deutschland – Türkei, Freitag 12.25 Uhr
Deutschland – Serbien, Freitag 18.35 Uhr
Deutschland – Polen, Samstag 12.15 Uhr

Schüler – Gruppe D
Deutschland – Österreich, Freitag 12.25 Uhr
Deutschland – Belgien, Freitag 18.35 Uhr
Deutschland – Kroatien, Samstag 10.15 Uhr

Schülerinnen – Gruppe D
Deutschland – England, Freitag 10.15 Uhr
Deutschland – Tschechien, Freitag 16.25 Uhr
Deutschland – Griechenland, Samstag 16.15 Uhr

Das Aufgebot des DTTB

 

MädchenLotta Rose (TTK Großburgwedel), Luisa Säger (alter verein: DJK Offenburg/neuer Verein: TTC Weinheim), Franziska Schreiner (TV 1921 Hofstetten), Laura Tiefenbrunner (SV DJK Kolbermoor), Jennie Wolf (alter Verein: TV Busenbach/neuer Verein: TTC Weinheim)

Jungen
Gerrit Engemann (TTC GW Bad Hamm), Tobias Hippler (TuS Celle), Cedric Meißner (TuS Celle), Fan Bo Meng (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell), Kay Stumper (SV Salamander Kornwestheim)

Schülerinnen
Anastasia Bondareva (VfR Fehlheim), Jana Kirner (DJK Offenburg), Sophia Klee (SC Niestetal), Wenna Tu (NSU Neckarsulm)

Schüler
Mike Hollo (SV DJK Kolbermoor), Fernando Janz (Füchse Berlin Reinickendorf), Daniel Rinderer (FC Bayern München), Felix Wetzel (SB DJK Rosenheim)

Das Betreuer-Team des DTTB

Trainer und Trainerinnen
Richard Prause (Sportdirektor)
Eva Jeler (Cheftrainerin Jugend; Bundestrainerin Schüler)
Dana Weber (Bundestrainerin Mädchen)
Zhu Xiaoyong (Bundestrainer Jungen)
Lara Broich (Bundestrainerin Schülerinnen)
Tamara Boros (DTTZ-Trainerin)
Lars Hielscher (Bundesstützpunkttrainer)

Physiotherapeutinnen
Maria Först 
Jenny Jung

Organisationsleitung
Carina Beck

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit / Fotos
Marco Steinbrenner

Schiedsrichter
Gudrun Wenzel
Ana Beja-Pütz
Uwe Weng
Thomas Schwark

 

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