Baku. Shan Xiaona ist Petrissa Soljas Zimmergenossin in der DTTB-Damen-Wohngemeinschaft im Athletendorf bei den European Games. Seit Montag teilt die 21-jährige Deutsche Meisterin, Solja, jedoch nicht nur ihr Zimmer, sondern auch ihr Bett: mit der Mannschaftsgoldmedaille. „Ich wollte sie mir eigentlich unters Kopfkissen stecken, aber dann hatte ich Angst, ich könnte mir vielleicht den Hals verrenken, wenn da so etwas Hartes liegt.“ Also hat sie sie direkt neben sich ins Bett gelegt.
Derart beruhigt fand sie besser in den Schlaf. Der Mannschaftswettbewerb sei für die Deutschen als große Turnierfavoriten sehr kräftezehrend gewesen, physisch und mental. „Ich habe letzte Nacht dann zehn Stunden geschlafen. Während der Mannschaftswettbewerb lief, waren es höchsten fünf“, beschreibt sie. Entsprechend ausgeschlafen war sie in ihrem Einzel-Auftaktmatch in der Runde der besten 32 am frühen Mittwochmittag Ortszeit. Sie besiegte im ersten Vergleich miteinander die 29-jährige serbische Abwehrstrategin Anamarija Erdelji in sechs Sätzen, geriet trotz der klar verlorenen Durchgänge drei und fünf nie in Gefahr, die Partie aus der Hand zu geben. „Bei ihr kann man nie sicher sein. Sie spielt alles – ein bisschen Abwehr, ein bisschen Angriff“, zählt Solja die Stärken ihrer Kontrahentin auf. Nach den beiden ersten gewonnen Sätzen sei die gebürtige Südpfälzerin „ein bisschen eingeschlafen, und sie hat mit ihren Angriffsbällen gut gestört“. Mit voller Konzentration ging es im vierten Satz erfolgreich weiter, der fünfte war das Spielbild des dritten. Satz sechs war mit 11:3 dann wieder eine glatte Angelegenheit. „Die Sätze, die ich gewonnen habe, waren immer klar. Ich habe gewusst, dass ich das Spiel gewinne, wenn ich mit guter Qualität spiele“, war „Peti“ Solja sicher.
Solja: "Ich will nicht nur mitspielen"
Gute Qualität will sie auch in den kommenden Runden beweisen. Prüfstein im Achtelfinale am Donnerstag ist die Spanierin Galia Dvorak, die in sieben Sätzen Team-Bronzemedaillengewinnerin Iveta Vacenovska aus Tschechien ausschaltete. „Dvorak spielt schon eklig mit ihrer Noppe, aber wir haben ja eine Noppenspielerin im Team. ‚Nana‘ wird mich gut vorbereiten“, so Solja über Kollegin Shan.
Die WM-Viertelfinalistin im Mixed hat auch im zweiten Teil der Tischtenniswettbewerbe von Baku Großes vor. „Ich weiß schon: Wenn ich ausscheiden sollte, heißt es, ich hätte vorher zu viel gelabert, aber ich will schon irgendwie das ganze Turnier gewinnen und mich direkt für Olympia qualifizieren. Ich will nicht nur mitspielen, sondern auch im Einzel Gold holen“, sagt sie selbstbewusst. Damit sie ihre Konzentration in jedem Spiel hält, nur von Spiel zu Spiel denkt und damit nicht den zweiten Schritt vor dem ersten tut, hat sie sich zur Sicherheit mit ihrer Auslosung nicht beschäftigt. „Das soll auch so bleiben. Ich will sie gar nicht so genau wissen.“ Und weil ein bisschen Aberglaube manchmal nicht schaden kann, wird Petrissa Solja auch in den kommenden Nächten in Baku mit ihrem Team-Gold an der Seite schlafen. „Die Medaille gibt mir Motivation.“
Für Han Ying geht es im Achtelfinale am Donnerstagmorgen gegen die Österreicherin Sofia Polcanova. Dimitrij Ovtcharov spielt um 14 Uhr deutscher Zeit am Mittwoch sein Auftaktmatch im Einzel gegen den Tschechen Dmitrij Prokopcov.
Mittwoch, 17. Juni
Damen-Einzel, 2. Runde (beste 32)
Han Ying – Polina Mikhailova RUS 4:0 (9,4,8,10)
Petrissa Solja – Anamaria Erdelji SRB 4:2 (6,6,-6,4,-5,3)
Achtelfinale am Donnerstag, 18. Juni
Han - Sofia Polcanova AUT, 8 Uhr deutscher Zeit
Solja - Galia Dvorak ESP, 9 Uhr
Viertelfinale am Donnerstag
Halbfinale, Finale und Bronze-Match am Freitag
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Herren-Einzel, 2. Runde (beste 32) am Mittwoch
Dimitrij Ovtcharov – Dmitrij Prokopcov CZE, 14 Uhr deutscher Zeit
<strike>Timo Boll</strike> – Wang Yang SVK
Das deutsche Aufgebot in Baku
Herren-Mannschaft: Dimitrij Ovtcharov, Timo Boll, Patrick Baum
Herren-Einzel: Dimitrij Ovtcharov, <strike>Timo Boll</strike>
Damen-Mannschaft: Han Ying, Petrissa Solja, Shan Xiaona
Damen-Einzel: Han Ying, Petrissa Solja
Betreuer: Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf und Assistent Zhu Xiaoyong, Damen-Bundestrainerin Jie Schöpp, Teilmannschaftsleiter Rainer Kruschel, Dr. Rainer Eckhardt (Mannschaftsarzt, Ulm), Annette Zischka (Physiotherapeutin Olympiastützpunkt Hessen in Frankfurt am Main)
Für das ETTU-Präsidium nur bei den Team-Wettbewerben vor Ort: Heike Ahlert (DTTB-Vizepräsidentin Leistungssport)
Deutsches Schiedsrichter-Team in Baku: Michael Zwipp (Oberschiedsrichter, Langen), Gerhard Schnabel (Schläger-Tester, Karlsfeld), Gert Selig (Hannover), Klaus Seipold (Meerbusch)