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Im Doppel, und nicht nur da, überragend: Kristin Lang und Yuan Wan (Bild: Petra Steyer).
TSV Schwabhausen – SV DJK Kolbermoor 5:5

Abermals 5:5 im Bayern-Derby, doch Kolbermoors Halbfinal-Einzug stand frühzeitig fest

Dr. Stephan Roscher 12.04.2022

Schwabhausen. Das dritte 5:5 gab es heute Abend im Play-off-Entscheidungsspiel zwischen dem TSV Schwabhausen und dem SV DJK Kolbermoor – ganz so, wie es sich für ein rassiges Derby gehört. Dennoch war es diesmal längst nicht so spannend wie in den vorhergehenden beiden Partien. Der Gast aus Kolbermoor preschte anfänglich nämlich mit klaren Siegen so forsch voran, dass bereits nach dem sechsten Match zwischen Alina Nikitchanka und Svetlana Ganina (0:3) feststand, dass Kristin Lang und Kolleginnen ins Halbfinale einziehen würden.

Sagenhafte 17:4 Sätze standen in jenem Moment zu Gunsten Kolbermoors zu Buche. Zu diesem Zeitpunkt hieß es 5:1 für den SV DJK, der zwei Tage zuvor bekanntlich einen 5:0-Vorsprung verspielt hatte. Am Ende hieß es nach Sätzen 21:16. Dass die Schwabhausenerinnen sich nicht hängen ließen und am Ende doch wieder vier Matches in Folge gewannen, spricht für die herausragende Moral dieser Truppe. Doch jubeln durfte diesmal alleine das Team von Trainer Michael Fuchs, das sich vom ersten Ball an hellwach präsentierte und den Gegner in der ersten Hälfte des Derbys kaum zum Atmen kommen ließ. Man wollte sich deutlich erkennbar den Frust über die nicht genutzte Riesenchance zwei Tage zuvor von der Seele spielen.

Schon in den Doppeln lief alles nach Maß für den Pokalsieger. Ganina/Pranjkovic ließen genausowenig beim 3:0 über Jeger/Nikitchanka etwas anbrennen wie Lang/Wan beim 3:0 über Winter/Liu – eng verlief jeweils immer nur ein Satz. 0:2 – 0:6.

Weiter ging es mit einem 3:1 einer starken Yuan Wan gegen Liu Yangzi und dem dritten Sieg von Kristin Lang über Sabine Winter binnen fünf Tagen, mit 11:7, 11:6, 11:5 diesmal besonders deutlich. Wie letztes Jahr gegen Trifonova vom ESV Weil: Winter in der Runde fast nicht zu besiegen und dann drei Niederlagen in den Play-offs gegen ein und dieselbe Gegnerin innerhalb weniger Tage – mitunter gibt es im Tischtennis unfassbare Parallelen. Zwischenstand: 0:4 – 1:12.

Und weiter ging es zur Abwechslung mal mit einem hauchdünnen Sieg für Schwabhausen, Mateja Jeger besiegte die wirklich seh gut spielende junge Naomi Pranjkovic mit 13:11 im Entscheidungssatz. Doch das half dem TSV wenig, da Svetlana Ganina am anderen Tisch das Defensivduell mit Alina Nikitchanka mit 3:0 zu ihren Gunsten entschied. Zwischenstand: 1:5 – 4:17. Von der zeitlichen Abfolge war es ja sogar so, dass Kolbermoors "Nesthäkchen" die entscheidenden Sätze holte, da Ganina ihr Match wesentlich schneller beendet hatte. Die Messe war jedenfalls gelesen, das Satzverhältnis hatte bereits in diesem Moment alles entschieden.

Danach kam der Schwabhausen-Express doch nochmal ins Rollen – natürlich zu spät. Ganz knapp rang Liu Yangzi Kristin Lang nieder (17:15 im 5. Satz). Sabine Winter schlug Yuan Wan 3:1, Mateja Jeger gewann ebenso in vier Sätzen gegen Svetlana Ganina und schließlich siegte Alina Nikitchanka mit 3:0 gegen Naomi Pranjkovic.

Aller Ehren wert, doch nun, um 21.17 Uhr, durfte der SV DJK Kolbermoor ausgelassen jubeln, der wieder einmal ein Meisterschafts-Halbfinale erreicht hatte, während dieses Kunststück dem TSV Schwabhausen trotz überragender Punktrunden in den letzten beiden Jahren bisher einfach noch nicht gelingen will.

Damit sind die Play-off-Halbfinals komplett: Der SV DJK Kolbermoor trifft auf den TSV Langstadt und der ESV Weil auf den ttc berlin eastside. Die Hinspiele steigen am kommenden Samstag, Kolbermoor und Weil genießen zuerst Heimrecht. Die Rückspiele in Langstadt und Berlin stehen am Ostermontag auf dem Programm.

Der TSV Schwabhausen zeigte sich als fairer Verlierer, selbst wenn er in den drei tollen Derbys ja eigentlich ungeschlagen blieb. „Ehre wem Ehre gebührt!“, so beginnt das kurze Statement von Trainer Alexander Yahmed. „Wir waren nicht zu bezwingen, aber die bessere Mannschaft kommt weiter. Wir gratulieren Kolbermoor, sie haben es verdient.“ 

„Irgendwie ein leichtes Déjà-vu vom Sonntag, nur dass wir diesmal, wenn man die Sätze anschaut, am Anfang noch dominanter waren“, stellte Michael Fuchs fest, der sich sehr detailliert zum Spielgeschehen äußerte. „Schwabhausen hatte ja die Doppel umgestellt und erstmals Liu im Doppel gebracht, bei uns hatte man den Eindruck, dass sich Ganina/Pranjkovic inzwischen sehr gut auf Jeger/Nikitchanka eingestellt hatten und vor allem Naomi kaum mehr Probleme mit Nikitchankas Abwehr hatte. Wenn man mit 2:0 aus den Doppeln herausgeht, geht man natürlich auch wieder gut in die Einzel rein.“ Kolbermoors Trainer und Abteilungsleiter fuhr fort: „Vorne dann wieder sehr stark von beiden. Wie wir vor dem Spiel schon gesagt hatten: Heute zählt jeder Satz, jeder einzelne Punkt. Das hat uns schon sehr gut getan, dass wir danach mit 12:1 Sätzen und nach Svetlanas Sieg sogar mit 15:1 vorne waren.“ Die jüngste Spielerin, Naomi Pranjkovic, sei dann „ein wenig die tragische Figur“ gewesen, „sie hat gegen Jeger, gegen die sie vorher nie eine richtige Chance hatte, ihr bestes Spiel der Saison gemacht und hätte alles mit einem 6:0 zumachen können, doch sie konnte vier Matchbälle nicht nutzen und verlor sehr unglücklich. Man sieht aber ihre Entwicklung, wenn sie jetzt öfters auch auf diesem Niveau spielen kann. Großes Kompliment auch an sie, zumal ihre beiden gewonnenen Sätze bereits die Entscheidung zu unseren Gunsten bedeuteten!“ Das aus Kolbermoors Sich erwünschte schnelle Ende stellte sich dann aber nicht ein. „Natürlich hätten wir es danach auch schnell beenden und nicht wieder zum 5:5 kommen lassen wollen“, so Fuchs, „doch auch das war wieder ein bisschen ein Déjà-vu, zwei sehr enge Spiele dabei, bei denen der sechste Punkt hätte kommen können, allerdings war dann auch ein bisschen die Luft raus, nachdem klar war, dass wir nicht mehr verlieren konnten.“ Nach dem Spiel ist vor dem Spiel: „Unsere Spielerinnen sind froh, wenn sie sich nach den drei Spielen erst mal ein bisschen regenerieren können. Und dann werden wir uns unter der Woche auf Langstadt vorbereiten und am Samstag wieder alles geben.“

 

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