Bremen. Das junge deutsche Herren-Doppel Julian Mohr/Dominik Scheja erlebte am Donnerstag einen Nachmittag der besonderen Art: Zunächst mühte sich das Duo vom hessischen Drittligisten TTC Ober-Erlenbach fast unbemerkt in einer Ecke der Haupthalle vergebens gegen das koreanische Doppel Cho Eonrae/Kim Donghyun, hatte beim 0:3 gegen die hoch favorisierten Asiaten praktisch keine Chance. Eine knappe Viertelstunde später erwartete das Nachwuchsdoppel dann in der Trainingshalle ein stattliches Medien-Aufgebot: TV-Kameras, Mikrofone, zahlreiche neugierige Journalisten. Ursächlich für den Rummel war allerdings nicht die kürzlich erkämpfte Meisterschaft ihres Heimatklubs, verbunden mit dem Aufstieg in die zweite Bundesliga.
Vielmehr waren Mohr und Scheja als Sparringspartner für eine PR-Schau von Timo Boll und Ma Long ausgewählt worden. Das gemischt-nationale Duo, von ihren Verbänden einvernehmlich für die bevorstehenden Weltmeisterschaften in China als Spitzen-Doppel nominiert, sollte die vor Ort versammelte Journaille mit diesem Auftritt für die Titelkämpfe interessieren.
„Das ist schon eine andere Liga“
Warum aber als Mitspieler gerade der langjährige Schüler- und Jugendnationalspieler Dominik (18) und sein Partner Julian (20), der den Verein im Gegensatz zu Scheja nach der Saison verlassen will, eigener Aussage zufolge Ziel offen? „Das war meine Idee“, berichtete Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf, „aber ohne irgendeinen Hintergrund“.
Davon erfahren hätten sie am Vortag, so die Auserkorenen, aber eine schlaflose Nacht hätten sie deswegen nicht gehabt, im Gegenteil. Auf’s Gemüt geschlagen hatte ihnen dagegen die Auslosung der Doppel-Qualifikation: Für die erste Runde ein Freilos, in der zweiten dann die Koreaner, ein Kaltstart am Nachmittag sozusagen. „Das ist schon eine andere Liga“, anerkannte denn auch Julian Mohr nach dem schnellen Ende, „zumal sie vom Vormittag schon eingespielt waren“, wie Partner Dominik beipflichtete.
Immerhin: Für den anschließenden Schaukampf waren sie es damit auch. Für die beiden Youngsters zweitrangig dabei, dass es nur um Fernsehbilder ging. „Es ist schon eine Ehre für uns“, befand Dominik, „Timo kennen wir ja schon etwas besser, aber ein Ma Long ist noch nicht Alltag für uns“. Noch nicht.
Denn die beiden Nachwuchsmänner haben sich für eine Profi-Laufbahn entschieden. Davon leben könnten sie noch nicht, räumen sie ein. „Das Geld fließt komplett in Trainingslager und Turniere“, sagt Dominik, „wir betrachten das als Investition in die Zukunft“.