Von Kilian Ort
Düsseldorf. "Auf geht‘s Jungs, bewegt euch, es ist neun Uhr", ruft Lehrgangsleiter Helmut Hampl mit kräftiger Stimme durch die Halle. Ein Teil der Spieler fehlt noch, nicht weil sie unpünktlich sind, sondern weil sich der DTTZ- Cheftrainer nach der Hallenuhr richtet, die einige Minuten vorgeht. Ein typischer Morgen unserer Saisonvorbereitung hat begonnen.
Knapp vier Wochen vom 24. Juli bis zum 19. August lief der U23-Lehrgang in Düsseldorf. Neben uns nahmen noch zahlreiche andere Trainingspartner teil, um sich gemeinsam den Feinschliff für die anstehende Spielzeit zu holen. Assistiert wurde Helmut in der Halle von Lei Yang und Wan Guohui, für den konditionellen Teil war Athletiktrainer Benjamin „Benny“ Schmitz verantwortlich.
Mehr Fitness
In den ersten beiden Wochen trainierten wir nur einmal täglich an der Platte, aber dafür wurden nachmittags unsere Körper auf Vordermann gebracht. So spielten wir am Tisch zu Beginn viele regelmäßige Übungen, wie zweimal Vorhand, zweimal Rückhand oder Falkenberg, um unsere Grundsicherheit zu schulen. Dies änderte sich natürlich nach ein paar Tagen und der Fokus wurde bei andauernder Lehrgangsdauer mehr auf unregelmäßige bzw. auf Aufschlag-Rückschlag-Übungen gelegt. Bis zur Hälfte des Trainingslagers waren Wettkämpfe auch noch komplett außen vor, die wir dafür oft auf dem Beachvolleyballfeld nachholten.
Beachvolleyball als Ausgleich
Nachdem Benny mit uns einen Crossfitlauf durch den Grafenberger Wald machte, wir im Kraftraum schwitzten oder nach einem Biathlon (eine Runde sprinten und anschließend Tischtennisbälle in eine ca. drei Meter entfernte Schüssel werfen) mächtig "pumpten", ging es gerne noch zum "beachen", wo Benny die ein oder andere vernichtende Niederlage seines Teams hinnehmen musste. Zu seiner Ehrenrettung muss ich erwähnen, dass er mit seinen 1.71m es tatsächlich einmal geschafft hat Steffen (Anm. d. Red. Mengel), der knapp zwei Meter misst, zu blocken. Sicheres "Pritschen" und "Baggern" gehörte nach drei Matches für jeden zum Grundrepertoire, was das Spielen zu einer schönen Abwechslung werden ließ.
Vom Tagesablauf her gab es keine signifikante Unterschiede, weshalb man ab und zu nicht wusste, was gerade für ein Tag ist. Zu Beginn der dritten Woche variierte dies, da nachmittags immer abwechselnd einmal Tischtennis und einmal Kondition trainiert wurde. Es wurden nun auch in der Halle mehr Sätze gespielt und man konnte besser einschätzen, wo das eigene Leistungsniveau im Moment anzusiedeln ist.
Darts, Fifa, Olympia
Da viele Spieler um die 20 Jahre alt sind, haben wir uns auch außerhalb der Halle sehr gut verstanden, was der Atmosphäre bei einem so langen Lehrgang natürlich gut tut. Wenn noch Zeit und Kraft blieb etwas gemeinsam zu unternehmen, nutzten wir gerne die Möglichkeit und gingen entweder zusammen essen, spielten eine Partie Darts oder an der Playstation FIFA 16. Selbstverständlich verfolgten wir auch die olympischen Spiele, weshalb die offizielle Bettruhe von 22.30 Uhr manchmal etwas verschoben wurde. Lange Zeit hatte unser österreichischer Freund Simon Pfeffer nichts zu jubeln, da sein Heimatland noch ohne Medaille da stand, worüber sich besonders Dang (Anm. d. Red.: Qiu) mächtig amüsierte. Letztendlich holte sich Österreich noch Edelmetall im Segelwettbewerb. Ich konnte schon eher darüber schmunzeln wie Dangs Vater, der Jun Mizutani im Einzelwettbewerb betreute, fälschlicherweise im Livestream als Yosuke Kurashima vorgestellt wurde. ;-)
"Ich bin froh, durchgehalten zu haben"
So gingen die vier Wochen schneller vorbei als vermutet. Die eine oder andere Blessur gab es zwischendurch einmal, aber der Großteil unserer Gruppe kam gut durch und es verletzte sich niemand schwer, was sicher auch auf die regelmäßigen physiotherapeutischen Behandlungen zurückzuführen ist. Die Intensität empfand ich nicht härter als in einer normalen Trainingswoche in Düsseldorf. Jedoch fühlte sich der ein oder andere aufgrund der Länge des Lehrgangs schon manchmal körperlich oder mental schlapp. Ich persönlich bin froh, nach meiner Schulterverletzung durchgehalten zu haben, was für mich die oberste Priorität darstellte und weswegen die Form vorerst sekundär ist. Körperlich fühle ich mich auf einem guten Level, spielerisch stieg das Niveau der gesamten Trainingsgruppe auch an, weshalb ich mir erlaube, im Namen Aller ein positives Fazit zu ziehen.
Eine erfolgreiche, verletzungsfreie neue Spielzeit wünscht euch Kilian!