Anzeige
Die 13-jährige Annett Kaufmann gewann das wichtige Einzel gegen Laura Tiefenbrunner und war zudem im Doppel an der Seite von Mitsuki Yoshida erfolgreich (Bild: Dr. Stephan Roscher).
TSV Schwabhausen – SV Böblingen 4:6

Böblingen gewinnt Krimi in Schwabhausen

Dr. Stephan Roscher 21.12.2019

Die Samstagspartie der 1. Bundesliga Damen hielt genau das, was man sich im Vorfeld von ihr versprochen hatte: Zwei Teams auf Augenhöhe, gutes spielerisches Niveau und einen rassigen Kampf von dreieinhalb Stunden. Die 120 Fans in der Schwabhausener Heinrich-Loder-Halle kamen vom Spannungsfaktor voll auf ihre Kosten, auch wenn das Heimteam am Ende den Kürzeren zog.

TSV-Trainer Alexander Yahmed hatte im Vorfeld vor der Doppelstärke der Böblinger Damen gewarnt. Er sollte Recht behalten, denn sowohl Gotsch/Stähr als auch Yoshida/Kaufmann gewannen ihre Matches jeweils mit 3:1 – ein Vorsprung der Gäste, der letztlich den Unterschied machte, auch wenn die Oberbayern im Lauf der Partie zweimal Rückstände egalisieren konnten und bei 3:3 und 4:4 zum Ausgleich kamen. Sabine Winter steuerte durch ein letztlich ungefährdetes 3:1 über Mitsuki Yoshida den ersten Schwabhausener Punkt bei. Mateja Jeger war gegen „Hongi“ Gotsch nur im ersten Satz auf Augenhöhe (10:12), hatte dann aber keine Chance mehr. Defensivkünstlerin Alina Nikitchanka konnte Böblingens „Nesthäkchen“ Annett Kaufmann nach 0:2-Satzrückstand noch besiegen. U18-Nationalspielerin Laura Tiefenbrunner legte nach und setzte sich gegen Rosalia Stähr in fünf Sätzen durch. 3:3 – alles war wieder offen.

Qianhong Gotsch zeigte sich indes völlig unbeeindruckt und demontierte die eigentlich gegen Abwehr recht stabile Sabine Winter (11:3, 11:4, 11:6). Damit schraubte die 51-jährige Ausnahmespielerin ihre Bilanz nach Abschluss der Vorrunde auf 13:3 hoch. In einem ganz, ganz engen Match behauptete sich die Kroatin Mateja Jeger gegen die in den Einzeln weiter glücklose Mitsuki Yoshida (Vorrundenbilanz: 2:12) mit 3:2, wobei Jeger alle Satzgewinne in der Verlängerung erzielte. Nun rechneten viele mit einem positiven Ausgang für den TSV, der ja im unteren Paarkreuz im ersten Durchgang doppelt erfolgreich war. Es kam anders. Hier dominierten jetzt nämlich die Württembergerinnen – und das erstaunlich klar. Rosalia Stähr gewann das Abwehrduell gegen Alina Nikitchanka trotz zweier enger Durchgänge ohne Satzverlust und das 13-jährige Toptalent Annett Kaufmann stellte gegen Laura Tiefenbrunner Bundesligareife unter Beweis – Kaufmann legte eine 2:0-Satzführung vor und ließ sich auch durch den knapp verlorenen dritten Durchgang nicht von ihrem Siegeskurs abbringen.

Die Oberbayern schließen die Vorrunde mit 4:14 Punkten auf Rang sieben ab und müssen weiterhin um den Klassenerhalt bangen. Böblingen dagegen spielt die beste Saison seit Jahren und steht mit 8:8 Zählern auf dem vierten Tabellenplatz. Schlechtestenfalls könnte man am Sonntag noch auf Rang fünf zurückfallen, sofern Langstadt in Bingen gewinnt. Um den Klassenverbleib muss man sich nach menschlichem Ermessen keine Sorgen machen, auch wenn SVB-Trainer Volker Ziegler diesbezüglich noch zur Vorsicht mahnt.

„Es war ein Krimi und absolut Werbung für den Sport“, so ein gar nicht so unzufriedener TSV-Trainer Alexander Yahmed, der in seine Bewertung auch die Qualität der Partie mit einbezog und nicht nur die knappe Niederlage seines Teams im Auge hatte. „Ich denke aber, dass die bessere Mannschaft gewonnen hat und denke auch, es war nicht unverdient“, lobt Yahmed sogar den Gegner. „Ich muss aber meiner Mannschaft ein Riesen-Kompliment machen. Sie hat sich vorbildlich gewehrt und es bis zum Ende offen gehalten.“ Am Anfang seien die Weichen gestellt worden. „Wenn es einen Knackpunkt gab, dann die Doppel - da muss halt eins kommen. Wir hatten auch mit unserem stärkeren Doppel 1:0, 9:7 und Aufschlag, hat aber leider nicht gereicht, wobei der Gegner sehr, sehr gut gespielt hat“, so Yahmed. „Wir sind aber dankbar für den tollen Sport und unsere Fans waren alle begeistert trotz der Niederlage, das sagt schon viel aus.“

„Die Partie wogte hin und her, nach den knappen Fünfsatz-Niederlagen am hinteren Paarkreuz sah es so aus, als ob Schwabhausen mit seinem Kampfgeist die Oberhand bekommen würde“, so Volker Ziegler. „Dann sah ich Hongi gegen Sabine Winter so stark wie noch nie. Im Duell der Abwehrspielerinnen schaffte Rosi es, über die Verlängerung im ersten Satz das Spiel in den Griff zu bekommen. Dieser Sieg war vielleicht der wichtigste des Tages. Dann ging Annett in die Box und gewann gegen eine U18-Nationalspielerin auf sehr beeindruckende Weise.“ Zieglers Vorrundenfazit: „Wir dürfen jetzt auf Tabellenplatz vier überwintern, sind aber noch nicht alle Abstiegssorgen los. Wir haben heute aber einen Riesenschritt Richtung Klassenerhalt gemacht.“ 

„Zweieinhalb Jahre lang kein Sieg, jetzt schon der vierte und Bundesligaplatz vier mit 8:8 Punkten“, schreibt SVB-Pressewart Manfred Schneider in seinem Spielbericht. „Die Tischtennis-Spielerinnen der SV Böblingen machen gerade richtig Laune.“

 

Ergebnisse: Nikitchanka/Tiefenbrunner - Gotsch/Stähr 1:3 (3:11, 11:9, 9:11, 8:11), Winter/Jeger - Yoshida/Kaufmann 1:3 (11:6, 9:11, 8:11, 8:11), Winter - Yoshida 3:1 (11:9, 11:3, 5:11, 11:7), Jeger - Gotsch 0:3 (10:12, 4:11, 3:11), Nikitchanka - Kaufmann 3:2 (7:11, 8:11, 11:9, 11:3, 11:6), Tiefenbrunner - Stähr 3:2 (11:7, 7:11, 9:11, 11:9, 11:6), Winter - Gotsch 0:3 (3:11, 4:11, 6:11), Jeger - Yoshida 3:2 (13:11, 9:11, 15:13, 8:11, 13:11), Nikitchanka - Stähr 0:3 (13:15, 7:11, 11:13), Tiefenbrunner - Kaufmann 1:3 (11:13, 6:11, 11:9, 7:11).

Zum Spielbericht auf der offiziellen Webseite der 1. Bundesliga Damen

weitere Artikel aus der Rubrik
1. Bundesliga Damen 25.04.2024

Es wird ernst: Die Play-offs beginnen am Freitag

Die heiße Endphase der 1. Bundesliga Damen in der Saison 2023/24 startet am kommenden Freitag. Die Play-offs beginnen, nun stehen alle Zeiger wieder auf Null und die Punktrunde, die vor drei Wochen zu Ende ging, ist Geschichte. Am Wochenende stehen die Viertelfinals an und die Spannung ist gigantisch. Die Teams, die die Runde auf den Plätzen drei bis sechs beendet haben, kämpfen um den Einzug ins Halbfinale. Es haben sich zwei äußerst interessante Duelle ergeben, beide mit Derbycharakter. Kolbermoor und Dachau treffen in den Bayernderbys Nummer drei und vier der laufenden Saison aufeinander. Zudem bekommen die Fans ein Kräftemessen zwischen Rheinhessen und Hessen zu sehen. Bingen und Langstadt sind zwar in unterschiedlichen Bundesländern beheimatet, die Entfernung ist mit 90 Kilometern aber überschaubar und man kennt sich untereinander bestens.
weiterlesen...
1. Bundesliga Damen 08.04.2024

Letzter Spieltag: Siege für Kolbermoor, Dachau, Langstadt und Weinheim

Die letzten Entscheidungen in der 1. Bundesliga Damen sind gefallen, die Play-off-Plätze endgültig vergeben. Weinheim schlägt Bingen in einer spannenden Partie und beendet die Punktrunde auf Platz zwei, punktgleich mit Klassenprimus Berlin, der sich in Dachau knapp beugen musste. Langstadt besiegt Böblingen mit 6:2 und wird Dritter. Hinter Dachau kommt Kolbermoor nach dem 6:3 in Jena als Fünfter über die Ziellinie. Die Viertelfinal-Paarungen Ende des Monats lauten somit Langstadt vs. Bingen und Dachau vs. Kolbermoor.
weiterlesen...
1. Bundesliga Damen 07.04.2024

ttc berlin eastside steht als Gewinner der Punktrunde fest

Hatte der Serienmeister am Freitagabend in Kolbermoor phasenweise noch schwere Arbeit verrichten müssen, fiel der zweite Sieg des Marathon-Wochenendes doch relativ leicht. Vor 150 Zuschauern in der Sinzheimer Fremersberghalle wurde der SV SCHOTT Jena, der sich aus dem Bundesliga-Tischtennis zurückzieht, sehr deutlich abgefertigt. Damit steht Berlin vorzeitig als Gewinner der Punktrunde 2023/24 fest. Zwar könnte der TTC 46 Weinheim heute noch nach Punkten gleichziehen, doch im Spielverhältnis kann er Shan und Co. nicht mehr einholen.
weiterlesen...
1. Bundesliga Damen 06.04.2024

Berlin in Kolbermoor erfolgreich

Teil eins des dreiteiligen Berliner Wochenendplans ist aufgegangen. Am Freitagabend konnte man in Kolbermoor vor rund 180 Zuschauern einen letztlich ungefährdeten 6:2-Erfolg verbuchen und die Tabellenführung übernehmen.
weiterlesen...
1. Bundesliga Damen 05.04.2024

Endspurt in der 1. Bundesliga Damen: Berlin im Dauereinsatz

Die Punktrunde findet am kommenden Wochenende mit sechs Begegnungen ihren Abschluss. Alle Teams sind nochmals im Einsatz und wollen sich für die Play-offs in Stellung bringen, die lediglich Böblingen nicht mehr erreichen kann. Nach 25 Jahren gibt die SVB ihre Abschiedsvorstellung in Langstadt. Jena geht noch zweimal an die Tische, kommende Saison werden auch die Thüringerinnen nicht mehr im Bundesligatischtennis vertreten sein. Den Vogel schießt Titelverteidiger Berlin ab, der von Freitag bis Sonntag gleich drei Partien fernab der Heimat bestreitet. Eine davon, am Samstag im badischen Sinzheim gegen Jena, firmiert trotzdem unter der Rubrik Heimspiel. Mittelham und Co. haben das klare Ziel im Fokus, die Runde auf der Spitzenposition zu beenden.
weiterlesen...
1. Bundesliga Damen 25.03.2024

Berlin lässt Weinheim beim Gipfeltreffen keine Chance

Viele hatten ein enges, umkämpftes Topspiel in Weinheim erwartet, doch es kam anders: Vor 308 Fans gaben die Gäste aus der Hauptstadt klar den Ton an und haben nach ihrem 6:1-Erfolg gute Karten, die Punktrunde als Nummer eins abzuschließen. Direkt für die Halbfinals qualifizieren werden sich vermutlich aber auch Takahashi und Co. Die SV Böblingen musste in ihrem letzten Bundesliga-Heimspiel nach einer 25-jährigen Erfolgsstory vor guter Kulisse der TTG Bingen/Münster-Sarmsheim zu einem 6:3-Sieg gratulieren. Das ohne seine beiden Topspielerinnen angetretene Team aus Dachau konnte beim 2:6 in heimischer Halle gegen Jena nichts ausrichten.
weiterlesen...
© Deutscher Tischtennis-Bund e.V. - DTTB - Alle Rechte vorbehalten

Datenschutz | Impressum