Berlin. Mit dem ttc berlin eastside steigt am kommenden Sonntag die sechste Mannschaft in die Punktrunde der 1. Bundesliga Damen ein. Allerdings ist der Titelverteidiger bereits „warmgespielt“, schließlich hat er schon sechs Partien in der Champions League bestritten – alle mit Erfolg. Mit dem TSV Langstadt reist ein herausfordernder Gegner in die Hauptstadt, der sich nach dem durchwachsenen Auftritt in Weinheim nun deutlich besser präsentieren möchte. Meisterschaftsmitfavorit SV DJK Kolbermoor tritt die weite Reise ins südbadische Dreiländereck an. Beim Aufsteiger ESV Weil geht man als eindeutiger Favorit an die Tische.
Sonntag, 13 Uhr: ttc berlin eastside – TSV Langstadt
Erstes Bundesliga-Saisonspiel des Rekordmeisters aus der Hauptstadt, zweites der Langstädter Tischtennis-Frauen – und letztere müssen in die „Höhle des Löwen“. Schauplatz ist nämlich der neue Berliner Tischtennis-Tempel „Heyse25“. Ob ausgerechnet beim Serienmeister und Titelverteidiger, der keineswegs schwächer aufgestellt ist als in den Jahren zuvor, die Wiedergutmachung für den eher bescheidenen Auftritt 14 Tage zuvor in Weinheim gelingt? Dort waren die Hessinnen beim 2:6 überhaupt nicht richtig in die Spur gekommen. Ein schwieriges Unterfangen, doch unmöglich scheint überhaupt nichts. Die Langstädterinnen haben in der Hauptstadt schon öfters sehr gute Spiele abgeliefert und der größere Druck lastet natürlich auf dem Gastgeber.
Der ttc berlin eastside geht zwar am Sonntag zum ersten Mal in der Liga an die Tische, normalerweise ist man in solchen Fällen bemüht, die Anforderungen einen Tick herunterzuschrauben. Doch in die Saison erst einmal hineinfinden müssen Mittelham und Co. gewiss nicht. Kein deutscher Damen-Profiverein ist so gut eingespielt wie die Hauptstädterinnen, die bereits sechs Champions-League-Partien absolviert haben. Allesamt überaus erfolgreich. Die Ergebnisse waren immer eindeutig, es gab ausschließlich 3:0- und 3:1-Siege – und das, obwohl hochkarätige Gegner wie Cartagena und Metz darunter waren.
Neben dem exzellent verstärkten SV DJK Kolbermoor zählen natürlich auch die Berlinerinnen zu den großen Saisonfavoriten. Viele rechnen damit, dass beide die Titel in Meisterschaft und Pokal untereinander ausmachen werden.
Doch der TSV Langstadt möchte ja auch noch ein Wörtchen mitreden, wenigstens ein kleines, trotz des frühen Dämpfers in Weinheim. Umso mehr ist man auf Wiedergutmachung bedacht, ein Remis etwa beim Serienmeister wäre eine schöne Entschädigung für die beim Saisonauftakt ein wenig enttäuschten Fans der Südhessen. Andererseits heißt der nächste Gegner Kolbermoor (17.11.), sodass man, wenn es schlecht läuft, mit 0:6 Punkten in die Saison starten könnte – das möchte man natürlich vermeiden, da das Team dann früh unter Druck geraten würde.
Jens Ruland, Trainer sowie Direktor Leistungssport und Talententwicklung beim ttc eastside, lobt den Gegner, natürlich auch, um seinem Team ein wenig die Favoritenbürde zu nehmen: „Langstadt ist ein spielerisch starkes Team, das für jeden Gegner gefährlich werden kann. Neuzugang Paranang ist eine Top 50-Spielerin und als Linkshänderin auch wertvoll im Doppel. Da zudem Sophia Klee den Weg zurück nach Hessen gefunden hat, verfügen sie über einen Kader, der auch taktischen Spielraum lässt.“
„Berlin hat einen sehr großen Kader und es ist schwer auszumachen, mit welchem Team sie an den Start gehen werden“, meint Manfred Kämmerer, Sportlicher Leiter des TSV Langstadt. Dass „auf die TSV-Damen das zweite schwere Auswärtsspiel in Folge zukommt“, ist ohnehin unbestritten.
Nun, eine Aufstellung mit den beiden „Nesthäkchen“ Josi Neumann (14) und Mia Griesel (18) im hinteren Paarkreuz scheint denkbar. Vorne könnte die Weltranglisten-22. Nina Mittelham spielen, die in der Woche beim WTT Masters in Frankfurt im Einsatz war, leider konnten wir sie nur bei einem Einsatz bewundern. Mittelham unterlag in der ersten Runde der Weltranglisten-Sechsten Miwa Harimoto (Japan) mit 0:3, alle Sätze waren aber umkämpft. Mit dem 57-jährigen Defensiv-Ass Ding Yaping und der 24-jährigen serbischen Linkshänderin Sabina Surjan stehen weitere starke Spielerinnen zur Auswahl.
Auch eine Langstädterin hatte beim „Champions“ aufgeschlagen, auch da war in der ersten Runde Endstation. Der Neuzugang aus Thailand, Orawan Paranang, musste der topgesetzten Chinesin Wang Manyu gratulieren, hielt aber gut mit und konnte der Weltranglisten-Zweiten aus dem Reich der Mitte immerhin einen Satz abknöpfen.
Langstadt will kurzfristig über die Aufstellung entscheiden. Manfred Kämmerer sagt: „Einige unserer Spielerinnen waren zuletzt international häufig im Einsatz, gut möglich, dass wir der einen oder anderen eine Pause gönnen werden.“ In Frage kämen hier etwa Franziska Schreiner oder Sophia Klee, sicher auch Izabela Lupulesku. Orawan Paranang dürfte an Position eins spielen, an zwei Chantal Mantz, wer dahinter aufläuft, wird man sehen. Die 16-jährige Lorena Morsch wäre sicher eine Option für das hintere Paarkreuz.
„In Berlin geht man immer als Außenseiter an die Tische, das ist diesmal nicht anders“, unterstreicht Langstadts Trainerin Anna Rauch. „Wir haben in Weinheim gesehen, wie schnell ein Spiel gegen einen Favoriten weggeht, wenn man nicht schon in den Doppeln hellwach ist. Da wollen wir diesmal definitiv besser aus den Startlöchern kommen.“
„Nach unserem erfolgreichen Start in die Champions-League-Saison fiebern wir jetzt auch unserem ersten Heimspiel in der Bundesliga gegen Langstadt entgegen“, so Jens Ruland. „Bei allem Respekt für unsere Kontrahenten spielen wir natürlich immer, um zu gewinnen. Wir freuen uns sehr, dass Mia Griesel den Weg zu uns gefunden hat und wir somit beide Deutsche Nachwuchsmeisterinnen - Mia U19/Josi Neumann U15 - im Kader haben. Neben unseren Zielen mit dem Team, die natürlich in allen Wettbewerben ambitioniert sind, ist es ebenfalls unser Anspruch, diesen jungen Spielerinnen die Möglichkeit zu geben, sich permanent weiter entwickeln zu können. Dementsprechend werden sie viele Einsatzzeiten in der Bundesliga bekommen.“
Ruland äußert sich auch zu der Konstellation ganz oben in der Liga: „Insgesamt sehen wir uns in dieser Saison etwas mehr als Herausforderer des haushohen Favoriten Kolbermoor. Eine Rolle, die uns nicht schlecht gefällt und die wir gerne annehmen. Wir werden sehen, wer am Ende die Nase vorn hat. Jetzt gilt unsere Konzentration zunächst dem Match gegen Langstadt, mit dem wir gut in die Bundesliga Saison starten wollen.“
Sonntag, 14 Uhr: ESV Weil – SV DJK Kolbermoor
Eine traumhafte Saison für Wiederaufsteiger ESV Weil: Man darf sich auf jede Menge sportliche Highlights freuen mit reihenweise hochkarätigen Gegnern, und man kann es unbeschwert genießen, denn ein Abstieg ist nicht möglich.
Vor vier Wochen gaben die Weilerinnen ihre Debütvorstellung gegen den anderen Bundesligisten aus Oberbayern und mussten, trotz guter Ansätze, die Überlegenheit eines in Topbesetzung angereisten TSV Dachau anerkennen.
Und nun kommt Kolbermoor, diese Saison mit signifikant verstärktem Kader hoch gehandelt, in die 30.000-Einwohnerstadt am Rhein im südbadischen Dreiländereck Deutschland-Schweiz-Frankreich. Der Gast hat gut 450 Kilometer Fahrstrecke vor sich, um vom tiefen Süden in den äußersten Südwesten zu gelangen.
Vor 14 Tagen empfing man vor guter Kulisse die Dachauerinnen zum Derby und setzte sich – trotz eines 0:2-Rückstands nach den Doppeln – mit 6:3 doch noch relativ deutlich durch. Nun möchte man nach den nächsten beiden Punkten greifen, was überaus realistisch erscheint, auch wenn, wie immer, alles erst gespielt werden muss.
Der Gastgeber rechnet sich keine konkrete Siegchance aus, möchte aber – mit den heimischen Fans im Rücken – den Favoriten schon ein wenig ärgern. Gegen das Spitzenpaarkreuz mit Annett Kaufmann und Qianhong Gotsch wird es besonders schwer, auch wenn die junge Waliserin Anna Hursey, die immerhin im ersten Spiel Sabine Winter bezwingen konnte, vom Spielsystem her gerade mit Kaufmann ganz gut zurechtkommen könnte.
Die 18-jährige Ex-Böblingerin hat beim WTT-Turnier in Frankfurt – trotz großer Unterstützung durch die deutschen Fans – keinen Überraschungscoup landen können. In der ersten Runde bereits kreuzte sie die Klingen mit der chinesischen Weltranglisten-Zwölften Qian Tianyi und zog nach durchaus respektabler Leistung mit 1:3 den Kürzeren. Doch so stark werden, bei allem Respekt, Kaufmanns Gegnerinnen in Weil nicht sein.
Dort freut man sich sehr auf die Begegnung. „Mit dem Spiel gegen Kolbermoor wartet ein absoluter Leckerbissen auf alle Fans des Tischtennissports in Weil am Rhein“, sagt Abteilungsleiterin Doris Spiess. „Kolbermoor gehört auf jeden Fall zum engsten Favoritenkreis der 1. Bundesliga, unter anderem mit Annett Kaufmann, die bei Olympia für Furore gesorgt hat, und mit Hana Arapovic, die mehrere Jahre im Weiler Trikot auftrat. Aber auch Qianhong Gotsch und Kristin Lang sind Namen, die in Tischtenniskreisen für absoluten Spitzensport stehen.“ Was haben die Weilerinnen als Außenseiter dagegen zu setzen? Doris Spiess kann durchaus einiges aufzählen: „Eine ausgeglichene Mannschaft mit tollem Teamspirit, eine junge Spitzenspielerin, die ihren Weg nach oben sucht, und eine begeisterungsfähige, mitreißende Fangemeinde. Die Spielerinnen sind auf jeden Fall gewillt, sich nicht kampflos geschlagen zu geben. Sie werden alles versuchen, dem Gegner Paroli zu bieten und jede noch so kleine Chance auf einen Punktgewinn zu suchen.“ Es wird zu einer Premiere im ESV-Dress kommen: „Erstmals im Team des ESV Weil am Rhein steht die Chilenin Daniela Ortega. Wir sind sehr gespannt auf ihren Einstand. Mit Anna Hursey, Ievgeniia Sozoniuk, Kornelija Riliskyte und Lea Lachenmayer wird die Mannschaft komplettiert.“
„Laut Papier sind wir vermutlich der Favorit“, räumt Kolbermoors Abteilungsleiter und Trainer Dr. Michael Fuchs ein. „Wir freuen uns auf das Spiel und nehmen es auf jeden Fall nicht auf die leichte Schulter.“ Der Gegner sei keineswegs zu unterschätzen: „Anna Hursey ist eine Topspielerin, sie kann jeden schlagen, und auch Ievgeniia Sozoniuk hat ein unangenehmes Spielsystem. Im hinteren Paarkreuz muss man schauen, wer zum Einsatz kommt. Falls Daniela Ortega oder Lea Lachenmayer spielen sollten, ist Weil natürlich insgesamt wesentlich besser als bei ihrem ersten Spiel gegen Dachau.“ Von den Doppeln erwartet Fuchs diesmal eine Leistungssteigerung: „Wir müssen uns in den Doppeln auf jeden Fall im Vergleich zum Dachau-Spiel steigern, sonst wird es gegen jeden Gegner schwer, wenn man immer einem Rückstand hinterherlaufen muss.“
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