Frankfurt/Main. "Mit Gespür für Würde und Wohl des Sports" - so überschrieb am Freitag die Frankfurter Allgemeine Zeitung ihren Abschied von Hans Wilhelm Gäb. In dem lesenswerten Nachruf auf eine der profiliertesten Persönlichkeiten im deutschen Sport befindet die FAZ: „Der große Aufschlag war nicht seine Sache. Doch er hatte ein Herz für den Sport und verband es mit seinem Geist.“ Autor Anno Hecker, der den am 13. April verstorbenen DTTB-Ehrenpräsidenten und Sportpolitiker Gäb seit Anfang der neunziger Jahre kannte, schließt seine Würdigung mit den Worten: „Hans Wilhelm Gäbs Abschied von dieser Welt führt noch einmal vor Augen, was verloren gegangen ist.“
Einen Verlust empfinden alle, die ihn kannten. Der Deutsche Tischtennis-Bund erinnerte am Freitag in seinem Nachruf "Der Aufrechte" an das Leben, Wirken und Schaffen von Hans Willhem Gäb.
DTTB-Verantwortliche, langjährige Weggefährten und Freunde aus dem Tischtennissport hinterlassen ihr Dankeschön und einen letzten Gruß.
Heike Ahlert, DTTB-Vizepräsidentin und stellvertretende ETTU-Präsidentin:
„Ich bin mit Hans seit mehr als 35 Jahren im Tischtennissport verbunden und war davon 25 Jahre mit ihm im Präsidium des DTTB gemeinsam für unseren geliebten Sport tätig. Hans hat wie kein anderer den Tischtennissport in Deutschland in den letzten Jahrzehnten geprägt und wieder an die Weltspitze herangeführt. Bewundert habe ich seinen Scharfsinn, seine Visionen, verbunden mit beispiellosem persönlichen Engagement und der Beharrlichkeit, um diese soweit möglich umzusetzen - wie zum Beispiel das Deutsche Tischtennis-Zentrum.
Er war mir stets ein wunderbarer Ratgeber und Freund, unter anderem auch in einer für mich sehr schwierigen gesundheitlichen Phase. Ich erinnere mich auch zu gern an seinen Humor: so hatte er sich 2008 beim Gewinn der ersten Silbermedaille unseres Herrenteams die Irokesenperücke meines Mannes in den Deutschlandfarben jubelnd aufgesetzt, um mit uns allen zu feiern. Dieses Bild sagt mehr als viele Worte. Überhaupt zeigte er stets seine Freude und Dankbarkeit über die vielen Erfolge und vergaß nie, wer alles Anteil daran hatte. Deshalb haben wir ihm zum 80. Geburtstag zu seiner großen Freude eine mit diesem Bild verzierte Geburtstagstorte überreicht, .
Danke lieber Hans, dass ich so lange mit dir gemeinsam für den Tischtennissport tätig sein durfte und du mich immer in meinem Wirken unterstützt hast. Ich habe viel von dir gelernt und werde dich sehr vermissen… - der DTTB ohne dich, das ist für mich immer noch kaum vorstellbar!"
Timo Boll, bester deutscher Tischtennisspieler aller Zeiten:
„Es ist eine Zeit, in der ich unheimlich schöne Momente erleben darf. Aber die Mitteilung, dass Hans uns leider verlassen musste, macht mich und die ganze Tischtennis-Familie sehr traurig.
Meine Beziehung zu Hans war weit mehr als die eines Beraters zu seinem Athleten. Er war mein Mentor von klein auf und vermittelte mir wichtige Werte, die sich für immer eingeprägt haben, vor allem seine positive Einstellung zum Leben, selbst in den letzten schweren Wochen für ihn.
Ich werde ihm für immer dankbar sein und ich werde nicht nur an ihn denken, wenn ich aus seiner Espresso-Tasse trinke, die er mir vor kurzem noch geschenkt hat!
Ruhe in Frieden, lieber Hans!"
Dr. Wolfgang Dörner, DTTB-Vorstandsvorsitzender:
„Ich habe Hans erst vor wenigen Monaten kennengelernt und war sofort beeindruckt von seiner Persönlichkeit, seinem Ideenreichtum und seiner Weitsicht.
Mir gefiel seine Art: er verwendete nicht die lauten Töne, zeigte aber eine klare Haltung und den unbedingten Willen, unseren geliebten Sport weiterzuentwickeln.
Meine Gedanken sind bei seiner Familie. Ruhe in Frieden, Hans.“
Steffen Fetzner, Weltmeister im Doppel 1989:
„Hans Wilhelm Gäb, Architekt und Visionär, hat den Grundstein für die Erfolge der Nationalmannschaften sowie zahlreicher ehemaliger und aktueller Spielerinnen und Spieler gelegt. Eigentlich müssten der DTTB oder Borussia Düsseldorf ihm ein Denkmal setzen – was der stets im Hintergrund wirkende Mensch Hans Wilhelm Gäb wohl niemals gewollt hätte – oder zumindest eine Halle nach ihm benennen. Hans' Verdienste um seinen geliebten Tischtennissport sind unerreichbar."
Konrad Grillmeyer, DTTB-Präsident:
„Hans Wilhelm Gäb ist eine der bedeutendsten Persönlichkeiten in der Geschichte des DTTB. Seine, dem Motto „Stillstand ist Rückschritt“ folgende Zielstrebigkeit und sein positives Denken werden mir in bester Erinnerung bleiben. Geprägt von gegenseitigem Respekt stand für ihn immer die Sache im Vordergrund – auch dann, wenn wir nicht einer Meinung waren.
Hans Wilhelm war einer der maßgeblichen Architekten für den Erfolg des Tischtennissports in Deutschland. Wir alle werden versuchen, den DTTB weiterhin in seinem Sinne zu führen."
Claudia Herweg, ehemalige DTTB-Präsidentin:
„Ich kenne im Tischtennis weltweit nur eine Handvoll Personen, die Menschen als ihre Mentoren bezeichnen. Hans gehörte dazu. Ich war nicht in allen Dingen mit ihm einer Meinung, aber mit seiner Intelligenz, seinem großen Humor und vor allem seinem gütigen Herzen war jede Auseinandersetzung wertvoll und eine Freude. Ich werde ihn vermissen.“
Eva Jeler, ehemalige DTTB-Cheftrainerin:
„Keine andere Person hat den Tischtennissport in Deutschland so geprägt wie Hans Wilhelm Gäb. Hans war der einflussreichste und beste Präsident, den der DTTB hatte – ich kann mir nicht vorstellen, dass es weltweit einen besseren Sportfunktionär gibt. Mit Leidenschaft hat er sich bis zuletzt für seinen Sport eingesetzt. Er verhalf Tischtennis in Deutschland zu Anerkennung und Reputation, und er machte den DTTB als einem der größten auch zu einem der erfolgreichsten Tischtennisverbände der Welt. Was Hans im Sport Positives und Neues erreicht und angestoßen hat, würde Seiten füllen.
Dabei war ihm wichtig, dass Sport den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärkt, Menschen positiv verändert und Fairness lehrt. Vor Hans hatte fast niemand in Deutschland über den gesellschaftlichen Einfluss des Sports gesprochen.
Hans war Ratgeber, Visionär und das Gewissen des deutschen Sports. Seine Familie und engen Freunde erlebten auch sein gütiges, großes, gutes Herz. Er spürte, wenn jemand unglücklich, krank oder im Leben gestrauchelt war. Ohne Aufhebens half er sofort, drehte die Situation ins Positive und zog sich still zurück. Er wollte Gutes tun – nicht, um darüber zu reden, sondern weil er es konnte und für richtig hielt.
Er war neugierig, lernfähig und bis zuletzt an den Ursachen eines Problems interessiert – auch daran, wie man es besser machen könnte. Und meistens hatte er Recht. Sein Humor konnte jede Situation deeskalieren: Aus Ärger und Anspannung wurde Lachen und Entspannung.
Er hatte im Leben zwei Mottos: zum einen „immer weiter“, zum anderen das, was er mich auch gelehrt hat: „Nie aufhören, anzufangen und nie anfangen, aufzuhören“. Hans Wilhelm Gäb hat niemals aufgehört – und wir schulden ihm das gleiche. Immer weiter.
Er wird dem Tischtennissport und mir persönlich sehr fehlen."
Richard Prause, DTTB-Vorstand Sport:
„Hans Gäb war für mich immer eine Institution im DTTB und im Tischtennis überhaupt. Er hatte die Fähigkeit zuzuhören, zu analysieren und dann die Dinge auf den Punkt zu bringen.
Man konnte ihn jederzeit erreichen, wenn einmal der Schuh drückte oder man einen Ratschlag brauchte. Und diesen Ratschlag, den gab's dann immer mit einem Schuss Humor.
Hans wird uns sehr, sehr fehlen."
Andreas Preuss, Manager Borussia Düsseldorf:
„Hans war für mich wie ein Vater und guter Freund, Vorbild und Ratgeber. Er war über 70 Jahre Borusse, seit fast 40 Jahren verbindet uns die Liebe zum Tischtennis und zu unserem Verein Borussia Düsseldorf.
In dieser Zeit hat es keine wichtige Entscheidung gegeben, die Hans nicht mitgetroffen hat, ohne ihn gäbe es keinen Arag-Centercourt, kein Deutsches Tischtennis-Zentrum und keinen Timo Boll in Düsseldorf!
Ich bin sehr dankbar, dass ich so lange an seiner Seite gehen durfte! Die gesamte Borussia Familie wird ihn sehr vermissen! Sicher werde ich ihn bald das eine oder andere Mal auch im Tischtennis-Himmel anrufen, um seine Meinung zu hören!
Ruhe in Frieden lieber Freund!"
Jörg Roßkopf, Weltmeister im Doppel 1989 und Herren-Bundestrainer:
„Obwohl ich wusste, wie schwierig es zuletzt um seine Gesundheit bestellt war, konnte ich es kaum fassen, als ich beim World Cup in Macau die traurige Nachricht erhielt. Es ist irgendwie unwirklich, dass er nun nicht mehr da ist. Hans war für den Tischtennissport extrem wichtig und hat alle wichtigen Weichen für die Professionalisierung unseres Sports gestellt. Wir hatten immer ein tolles Verhältnis. Es ist ein großer Verlust für den Tischtennissport und für uns alle."
Elke Schall-Süß und Christian Süß, Medaillengewinner bei Welt- und Europameisterschaften:
„Mit großer Bestürzung haben wir vom Tod unseres lieben Freundes Hans Wilhelm Gäb erfahren. Er war nicht nur eine Legende im Tischtennis, sondern auch ein wahrer Freund und immer persönlich für uns da. Seine Unterstützung hat uns in vielen Momenten begleitet.
Hans war ein wahrer Mentor, dessen Leidenschaft und Weisheit uns inspiriert haben. Wir sind dankbar für die unvergesslichen Momente und werden ihn immer im Herzen und in Erinnerung behalten.
Ruhe in Frieden, lieber Hans. Deine Freundschaft wird uns stets begleiten.“
Dirk Schimmelpfennig, ehemaliger DTTB-Sportdirektor:
„Mich bewegt Hans Tod sehr. Er war die größte Persönlichkeit, die ich im Sport erleben durfte. Mit seinem Charakter, seiner Kompetenz und seinem scharfsinnigen Verstand hat er den deutschen Tischtennissport und den DTTB so entscheidend und erfolgreich geprägt, wie kein anderer. Das über unglaublich viele Jahre hinweg. Ich bin sehr traurig, aber auch froh, ihm sehr lange so nah gewesen sein zu dürfen.“
Matthias Vatheuer, DTTB-Vorstand Verwaltung:
„Die Nachricht vom Tod von Hans Wilhelm Gäb hat mich tief getroffen. Er war ein Anführer im besten Sinne – klar in der Sache, aber immer menschlich. Für mich war er ein großes Vorbild, nicht nur wegen seiner Verdienste um unseren Sport, sondern wegen der Art, wie er Menschen geführt, inspiriert und mitgenommen hat.
Hans Wilhelm Gäb hat Tischtennis geliebt wie kaum ein anderer. Diese Leidenschaft war in jedem Gespräch, in jeder Geste spürbar. Ich erinnere mich gut an die Team-WM in Katar 2004: Er musste aus privaten Gründen kurzfristig abreisen – und war 24 Stunden später schon wieder zurück, um das WM-Finale gegen China miterleben und das Team unterstützen zu können. Diese Szene sagt eigentlich alles über ihn.
Ich bin dankbar, dass ich ihn kennenlernen und von ihm lernen durfte. Er wird mir fehlen – als Ratgeber, als Vorbild, als Mensch.
Meine Gedanken sind bei seiner Frau und seiner Familie.“
Thomas Weikert, DOSB-Präsident und ehemaliger DTTB-Präsident:
„Für mich war Hans, seit ich für den DTTB tätig war, aber auch für die Zeit danach, der Ratgeber schlechthin. Dafür bin ich sehr, sehr dankbar. Mir bleiben viele Stunden mit Hans beim TT in aller Welt, aber auch bei unseren privaten Treffen abseits des Sports in guter Erinnerung.
Neben den klaren Analysen und seinen zukunftsweisenden Ideen, TT populärer und für das TV attraktiver zu machen, hatte er immer Zeit für Anekdoten, sein Witz war herausragend.
Der Sport verliert einen großen Gestalter und Denker, ich persönlich verliere einen Freund.
Mein herzliches Beileid seiner Ehefrau Hella und seinen beiden Kindern. Ruhe in Frieden lieber Hans."