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Bereitet sich im DTTI auf die Abiturprüfungen vor: Benno Oehme (Foto: Metzlaff)
Benno Oehme bereitet sich in Düsseldorf auf seine Abiturprüfungen vor

Benno und Yuki - allein im DTTI: Viel Lernen, null Training

MS 01.05.2020

Düsseldorf. Fünf Wochen lang sorgte Covid-19 für absoluten Stillstand. Seit dem 22. April ist nun aber wieder Leben in das Deutsche Tischtennis-Internat (DTTI) in Düsseldorf eingekehrt. Mit Benno Oehme und Yuki Tsutsui kehrten zunächst die beiden volljährigen der insgesamt zehn DTTI-Schüler wieder in die im Deutschen Tischtennis-Zentrum (DTTZ) im Stadtteil Grafenberg untergebrachte Einrichtung zurück. Gelernt werden darf, trainiert werden hingegen nicht!

Für Oehme beginnen am 12. Mai die Abi-Prüfungen

Der 20 Jahre alte Sachse Oehme steht in Düsseldorf vor einer besonderen Herausforderung: Für den Schüler des Lessing-Gymnasiums, der seit drei Jahren im Internat lebt, beginnen am 12. Mai die Abiturprüfungen. In den Leistungskursfächern Biologie und Sport sowie in Deutsch muss Oehme schriftlich ran, seine mündliche Prüfung bestreitet er im Fach Pädagogik. Angst ums Abi hat der Bundesligaspieler des TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell allerdings nicht: „Ich würde mich als durchschnittlich guten Schüler bezeichnen, Sorgen machen mir die Abiprüfungen nicht.“ Oehme, der Sport als sein Lieblingsfach bezeichnet, Pädagogik und Philosophie hingegen eher mit Leiden als mit Leidenschaft verbindet, besitzt bereits klare Vorstellungen für die Zeit nach dem Abitur: „Ich will die Profi-Laufbahn einschlagen, meine Zugehörigkeit zum U23-Kader festigen und langfristig dann auch den Sprung in den Perspektiv-Kader, den früheren B-Kader, schaffen.“ 

Der angehende Abiturient aus Berthelsdorf bei Freiberg kehrte aufgrund der Wiederaufnahme des Unterrichtes am Lessing-Gymnasium bereits am 22. April nach Düsseldorf zurück und verbrachte die erste Woche alleine im DTTI. „Der einzige hier zu sein, das war schon ein sehr merkwürdiges Gefühl, obwohl es früher auch schon öfter mal an Wochenenden vorgekommen ist.“ Für das Lernen, das derzeit fast ausschließlich seinen Tagesablauf bestimmt, weiß er die Ruhe allerdings zu schätzen: „Man kann sehr viel konzentrierter arbeiten und ist natürlich weniger abgelenkt als es normalerweise der Fall wäre. Für die Abi-Vorbereitungen ist das natürlich sehr gut.“ 

Auch Tsutsui will auf die Karte Profi setzen

Eine Woche nach Benno Oehme bezog auch Yuki Tsutsui wieder ihr Zimmer im Deutschen Tischtennis-Internat. Das Mitglied des U23-Kaders entschied sich nach fünf Wochen bei ihren Eltern in Groß-Gerau („Manchmal habe ich ein paar Bälle mit meiner Schwester oder meinem Vater in der Garage geschlagen“) zum Tapetenwechsel zurück in ihre Tischtennis-Heimat Düsseldorf. Seit 2014 bereits ist gebürtige Frankfurterin Schülerin im DTTI. Die mittlerweile 19-Jährige, die am Lessing-Gymnasium die Leistungskurse Sport und Biologie belegt, will 2021 ihr Abitur machen. Aktuell bestreitet sieh aufgrund der Pandemie ihren Unterricht noch ausschließlich online, freut sich aber schon jetzt auf die noch nicht terminierte Rückkehr an die Schule: „Natürlich kann man auch online gut lernen – in manchen Fächern besser, in anderen weniger. Aber wenn Rückfragen auftauchen, ist es viel aufwändiger, denn die müssen über E-Mail gestellt und beantwortet werden.“

Wie Oehme möchte auch Tsutsui, die nach dem kurzfristigen Rückzug des Bundesligisten TuS Bad Driburg zum Zweitligisten TuS Uentrop wechselt, nach dem Abitur im kommenden Jahr zunächst einmal auf die Karte Profi setzen. Sie weiß aber auch: „Es ist gut, mit dem Abitur einen Plan B in der Tasche zu haben.“ Die Mädchen-Europameisterin mit der Mannschaft von 2019, die ihren Einzug in das Damen-Viertelfinale bei den Deutschen Meisterschaften vor wenigen Wochen in Chemnitz und Medaillengewinne bei mehreren internationalen Jugendveranstaltungen als ihre bislang größten Individual-Erfolge bezeichnet, hat ehrgeizige Ziele: „Langfristig möchte ich den Sprung ins Damen-Nationalteam schaffen, außerdem vielleicht auch eine Medaille gewinnen bei eine der beiden nächsten U21-Europameisterschaften, für die ich mich natürlich zunächst einmal qualifizieren muss.“ 

Lernen ja, Training nein

Tsutsui und Oehme, der als bislang größten Erfolg seinen dritten Platz im Einzel bei den Deutschen Jugendmeisterschaften 2018 bezeichnet („Da habe ich noch in letzter Minute die Fahrkarte für die Jugend-EM gelöst, wo wir Vierter mit der Mannschaft wurden“), würden nach fünf Wochen eingeschränktem Tischtennis-Vergnügen im heimischen Elternhaus in Garage bzw. Tischtennisraum gerne wieder intensiv trainieren. Doch professionelles Training fällt trotz der im gleichen Gebäudekomplex untergebrachten Sporthallen des Deutschen Tischtenniszentrums (DTTZ) für die beiden Talente bis auf Weiteres auch in Düsseldorf noch komplett flach. 

Den Grund erläutert Ildiko Imamura, die Pädagogische Leiterin des DTTI: "Nur der Olympia- und der Perspektivkader dürfen derzeit mit Ausnahmegenehmigungen trainieren. Die Bestimmungen sind absolut restriktiv. Und Benno und Yuki gehören nicht zu diesem Kreis. Ein Training ist für die beiden im Moment nicht möglich, bevor die Einschränkungen durch die Politik freigegeben werden." Imamura und Organisationsleiter Tim Metzlaff, die seit der Rückkehr der beiden DTTB-Talente nach Düsseldorf nach fünf Home-Office-Wochen nun wieder täglich im Internat anzutreffen sind, erreichten nach Rücksprache mit dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) zwar die Genehmigung, dass Oehme und Tsutsui, die als Volljährige keine Rundumbetreuung benötigen, als Selbstversorger das DTTI wieder beziehen durften. Eine Ausnahmegenehmigung zum Training erhielten die beiden Mitglieder des U23-Förderkaders jedoch nicht. 

Spaghetti Bolognese, frischer Spargel und Käse mit Tatarensoße

Statt täglichem Training steht angesichts der geschlossenen DTTZ-Kantine nun tägliches Kochen in der kleinen Gemeinschaftsküche des DTTI im Terminplan der Talente. Gekocht wird dabei einzeln, „wir haben eher einen unterschiedlichen Geschmack“, verrät Benno Oehme. „Ich mache mir oft Nudeln mit Sauce Bolognese und anderen Geschmacksrichtungen, außerdem gibt es Hähnchen, Pizza oder es wird einfach mal etwas bestellt.“ Schon eher outet sich Yuki Tsutsui als Hobbyköchin: „Ich gehe gerne Frisches einkaufen. Im Moment kommen bei mir häufig Spargelgerichte auf den Tisch.“ Angesichts der unterschiedlichen Geschmacksrichtungen sind gemeinsame Gerichte die Ausnahme. Es sei denn, Ildiko Imamura stellt sich an Kochtopf. Zuletzt zauberte die ehemalige ungarische Nationalspielerin ihren Schützlingen ein deftiges Gericht ihrer Heimat: gebackenen Käse mit Reis und Tatarensoße. Imamura betont lachend: „Aber das bleibt eine Ausnahme.“

DTTI: Zeitpunkt für komplette Wiederaufnahme noch ungewiss

Wann und unter welchen Bedingungen das DTTI wieder komplett seinen Betrieb aufnehmen kann, das bleibt bis zur Entscheidung der Politik noch offen. Rahmenbedingungen wie die Aufstellung von zahlreichen Desinfektionsmittelspendern und eine Vervielfachung der Reinigungsaktivitäten wurden bereits vorgenommen. Organisationsleiter Tim Metzlaff: „Bei jedem geplanten Schritt sind nun zahlreiche Institutionen involviert und viele Absprachen nötig. Es sind viele neue Aufgaben für uns alle hinzugekommen. Das ist einerseits spannend, aber leider bleibt bis auf weiteres das meiste auch ungewiss.“

Bundesweites Tischtennis-Internat seit 1985

Beheimatet ist das Deutsche Tischtennis-Internat in Düsseldorf seit der Fertigstellung des DTTZ im August 2006. Der Grundstein für die Zusammenführung von Leistungssport und Schule wurde jedoch bereits 20 Jahre zuvor vom damaligen DTTB-Präsidenten Hans Wilhelm Gäb gelegt. Gäb, später auch Initiator und treibende Kraft für die Errichtung des Deutschen Tischtennis-Zentrums, sorgte für die Durchsetzung des Projekts, das 1985 im Duisburger Stadtteil Wedau als erstes bundesweites Tischtennis-Internat seinen Betrieb aufnahm. Zweieinhalb Jahre später erfolgte der Umzug nach Heidelberg, seit 2006 weilt das DTTI nun unter dem Dach des Deutschen Tischtennis-Zentrums in Düsseldorf. Rund 140 Schüler durchliefen das Internat an den verschiedenen Standorten seit 1985. Die Erfolgreichsten: Oliver Alke, Nicole Delle, Cornelia Faltermaier, Steffen Fetzner, Sascha Köstner, Nina Mittelham, Katja Nolten, Dimitrij Ovtcharov, Christiane Praedel, Jörg Roßkopf, Elke Schall-Süß, Nicole Struse, Christian Süß und Torben Wosik.

 

DTTI im Corona-Modus: Schule via E-Mail, Training back to the roots

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