Berlin. Dem ttc berlin eastside fehlte letztlich einfach das nötige Quäntchen Glück und vielleicht ein kleiner Tick nervliche Stabilität, um gegen das bärenstarke Team aus Tarnobrzeg seinen Titel in Europas Königsklasse zu verteidigen. Wie schon im Hinspiel am letzten Sonntag, unterlag der fünfmalige Champions-League-Gewinner am Freitagabend auch vor eigener Kulisse mit 2:3.
Es war einmal mehr unheimlich spannend, ein Tischtennis-Krimi ohne Happyend. Nicht von ungefähr lesen wir auf der Webseite der ETTU von „full distance thrillers“ in Hin- und Rückspiel.
Im Final-Rückspiel konnte Nina Mittelham mit einem glatten 3:0-Erfolg über ihre Ex-Teamkollegin Fu Yu, die diesmal für Elizabeta Samara ins Gästeteam gerückt war, vorlegen. Beim 3:0 (11:8, 11:7, 11:5) für die amtierende deutsche Einzelmeisterin besaß Fu keine echte Chance. Ein hoffnungsvoll stimmender Auftakt, das Schiff des ttc eastside schien voll aus Kurs zu sein.
Doch man hätte eine 2:0-Führung benötigt, um am Ende zu triumphieren und das Team verpasste die greifbare Chance, direkt nachzulegen. Die schon im Hinspiel etwas glücklose Shan Xiaona zwang zwar Yang Xiaoxin nach zwischenzeitlichem 0:2-Satzrückstand mit toller kämpferischer Moral in den Entscheidungsdurchgang, hatte da aber mit 3:6 das Nachsehen. Das war sicher das Schlüsselmatch der gesamten Partie, auch wenn man es zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, sondern allenfalls ahnte.
Britt Eerland hatte anschließend beim glatten 0:3 (2:11, 6:11, 7:11) gegen DTTB-Ass Han Ying, die im Augenblick wohl das beste Tischtennis ihrer gesamten Karriere spielt, keine Chance, doch die bärenstarke Nina Mittelham hielt ihr Team im Rennen. Die diesmal zweifelsfrei beste Berlinerin revanchierte sich eindrucksvoll gegen die international für Monaco aufschlagende Yang Xiaoxin für die glatte Niederlage im Hinspiel. Mittelham war diesmal die bessere Spielerin im Match gegen die unheimlich schwer zu schlagende Kurznoppen-Spezialistin. 3:1 (14:12, 5:11, 11:9, 11:9) hieß es am Ende für die Deutsche, die natürlich zu kämpfen hatte, sich in den entscheidenden Momenten aber auch als richtig nervenstark erwies.
Der Boden für ihre Teamkollegin Shan schien bereitet, durch einen Sieg über Penholder-Ass Fu das Golden Match zu erzwingen, bei dem die Hauptstädterinnen vielleicht sogar psychologisch die minimal besseren Karten gehabt hätten. Den ersten Satz brachte die deutsche Nationalspielerin auch noch unter dem Jubel der vielen eastside-Fans in der gut besetzten Halle knapp mit 13:11 nach Hause, doch dann wendete sich das Blatt und die international für Portugal startende 43-jährige Asiatin bekam das Match immer besser in den Griff. Ihr gelang gerade im vierten Satz dann alles und einer total verkrampften Shan nichts mehr.
Nach Fu‘s 3:1-Sieg war der Jubel bei Tarnobrzeg über den zweiten CL-Titelgewinn der Vereinsgeschichte groß, während beim ttc eastside verständlicherweise Niedergeschlagenheit vorherrschte. Klar, man hatte sich mehr erhofft – und das wäre trotz der hohen Qualität des Teams aus Polen auch absolut möglich gewesen, sowohl im Hin- als auch im Rückspiel. Es war jeweils ein winziger Tick, der gefehlt hat im gnadenlosen Duell zweier eigentlich gleichwertiger Mannschaften. Für Tarnobrzeg sprach, zumindest im zweiten Spiel, die größere Ausgeglichenheit des Teams – jede der drei Spielerinnen steuerte einen Erfolg bei, während bei den Berlinerinnen diesmal lediglich Nina Mittelham punkten konnte.
Diese Chance wurde verpasst, doch nächste Saison wird man mit einem starken Team erneut angreifen und will dann endlich den sechsten Titel der Klubgeschichte in der europäischen Königsklasse in die Hauptstadt holen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
„In beiden Spielen diese Punkte besser“
„Trotz aller Enttäuschung: Tarnobrzeg war in beiden Spielen diese Punkte besser. Wir hatten sowohl im Hinspiel, als auch im Rückspiel unsere Chancen. Wir haben in den vergangenen Jahren unsere Erfolge immer als Team errungen, jetzt akzeptieren wir die Niederlage auch als Mannschaft. Wenn sich die Emotionen gelegt haben, setzen wir uns in Ruhe zusammen und werten die Champions League-Saison aus. Jetzt müssen wir uns voll auf die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft konzentrieren", so eastside-Präsident Alexander Teichmann direkt nach Spielende. „Herzlichen Glückwunsch an das polnische Team. Ein großes Dankeschön an die Fans in der Halle, die Nina, Nana, Britt und Sabina leidenschaftlich unterstützt und für eine tolle Atmosphäre in der Frauensporthalle im Freizeitforum Marzahn gesorgt haben. Wir hoffen, dass unsere Fans uns jetzt in den letzten Spielen dieser Saison den Rücken stärken werden."
FINALE, RÜCKSPIEL (08.04.)
ttc berlin eastside - KTS Enea Siarkopol Tarnobrzeg 2:3
Nina MITTELHAM – FU Yu 3:0 (11:8, 11:7, 11:5)
SHAN Xiaona – YANG Xiaoxin 2:3 (7:11, 5:11, 11:9, 12:10, 3:6)
Britt EERLAND - HAN Ying 0:3 (2:11, 6:11, 7:11)
Nina MITTELHAM – YANG Xiaoxin 3:1 (14:12, 5:11, 11:9, 11:9)
SHAN Xiaona – FU Yu 1:3 (13:11, 7:11, 7:11, 4:11)
FINALE, HINSPIEL (03.04.)
KTS ENEA SIARKOPOL Tarnobrzeg - ttc berlin eastside 3:2
HAN Ying - SHAN Xiaona 3:2 (12:10, 8:11, 14:16, 14:12, 6:2)
YANG Xiaoxin - Nina MITTELHAM 3:0 (11:3, 11:8, 11:9)
Elizabeta SAMARA – Britt EERLAND 1:3 (11:7, 6:11, 9:11, 10:12)
HAN Ying - Nina MITTELHAM 2:3 (11:6, 12:14, 12:10, 3:11, 1:6)
YANG Xiaoxin - SHAN Xiaona 3:1 (11:8, 10:12, 11:8, 11:4)
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