Berlin. Timo Boll hat seinen eigenen Rekord für die Ewigkeit weiter verbessert. Bei den 86. Nationalen Deutschen Meisterschaften sicherte sich der Weltranglisten-Erste durch einen Sieg über Außenseiter Kilian Ort vom TV Bad Königshofen seinen 12. Titel. Und machte anschließend der Konkurrenz für die nächsten nationalen Championate wenig Hoffnung: "Ich hoffe, das war noch nicht mein letzter Deutscher Meistertitel."
Im Finale ließ der 36-jährige Boll der großen Turnierüberraschung Kilian Ort nicht den Hauch einer Chance, lobte aber anschließend aus gutem Grund seinen 15 Jahre jüngeren Herausforderer, der aktuell nur auf Position 287 der Weltrangliste geführt wird. "Im Finale hat Kilian vielleicht am Anfang zu viel gewollt und war nicht geduldig genug. Aber er hat hier ein tolles Turnier gespielt." Das tat Ort in bemerkenswerter Manier, in dem er im Viertel- und im Halbfinale mit dem Weltranglisten-19. Ruwen Filus (Fulda) und dem nur zwei Plätze dahinter platzierten Bastian Steger (Bremen) zwei der deutschen Topstars aus dem Wettbewerb beförderte. Der Bundesligaspieler des TSV Bad Königshofen, der sich in der Vergangenheit mit einer langwierigen Schulterverletzung herumplagte, war dennoch hochzufrieden: "Hätte mir das einer vorher gesagt, dann hätte ich das vor der DM nicht geglaubt. Aber ich habe mich seit einigen Wochen im Training und hier in Berlin in Superform gefühlt. Aber Timo ist eben noch einmal ein ganz anderes Kaliber und war für mich eine Nummer zu groß."
Erinnerungen an den ersten Titel 1998 sind noch frisch
Im sehenswerten Halbfinal-Schlagabtausch gegen den Saarbrücker Patrick Franziska wurde Boll zuvor im Halbfinale aber gefordert. "Gegen Patrick war es vom Niveau sicherlich mein bestes Spiel bei diesem Turnier. Gestern lief es noch gar nicht rund." So musste der Rekordeuropameister im Match gegen den 21 Jahre U21-EM-Zweiten Dang Qiu sensationell in den siebten Satz, den er knapp mit 11:9 gewann. Den Grund lieferte Boll aber gleich hinterher: "Ich habe vor dem Turnier nur viermal trainieren können, war zuvor eine Woche in der Schweiz und danach noch eine Woche mit einer Augenentzündung krank. Beim Nationalmannschafts-Lehrgang Anfang der Woche habe ich mir dann noch eine Blutblase gelaufen, die im Spiel gegen Qiu aufgeplatzt ist." Patrick Franziska beschreibt, was es so schwer macht, gegen Timo Boll auch den letzten Punkt zu machen: "Es war ein gutes Spiel, ich habe versucht von Anfang an aggressiv zu spielen. Aber solch ein hohes Niveau kann man schwer sechs Sätze spielen, deshalb habe dann immer zwei bis drei leicht Fehler pro Satz gemacht. Das nutzt Timo gnadenlos aus.“
Bei einer Deutschen Meisterschaft an den Start zu gehen, "das ist für mich eine Selbstverständlichkeit und eine Sache des Anstands", verriet Boll in der Mixedzone auf Nachfrage eine Medienvertreters. "Deshalb hoffe ich auch, dass das der zwölfte Meistertitel heute auch nicht mein letzter war." Sogar an seinen allerersten kann sich der Ausnahmesportler noch sehr gut erinnern: "Das war 1998 in Saarbrücken, an meinem 17. Geburtstag. Damals habe ich gegen Peter Franz im Halbfinale nach 15:20-Rückstand noch gewonnen und anschließend dann im Finale gegen Torben Wosik - das war mein erster großer Titel bei den Herren."
ERGEBNISSE
Herren-Einzel
Timo Boll – Kilian Ort 4:0 (5,8,4,5)
Halbfinale
Timo Boll – Patrick Franziska 4:2 (8,-15,-10,6,6,7)
Bastian Steger – Kilian Ort 2:4 (-4,-7,-8,4,5-5)
Die weiteren Finalspiele
Damen-Einzel
Han Ying - Tanja Krämer – Sabine Winter
Herren-Doppel
Ruwen Filus/Ricardo Walther - Benedikt Duda/Dang Qiu
Damen-Doppel
Finale
Huong Do Thi/Sabine Winter - Jessica Göbel/Tanja Krämer 3:1 (-14,6,11,5)
Halbfinale
Jessica Göbel/Tanja Krämer – Luisa Säger/Jennie Wolf 3:2 (2,-8,8,-7,7)
Huong Do Thi/Sabine Winter - Alena Lemmer/Yuan Wan 3:1 (-8,9,10,5)
<link internal link in current> Zu den Ergebnissen
<link news deutsche-meisterschaften-hier-im-livestream-verfolgen.html internal link in current> Zum Livestream