Carcarennes/Frankreich. Im gesegneten Alter von 93 Jahren ist der frühere Bundestrainer Charles Roesch in seiner französischen Heimat verstorben. Bevor ihn Hans Wilhelm Gäb als damaliger Präsident 1983 zum DTTB holte, war der studierte Mathematiker und Lehrer in Metz Cheftrainer in Frankreich (ab 1969) und in der Schweiz (ab 1978).
Die Aufgabe in Deutschland übernahm Charles Roesch zu einem mehr zufälligen Zeitpunkt, als die DTTB-Herren im gleichen Jahr bei der WM in Tokio mit der 4:5-Niederlage (nach 4:1-Führung) gegen Dänemark ein Desaster erlebt und leistungsmäßig einen Tiefpunkt erreicht hatten. Dem „Preußen unter den Franzosen“ ging schon der Ruf voraus, kein bequemer, sondern ein harter Trainer zu sein. Auch hart gegen sich selbst wurde er diesem schnell gerecht. Kein Mann also, der sich für einen leichten Weg entschied, sondern der Konfrontation nicht scheute.
Neue Ideen und Anschluss an die Weltspitze
Die Arbeit beim DTTB nahm er mit dem Willen und Auftrag auf, neue Ideen zu entwickeln und damit den Anschluss an die Weltspitze zu schaffen. Ein ehrgeiziges Ziel mit der Aufgabe, etliche alte Strukturen aufzubrechen. Zusammen mit Eva Jeler (von der er einmal sagte „wir sind so etwas wie ein Tandem“) setzte er vor allem in der Nachwuchsförderung neue Akzente. Beide beeinflussten maßgeblich die Einrichtung des ersten Deutschen Tischtennis-Zentrums in Duisburg, entwickelten neue Trainingskonzepte und hatten damit – auf Sicht gesehen – auch durchschlagenden Erfolg.
Eigentlich erst am Ende und nach seiner sechsjährigen Tätigkeit erntete Charles Roesch (mit dem DTTB) die Früchte dieser Arbeit. Während die Damen erst in den neunziger Jahren zumindest auf europäischer Ebene durchstarteten, hatte er den 9. April 1989 in Dortmund schon 1967 als Finaltag seines Arbeitslebens genannt. Zu diesem Zeitpunkt konnte der „Trainer-Fuchs“ aber noch nicht wissen, dass genau an diesem Tag seine Tätigkeit mit dem Gewinn des WM-Titels im Herren-Doppel durch Steffen Fetzner und Jörg Roßkopf eine ungeahnte Krönung erfuhr.
Perfektionist und genialer Tüftler
Für Jörg Roßkopf war er „gleichermaßen väterlicher Freund und ‚harter Hund‘, der seine Linie durchzog, auf körperliche Fitness besonders achtete und uns bei Meisterschaften oder Lehrgängen morgens um halb acht auf den Hotelfluren Stretching machen ließ“.
Bis kurz vor seinem Tod hatte Eva Jeler Kontakt zu Charles Roesch. „Er war immer ein Perfektionist und genialer Tüftler mit ständig neuen Ideen, moderne, fortschrittliche Methoden auszuprobieren. Außerdem zeigte er sich in allen Dingen sehr konsequent und unglaublich gut strukturiert“, schwärmt Eva Jeler geradezu von Roesch „den ich als meinen größten und besten Lehrer und Freund bezeichnen möchte“.
In den Annalen des Deutschen Tischtennis-Bundes wird Charles Roesch auf immer einen besonderen Platz einnehmen.