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Shan Xiaona könnte mit all ihrer Erfahrung am Donnerstag extrem wichtig für ihr Team werden (Bild: Dr. Stephan Roscher).
Erstes Finalduell mit Metz am Donnerstag in der Hauptstadt

berlin eastside will zum sechsten Mal Europas Krone

Dr. Stephan Roscher 04.06.2025

Berlin. In diesen Wochen schwebt der ttc berlin eastside auf einer Wolke des Erfolgs. Obwohl man in der Bundesliga mit einer ganz jungen Truppe am Start ist, hat man gerade in beeindruckender Manier das Finale um die Deutsche Meisterschaft erreicht. Auch in Europas Königsklasse hat der Hauptstadtklub Großes geleistet. Als klarer Außenseiter reiste man vor sechs Wochen nach Tarnobrzeg zum Champions-League-Sieger der letzten drei Jahre und demontierte diesen im Halbfinal-Rückspiel. Erstmals seit 2021 ist wieder das Triple möglich, doch dazu muss man im Finale gegen das ausgeglichen besetzte Teams aus Metz bestehen. Am Donnerstagabend in der heimischen „Heyse25“ steigt das mit großer Spannung erwartete Hinspiel gegen die Franzosen.

Der etwas ungewöhnliche Donnerstags-Termin (Spielbeginn: 18.30 Uhr) ist zwei Umständen geschuldet, nämlich den bevorstehenden Pfingsttagen und der Tatsache, dass am Freitag bereits die TT-Finals in Erfurt beginnen.

Wer bis ins Endspiel vorgedrungen ist, will es natürlich auch gewinnen. Am 5. und 12. Juni gilt es. Dann nämlich steigen die beiden Finalspiele um Europas Thron gegen Metz. Fünfmal hat der ttc eastside die Königsklasse gewonnen, zuletzt 2021. Es wäre natürlich großartig, vier Jahre später den sechsten Titel in die Hauptstadt zu holen in einer Saison, in der ausnahmsweise nicht viele den „FC Bayern des Damen-Tischtennis“ auf der Rechnung hatten.

Champions League und kein Ende: Schon 14 Einsätze in dieser Saison

Das Team hat in dieser Saison mehr als nur ein wenig internationale Erfahrung gesammelt. Eigentlich war man seit September 2024 fast pausenlos im Champions-League-Einsatz und hat bis dato alle Hürden in imposanter Manier gemeistert. Zunächst bestritt man vier Partien beim Qualifikationsturnier in eigener Halle, dann weitere vier in der Gruppenphase. Achtmal gespielt, achtmal als Sieger vom Tisch gegangen – mehr ging nicht. Es folgte das etwas haarige Viertelfinale gegen Cartagena, wo man im Hinspiel (1:3) einen schlechten Tag erwischt hatte. Doch in heimischer Halle bügelte man es elegant aus. Das waren die Partien Nummer neun, zehn und elf, da das Golden Match ja als eigenes Spiel zählt. Dann im Halbfinale erneut das volle Programm mit den Spielen Nummer zwölf, 13 und 14. Und nun stehen der 15. und 16. Königsklassen-Einsatz dieser Saison an. Gäbe es abermals ein Golden Match, wären wir sogar bei 17. Eine unglaubliche Menge, zwar sehr aufwändig, aber extrem unterhaltsam für die Fans und ungemein wichtig gerade für die jüngeren Spielerinnen in Hinblick auf ihre sportliche Entwicklung.

Kampfgeist gefordert: Metz „ganz sicher keine Laufkundschaft“

Jetzt könnte man vorschnell meinen, wer Tarnobrzeg, das als das Nonplusultra des europäischen Mannschaftstischtennis galt, aus dem Wettbewerb kegelt, sollte Metz im Schongang abfertigen. Doch das wäre ein schwerer Trugschluss, zumal auch die Ostfranzösinnen hohe Qualität besitzen, im Lauf des Turniers immer besser wurden und sich verdient nach oben gespielt haben. Wer einen solchen Gegner auf die leichte Schulter nehmen würde, hätte den Titel nicht verdient.

Dazu kommt, wie eastside-Präsident Alexander Teichmann nur zu gut weiß, dass die Partien zwischen Berlin und Metz Champions-League-Klassiker sind, traditionsreiche Duelle, oft rassig und hoch spannend, in denen häufig Nuancen die Entscheidung herbeigeführt haben. Und es ging nicht immer gut aus. „Gefühlt würde ich sagen, dass es über die Jahre gesehen unentschieden steht“, so Teichmann. „Metz hat uns immer wieder mal eins auf die Nase gegeben. Dieser Gegner ist ganz sicher keine Laufkundschaft.“

Zudem war der Auftritt der Hauptstädterinnen in Polen nichts, was man einfach auf Knopfdruck wiederholen kann, es war eine Leistung, wie sie den meisten Klubs nie und manchen einmal in zehn Jahren gelingt. Dem ttc eastside ist es geglückt und man möchte keine zehn Jahre warten, um das nächste Glanzlicht zu setzen. Vielmehr geht es darum, sechs Wochen nach dem grandiosen Spiel im Hexenkessel von Tarnobrzeg erneut begeisterndes Tischtennis zu bieten. Doch um in den Endspielen zu bestehen, muss richtig „geackert“ werden mit voller Fokussierung, vom ersten bis zum letzten Ballwechsel. Es wird auch über den Faktor Kampf laufen und man wird mit Herzblut dagegenhalten müssen – doch wir wissen, wozu dieses Team fähig ist, das aber auch, wie immer in solchen Spielen, eine gewisse Portion Glück benötigt. Ein gutes Händchen beim Aufstellungspoker wäre auch nicht verkehrt. Die Aufstellung des Gegners möglichst zielgenau zu treffen, ist immer wichtig, wie sich zuletzt in Polen gezeigt hat, auch wenn ttc-Manager Andreas Hain davon überzeugt ist, dass dieser Aspekt gegen Metz nicht ganz so entscheidend sein wird wie gegen Tarnobrzeg.

Man kann sich sehr gut vorstellen, dass das Erfolgstrio vom 25.04. mit Xiaona Shan, Sabina Surjan und Mia Griesel gegen Metz in den Ring steigt. Gerade die 19-jährige Griesel eilte in den letzte Wochen von Sieg zu Sieg. Zwar ist auch Nina Mittelham nach ihrer Verletzung wieder ins Training eingestiegen, ein Einsatz am Donnerstag dürfte für die Weltklassespielerin vermutlich aber noch zu früh kommen. In der Hinterhand und für alle Fälle hätte man noch Toptalent Josi Neumann zur Verfügung, die mit ihren gerade einmal 15 Jahren die Champions League auch schon erstaunlich gut kennt und sich zuletzt in den nationalen Play-off-Halbfinals gegen Dachau in Galaform präsentierte.

Metz TT: Ausgeglichenes Team mit gutem Kampfgeist

Auf der Gegenseite steht nicht irgendwer, sondern eine hochkarätige Truppe, die sich in den Halbfinals im französischen Duell mit Saint-Quentin TT behauptet hatte. Nach einer 2:3-Niederlage im Hinspiel, gewann man das Rückspiel einen Monat später glatt mit 3:0 gegen jenen Gegner, der im Viertelfinale sensationell das Team Linz AG Froschberg aus dem Weg geräumt hatten. Den Topklub aus Österreich, der vor der Saison von sämtlichen Vereinsvertretern zum engsten Favoritenkreis auf den Titel gezählt wurde.

An Metz haben die Berlinerinnen in der laufenden Saison eigentlich sehr gute Erinnerungen, da man auf die Franzosen bereits in der Gruppenphase traf und beide Partien recht deutlich gewann - zu Hause mit 3:1, auswärts gar mit 3:0. Doch da war der ttc jedes Mal in extrem starker Besetzung an die Tische gegangen, einmal sogar mit der Weltklasse-Chinesin He Zhuojia, die in den Finalspielen nicht aufschlagen darf. Aus den Gruppenspielen kann man letztlich nichts ableiten. Nun beginnt alles wieder bei Null und die Chancen stehen 50:50. Und eine Finalsituation ist immer etwas Eigenes und ganz speziellen Gesetzen unterworfen.

Die 25-jährige Rumänin Adina Diaconu, aktuelle Nummer 79 der Welt und gegen starke Kontrahentinnen sehr steigerungsfähig, spielt im gegnerischen Team eine tragende Rolle. Die Champions-League-erprobte Russin Mariia Tailakowa, ein Jahr jünger als Diaconu, ist ebenfalls immer gefährlich. Die 32-jährige Luxemburgerin Sarah de Nutte ist die erfahrenste Spielerin bei Metz. Wir kennen sie noch gut aus der Bundesliga, wo sie von 2014 bis 2020 für den TuS Bad Driburg aufgeschlagen hat. Last not least die französische Nationalspielerin Charlotte Lutz, mit 19 Jahren die jüngste im Bunde und im internationalen Ranking aktuell auf Position 80 notiert. Insgesamt eine sperrige, kampfstarke und extrem ausgeglichene Truppe aus lauter Rechtshänderinnen, die alle gutes Angriffstischtennis spielen, und gegen die man an schlechten Tagen richtig auf die Mütze bekommen kann.

Es könnte durchaus wieder zu einer hautengen Entscheidung im Golden Match kommen. Davor wäre der Truppe von der Spree jedoch gar nicht so bange, schließlich hat man diese Herausforderung in der aktuellen K.o.-Runde der Königsklasse bereits zweimal gemeistert, denn auch im Viertelfinale gegen Cartagena hatte man ja über die volle Distanz gehen müssen und Nervenstärke bewiesen.

eastside-Manager Andreas Hain vor dem Champions-League-Showdown

Andreas Hain liefert uns eine Einschätzung, was auf sein Team zukommt. Allein schon der zeitliche Rahmen sei alles andere als unproblematisch: „Leider liegen die beiden Champions-League-Finalspiele für uns mehr als ungünstig, da wir unmittelbar vor dem ersten Finale noch die beiden Halbfinals gegen Dachau in der Bundesliga haben, danach sind die Deutschen Meisterschaften in Erfurt und danach das zweite Finale. Das ist eigentlich gar nicht vernünftig zu planen. Da muss man mal abwarten, wie sich alles entwickelt.“ Unmittelbar nach dem Erfolg von Dachau sagte Hain: „Nach dem emotional sehr anstrengenden aber erfolgreichen Wochenende gilt es jetzt für uns, erstmal runterzukommen und ab Mittwoch den Fokus auf das Champions-League-Finale zu legen. Da Nina wohl noch keine Option sein wird, sind wir gegen Metz leider klarer Außenseiter. Allerdings wird Nina in Berlin sein, um auf der Bank als Coach auszuhelfen. Das Team von Metz ist sehr ausgeglichen besetzt und es gibt keine “sicheren Spiele“. Von daher kommt es weniger auf die taktische Aufstellung an, sondern vielmehr auf die jeweilige Tagesform und auch auf das Glück des Tüchtigen. Wir hoffen, dass Sabina ihre Armbeschwerden in den Griff bekommt und dann schauen wir mal, wie das Spiel läuft.“

So oder so, der ttc berlin eastside hat mächtig Spaß an der Champions League und unbändige Lust auf den Titel. Am Donnerstagabend in der „Heyse25“ gilt es, sich eine günstige Ausgangsposition für das Rückspiel eine Woche später in Metz zu verschaffen. Die Vorfreude auf die beiden Endspiele ist gewaltig.

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