Bietigheim-Bissingen. Mutter Skirennläuferin, Vater Eishockey-Profi - beide Töchter spielen Tischtennis und bleiben dem Wintersport bislang fern. Annett Kaufmann und ihre vier Jahre ältere Schwester Alexandra sind ein Glücksfall für den Tischtennissport. In Teil zwei des Interviews verrät Annett, die "Newcomerin des Jahres" 2021, wie sie die Schule trotz eines Sacks voller Fehlstunden meistert, dass sie gerne ein Intrument spielen würde und welche Berufe außer Tischtennisprofi sie reizen würden.
In welchem Rahmen feierst du eigentlich deine Erfolge?
Annett Kaufmann: Ich feiere mit meiner Familie. Keine Riesenparty oder so, wir feiern einfach ganz normal den Erfolg und danach ist Schluss. Wir reden anschließend auch nicht dauernd darüber. Man muss ja auch wieder runterkommen. Ich habe etwas erreicht und muss jetzt weiter trainieren und hart an mir arbeiten, damit ich noch besser werde und vielleicht etwas noch Besseres erreichen kann.
Eure Eltern waren beide Leistungssportler – euer Vater Eishockeyspieler, eure Mutter Skirennläuferin. Was ist bei dir und deiner Schwester Alexandra schiefgelaufen, dass ihr keine Wintersportler geworden seid? Wie gut seid ihr eigentlich in den Sportarten eurer Eltern?
Kaufmann: Wir sind schon mal Schlittschuh gelaufen und hatten dabei einen Eishockey-Schläger in der Hand, haben aber nie in einer richtigen Mannschaft gespielt. Es gibt hier bei uns zwar männliche und weibliche Eishockey-Mannschaften, aber das ist nicht so unser Fall gewesen. Das ist schon ziemlich brutal. Tischtennis ist weniger gefährlich.
Wir sind noch nie in unserem Leben Ski gefahren. Es ist schwierig, die Zeit zu finden, in einer Wintersaison Ski fahren zu gehen. Wir leben hier in Süddeutschland in einer Umgebung, in der es keinen Schnee gibt und eben keine Möglichkeit, in der Nähe Ski zu fahren. Und jetzt wollen wir es in den Winterferien nicht riskieren, weil da alles Mögliche passieren kann. Wenn es mal ein bisschen ruhiger geworden ist, werde ich es definitiv mal probieren und Alexandra bestimmt auch.
Alexandra war ja selbst DTTB-Kaderspielerin. Trainiert ihr eigentlich noch oft gemeinsam?
Kaufmann: Ja, manchmal trainiere ich mit Alex. Wir spielen uns bei den Bundesligaspielen meistens gemeinsam ein. Zuhause spielen wir nicht, das wäre räumlich etwas schwer, vor allem aber zeitlich. Sie hilft mir auch als Trainerin manchmal. Wenn es bei mir gar nicht läuft, macht sie mir ein paar Vorschläge oder nennt mir Übungen, die mir helfen. Wir sind schon ein Dreamteam.
Du bist eine sehr gute Schülerin. Wie schaffst du es mit einem Sack voller Fehlstunden durch die vielen Lehrgänge und Turniere, auch noch in der Schule so gut zu sein?
Kaufmann: Ich bin definitiv keine Einser-Schülerin. Ich bin eher eine Zweier-Schülerin, und das vor allem im letzten Jahr. Dieses Jahr war ziemlich stressig. Ich habe die Fehltage in 2021 nicht alle gezählt, aber ich war zum Beispiel in den letzten drei Monaten nur drei Wochen in der Schule. Ich bin eigentlich ein Mensch, der auch in der Schule sehr ehrgeizig ist. Ich möchte gute Noten schreiben und akzeptiere dann auch keine Drei. Inzwischen bin ich ein bisschen lockerer geworden und nicht mehr so streng zu mir selbst wegen meiner Noten. Ohne meine beste Freundin, ohne meine Lehrer und die Unterstützung würde ich das auch gar nicht schaffen. Meine beste Freundin hilft mir überall, wo sie kann und erklärt mir alles. Meine Lehrer kommen auf mich zu und helfen, soweit es geht. Ohne diese ganze Unterstützung ginge das gar nicht.
Ich würde gerne sehr, sehr gut in Schule sein, aber es ist einfach „physikalisch“ nicht möglich.
Wenn du nicht in irgendeiner Form mit Tischtennis zu tun hast, was ist deine Lieblingsbeschäftigung?
Kaufmann: Ich liebe es, Filme und Serien zu schauen. Ich könnte die ganze Zeit „Marvel“ und „Grey‘s Anatomy“ schauen. Außerdem liebe ich das Lesen, auch wenn ich kaum dazu komme. Ich mag Thriller, aber auch Romantik und Fantasy. Für andere Sportarten interessiere ich mich auch. Es ist witzig: Selbst wenn eine Sportart neu für mich ist, habe ich doch ein paar Vorteile vom Tischtennis und bekomme es zumindest ein bisschen hin. Meine absolute Lieblingsbeschäftigung ist, mit meiner Familie zu chillen und Disney+ zu gucken.
Was würdest du gerne lernen bzw. können, wenn du nur genug Zeit dafür hättest?
Kaufmann: Eine andere Sportart würde mir bestimmt Spaß machen, aber dafür liebe ich Tischtennis zu sehr. Würde ich noch eine andere Sportart machen, wäre ich fürs Tischtennis zu müde. Ich würde sehr gerne ein Instrument spielen können, am liebsten Klavier. Meine beste Freundin kann Klavier spielen. Sie hat mir neulich ein Stück beigebracht. Ich liebe den Klang des Klaviers und das Gefühl, das man bei Klaviermusik hat. Ich kann auf dem Klavier nur ein Lied spielen und war so euphorisch, dass ich es neben dem Plätzchenbacken die ganze Zeit bei ihr zu Hause gespielt habe.
Solltest du nicht Tischtennisprofi werden: Was ist dein Berufswunsch?
Kaufmann: Mein erster Berufswunsch ist natürlich Tischtennisprofi. Ansonsten würde ich sehr gerne Kriminalistik studieren oder Gerichtsmedizinerin wie in den Fernsehserien werden. Das interessiert mich schon seit Langem. Hört sich vielleicht ein bisschen komisch an, aber das würde ich gerne machen.