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Der TV Hilpoltstein sicherte sich in letzter Sekunde den Titel (Foto: Verein)

Rückschau: So verlief die Saison in den Süd-Ligen

Barbara Jungbauer / FL 30.06.2015

Neu-Isenburg. Am Sonntag haben sich die Vereinsvertreter der 3. Damen-Bundesliga/Süd und der 3. Herren-Bundesliga/Süd in Würzburg getroffen, um in separaten Sitzungen die letzten Weichen für die kommende Saison 2015/16 zu stellen. Bevor es im September wieder losgeht, wollen wir an dieser Stelle aber noch einmal auf die vergangene Saison zurückblicken, die Premierenspielzeit des neu-geschaffenen Ligaformats 3. Bundesliga.


Herren: Hilpoltstein jubelt am Ende eines furiosen Saisonfinales


Was war das für ein Saison-Finish bei den Herren! Beinahe im Gleichritt marschierten der TV Hilpoltstein und die TTBL-Reserve des 1. FC Saarbrücken-TT an der Tabellenspitze auf die Zielgerade zu. Das direkte Aufeinandertreffen - so schien es - sollte am drittletzten Spieltag über Meisterschaft und Direktaufstieg entscheiden. Für den Verlierer sollte es in die außerplanmäßige Relegation gehen, die sich durch den erklärten Klassenverzicht der Zweitligisten Weinheim und Frickenhausen II als Hintertür zum Aufstieg aufgetan hatte. Saarbrücken gewann das vermeintlich alles entscheidende Gipfeltreffen mit 6:1 und in Hilpoltstein wähnte man sich schon zum Nachsitzen verurteilt. Doch dann das: Eine Woche nach dem Schlagerspiel strauchelt Spitzenreiter Saarbrücken völlig überraschend in Mainz, kommt bei den „05ern" nicht über ein Remis hinaus und plötzlich sitzen die Hilpoltsteiner - nunmehr punktgleich, aber mit dem deutlich besseren Spielverhältnis ausgestattet - wieder am längeren Hebel: Gelingt den Franken im letzten Saisonspiel beim Post SV Mühlhausen II ein Sieg, sind sie Meister. Als der Erfolg hauchdünn gelingt (6:4), entlädt sich die Anspannung bei Alexander Flemming und Co. in grenzenlosen Jubel. Jubel über die wiedergewonnene Zweitklassigkeit und einen Titelgewinn, den TVH-Teammanager Bernd Beringer im Vorfeld der Saison nie und nimmer für möglich gehalten hätte.

Neben der ambitionierten Saarbrücker TTBL-Reserve, die den anvisierten Zweitliga-Aufstieg durch einen 6:1-Erfolg im Relegationsmatch gegen Nordstaffel-Vizemeister SV Brackwede letztlich doch noch realisieren konnte, hatte Beringer im Vorfeld der Saison auch Mühlhausens „Zweite“ sowie den 1. FSV Mainz 05 für stärker als seine Mannschaft gehalten. Doch Mühlhausen präsentierte sich als klassische Reservemannschaft, die - abhängig von den personellen Bedürfnissen der „Ersten“ - nur gelegentlich in bester Besetzung antreten konnte und zudem keine echten Aufstiegsambitionen besaß. Ebenso wenig die „Nullfünfer“ aus Mainz, deren Saisonverlauf außerdem von vielen Verletzungen und starken Formschwankungen gekennzeichnet war. Als „Leistungsschnitt“ ergaben sich die Plätze drei und vier im Abschlussranking.


BaWü-Trio nistet sich im Mittelfeld ein


Auf den Folgeplätze wussten sich die drei baden-württembergischen Ligavertreter in der Reihenfolge 5. TTC Bietigheim-Bissingen, 6. DJK Sportbund Stuttgart und 7. NSU Neckarsulm einigermaßen gemütlich einzunisten. Die Wege des BaWü-Trios trennen sich zur Saison 2015/16 dennoch, denn „BiBi“ zieht es freiwillig zurück in die Regionalliga. Ungeachtet des starken sportlichen Abschneidens fühlte man sich beim TTC in der 3. Bundesliga nie so richtig daheim. Vor dem Hintergrund einer seit Jahren großgeschrieben und aufwändig betriebenen Nachwuchsarbeit reiften die Überlegungen, lieber wieder eine Klasse tiefer aufzuschlagen, recht schnell zum festen Entschluss. Den hohen Preis der Bundesligazugehörigkeit will man beim TTC nicht länger zahlen und denkt dabei weniger ans Portemonnaie als die Möglichkeit, im Topteam des Vereins wieder auf echte „Bietigheimer-Jungs“ setzen zu können statt im Hinblick auf die sportliche Konkurrenzfähigkeit auf „Legionäre“ angewiesen zu sein.

In Stuttgart und Neckarsulm freut man sich dagegen den anvisierten Klassenerhalt geschafft zu haben und Bundesligist zu bleiben. Die „Sportbündler“ aus der Landeshauptstadt haben dies vor allem ihrer starken Hinserie zu verdanken, denn in der Rückrunde schwächelten sie doch gewaltig: Nur zwei ihrer 14 Pluspunkte konnten Spitzenspieler Mu Hao und seine Kollegen in der zweiten Saisonhälfte markieren. Die Neckarsulmer nährten sich dagegen in regelmäßigen Abständen zu insgesamt ausreichenden elf Pluspunkten. Ein Grund dafür war sicher die einmalige Personalkonstanz des Traditionsklubs: Als einziger Ligavertreter schaffte man es, alle 20 Ligaspiele in gleicher und bester Vier-Mann-Besetzung zu bestreiten. Für Zählbares sorgten die tschechischen Vordermänner Roland Krmaschek und Josef Braun allerdings fast im Alleingang.


Wohlbach gewinnt Franken-Zank um den Klassenerhalt


Immer besser in Fahrt kam im Saisonverlauf die Mannschaft des FC Bayern München. Punkt um Punkt befreiten sich die Oberbayern aus der absoluten Gefahrenzone und schlossen die Saison mit 11:25-Zählern punktgleich hinter Neckarsulm auf Tabellenrang acht ab. Einen innerbayerischen Zweikampf um den vorletzten Tabellenplatz, der ob des Bietigheimer Rückzug zum Klassenerhalt reichte, lieferten sich bis zum letzten Ballwechsel die Unterfranken vom SB Versbach mit den Oberfranken vom TTC Wohlbach. Am letzten Spieltag sollte die Versbacher Freude über den eigenen 6:3-Heimsieg gegen Stuttgart von nicht allzu langer Dauer sein, denn wenige Minuten später fixierte Ferneduellkontrahent TTC Wohlbach im bayerischen Derby beim FC Bayern München ein 5:5, das den Oberfranken hauchdünn zum Ligaerhalt reichte und Versbach in die Regionalliga zurückschickte.

 

Damen: Favorit Langweid gewinnt Titel-Dreikampf

Vizemeister: Die TSG Süßen (Foto: Verein)Auch bei den Damen ging der Meistertitel in der 3. Bundesliga/Süd an ein Team aus Bayern: Mit dem TTC Langweid setzte sich der im Vorfeld als Topfavorit ausgemachte Klub vor der TTG Süßen und dem ESV Weil durch. Dabei spielten die bayerischen Schwaben nur selten in voller Montur mit Ex-Europameisterin Krisztina Toth an der Spitze. Der Spannung im Titelkampf tat dies gut: Erst am letzten Spieltag entschied sich die Reihung der drei Topteams. Bereits geklärt war zu diesem Zeitpunkt unterdessen die Aufstiegsfrage. Die Klubverantwortlichen in Langweid überließen die Entscheidung ihren Spielerinnen, die sich nach reiflicher Überlegung für den Verbleib in Liga drei entschlossen. Vor dem Hintergrund der starken beruflichen Belastung der Stammkräfte Katharina Schneider und Co. gaben zum einen die längeren Fahrtstrecken, die sich in der eingleisigen 2. Bundesliga über das gesamte Bundesgebiet erstrecken. Zum anderen sollen in der kommenden Saison verstärkt eigene Nachwuchskräfte zum Einsatz kommen, für die Liga zwei noch eine Nummer zu groß wäre.

Pro 3. und gegen 2. Bundesliga entschied sich auch die TTG Süßen, die mit dem Gewinn der Vizemeisterschaft den bislang größten Erfolg der Klubgeschichte feierten. Wesentlichen Anteil daran hatte Spitzenspielerin Edina Toth, deren Verpflichtung sich als absoluter „Goldgriff“ erwies. Mit 32:3-Siegen erzielte die ungarische Abwehrspezialistin die beste Bilanz der Liga.


ESV Weil wagt Zweitliga-Aufstieg


Zum Profiteur des Aufstiegsverzichts von Langweid und Süßen wurde der ESV Weil, der den Zweitliga-Aufstieg wagt. Allerdings ohne die bisherige Spitzenspielerin Rahel Aschwanden. Um die ehrgeizige Schweizerin halten zu können, die unbedingt höher spielen wollte, kam das „Aufstiegs-Freizeichen“ wenige Tage zu spät. Eine Woche zuvor hatte sie dem französischen Zweitligisten Schiltigheim ihre Zusage gegeben. Die Lücke schließen sollen die 24-jährige Ukrainerin Eugenia Vasylieva (kommt vom Zweitliga-Vizemeister Wendelstein, der aus finanziellen Gründen komplett aus dem Spielbetrieb abmeldete) und Rückkehrerin Lilli Eise. Das Weiler Eigengewächs, das verletzungsbedingt eine anderthalbjährige Auszeit nehmen musste, ist wieder fit.


Frankenthal führt Mittelfeld an - Fraulautern zieht zurück


Zugetraut hatte man den Meistertitel im Vorfeld auch den Pfälzerinnen vom TTF Frankenthal. Doch es kam, wie es die Klubverantwortlichen dort von Beginn an befürchtet hatten: Bedingt durch die hartnäckige Rückenverletzung ihrer etatmäßigen Frontfrau Yu Chun Hammes-Zimmermann konnten die TTF nur ein einziges Spiel in nominell stärkster Besetzung bestreiten und so reichte es „nur“ zu Platz vier der Endtabelle. Die „Leichtigkeit des Seins“ genossen im Mittelfeld außerdem der TTSV Saarlouis-Fraulautern (5.), die „Zweite“ des TSV Schwabhausen (6.), deren junge Spitzenspielerin Eva-Maria Maier mit einer grandiosen 23:3-Gesamtbilanz aufwartete, und mit einigem Abstand der BSC Rapid Chemnitz (7.). Die Sächsinnen traten - wie erwartet - die komplette Saison ohne ihre nominelle Führungsspielerin Nicole Delle an, die im Herbst Mutter eines Jungen wurde, hatten mit der Abstiegsfrage aber dennoch nichts zu tun. Eine Hiobsbotschaft erreichte in der zweiten Saisonhälfte dagegen die Spielerinnen des TTSV Fraulautern und überschattete deren sportlich starkes Abschneiden: Die Saison 2015/16 der 3. Bundesliga findet ohne Fraulautern statt. Aus finanziellen Gründen sah sich der Klub zum Rückzug gezwungen.


Hofstetten bleibt der Liga erhalten


Fraulauterns Rückzug hat - so schade er freilich ist - jedoch auch eine positive Kehrseite: Der TV Hofstetten bleibt der Liga als unstrittig belebendes Moment erhalten - trotz knapp verpasster sportlicher Qualifikation. Nach bärenstarker Vorrunde, in der unter anderem ein sensationeller Sieg über Meister Langweid gelang, ging der aufstrebenden „Rasselbande“ im zweiten Abschnitt ein bisschen die Luft aus und sie verlor den Zweikampf um den letzten Nichtabstiegsplatz acht ganz knapp gegen den am Ende punktgleichen, aber mit dem besseren Spielverhältnis ausgestatteten VfL Sindelfingen. In überraschender Deutlichkeit blieb nur der TTC HS Schwarza in der Liga gänzlich chancenlos. So sehr sich die Thüringerinnen auch mühten, es sollte kein einziger Punktgewinn gelingen.

 

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