Benedikt Steentjes (43) und Christian Böker (47) sind schon ziemlich lange beste Freunde, sie sind unzertrennlich – vor allem wenn es um ihren Lieblingssport Tischtennis geht. Dabei spielen sie die schnellste Rückschlagsportart der Welt noch gar nicht so lange. Dennoch sagen sie über sich: „Wir sind total tischtennisbekloppt.“ Deshalb war die Teilnahme als Volunteer bei der LIEBHERR Tischtennis-Weltmeisterschaft in Düsseldorf auch ein ganz besonderes Erlebnis für sie.
Seit knapp vier Jahren spielen die beiden in einem Verein in Dülmen (Nordrhein-Westfalen). Angefangen hat alles, als Christian wegen seiner Diabeteserkrankung in Reha war. „Nächtelang haben wir da gezockt.“ Fußball oder Badminton funktionierten wegen seiner schlechten Augen nicht mehr, da die Spielfelder im Vergleich zum Tischtennistisch sehr viel größer sind. „An der Platte schaue ich nach vorne, sehe, was der Gegner macht und kann nach Gefühl spielen – und ich muss keine Angst haben, dass ich von hinten umgegrätscht werde.“ Also ging Christian mit dem Ziel nachhause, „das mit dem Tischtennis anzupacken“. Gesagt, getan. Bald war ein Verein gefunden. Ein dreiviertel Jahr später kam Benedikt einfach mal mit ins Training – und ist geblieben. Seit drei Jahren sind sie nun 1. und 2. Vorsitzender der Hobbyabteilung.
Doch dieses Ehrenamt reicht den beiden nicht: Eines Tages entdeckte Christian auf www.tischtennis.de eine Ausschreibung, in der Volunteers für eine Großveranstaltung des Deutschen Tischtennisbunds (DTTB) gesucht wurden. Dass sie das ausprobieren wollen, war
ihnen schnell klar. „Wir waren so aufgeregt“, erzählt Benedikt. Doch nur gemeinsam sollte es sein. Deshalb schrieben die beiden gelernten Pädagogen in ihrer ersten Bewerbung für den Men's World Cup 2014 auch deutlich: Sie wollten die Stelle nur, wenn der jeweils andere auch genommen wird. Es klappte und seitdem sind sie regelmäßig als Helfer dabei. „Andere machen Kegeltouren, wir Volunteering. Das brauchen wir auch für uns und unsere Freundschaft“, sagt Christian.
Nach dem Auftakt 2014 folgte 2015 die ehrenamtliche Teilnahme bei den German Open in Bremen, 2016 die German Open in Berlin und der Men's World Cup in Saarbrücken. Eingeteilt sind sie immer im FUN-Park, in dem Zuschauer selbst an den Tischen aktiv werden können oder etwa das Tischtennissportabzeichen absolvieren können. Benedikt und Christian haben ein gutes Verhältnis zu den Hauptverantwortlichen des DTTB-Breitensports. „Bei einer Veranstaltung war eigentlich gar kein FUN-Park geplant und Marita (Marita Bugenhagen, Leiterin Breitensport) hat extra einen kleinen aufgebaut, damit wir unseren Dienst dort antreten können“, schwärmt Benedikt.
In diesem Jahr war nun die Weltmeisterschaft in Düsseldorf an der Reihe. Und diese Großveranstaltung war für sie noch einmal etwas ganz anderes: „Der ganze Spirit ist besonders“, sagt Christian. „Das hat auch mit dem ganzen Drumherum zu tun“, ergänzt Benedikt. Etwa mit der Gemeinschaft, die die beiden während der Zeit erlebten – sonst waren Benedikt und Christian immer alleine in einer Ferienwohnung oder im Hotel untergebracht, diesmal in der Jugendherberge mit vielen weiteren Ehrenamtlern. Aber auch die große Zuschauerzahl machte es für sie einzigartig. Und: „Der FUN-Park war einfach mega groß.“
Geplant sind ihre Trips übrigens bis ins Detail: Was sie mitnehmen, was sie anziehen, was auf die selbstgestalteten Pullover gedruckt werden soll – das alles haben Benedikt und Christian schon lange im Vorfeld in vielen sogenannten WM-Treffen besprochen – denn, dass sie bei einer solchen Veranstaltung dabei sind, passiere schließlich nicht alle Tage. „Wir hatten schon Respekt vor der Situation“, erzählt Benedikt. Eine so lange Zeit (mehr als eine Woche) hatten sie noch nie am Stück miteinander verbracht. „Wir haben im Vorfeld alles ausdiskutiert, was passieren könnte“, sagt Christian. Vorbereitet gewesen – etwa auf einen Streit – wären sie deshalb. Doch es lief harmonisch. „Wir sind eben ein eingespieltes Team“, sagt Christian.
Und das sei für ihre Zeit in den Messehallen in Düsseldorf während der WM auch extrem wichtig gewesen. Denn gerade die ersten Tage waren in diesem großen, fremden Umfeld schwierig für Christian, der wegen seines Diabetes Seheinschränkungen hat. Doch Benedikt konnte wie immer helfen: „Wenn wir in einer Menschenmenge sind, weiß ich genau, wo ich laufe, damit ich Christian den Weg freiräume.“ Das passiere schon unterbewusst. Der 43- und der 47-Jährige unterstützen sich in den Tagen der WM immer wieder gegenseitig. „Wir ergänzen uns da gut“, sagt Christian.
Auch die nächste gemeinsame Tischtennis-Großveranstaltung haben sie schon anvisiert: 2018 sollen es die German Open in Bremen sein. Benedikt: „Die Wohnung wird nächste Woche gebucht.“ Natürlich wieder gemeinsam. Denn: Die beiden sind ziemlich beste Freunde.