Rio de Janeiro. Die Weltmeisterin war zu stark: Bei ihrer Olympia-Premiere in Rio de Janeiro musste sich Han Ying im Viertelfinale der topgesetzten Chinesin Ding Ning glatt in vier Sätzen geschlagen geben. Europas Beste und die deutsche Nummer eins probierte eine neue Taktik aus, „aber Ding Ning war einfach überall und hat noch fester als sonst gespielt“, sagte Han. Jetzt liegt die Konzentration auf dem Team-Wettbewerb, wo eine Medaille für Team-Europameister Deutschland nicht unrealistisch ist.
Schon bei der Auslosung am vergangenen Mittwoch war klar: Ein Halbfinal-Einzug bei den Olympischen Spielen in Rio wird für Han Ying ein fast unmögliches Unterfangen. Im heutigen Viertelfinal-Duell gegen die topgesetzte Weltmeisterin Ding Ning aus China sollte sich diese Annahme bewahrheiten. Die 33-jährige Han, in Rio an Position fünf gesetzt, blieb ohne Chance. Ding Ning erwies sich als echte „Abwehrkillerin“, spielte noch härtere Bälle als sonst und wurde mit jedem Satz zusätzlich sicherer. „Sie hat noch fester gespielt als sonst, das habe ich nicht erwartet. Wenn ich bei den letzten Duellen mit guter Qualität gespielt habe, hat sie meist nur gehoben und sich den festen Ball ausgesucht. Diesmal hat sie aber alle Bälle mit hohem Risiko genommen und getroffen, da konnte ich nichts machen“, bekannte Han Ying.
In der jüngeren Vergangenheit hat sie dreimal gegen die Weltmeisterin (2015, 2011) und Olympia-Zweite von London 2012 gespielt. 2015 bei den World Tour Grand Finals in Lissabon trotzte die Deutsche der Linkshänderin zwei Sätze ab, Ding Ning war am Ende regelrecht erschöpft. Die folgenden beiden Duelle gingen klar an die amtierende Weltmeisterin, auch weil Team China Han Ying als auf dem Papier weltbeste Abwehrspielerin studiert und im Auge hat. „Ding Ning hat mein Spielsystem inzwischen gut gelesen und verstanden. Ich habe auch gehört, dass die Chinesinnen verstärkt gegen Abwehr trainiert haben, weil ich zweimal gegen Chen Meng gewonnen habe. Angeblich trainieren sie 50 Prozent gegen Abwehr.“ Ein Zeichen, dass Han Ying im Reich der Mitte großen Respekt genießt.
Für die Viertelfinal-Partie im Riocentro 3 hatte sich Han Ying zusammen mit Bundestrainerin Jie Schöpp eine neue Taktik überlegt. „Ich hatte mir vorgenommen, mehr zu attackieren, aber während des Spiels habe ich gemerkt, dass dies sogar eher ein Nachteil ist. Dann habe ich wieder passiver gespielt. Ich habe alles probiert, aber sie ist einfach überall“, musste Han konstatieren.
Ziel mit der Mannschat: eine Medaille
„Mein Ziel war schon letzte Acht zu sein, im Vorfeld habe ich auf eine Medaille geschielt. Aber als Abwehrspielerin muss man schon ein bisschen Glück haben und nicht im Viertelfinale auf die Chinesinnen treffen“, so Han Ying, die den Fokus jetzt auf den Team-Wettbewerb ab dem 12. August richtet. „Jetzt bereite ich mich auf die Mannschaft vor. Da haben wir mehr Chancen, eine bessere Auslosung. Das Ziel ist eine Medaille.“ Das erste Spiel bestreiten die deutschen Damen am 12. August um 15 Uhr Ortszeit gegen die USA, die DTTB-Herren spielen ihr Achtelfinal-Match am 13. August um 15 Uhr gegen Taiwan.
Im Damen-Einzel sind die Halbfinals derweil komplett. Neben den dort zu erwartenden Chinesinnen Ding Ning und Titelverteidigerin Li Xiaoxia schafften es Japans Superstar Ai Fukuhara und überraschend die nordkoreanische Abwehrspielerin Kim Song I in die Vorschlussrunde.
Herren-Einzel
Viertelfinale
Dimitrij Ovtcharov –Vladimir Samsonov BLR (Dienstag, 21 Uhr*)
Ma Long CHN – Quadri Aruna NGR (Mittwoch, 2.30 Uhr)
Jun Mizutani JPN – Marcos Freitas POR (Mittwoch, 1.30 Uhr)
Zhang Jike CHN – Koki Niwa JPN (Dienstag, 22 Uhr)
Damen-Einzel
Viertelfinale
Han Ying – Ding Ning CHN 0:4 (-8,-5,-3,-7)
Li Xiaoxia CHN – Cheng I-Ching TPE 4:0 (5,5,6,6)
Ai Fukuhara JPN – Feng Tianwei SIN 4:0 (12,8,7,5)
Kim Song I PRK – Yu Mengyu SIN 4:2 (8,-6,5,6,-9,6)
Halbfinale am Mittwoch
Ding Ning CHN – Kim Song I PRK
Li Xiaoxia CHN – Ai Fukuhara JPN
*deutsche Zeit