Am frühen Montagmorgen Ortszeit erschütterte ein Erdbeben der Stufe sechs Japans Hauptstadt. Bei den 52. Mannschafts-Weltmeisterschaften in Tokio wankte Seriensieger China im Endspiel gegen Deutschland, fiel jedoch wieder einmal nicht. Die DTTB-Herren mit Dimitrij Ovtcharov, Timo Boll und Patrick Franziska verloren nach 2012 in Dortmund, 2010 in Moskau und 2004 in Doha erneut nach großer Gegenwehr das vierte deutsche Endspiel gegen das Reich der Mitte der WM-Geschichte. Matchwinner war Ma Long mit zwei Siegen, der im Anschluss zum wertvollsten Spieler des Turniers gekürt wurde. Ovtcharov entzauberte Olympiasieger Zhang Jike. "Irgendwann, vielleicht schon 2016, wird die Mannschaft der silbernen Medaille einen goldenen Anstrich geben. Ein paar Spritzer sind schon drauf", sagte DTTB-Vizepräsidentin Heike Ahlert.

Um 9.43 Uhr hat das WM-Endspiel zwischen Deutschland und China begonnen. Der Titelverteidiger wie erwartet mit Zhang Jike, Ma Long und Xu Xin. 1. Einzel: Timo Boll - Ma Long 0:3 (-6,-9,-9). 2. Einzel: Dimitrij Ovtcharov - Zhang Jike 3:0 (11,8,6). 3. Einzel: Patrick Franziska - Xu Xin 0:3 (-5,-2,-8). 4. Einzel: Ovtcharov - Ma 0:3 (-10,-5,-2).

Bemüht man vor dem WM-Finale am Montag gegen China die Statistik, so spricht diese eine deutliche Sprache. Das Reich der Mitte behielt in regulären Länderspielen stets eine weiße Weste und weist eine lupenreine 22:0-Bilanz auf. Doch einmal ist immer das erste Mal...

Ihren Nummer-1-Hit "Big in Japan" veröffentlichte die deutsche Synthie-Pop-Band "Alphaville" 1984. Der Titel scheint 30 Jahre später einer Mannschaft bei der WM in Tokio auf den Leib geschrieben: Deutschlands Herren. Das 3:1 im Halbfinale von Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov und Patrick Franziska über den Gastgeber war ein sehenswerter Krimi. Am Montag stehen sie im Finale Seriensieger China gegenüber. "Irgendwann wird bei Weltmeisterschaften mal eine andere Hymne gespielt werden", hatte Jörg Roßkopf vor Tokio gesagt. Vielleicht ist es schon am Montag soweit.

Die jüngste Statistik sprach für das Team Deutschland, das die letzten wichtigen Vergleiche gewonnen hatte. Schon bei den Titelkämpfen in Moskau vor sechs Jahren sagte Timo Boll nach einem dreieinhalbstündigen Krimi: "Eigentlich kann man die Spiele gegen Japan gleich bei 2:2 beginnen. Den Rest könnte man sich sparen." Diesmal stand Deutschlands Einzug in das Finale bereits nach einem 3:1 fest - doch das Vorschlussrundenspiel war erneut ein sehenswerter Krimi. Die Matches im Einzelnen. 1. Einzel: Timo Boll - Koki Niwa 3:1 (-16,5,4,12). 2. Einzel: Dimitrij Ovtcharov - Jun Mizutani 2:3 (-8,16,6,-6,-8). 3. Einzel: Patrick Franziska - Kenta Matsudaira 3:2 (10,-7,-6,5,5). 4. Einzel: Boll - Mizutani (6,5,6).

Man kann Edelmetall bei Weltmeisterschaften auf spektakuläre Weise gewinnen oder souverän. Die DTTB-Herren entschieden sich im WM-Viertelfinale gegen Singapur für die zweite Variante. Der Anlass allerdings war ein besonderer: Es ist die 50ste Medaille für Deutschland seit Beginn der Weltmeisterschaften im Jahr 1926 und die zehnte für eine deutsche Herren-Mannschaft. Am Sonntag geht es in der Vorschlussrunde um 9.30 Uhr deutscher Zeit gegen den Gastgeber - voraussichtlich vor einer Traumkulisse im heimischen Japan. "Wenn es nach uns ginge, könnte morgen am Ende gerne eisiges Schweigen in der Halle herrschen", findet Timo Boll.

In ihrem letzten und für ihren Tabellenplatz unwichtig gewordenen Gruppenspiel der WM-Vorrunde hatten die DTTB-Herren die größte Mühe. Gegen die Ukraine und ohne Timo Boll angetreten gab es ein 3:2. "Wenigstens habe ich mir für so ein schlechtes Spiel von mir die beste Partie ausgesucht", kommentierte Dimitrij Ovtcharov seine erste Niederlage bei dieser WM. Bereits am Mittwoch hatte das in Tokio an Position zwei gesetzte Team von Bundestrainer Jörg Roßkopf das Viertelfinale sicher.

Das bei der WM in Tokio an zwei gesetzte Team von Bundestrainer Jörg Roßkopf besiegte die Nummer sieben der Mannschafts-Weltrangliste aus Asien ohne Satzverlust und steht damit als Sieger der Gruppe B und Viertelfinalist fest. "Es war mein bisher wohl bestes Spiel", freute sich Patrick Franziska nach seinem Sieg über Leung Chu Yan. Zum Abschluss der Vorrunde steht am Donnerstag um 6 Uhr deutscher Zeit die Ukraine auf dem Programm.

Gegen die Kroaten, die am Dienstag Hongkong besiegen konnten, gab es zu Beginn des neuen WM-Arbeitstages der deutschen Herren einen glatten 3:0-Sieg. Dimitrij Ovtcharov brachte sein Team im ersten Einzel auf die Siegerstraße, schlug den EM-Finalisten von 2012, Tan Ruiwu. Vor dem über den Gruppensieg entscheidenden Spiel um 12.30 Uhr deutscher Zeit gegen Hongkong überlegt Timo Boll, ob er eine alte Tradition wieder aufleben lassen soll.

"Gerade die Dänen sind echte Scharfschützen, die viel riskieren. Da kann schnell mal ein Satz weggehen", sagt Timo Boll. Mehr als zwei wurden es nicht für die Nordländer. Ohne Topmann Maze hatte das dänische Trio gegen Boll, Dimitrij Ovtcharov und Patrick Franziska bei dessen erfolgreichen Team-WM-Debüt nichts zu bestellen.

Bei ihrem WM-Einstand in Tokio waren Deutschlands Herren am Montagmorgen nach ihrem Frühstück um 6.30 Uhr im Hotel auch am Tischtennis-Tisch gleich hellwach. "Dima und Timo haben super vorgelegt. Mit einer 2:0-Führung im Rücken in die Box zu gehen, hat's mir leicht gemacht", sagte Steffen Mengel, der den dritten Punkt zum Auftaktsieg über Singapur beisteuerte. Am Dienstag um 9.30 Uhr deutscher Zeit heißt der Gegner Dänemark.

Das WM-Endspiel gegen China zu erreichen und die Chinesen dort zu attackieren, ist das Ziel von Deutschlands Herren bei den Mannschafts-Weltmeisterschaften in Tokio, die am Montag beginnen. "Aber wir sprechen trotzdem nicht nur von den Chinesen", stellt Timo Boll im Kurz-Interview klar. "Dafür sind die Gegner auf dem Weg in dieses mögliche Finale zu anspruchsvoll." Schon die Vorrundengruppe mit Singapur als Auftaktgegner sei nicht leicht zu gewinnen. Bolls Respekt besonders vor Topspieler Gao Ning ist groß.

Wachablösung: Timo Boll war nicht einmal heißgelaufen am Centrecourt-Tisch Nummer eins in der Yoyogi Arena bei der Team-WM in Tokio, da streckten Zhang Jike und Fan Zhendong bereits die Waffen und strichen die Segel. Chinas Stars konnten einpacken und verließen die Halle.

Vier deutsche Herren und fünf Damen sind inzwischen für die am Montag beginnende Team-WM in Tokio angekommen und haben am Freitagabend Ortszeit bereits ihre erste gemeinsame Trainingseinheit in der Yoyogi Arena absolviert. Wer noch fehlt, ist Patrick Baum. Bundestrainer Jörg Roßkopf hofft, dass seine zurzeit gesundheitlich angeschlagene Nummer 21 der Weltrangliste nachreisen wird. Dank seiner Klasse und Erfahrung könnte Baum die kurzzeitige Zwangspause kompensieren. "Es wäre sehr wichtig, ihn hier zu haben", unterstreicht Roßkopf.