Baku. Die Entscheidung ist gefallen: Timo Boll wird wegen der Nachwirkungen einer Lebensmittelvergiftung auch im Einzel nicht bei den European Games an den Start gehen können. „Ich fühle mich einfach zu schlapp, habe seit zwei Tagen fast nichts gegessen. Mein Kreislauf ist total im Keller“, sagte er in der Wohngemeinschaft der Deutschen Tischtennis-Herren im Athletendorf von Baku. „Ich bin nicht einmal in der Lage, mich hier in unserem Appartement zu bewegen. Ans Spielen ist in diesem Zustand gar nicht zu denken.“ Er konzentriere sich nun auf die kontinentale Olympia-Qualifikation im kommenden Jahr. Termin ist vom 6. bis 10. April im türkischen Istanbul. „Ich mache mir keine Sorgen, dass ich es nicht schaffe. Hier in Baku drücke ich nun Dima die Daumen, dass er das Ticket direkt löst“, so Boll weiter. Bei den European Games qualifizieren sich der Sieger und die Siegerin des Einzel-Turniers direkt für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro 2016.
Dimitrij Ovtcharov ist damit bei den Herren der einzige deutsche Einzel-Starter. Mannschaftskollege Patrick Baum darf nicht kurzfristig einspringen, hätte dafür bereits am Sonntag vor Beginn der Einzel-Auslosung nachgemeldet werden müssen. Ovtcharovs Probleme im unteren Rücken (Iliosakralgelenk), an denen er bereits im Team-Wettbewerb laborierte, sind weiter auf dem Weg der Besserung. „Die Behandlung wird fortgesetzt“, erklärte Bundestrainer Jörg Roßkopf. „Es ist ideal, dass er vom deutschen Ärzte- und Physioteam hier quasi rund um die Uhr betreut werden kann.“ Sein körperlicher Zustand sei nicht optimal, weil er zuletzt viele Turniere gespielt habe, aber Roßkopf geht davon aus, „dass ‚Dima‘ hier ein gutes Turnier spielen wird. Ob es ein sehr gutes werden kann, wird sich zeigen. Das wird sich herausstellen, wenn er hier ein paar enge Sieben-Satz-Spiele bestreitet“.
Die DTTB-Damen bereiten sich nach der Feier ihrer Team-Goldmedaille im Deutschen Haus in Baku am Montagabend wie der Weltranglistensechste Ovtcharov am Dienstag aufs Einzelturnier vor. Für den Nachmittag ist ein Training angesetzt. Han Ying ist bei den Damen topgesetzt, Petrissa Solja die Nummer sieben. Shan Xiaona bleibt wie Patrick Baum auch nach Abschluss der Mannschaftskonkurrenzen als Trainingspartner vor Ort bei den Europaspielen.
Dienstag, 16. Juni (wegen der hohen Setzpositionen ohne deutsche Beteiligung)
Damen-Einzel, 1. Runde (Gesetzte 17-32 gegen Gesetzte 33-48)
Herren-Einzel, 1. Runde (Gesetzte 17-32 gegen Gesetzte 33-48)
Mittwoch, 17. Juni
Damen-Einzel, 2. Runde (beste 32)
Han Ying – Polina Mikhailova RUS, 8 Uhr deutscher Zeit
Petrissa Solja – Anamaria Erdelji SRB (Erdelji zuvor 4:0 über Letizia Giardi SMR), 11 Uhr deutscher Zeit
Herren-Einzel, 2. Runde (beste 32)
Dimitrij Ovtcharov – Dmitrij Prokopcov CZE, 14 Uhr deutscher Zeit
<strike>Timo Boll</strike> – Aleksandar Karakasevic SRB/Wang Yang SVK
Das deutsche Aufgebot in Baku
Herren-Mannschaft: Dimitrij Ovtcharov, Timo Boll, Patrick Baum
Herren-Einzel: Dimitrij Ovtcharov, <strike>Timo Boll</strike>
Damen-Mannschaft: Han Ying, Petrissa Solja, Shan Xiaona
Damen-Einzel: Han Ying, Petrissa Solja
Betreuer: Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf und Assistent Zhu Xiaoyong, Damen-Bundestrainerin Jie Schöpp, Teilmannschaftsleiter Rainer Kruschel, Dr. Rainer Eckhardt (Mannschaftsarzt, Ulm), Annette Zischka (Physiotherapeutin Olympiastützpunkt Hessen in Frankfurt am Main)
Für das ETTU-Präsidium nur bei den Team-Wettbewerben vor Ort: Heike Ahlert (DTTB-Vizepräsidentin Leistungssport)
Deutsches Schiedsrichter-Team in Baku: Michael Zwipp (Oberschiedsrichter, Langen), Gerhard Schnabel (Schläger-Tester, Karlsfeld), Gert Selig (Hannover), Klaus Seipold (Meerbusch)