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Langstadts Nummer zwei: Cheng Hsien-Tzu (Foto: Dr. Roscher)
Am Wochenende stehen drei interessante Partien in der Beletage des deutschen Damen-Tischtennis an

2. Spieltag: Derby-Vorfreude in Bingen und Bad Driburg

Dr. Stephan Roscher 28.09.2018

Frankfurt/Main. Die EM ist Geschichte, die Bundesliga ruft. Am kommenden Wochenende stehen drei interessante Partien in der Beletage des deutschen Damen-Tischtennis an und jede hat ihren besonderen Reiz. Vizemeister TTG Bingen/Münster-Sarmsheim empfängt am Samstagabend den ambitionierten, beim Bundesliga-Auftakt erfolgreichen Aufsteiger TSV Langstadt zu einem „Beinahe-Derby“, tags darauf kreuzen der TuS Bad Driburg und der TTK Anröchte im mit Spannung erwarteten Ostwestfalenderby die Klingen. Zwar ist Titelverteidiger SV DJK Kolbermoor gegen den TV Busenbach eindeutig in der Favoritenrolle, doch darf man auf die Busenbacher Youngster gespannt sein, die sich von Woche zu Woche verbessern. 

TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – TSV Langstadt (Samstag, 18 Uhr)

Vizemeister Bingen/Münster-Sarmsheim hat den personellen Umbruch gekonnt vollzogen und eine sehr junge, ambitionierte und gut harmonierende Mannschaft zusammengestellt, die sowohl im Pokal als auch beim Liga-Auftakt in Busenbach zu gefallen wusste. Langstadt hat beim Bundesliga-Debüt vor 14 Tagen in starker Besetzung gleich das erste Ausrufezeichen gesetzt und Böblingen, trotz einer bärenstarken „Hongi“ Gotsch, mit 6:3 besiegt.

Die Partie am Samstag ist fast ein Derby, auch wenn die Grenze zwischen Rheinland-Pfalz und Hessen sowie gute 100 Kilometer dazwischen liegen. Etwas vereinfacht könnte man von einem Rhein-Main-Derby sprechen, zudem sind sich Rheinhessen und Hessen näher als mancher glaubt.

Und sportlich könnte es durchaus interessant werden, zumindest wenn der Gast mit seinen beiden “Stars“ auftreten sollte. „Langstadt mit seinen beiden Neuzugängen ist ein sehr starker Aufsteiger“, ist TTG-Vorsitzender Joachim Lautebach überzeugt. „Wenn sie komplett spielen, dann sind sie gegen unsere junge Mannschaft, die sich zweimal sehr gut präsentiert hat, sogar favorisiert. Sie können sogar um Platz drei mitspielen.“

Die eigene, im Schnitt circa 21 Jahre alte Truppe möchte Lautebach nicht zu sehr unter Druck setzen. „Wir müssen jetzt nicht ganz vorne mitspielen. Unsere Mädels bekommen nach dem Umbruch die Zeit, die sie brauchen“, so der TTG-Chef. „Sie harmonieren schon jetzt prächtig und kämpfen sehr gut, das ist es, was zählt und was die Fans sehen möchten.“ Am Samstag hofft Lautebach auf eine gute Kulisse: „Das Interesse an unserer neuen, jungen Mannschaft ist allgemein recht groß und die regionalen Zeitungen berichten ziemlich viel über uns.“

Langstadts Team-Manager Manfred Kämmerer schätzt den Gegner hoch ein: „Bingen ist in der neuen Besetzung sicher genauso stark wie vergangene Saison.“ „Es ist für uns ja quasi das Derby in der 1. Bundesliga“, ergänzt Coach Thomas Hauke. „Aufgrund der doch recht kurzen Entfernung hoffen wir, dass einige Fans den Weg nach Bingen machen und unsere Mädels unterstützen.“ Die Aufstellung lassen sich die Verantwortlichen nicht entlocken. Man lässt offen, ob man wieder mit Petrissa Solja, in Alicante Bronzemedaillengewinnerin im Mixed, und Cheng Hsien-Tzu aufläuft. Der TSV gibt lediglich bekannt, dass die im ersten Spiel pausierende Monika Pietkiewicz ihr Saisondebüt geben wird. 

SV DJK Kolbermoor – TV Busenbach (Sonntag, 14 Uhr)

Natürlich ist der Meister mit seinen Hochkaräterinnen Sabine Winter, Kristin Lang und Liu Jia eindeutiger Favorit. Und Defensivkünsterlin Svetlana Ganina sowie Katharina Michajlova sind schließlich auch nicht irgendjemand. Besonders Winter konnte bei der EM überzeugen – ihr Achtelfinal-Sieg gegen die Weltranglisten-18. Li Jie war vom Feinsten. Und über Kristin Lang, die ihren EM-Titel im Doppel, diesmal an der Seite von Nina Mittelham, verteidigen konnte, brauchen wir erst gar nicht zu reden.

Dennoch ist Busenbach, letzte Saison Play-off-Halbfinalist, mit seinem weiter verjüngten Team und den Toptalenten Anastasia Bondareva, Franziska Schreiner und Lisa Lung, die sich um die routinierten Tanja Krämer und Jessica Göbel gruppieren, eine sehr interessante Mannschaft mit Perspektive. „Wir sind in Kolbermoor krasser Außenseiter“, sieht Göbel die Rollen klar verteilt. „Ziel ist es, weiterhin an unserer Form zu arbeiten. Für unsere Youngster geht es wie immer darum, Erfahrung zu sammeln. Ziel ist es, die Niederlage so knapp wie möglich zu gestalten.“

„Vom Papier her sind wir sicher Favorit und ich rechne mir auch entsprechend einen Sieg aus“, sagt Kolbermoors Trainer Michael Fuchs. „Sabine und Kristin sind in sehr guter Form, deshalb denke ich, dass wir im vorderen Paarkreuz einen klaren Vorteil haben. Auch im hinteren Paarkreuz sind wir meiner Meinung nach stärker. Egal wer bei Busenbach spielt, es wird eine junge Spielerin sein, die gegen das defensive Spielsystem von Svetlana vermutlich Probleme haben beziehungsweise noch nicht durchkommen dürfte.“ Vor der 16-jährigen Franziska Schreiner zeigt man einen gewissen Respekt: „Auch Katharinas Spielsystem ist für viele jüngere Spielerinnen nicht einfach, jedoch hat Franziska bei der letzten Bayerischen Meisterschaft gegen Katharina sehr gut gespielt und gewonnen.“ Fuchs versichert, dass man den Gegner nicht unterschätzen werde, „aber wir gehen trotzdem mit dem gewissen Selbstvertrauen in das erste Heimspiel der Saison und hoffen natürlich, dass unsere Zuschauer einen Sieg bejubeln können.“

TuS Bad Driburg – TTK Anröchte (Sonntag, 14 Uhr) 

Ein lupenreines Derby steigt in Bad Driburg – und Derbys haben immer einen besonderen Reiz. Der TuS, im Pokal sowie beim Bundesliga-Auftakt mit dem Remis bei eastside mehr als überzeugend, und der TTK treffen sich zum Ostwestfalen-Derby. Keine Frage, besonders nach den tollen ersten Auftritten ist der Pokalfinalist der Vorsaison in der Favoritenrolle, zumal sich Neuzugang Britt Eerland als richtig guter Griff entpuppt hat – eine Spitzenspielerin, die höchsten europäischen Anforderungen entspricht.

Anröchte konnte bislang noch nicht sein gesamtes Potenzial abrufen. Beim Pokalturnier in Seligenstadt blieb man gegen Bingen/Münster-Sarmsheim chancenlos und im ersten Punktspiel konnte man gegen Kolbermoor beim 2:6 nichts ausrichten – aber das dürfte auch einigen anderen noch ähnlich ergehen. Jedenfalls fährt man top motiviert die 65 Kilometer nach Bad Driburg und möchte zeigen, was man tatsächlich kann.

TTK-Vorsitzender Manfred Vogel bringt es im Vorfeld auf folgenden Nenner: „Ostwestfalen-Derby. Die Spiele sind immer knapp, gehen aber meistens zu Gunsten von Bad Driburg aus. Auch diesmal ist Bad Driburg sicherlich der Favorit.“ Doch man soll nie „nie“ sagen, zumal Derbys bekanntlich eigenen Gesetzen unterliegen. „Ich hoffe, wie im letzten Jahr, auf ein Unentschieden“, so Vogel. „Wir reisen mit allen Spielerinnen an und werden dann entscheiden, wer zum Einsatz kommt.“

Der Gastgeber will den ersten Heimsieg der Saison eintüten und an die überragenden Leistungen in der Hauptstadt anknüpfen. „Nach dem tollen Erfolg in Berlin wollen wir natürlich mit einem Sieg nachlegen“, so TuS-Manager Franz-Josef Lingens. „Aber gewinnen will Anröchte auch, denn das Spiel ist völlig offen. In beiden Paarkreuzen und in den Doppeln kann alles passieren.“ Die Vorfreude ist zum Greifen. „Auf jeden Fall wird es Stimmung, Spannung und Emotionen geben, zumal auch unser Gast immer zahlreichen Anhang zu diesem Derby mitbringt. Ich erwarte auf jeden Fall ein volles Haus bei diesem ersten Heimspiel“, sagt Lingens. "Ich hoffe, dass vor allem unser oberes Paarkreuz an die zuletzt gezeigten Leistungen anknüpfen kann, dass Nadine Bollmeier sich weiter steigert und dass sich Sophia Klee weiter stabilisiert. Einen kleinen Vorteil erhoffe ich mir von den neuen, gut harmonierenden Doppeln."

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