Olomouc. Der vorletzte Tag der mit 160.000 Dollar dotierten Czech Open endete für die Asse des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) mit Niederlagen für Dimitrij Ovtcharov, Bastian Steger, Patrick Franziska und Sabine Winter. Eine Medaille ist dem DTTB jedoch sicher. Mit seinem dänischen Partner Jonathan Groth kämpft der Saarbrücker Franziska am Sonntag um 12.50 Uhr um Doppel-Gold.
Ovtcharov unterliegt Chinesen-Schreck Liam Pitchford
Mit einem Sieg über Weltmeister Ma Long in Bulgarien und nun über Zhang Yudong präsentierte er sich in den vergangenen beiden Wochen als Chinesen-Schreck, nun fügte Liam Pitchford seiner reichen Liste an prominenten Opfern in den vergangenen Monaten auch den Namen Dimitrij Ovtcharov hinzu. Der Engländer behauptete sich gegen Deutschlands Weltranglistenfünften im Viertelfinale in fünf Sätzen, von denen nur die beiden ersten bis in die Verlängerung umkämpft waren. Durchgang zwei verlor Pitchford, der in der Qualifikation schon mit dem Grünwettersbacher Qiu Dang einen Deutschen ausgeschaltet hatte, nach 10:7-Führung. Ovtcharov, der nach langwieriger Verletzung derzeit an der Rückkehr zu seinem alten Leistungsvermögen arbeitet und das Match zuvor als eine aktuelle Standortbestimmung eingeordnet hatte, bekannte: "Pitchford war heute wirklich stark. Ich bin zudem leider weit unter meinen Möglichkeiten geblieben und habe auch bei weitem nicht mein Trainingslevel gebracht. Ich brauche offensichtlich doch noch mehr Zeit. Leider bin ich derzeit noch ein gutes Stück von meinem normalen Leistungsvermögen entfernt."
Bastian Steger unterliegt Zheng Peifeng
Ebenfalls im Viertelfinale ausgeschieden ist Bastian Steger. Der Bremer unterlag dem Chinesen Zheng Peifeng, der sich in der Vorwoche in Bulgarien gegen Dimitrij Ovtcharov behauptet hatte, nach heftiger Gegenwehr mit 9:11, 5:11, 11:9, 11:7, 5:11 und 4:11. Der zweimalige EM-Dritte erkannte die Überlegenheit seines Gegners jedoch anschließénd neidlos an: "Er ist schon ziemlich stark, da gibt es nichts dran zu rütteln. Mit dem Turnier und meinem Viertelfinaleinzug bin ich aber sehr zufrieden. Mit dem Match heute im Grunde auch: Ich habe gut gespielt, auch wenn ich noch die andere oder andere Chance ausgelassen habe."
Franziska hat den Weltranglisten-Sechsten Harimoto am Rand einer Niederlage
Patrick Franziska bekam es nach seinem 4:2-Einzelerfolg gestern über seinen dänischen Doppelpartner und Freund Jonathan Groth, mit dem er am Sonntag um 12.50 Uhr im Doppel seinen im Vorjahr gewonnen Titel verteidigen will, am späten Nachmittag im Viertelfinale des Einzel-Wettbewerbs mit Japans 15 Jahre alten Weltranglisten-Sechsten Tomokazu Harimoto zu tun. Franziska, die Nummer 17 der Welt, drängte den Favoriten an den Rand einer Niederlage und lag beim 11:2, 4:11, 11:7, 9:11, 9:11 und 8:11 bereits mit 2:1 in Führung. Am Ende war der Teenager der etwas Glücklichere. Franziska: "Ich bin direkt nach der Niederlage erst einmal enttäuscht, denn ich hatte meine Chance auf den Sieg. Ich habe aber sehr gut gespielt und bei einer 2:1-Führung und 9:6 im vierten hatte ich das Gefühl, das Match unter Kontrolle zu haben. Aber er ist eben nicht umsonst die Nummer sechs der Welt und hat das Spiel noch gedreht. Jetzt werde ich mich morgen im Doppel-Finale noch einmal voll reinhängen und hoffe, dass ich mit Jonathan den Titel hole."
Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf sieht gute Ansätze
Bereits vor dem Doppel-Finale zog Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf sein Fazit: "Wenn ich nur den Samstag betrachte, können wir nicht zufrieden sein, denn wir haben alle drei Spiele verloren. Ich habe aber dabei einen Patrick Franziska gesehen, der immer besser wird und dem nur ganz wenig gefehlt hat, die Nummer sechs der Welt zu bezwingen. Auch Bastian Steger hat ein gutes Match gemacht und war nach dem 0:2-Rückstand gegen den Chinesen wieder gut im Match, ist dann aber zu schnell in Satz fünf in Rückstand geraten. Zu Dimitrij Otchvarov muss man sagen, dass er im Training bereits wieder hervorragend spielt und physisch topfit ist. Er braucht aber einfach noch seine Zeit, bis er wieder auf seinem alten Niveau spielt, da muss er auch er selbst geduldig sein. Es ist gut, dass jetzt die Saison richtig losgeht und er wieder viele Wettkämpfe spielen kann. Insgesamt betrachtet, sieht man bei allen Jungs nach dem intensiven Training zur Saisonvorbereitung eine Steigerung. Das ist erfreulich auch hinsichtlich der Europameisterschaft, die am 18. September in Alicante beginnt. Die Nominierung werden wir in der Woche vor der EM bekanntgeben."
Winter unterliegt der besten Abwehrspielerin der Welt
Nach Erfolgen über die an Position vier gesetzte Japanerin Hitomi Sato und Polens Spitzenspielerin Li Qian bedeutete die dritte Abwehrspielerin in drei Tagen für Sabine Winter die Endstation. Wu Yang, die seit vielen Jahren als beste Defensivstrategin der Welt gilt, im chinesischen Team jedoch angesichts erdrückender Offensivstärke nicht regelmäßig international zum Einsatz kommt, beherrschte die Europe-Top16-Dritte von 2017 beim 11.3, 11:5, 11:2, 11:13 und 11:9 aber nur in den ersten drei Sätzen nach Belieben. Beim ersten Aufeinandertreffen mit der Ausnahmeathletin fand die in Tschechien in guter Form spielende Sabine Winter zumindest in den beiden letzten Sätzen ein System gegen die extremen Schnittvariationen der Chinesin. Winter, die nur knapp mit 9:11 im letzten Durchgang den Anschluss zum 2:3 verpasste, sagte nach dem Match beeindruckt: "Sie variiert sehr viel und kann dazu leider noch sehr gut angreifen. Am Ende des Matches bin ich aber deutlich besser klargekommen. Es war also immerhin ein Fortschritt zu erkennen. Mit meiner Turnierleistung bin ich natürlich insgesamt überaus zufrieden. Aber aber ein wirklicher Abwehrkiller ist man erst, wenn man auch Wu Yang schlägt - also werde ich noch viel zu üben haben in Zukunft!"
DIE SPIELE DER DEUTSCHEN BEI DEN CZECH OPEN AM SAMSTAG (25.8.)
HERREN-EINZEL
Viertelfinale
Dimitrij Ovtcharov GER - Liam Pitchford ENG 1:4 (-11,10,-4,-7,-6)
Bastian Steger GER - Zheng Peifeng CHN 2:4 (-9,-5,9,7,-5,-4)
Patrick Franziska GER - Tomokazu Harimoto JPN 2:4 (2,-4,7,-9,-9,-8)
DAMEN-EINZEL
Viertelfinale
Sabine Winter GER - Wu Yang CHN 1:4 (-3,-5,-2,11,-9)
Alle Ergebnisse der Czech Open auf der Turnierseite der ITTF
DIE FINALSPIELE DER CZECH OPEN
HERREN-DOPPEL
Finale
12.50 Uhr: Patrick Franziska GER/Jonathan Groth DEN - Mattias Falck/Kristian Karlsson SWE
HERREN-EINZEL
Finale
14.40 Uhr: Marcos Freitas POR - Zheng Peifeng CHN
DAMEN-EINZEL
Finale
13.40 Uhr: Wen Jia CHN - Kasumi Ishikawa JPN
DAMEN-DOPPEL
Finale
12.00 Uhr: Liu Gaoyang/Zhang Rui ChN - Sun Jiayi CRO/Zeng Jian SGP
Alle Ergebnisse der Czech Open auf der Turnierseite der ITTF
DAS AUFGEBOT DES DTTB BEI DEN CZECH OPEN (21.-26.8.)
Damen: Han Ying (KTS Zamek Tarnobrzeg/Polen), Chantal Mantz (TTG Bingen/Münster-Sarmsheim), Kristin Lang (SV DJK Kolbermoor), Nina Mittelham (ttc berlin eastside), Petrissa Solja (TSV Langstadt), Wan Yuan (TTG Bingen/Münster-Sarmsheim), Sabine Winter (SV DJK Kolbermoor)
Herren: Benedikt Duda (TTC Bergneustadt), Gerrit Engemann (TTC GW Bad Hamm), Ruwen Filus (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT), Tobias Hippler (TuS Celle), Nils Hohmeier (TuS Celle), Steffen Mengel (Post SV Mühlhausen), Kilian Ort (TSV Bad Königshofen), Dimitrij Ovtcharov (Fakel Gazprom Orenburg/Russland), Bastian Steger (SV Werder Bremen), Ricardo Walther (ASV Grünwettersbach), Qiu Dang (ASV Grünwettersbach)
Trainer: Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer), Lars Hielscher (Herren-Assistenztrainer), Jie Schöpp (Damen-Bundestrainerin), Wan Guohui (Damen-Assistenztrainer), Tamara Boros (DTTZ-Trainerin)