Anzeige
Svetlana Ganina war mit zwei Einzelsiegen maßgeblich am Remis des SV DJK Kolbermoor beteiligt (Bild: Dr. Stephan Roscher).
Ganina und Shan in Topform

Alles bleibt offen: Remis nach packendem erstem Finale

Dr. Stephan Roscher 18.05.2019

Kolbermoor. Das Final-Hinspiel um die Deutsche Meisterschaft in Kolbermoor hielt, was es versprochen hatte. Vor 310 begeisterten Fans in der ROFA Arena gingen Titelverteidiger SV DJK Kolbermoor und Rekordchampion ttc berlin eastside nach hoch spannenden dreieinhalb Stunden mit einer Punkteteilung auseinander. Das Rückspiel am Sonntag um 16.00 Uhr in der Hauptstadt ist völlig offen. Der Sieger ist Deutscher Meister, trennt man sich erneut unentschieden, gibt es ein drittes Match am 24. Mai in Berlin.

Jedes Team gewann ein Doppel. Georgina Pota/Matilda Ekholm hatten Kristin Lang/Sabine Winter beim 3:1 erstaunlich gut im Griff, während Liu Jia und Katharina Michajlova, die sich bereits in den Halbfinals als prächtig harmonierendes Duo „geoutet“ hatten, gegen Shan Xiaona/Nina Mittelham nichts anbrennen ließen, wobei die letzten beiden von insgesamt vier Sätzen sehr knapp waren. „Susi“ brachte Kolbermoor gegen Pota das erste und einzige Mal in der gesamten Partie in Führung, doch Shan sorgte in fünf Durchgängen gegen Lang für den Ausgleich.

Shan in Galaform

Beim amtierenden Meister stand diesmal gar nicht so sehr Liu Jia im Rampenlicht sondern Svetlana Ganina (Foto oben), die ihre beiden Einzel gewann. „Susi“ war einmal erfolgreich. Sie schlug Georgina Pota und verlor mit 2:3 gegen die nervenstarke, aber auch spielerisch überzeugende Shan Xiaona in einem der beiden packendsten Matches des Abends. Kolbermoors Spitzenspielerin hatte die ersten beiden Sätze glasklar gewonnen, doch ihre Gegnerin kam immer besser ins Spiel, konnte egalisieren und führte im Entscheidungsdurchgang mit 4:1, 6:3 und 7:4. Dann jedoch gelangen der Österreicherin mit chinesischen Wurzeln sechs Punkte in Folge zur 10:7-Führung. Shan aber zeigte unbändigen Kampfgeist, erreichte die Verlängerung und verwandelte schließlich ihren zweiten Matchball zum 13:11.

Da danach Georgina Pota ihrer Gegnerin Kristin Lang, die heute nicht an die vorzügliche Form der letzten Wochen anknüpfen konnte, keinen Satz überließ, stand es 5:3 für den ttc eastside, der auf einen Auswärtssieg zuzusteuern schien. Doch es folgte der Dämpfer: Nina Mittelham, die schon in ihrem ersten Match gegen die unglaublich sicher spielende Svetlana Ganina Probleme hatte, sich gut zu bewegen, musste ihr Match gegen Sabine Winter wegen massiven Knieproblemen abschenken, so dass Kolbermoor wieder herankam.

Überragende Ganina

Obwohl die einzelnen Partien fast alle eng und umkämpft waren, kam es lediglich zu drei fünften Sätzen, von denen eastside zwei zu seinen Gunsten entschied. Anders lief es bei Svetlana Ganina, die in ihrem ersten Spiel gegen Nina Mittelham zweimal in Satzrückstand geriet, jedoch mit stoischer Ruhe weiterspielte und am Ende – nach 3:5, 4:8 und 6:10 – noch ein 13:11 bejubeln durfte, das ihr Team zu diesem Zeitpunkt im Spiel hielt. 
Und der Schlussauftritt der 40-jährigen Defensivstrategin Ganina war mindestens ebenso bemerkenswert. Sie konnte tatsächlich auch die favorisierte Weltranglisten-28. Matilda Ekholm in vier Sätzen niederringen, die mit ihrer tollen Hand und dem schier unglaublichen Ballgefühl eigentlich gerade von Abwehrspielerinnen nur schwer zu knacken ist.

Somit war nach 210 Minuten, die wahrlich nichts für schwache Nerven waren, die Punkteteilung besiegelt, die für das Rückspiel am Sonntag alles offen lässt.

Berlin verspielte eine 3:2- und 5:3-Führung, auch weil Kolbermoor eine überragende Svetlana Ganina an Bord hatte, wobei man natürlich auch die verletzungsbedingte Aufgabe der deutschen Einzelmeisterin Nina Mittelham in Rechnung stellen muss, die in normaler Verfassung gegen Sabine Winter sicher eine realistische Siegchance besessen hätte.

„Nina ist am Knie verletzt und konnte schon gegen Ganina kaum laufen“, informiert Berlins Manager Andreas Hain. „Es sieht nicht gut aus.“ Hains kurzes Fazit samt Ausblick auf den Sonntag: „Ein überraschender Spielverlauf mit offener Fortsetzung. Aufgrund der Verletzung von Nina sind wir nicht sehr optimistisch.“

Der Gastgeber konnte mit dem Remis im Hexenkessel von Kolbermoor gut leben. „Die Stimmung war Wahnsinn und das Spiel war wirklich nichts für schwache Nerven“, so Trainer Michael Fuchs. „Absoluter Wahnsinn waren die Spiele von Svetlana. Im ersten Spiel gegen Nina ein 6:10 im Entscheidungssatz noch gedreht – das war wirklich unglaublich. Dagegen war das Spiel von Susi gegen Shan bitter. 3:7 und 10:7 im 5. Satz und dann noch verlieren…Das wäre eventuell das entscheidende “Break” gewesen. Aber insgesamt ist es sicher ein gerechtes Unentschieden.“ Fuchs sieht seine Prognosen weitgehend bestätigt: „Ich habe davor ja gesagt, dass wir unsere Chancen bekommen werden und so war es auch. 1:1 in den Doppeln war ein guter Start, hier muss ich auch explizit Katharina loben, die ganz stark gespielt hat heute. Sonst waren es fast alles sehr ausgeglichenen Spiele auf Messers Schneide.“ Der SV DJK-Trainer schwärmte noch Stunden später vom letzten Match: „Das Spiel von Svetlana gegen Ekholm war dann die Krönung und der absolute Höhepunkt eines gelungenen Tischtennisabends. Das war absolute Werbung für unseren Sport und wir fahren mit einem guten Gefühl jetzt nach Berlin.“ Natürlich war dem SV DJK-Trainer klar, dass seinem Team auch ein wenig das Glück zu Hilfe kam: „Der verletzungsbedingte Ausfall von Nina tut mir persönlich sehr leid für sie, aber kam uns natürlich entgegen.“

So oder so – die Fans dürfen sich auch im Rückspiel auf prickelnde Duelle freuen. Und entschieden ist noch gar nichts. 

 

Das komplette Geschehen an beiden Spieltischen ist auch am Sonntag im Livestream von Sportdeutschland.TV zu verfolgen.

Links

weitere Artikel aus der Rubrik
1. Bundesliga Damen 08.04.2024

Letzter Spieltag: Siege für Kolbermoor, Dachau, Langstadt und Weinheim

Die letzten Entscheidungen in der 1. Bundesliga Damen sind gefallen, die Play-off-Plätze endgültig vergeben. Weinheim schlägt Bingen in einer spannenden Partie und beendet die Punktrunde auf Platz zwei, punktgleich mit Klassenprimus Berlin, der sich in Dachau knapp beugen musste. Langstadt besiegt Böblingen mit 6:2 und wird Dritter. Hinter Dachau kommt Kolbermoor nach dem 6:3 in Jena als Fünfter über die Ziellinie. Die Viertelfinal-Paarungen Ende des Monats lauten somit Langstadt vs. Bingen und Dachau vs. Kolbermoor.
weiterlesen...
1. Bundesliga Damen 07.04.2024

ttc berlin eastside steht als Gewinner der Punktrunde fest

Hatte der Serienmeister am Freitagabend in Kolbermoor phasenweise noch schwere Arbeit verrichten müssen, fiel der zweite Sieg des Marathon-Wochenendes doch relativ leicht. Vor 150 Zuschauern in der Sinzheimer Fremersberghalle wurde der SV SCHOTT Jena, der sich aus dem Bundesliga-Tischtennis zurückzieht, sehr deutlich abgefertigt. Damit steht Berlin vorzeitig als Gewinner der Punktrunde 2023/24 fest. Zwar könnte der TTC 46 Weinheim heute noch nach Punkten gleichziehen, doch im Spielverhältnis kann er Shan und Co. nicht mehr einholen.
weiterlesen...
1. Bundesliga Damen 06.04.2024

Berlin in Kolbermoor erfolgreich

Teil eins des dreiteiligen Berliner Wochenendplans ist aufgegangen. Am Freitagabend konnte man in Kolbermoor vor rund 180 Zuschauern einen letztlich ungefährdeten 6:2-Erfolg verbuchen und die Tabellenführung übernehmen.
weiterlesen...
1. Bundesliga Damen 05.04.2024

Endspurt in der 1. Bundesliga Damen: Berlin im Dauereinsatz

Die Punktrunde findet am kommenden Wochenende mit sechs Begegnungen ihren Abschluss. Alle Teams sind nochmals im Einsatz und wollen sich für die Play-offs in Stellung bringen, die lediglich Böblingen nicht mehr erreichen kann. Nach 25 Jahren gibt die SVB ihre Abschiedsvorstellung in Langstadt. Jena geht noch zweimal an die Tische, kommende Saison werden auch die Thüringerinnen nicht mehr im Bundesligatischtennis vertreten sein. Den Vogel schießt Titelverteidiger Berlin ab, der von Freitag bis Sonntag gleich drei Partien fernab der Heimat bestreitet. Eine davon, am Samstag im badischen Sinzheim gegen Jena, firmiert trotzdem unter der Rubrik Heimspiel. Mittelham und Co. haben das klare Ziel im Fokus, die Runde auf der Spitzenposition zu beenden.
weiterlesen...
1. Bundesliga Damen 25.03.2024

Berlin lässt Weinheim beim Gipfeltreffen keine Chance

Viele hatten ein enges, umkämpftes Topspiel in Weinheim erwartet, doch es kam anders: Vor 308 Fans gaben die Gäste aus der Hauptstadt klar den Ton an und haben nach ihrem 6:1-Erfolg gute Karten, die Punktrunde als Nummer eins abzuschließen. Direkt für die Halbfinals qualifizieren werden sich vermutlich aber auch Takahashi und Co. Die SV Böblingen musste in ihrem letzten Bundesliga-Heimspiel nach einer 25-jährigen Erfolgsstory vor guter Kulisse der TTG Bingen/Münster-Sarmsheim zu einem 6:3-Sieg gratulieren. Das ohne seine beiden Topspielerinnen angetretene Team aus Dachau konnte beim 2:6 in heimischer Halle gegen Jena nichts ausrichten.
weiterlesen...
1. Bundesliga Damen 22.03.2024

Dreimal Bundesliga am Sonntag mit Topspiel Weinheim – Berlin

Nach erneuter dreiwöchiger Spielpause meldet sich am Sonntag die 1. Bundesliga Damen zurück, die in die Endphase der Punktrunde eintritt. Drei Partien stehen auf dem Programm, deren absolutes Highlight natürlich das Gipfeltreffen zwischen Weinheim und Berlin darstellt, zugleich die Neuauflage des Meisterschaftsfinales der Saison 2022/23. Für die SV Böblingen (gegen Bingen) und den SV SCHOTT Jena (in Dachau) beginnt die Bundesliga-Abschiedstour. Beide haben nicht mehr für die kommende Saison gemeldet, wollen aber die Runde seriös zu Ende spielen und nochmals zeigen, dass sie eine Bereicherung der Liga waren.
weiterlesen...
© Deutscher Tischtennis-Bund e.V. - DTTB - Alle Rechte vorbehalten

Datenschutz | Impressum