Jena. Beim Thüringer Gründerpreis haben sie Platz zwei abgeräumt, das MDR-Fernsehen hat ebenso über ihre Idee berichtet wie die BILD-Zeitung und die Thüringer Regionalpresse. Das Start-up Janova in Jena hat einen intelligenten Tischtennisschläger und die dazu passende App entwickelt, die Spielerinnen und Spielern bei der Trainings- und Wettkampfanalyse helfen sollen. Die Technologie gibt zum Beispiel eine Rückmeldung über die Anzahl der Vor- und Rückhandschläge, über die Geschwindigkeit, den Balltreffpunkt und die Genauigkeit der Bewegungen. Noch in Arbeit ist, dass die dahintersteckende künstliche Intelligenz erkennt, ob es zum Beispiel ein Topspin, ein Schupf oder ein Konter war.
„Schon jetzt wird die Trainingsintensität analysiert – also wie viele Schläge in der Minute man gespielt hat – und wie hoch die maximale oder durchschnittliche Beschleunigung deiner Schläge war“, erklärt Firmengründer und Diplom-Physiker Simon Stützer, seit 20 Jahren aktiv beim Bundesligisten Post SV Mühlhauen. „Außerdem wollen wir die Möglichkeit bieten, mit GPS-Daten zu ermitteln, ob Freunde in der Nähe sind, die mit einem zocken wollen. Natürlich nur, wenn man diese Daten preisgeben möchte.“
Gemessen werden die Bewegungen durch einen im Griff verbauten Neun-Achsen-Bewegungssensor, der 7.200 Messdaten pro Sekunde in Echtzeit via Bluetooth zur ebenfalls von Janova selbst entwickelten App sendet. „Die Verknüpfung von Tischtennis und künstlicher Intelligenz zur Spielanalyse gibt es schon in mehreren Bereichen. Sensoren direkt im Schläger zu verbauen, ist ein neuer Ansatz, der unseren Sport modernisieren und bereichern kann“, sagt DTTB-Präsidentin Claudia Herweg, die als ehemalige Leiterin des ITTF-Material-Departments auch bei den neuen Technologien für Tischtennis auf Ballhöhe ist.
Schon 17.000 Euro in der ersten Woche
Eineinhalb Jahre arbeiteten Stützer und sein kleines Team zunächst nebenberuflich an der Idee, einen intelligenten Schläger auf den Markt zu bringen, der verschiedene Daten rund um das eigene Spiel aufzeichnet und so besser analysier- und vergleichbar macht. Was für Läufer, Radfahrer und andere Ausdauersportler per Smartwatches und Tracking-Geräte selbstverständlich ist, soll es auch im Tischtennis geben. Der Markt sind Millionen von Tischtennisspielern weltweit.
Bis zur Marktreife fehlt noch Geld, das aktuell über eine Crowdfunding-Kampagne eingesammelt werden soll. Für die Weiterentwicklung des „Smart Rackets“ hoffen die Projekt-Gründer bis Anfang April auf 50.000 Euro an Funding. Der Start der Vier-Wochen-Kampagne war verheißungsvoll: In der ersten Woche sind bereits mehr als 17.000 Euro von über 70 Unterstützern zusammengekommen. Spenden jeder Höhe sind willkommen. Ab einem Mindestbetrag erhalten die Unterstützer der ersten Stunde als Belohnung sogar ein „Smart Racket“ als Dankeschön.
Den Sensor soll es für alle Schläger und Marken geben können
Inzwischen sind die Jenaer eine Kooperation mit der Tischtennisfirma TIBHAR eingegangen, die den Sensor maßgeschneidert ins Holz einbaut, so dass man von außen keine Veränderung bemerkt. Auch das Gewicht ändert sich nicht, weil ohnehin eine entsprechende Menge Holz aus dem Schlägergriff ausgefräst werden muss, um Platz für den fünf Gramm leichten Sensor zu schaffen. Weil Tischtennisspieler Stützer um die Materialtreue der Community weiß, ist für ihn auch klar: „Unser Ziel ist es, dass auch andere Marken ihre Hölzer in einer 'smarten' Version anbieten möchten und können. Dann würden wir ihnen die Sensoren liefern, die sie in die Hölzer einbauen, die man dann mit unserer App koppeln kann.“
Das „Smart Racket“ soll am Ende nicht viel teurer als ein normaler Schläger sein. „Wir arbeiten darauf hin, dass ein Komplettschläger für den Breitensportbereich langfristig für unter 100 Euro angeboten werden kann“, so Simon Stützer auf myTischtennis.de. „Und im Profibereich wird ein Holz wohl um die 170 Euro kosten.“