Anzeige
Qianhong „Hongi“ Gotsch, die gegen Bingens Elena Kuzmina ihren 600. Bundesligasieg verbuchte, eine sensationelle Ausbeute (Bild: Dr. Stephan Roscher).
600. Bundesliga-Sieg für Qianhong Gotsch

Bingen sichert sich Klassenerhalt durch Remis in Böblingen

Dr. Stephan Roscher 12.03.2023

Böblingen. Es wurde tatsächlich, wie im Vorfeld vermutet, eine spannende Bundesligapartie in der Böblinger BBG Arena. Am Ende sicherte sich die TTG Bingen/Münster-Sarmsheim nach zwischenzeitlichen 1:4- und 3:5-Rückstand ein Unentschieden bei der SVB, das nun auch rechnerisch den Klassenerhalt bedeutet.

Hoch dramatisch ging es am Ende im Match zwischen Leonie Hartbrich und Katerina Tomanovska zu, das sich die Tschechin im TTG-Dress, die schon mit dem Rücken zur Wand gestanden hatte, noch angelte, was gleichbedeutend mit dem für die Gäste so wichtigen Punkt war. Für diese hat damit abermals eine schwierige Saison ein Happyend gefunden hat, auch wenn man noch mindestens zwei Partien bestreiten muss.

Beim Gastgeber überragte Annett Kaufmann, die in ihren Einzeln und im Doppel keinen einzigen Satz abgab. Gehandikapt war man durch den krankheitsbedingten Ausfall von Mitsuki Yoshida, die nicht adäquat ersetzt werden konnte, da die SVB kein hochklassig spielendes “B-Team” besitzt. Ersatzspielerin Katrin Quarg kann auf diesem Niveau natürlich nichts ausrichten. Der Verein schreibt in seiner Presseerklärung: “Die Japanerin war die ganze Woche fiebrig. Sie kam trotzdem in die Halle, probierte es, doch es ging nicht.”

Der überraschende 3:1-Sieg der sehr entschlossen und kompromisslos agierenden Kroatin Lea Rakovac im Spitzeneinzel gegen Qianhong Gotsch war ein weiterer wichtiger Faktor für den Bingener Punktgewinn, der mehr als bloß ein Teilerfolg war, betrachtet man dessen Auswirkungen auf die Tabellensituation. Jetzt könnte man sogar noch die Play-offs erreichen und die Langstädterinnen von Platz sechs verdrängen, müsste dazu aber die letzten beiden Partien inklusive des Spiels in Langstadt am 19.03. gewinnen. Man wird aber auch so zufrieden sein nach der Devise “Hauptsache dringeblieben!”.

Für die Gastgeberinnen hatte das Remis insofern auch eine Bedeutung, als damit letzte minimale Zweifel am Erreichen der Play-off-Runde ausgeräumt wurden, die aber ohnehin nur theoretischer Natur waren. Egal wie man nun zum Punktrundenabschluss gegen den ttc berlin eastside spielt, ist man schlechtestenfalls Fünfter der Endtabelle und somit weiter dabei. Langstadt und Bingen können nicht mehr vorbeiziehen, Weil ohnehin nicht, allenfalls noch Schwabhausen.

Doch kommen wir zu Qianhong “Hongi” Gotsch, die ihrer einziartigen Karriere im Tischtennissport heute noch einen weiteren Superlativ hinzufügte. Ihr vollkommen ungefährdeter Erfolg über Elena Kuzmina im ersten Match war nämlich ihr 600. Bundesligasieg im Einzel – alle wurden im Böblinger Dress erzielt. Eine geradezu geniale Erfolgsgeschichte. In der Rückrunde steht Gotsch übrigens 10:2 im Spitzenpaarkreuz – und das mit 54 Jahren, auch wenn man den Eindruck hat, dass Annett Kaufmann, die vom Alter her gut und gerne ihre Enkelin sein könnte, inzwischen schon ebenso stark ist. Gut für das Böblinger Team, das vorne somit eine immense Qualität aufweist.

Annett Kaufmann, die beim WTT-Turnier in Singapur überraschend in der Qualifikation gescheitert war, präsentierte sich am Sonntag davon gänzlich unbeeindruckt und verwies Lea Rakovac sowie später dann Elena Kuzmina deutlich in die Schranken.

Ob Sieg für Böblingen oder Punkteteilung hing dann letztlich am Match Hartbrich vs. Tomanovska. Die Deutsch-Ungarin zeigte sich – bei einer 2:1-Satzführung – bis zum 8:3 beziehungsweise 9:5 im vierten Durchgang sehr entschlossen und schien obenauf zu sein und auch zu bleiben. Dann übernahm jedoch die nie aufsteckende Linkshänderin aus der Tschechischen Republik zunehmend das Kommando und schnappte sich den Satz tatsächlich noch mit 12:10. Und den Entscheidungsdurchgang dann mit 11:8, nachdem bis zum 7:7 nicht absehbar war, in welche Richtung es gehen würde.

"Unter diesen Voraussetzungen können wir mit dem 5:5 zufrieden sein. Schade nur für Leonie. Sie hatte in ihrem zweiten Einzel Pech und hätte den Sieg verdient gehabt“, meinte SVB-Betreuer Ingo Gotsch. „Annett war überragend mit ihren 9:0-Sätzen.“

„Natürlich haben wir durch das heutige Unentschieden den Klassenerhalt sicher und können nun für die 15. Saison in der 1. Liga planen“, so ein rundum glücklicher Joachim Lautebach. „Die Mannschaft hat sich natürlich sehr gefreut, aber aufgrund der Leistungen in den letzten Spielen war es auch verdient. Ihr gebührt jedenfalls seitens der Verantwortlichen großer Respekt.“ Bingens Vorsitzender weiter: „Natürlich war Böblingen durch den Ausfall von Yoshida geschwächt, das soll aber die Leistungen unserer Mannschaft nicht schmälern. Ein besonderes Lob geht an Lea Rakovac, der es gelang, eine Gotsch zu schlagen. Das Schlüsselspiel zwischen Tomanovska und Hartbrich war dann nichts für schwache Nerven und musste über Unentschieden oder Niederlage entscheiden. Letztlich hatte Tomanovska das glücklichere Ende auf ihrer Seite und sicherte unserer Mannschaft das Unentschieden.“ Ab sofort sei man völlig entspannt: „Nun können wir beruhigt in die beiden Spiele am nächsten Wochenende gehen. Vielleicht ist dabei eine erneute Überraschung möglich.“

 

Links

weitere Artikel aus der Rubrik
1. Bundesliga Damen 08.04.2024

Letzter Spieltag: Siege für Kolbermoor, Dachau, Langstadt und Weinheim

Die letzten Entscheidungen in der 1. Bundesliga Damen sind gefallen, die Play-off-Plätze endgültig vergeben. Weinheim schlägt Bingen in einer spannenden Partie und beendet die Punktrunde auf Platz zwei, punktgleich mit Klassenprimus Berlin, der sich in Dachau knapp beugen musste. Langstadt besiegt Böblingen mit 6:2 und wird Dritter. Hinter Dachau kommt Kolbermoor nach dem 6:3 in Jena als Fünfter über die Ziellinie. Die Viertelfinal-Paarungen Ende des Monats lauten somit Langstadt vs. Bingen und Dachau vs. Kolbermoor.
weiterlesen...
1. Bundesliga Damen 07.04.2024

ttc berlin eastside steht als Gewinner der Punktrunde fest

Hatte der Serienmeister am Freitagabend in Kolbermoor phasenweise noch schwere Arbeit verrichten müssen, fiel der zweite Sieg des Marathon-Wochenendes doch relativ leicht. Vor 150 Zuschauern in der Sinzheimer Fremersberghalle wurde der SV SCHOTT Jena, der sich aus dem Bundesliga-Tischtennis zurückzieht, sehr deutlich abgefertigt. Damit steht Berlin vorzeitig als Gewinner der Punktrunde 2023/24 fest. Zwar könnte der TTC 46 Weinheim heute noch nach Punkten gleichziehen, doch im Spielverhältnis kann er Shan und Co. nicht mehr einholen.
weiterlesen...
1. Bundesliga Damen 06.04.2024

Berlin in Kolbermoor erfolgreich

Teil eins des dreiteiligen Berliner Wochenendplans ist aufgegangen. Am Freitagabend konnte man in Kolbermoor vor rund 180 Zuschauern einen letztlich ungefährdeten 6:2-Erfolg verbuchen und die Tabellenführung übernehmen.
weiterlesen...
1. Bundesliga Damen 05.04.2024

Endspurt in der 1. Bundesliga Damen: Berlin im Dauereinsatz

Die Punktrunde findet am kommenden Wochenende mit sechs Begegnungen ihren Abschluss. Alle Teams sind nochmals im Einsatz und wollen sich für die Play-offs in Stellung bringen, die lediglich Böblingen nicht mehr erreichen kann. Nach 25 Jahren gibt die SVB ihre Abschiedsvorstellung in Langstadt. Jena geht noch zweimal an die Tische, kommende Saison werden auch die Thüringerinnen nicht mehr im Bundesligatischtennis vertreten sein. Den Vogel schießt Titelverteidiger Berlin ab, der von Freitag bis Sonntag gleich drei Partien fernab der Heimat bestreitet. Eine davon, am Samstag im badischen Sinzheim gegen Jena, firmiert trotzdem unter der Rubrik Heimspiel. Mittelham und Co. haben das klare Ziel im Fokus, die Runde auf der Spitzenposition zu beenden.
weiterlesen...
1. Bundesliga Damen 25.03.2024

Berlin lässt Weinheim beim Gipfeltreffen keine Chance

Viele hatten ein enges, umkämpftes Topspiel in Weinheim erwartet, doch es kam anders: Vor 308 Fans gaben die Gäste aus der Hauptstadt klar den Ton an und haben nach ihrem 6:1-Erfolg gute Karten, die Punktrunde als Nummer eins abzuschließen. Direkt für die Halbfinals qualifizieren werden sich vermutlich aber auch Takahashi und Co. Die SV Böblingen musste in ihrem letzten Bundesliga-Heimspiel nach einer 25-jährigen Erfolgsstory vor guter Kulisse der TTG Bingen/Münster-Sarmsheim zu einem 6:3-Sieg gratulieren. Das ohne seine beiden Topspielerinnen angetretene Team aus Dachau konnte beim 2:6 in heimischer Halle gegen Jena nichts ausrichten.
weiterlesen...
1. Bundesliga Damen 22.03.2024

Dreimal Bundesliga am Sonntag mit Topspiel Weinheim – Berlin

Nach erneuter dreiwöchiger Spielpause meldet sich am Sonntag die 1. Bundesliga Damen zurück, die in die Endphase der Punktrunde eintritt. Drei Partien stehen auf dem Programm, deren absolutes Highlight natürlich das Gipfeltreffen zwischen Weinheim und Berlin darstellt, zugleich die Neuauflage des Meisterschaftsfinales der Saison 2022/23. Für die SV Böblingen (gegen Bingen) und den SV SCHOTT Jena (in Dachau) beginnt die Bundesliga-Abschiedstour. Beide haben nicht mehr für die kommende Saison gemeldet, wollen aber die Runde seriös zu Ende spielen und nochmals zeigen, dass sie eine Bereicherung der Liga waren.
weiterlesen...
© Deutscher Tischtennis-Bund e.V. - DTTB - Alle Rechte vorbehalten

Datenschutz | Impressum