Lüttich. Nach dem 4:3-Triumph von Timo Boll über Weltmeister Ma Long, der dem Düsseldorfer den fünften Finaleinzug bescherte, erreichte erstmals auch Dimitrij Ovtcharov mit einem Siebensatzsieg über den Franzosen Simon Gauzy das Endspiel des World Cups der Herren in Lüttich. Für den Deutschen Tischtennis-Bund ist das Abschneiden bei dem mit 150.000-Dollar dotierten Prestigeturnier ein historischer Erfolg: Zum ersten Mal in der Geschichte des seit 1980 ausgetragenen World Cup stehen sich zwei Deutsche im Finale gegenüber. Der World Cup ist das bedeutendste Einzelturnier nach Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften.
Bislang konnten erst zwei Deutsche den Titel gewinnen. 1998 in Shantou trug sich zunächst Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf in die Siegerliste ein. 2002 in Jinan und 2005 in Lüttich schrieb Timo Boll Tischtennis-Historie. Die ewige Bestenliste führt der Chinese Ma Lin mit vier Titelgewinnen an, je dreimal siegten Vladimir Samsonov (Weißrussland) sowie Ma Longs Trainer Wang Hao (China), zweimal war außer Boll auch dessen Halbfinalgegner Ma Long erfolgreich.
Jörg Roßkopf: "Ich bin stolz auf meine Spieler"
Durch den deutschen Finaleinzug ist Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf am Nachmittag arbeitslos und kann sich das Finale in aller Ruhe von der Bühne anschauen. "Ich bin sehr stolz auf meine Spieler. Sie haben beide ein fantastisches Turnier gezeigt. Timo war gegen Ma Long überragend und die wenigen Schwächen von Ma Long diesmal genutzt. Dima musste sich heute nach dem anstrengenden und späten Viertelfinale gestern etwas quälen, da er etwas müde war." Roßkopf fügt augenzwinkernd hinzu: Jetzt schaue ich mir das Finale in Ruhe an und wünsche mir nur, dass beide verletzungsfrei bleiben." Roßkopf unterstreicht den herausragenden sportlichen Stellenwert des Erfolgs: "Dima und Timo haben ihre Ausnahmeposition in der Weltrangliste hinter den Topchinesen noch einmal unterstrichen. "Dass sie sich nun wie bei den China Open zum zweiten Mal binnen weniger Monate in einem Endspiel gegenüberstehen, zeigt ihre Qualität." Bei den China Open Ende Juni in Chengdu hatte sich Ovtcharov in dramatischen sieben Sätzen gegen Boll durchsetzen können.
Timo Boll herausragend bei der WM-Revanche gegen Ma Long
Timo Boll steht zum fünften Mal im Finale des World Cups der Herren. Mit einer begeisternden Leistung machte der Weltranglisten-Fünfte in einer Neuauflage des dramatischen WM-Viertelfinalmatches von Düsseldorf gegen den Olympiasieger einen 0:2- und 1:3-Satzrückstand wett. Im Entscheidungssatz wehrte der Weltranglisten-Erste gegen seinen deutschen Herausforderer beim Stand von 8:10 zwar zunächst noch zwei Matchbälle ab, den dritten jedoch verwandelte der zweimalige World-Cup-Gewinner aus Düsseldorf. "Ich wollte das Spiel heute nur genießen. Deshalb hat mich auch der Rückstand gar nicht aus der Ruhe gebracht. Ich war wie im Tunnel. Nun genieße ich es, mit 36 Jahren noch einmal im Finale zu stehen. Es wird ein schweres Endspiel gegen Dima."
Ein Erfolg im Finale wäre für Boll der dritte Titelgewinn nach 2002 (Jinan, China) und 2005 (Lüttich). 2008, ebenfalls in Lüttich, und 2012 in Manchester hatte Boll erst im Finale gegen Wang Hao und Ma Long verloren. 2010 in Magdeburg und 2014 in Düsseldorf holte Boll jeweils Bronze. Bei seinem Sieg 2005 an gleicher Stelle war dem Rekordeuropameister der Titelgewinn mit drei 4:3-Siegen hintereinander gegen Chinas damalige Superstars Wang Liqin, Ma Lin und Wang Hao gelungen, bei seinem Titelgewinn 2002 in Jinan besiegte Boll u.a. Ex-Weltmeister Wang Liqin und den damaligen Olympiasieger Kong Linghui.
Ovtcharov erstmals im Finale
"Mit meinem ersten Finaleinzug geht schon ein kleiner Traum in Erfüllung", sagte Dimitrij Ovtcharov nach dem schwer erkämpften 4:3-Erfolg über den Franzosen Simon Gauzy, der eine 3:2-Satzführung gegen den am Ende druckvolleren Deutschen nicht nach Hause bringen konnte. Ovtcharov, der bislang aus den Jahren 2013 (Verviers) und 2015 (Halmstad) zwei Bronzemedaillen als World-Cup-Bestmarken zu Buche stehen hat, spürte in dem Match gegen den EM-Zweiten von 2016 noch das schwere Viertelfinalmatch vom späten Samstagabend gegen den Russen Aleksandr Shibaev in den Knochen: "Ich habe einfach nur gekämpft und bin sehr froh, nach diesem unglaublichen Halbfinale im Endspiel zu stehen. Gegen Timo wird es wie immer ein schweres, enges Match. Wir können stolz darauf sein, mit zwei Deutschen bei einem der bedeutendsten Turniere der Welt im Finale zu stehen."
ERGEBNISSE
Sonntag
Finale
Timo Boll GER - Dimitrij Ovtcharov GER ab ca. 15.15 Uhr
Spiel um Platz 3
Ma Long CHN - Simon Gauzy FRA 14.30 Uhr
Halbfinale
Timo Boll GER - Ma Long CHN 4:3 (-6,-9,9,-9,7,5,10)
Dimitrij Ovtcharov GER - Simon Gauzy FRA 4:3 (-6,2,8,-10,-7,4,8)
Zu den Ergebnissen
DIE ERGEBNISSE VOM SAMSTAG
Viertelfinale
Ma Long CHN - Koki Niwa JPN 4:1 (11,9,5,-9,8)
Timo Boll GER - Lin Gaoyuan CHN 4:3 (-5,-11,9,-9,9,12,11)
Jun Mizutani JPN - Simon Gauzy FRA 3:4 (-7,6,-11,11,-9,7,-8)
Dimitrij Ovtcharov GER - Aleksandr Shibaev RUS 4:3 (-9,-8,10,9,7,-10,7)
Achtelfinale
Ma Long CHN - Omar Assar EGY 4.1 (5,-7,8,8,4)
Koki Niwa JPN - Lee Sangsu KOR 4:2 (5,11,-8,-2,6,9)
Lin Gaoyuan CHN - Marcos Freitas POR 4:1 (3,-10,9,5,5)
Timo Boll GER - Gustavo Tsuboi BRA 4:0 (10,8,5,11)
Jun Mizutani JPN - Quadri Aruna NGR 4:0 (6,7,6,7)
Simon Gauzy FRA - Jeong Sangeun KOR 4:1 (-9,4,11,7,9)
Chuang Chih-Yuan TPE - Aleksandr Shibaev RUS 2:4 (-10,9,-9,-9,5,-5)
Dimitrij Ovtcharov GER - Kou Lei UKR 4:1 (4,5,11,-10,6)
ENDSTAND DER VORRUNDE AM FREITAG
Gruppe A
1. Lee Sangsu KOR 2:0, 2. Quadri Aruna NIG 1:1, 3. Kanak Jha USA 0:2
Gruppe B
1. Marcos Freitas POR 2:0, 2. Kou Lei UKR 1:1, 3. David Powell AUS 0:2
Gruppe C
1. Aleksandr Shibaev RUS 2:0, 2. Omar Assar EGY 1:1, 3. Cedric Nuytinck BEL 0:2
Gruppe D
1. Jeong Sangeun KOR 1:0, 2. Gustavo Tsuboi BRA 0:1, 3. Chen Chien-An TPE (nicht angetreten wegen Erkrankung)
Die Erst- und Zweitplatzierten jeder Gruppe erreichen das Achtelfinale
Zu den Ergebnissen der einzelnen Gruppenmatches
TV-ZEITEN & LIVESTREAM
Sonntag, 22. Oktober
EUROSPORT
8.30 - 10.30 Uhr: Eurosport 1, Zusammenfassung
11 - 12.30 Uhr: Eurosport 2 live, Halbfinale
15.30 - 16 Uhr: Eurosport 2 live, Finale
23.45 - 0.25 Uhr: Eurosport 1, Zusammenfassung
ARD
Bein Einzug eines Deutschen ins Halbfinale sendet die ARD einen Beitrag in der Sportschau ab 18 Uhr.
itTV Livestreaming
Übertragung aller Spiele im Livestreamkanal itTV des Weltverbands ITTF
TEILNEHMER
MEN'S WORLD CUP (20.-22. Oktober)
TEILNEHMER
Setzungspositionen 1-4
1 (Weltranglistenposition 1) Ma Long CHN (Weltmeister)
2 (WR 4) Dimitrij Ovtcharov GER (Sieger Europe Top 16)
3 (WR 5) Timo Boll GER
4 (WR 7) Jun Mizutani JPN
5-8
5 (WR 8) Koki Niwa JPN
6 (WR 9) Lin Gaoyuan CHN (Sieger Asian Cup)
7 (WR 13) Simon Gauzy FRA
8 (WR 15) Chuang Chih-Yuan TPE
9-12
9 (WR 16) Lee Sangsu KOR
10 (WR 19) Marcos Freitas POR (Wild Card)
11 (WR 21) Omar Assar EGY
12 (WR 33) Chen Chien-An TPE
13-16
13 (WR 34) Kou Lei UKR
14 (WR 36) Quadri Aruna NGR (Sieger African Cup)
15 (WR 36) Jeong Sangeun KOR
16 (WR 41) Aleksandr Shibaev RUS
17-20
17 (WR 71) Cedric Nuytinck BEL (wild card des Gastgebers)
18 (WR 112) Gustavo Tsuboi BRA (Sieger Pan Am Cup)
19 (WR 228) Kanak Jha USA
20 (WR 339) David Powell AUS (Sieger Oceania Cup)
SPIELSYSTEM
Der World Cup wird in zwei Stufen ausgetragen. Stufe 1 am Freitag, Stufe 2 am Samstag und Sonntag.
- Stufe 1: Vorrunde in Gruppen mit 12 Spielern (die von Position neun bis 20 Gesetzten): Vier Gruppen à drei Spielern. Die Erst- und Zweitplatzierten jeder Gruppe qualifizieren sich für Stufe 2.
- Stufe 2, Hauptrunden im K.-o.-System mit 16 Spielern: Die Hauptrunde beginnt mit dem Achtelfinale. Dabei werden die acht Qualifikanten aus Stufe 1 den acht topgesetzten Spielern zugelost.
Alle Partien werden auf vier Gewinnsätze gespielt (Modus: „Best of seven“).
PREISGELD
Gesamt: 150.000 US-Dollar
Gewinner: 45.000,00
2. Platz: 25.000,00
3. Platz: 15.000,00
4. Platz: 10.000,00
5.-8. Platz: 6.000,00
9.-16. Platz: 3.250,00
17.-20.: Platz: 1.250,00
DEUTSCHE MEDAILLENGEWINNER BEIM MEN’S WORLD CUP
Timo Boll
Gold (2002, 2005)
Silber (2008, 2012)
Bronze (2010, 2014)
Jörg Roßkopf
Gold (1998)
Silber (1995)
Bronze (2001)
Dimitrij Ovtcharov
Bronze (2013, 2015)
TEILNAHMEKRITERIEN
Jeweils 20 Spieler nehmen an den Weltpokalturnieren der Damen und Herren teil.
Teilnahmeberechtigt sind:
- Weltmeister
- Sieger der kontinentalen Qualifikationsturniere (z.B.in Europa: Europe Top 16 Cup)
- Zweit- und Drittplatzierte der kontinentalen Qualifikationsturniere in Asien und Europa
- über ihre Weltranglistenposition in Kombination mit dem Abschneiden beim kontinentalen Qualifikationsturnier Qualifizierte
- 1 wild card der ITTF
- 1 Vertreter der Gastgebernation
(Einschränkung: Es dürfen maximal 2 Spieler einer Nation an den Start gehen)