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Starker Ovtcharov steht im Halbfinale (Foto: Schillings)
Sonntag: Halbfinale Timo Boll gegen Lin Yun-Ju um 10 Uhr, Dima Ovtcharov spielt um 10.45 Uhr gegen Calderano

Czech Open: Ovtcharov dominiert deutsches Duell gegen Franziska

24.08.2019

Olmütz. Mit einem in der Höhe überraschenden 4:0-Erfolg über seinen Nationalmannschaftskollegen Patrick Franziska hat Dimitrij Ovtcharov als zweiter Deutscher das Halbfinale der mit 190.000 Dollar dotierten Czech Open erreicht. Drei Stunden zuvor war Timo Boll als erster Vertreter des DTTB mit einem 4:3 über den Südkoreaner Lee Sangsu in die Vorschlussrunde eingezogen. Boll trifft am Sonntag um 10 Uhr auf Taiwans Jungstar Lin Yun-Ju, Ovtcharov auf den Brasilianer Hugo Calderano (Brasilien).

Überlegener Ovtcharov hält Franziska auf Distanz

Nicht wenige hatten mit einer komplett offenen Partie gerechnet, nahezu das Gegenteil war der Fall. Beim 11:6, 13:11, 11:7 und 12:10 zeigte sich der Weltranglistenelfte der Nummer 15 des ITTF-Rankings trotz zweier knapper Sätze in fast allen Belangen überlegen, Franziska fand hingegen nicht zur gewohnten Sicherheit in seinen Schlägen und war nach dem Match enttäuscht über seine Leistung: "Ich bin natürlich überhaupt nicht zufrieden mit meinem Spiel. Ich habe viele Fehler gemacht, vor allem auch mit der Rückhand. Dima hat heute sehr druckvoll und trotzdem sehr sicher gespielt. Er hat verdient gewonnen."

Ein Ovtcharov in Topform, sich gut bewegend und von Beginn an aggressiv und ganz nah am Tisch agierend, baute immensen Druck auf und hatte im Duell zweier Rückhandspezialisten zumeist die bessere Antwort parat. Unmittelbar nach dem Match sagte ein sichtlich zufriedener Dimitrij Ovtcharov im Halleninterview: "Patrick hat sich im vergangenen Jahr zu einem absoluten Weltklassespieler entwickelt und hat ja mit Erfolgen über einige Chinesen und andere Topspieler oft unter Beweis gestellt. Das Match heute war eine große Herausforderung für mich: Ich war sehr fokussiert, habe mein bestes Tischtennis gespielt und freue mich über meine gute Leistung."

Roßkopf wünscht sich deutsches Finale

Im Halbfinale steht der in Olmütz an Positon vier gesetzte Ovtcharov nun Hugo Calderano gegenüber, der Nummer zwei der Setzungsliste. Brasiliens Weltranglistensechster ließ in seinem Viertelfinalspiel dem Russen Alexander Shibaev keine Chance. Ovtcharov hatte vor dem Viertelfinalduell mit Franziska seinen Orenburger Vereinskollegen Vladimir Samsonov (Weißrussland) und den ehemaligen Jugend-Weltmeister Xue Fei (China) ausgeschaltet.

Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf verfolgte das deutsche Duell von der Tribüne aus: "Dima hat das ganze Turnier über sehr druckvoll gespielt und das heute fortgesetzt, Patrick hat zu viele Fehler mit der Rückhand gemacht, auch sein Aufschlag kam nicht so gut, dadurch geriet er immer unter Druck. So kann's laufen, wenn zwei aufeinandertreffen, die sich so gut kennen." Roßkopf freut sich nun auf die Halbfinalbegegnungen am Sonntag: "Ich hoffe, dass sich meine Spieler durchsetzen und wir dann morgen Nachmittag ein deutsches Finale sehen."

Boll wehrt im sechsten Satz zwei Matchbälle ab

Der in Tschechien an Position drei gesetzte Timo Boll hatte sich drei Stunden zuvor gegen den Südkoreaner Lee Sangsu in einem dramatischen Siebensatzkrimi nach Abwehr zweiter Matchbälle durchgesetzt. Boll benötigte nach einem 1:3-Satzrückstand in einer überaus ausgeglichenen Partie voller hochkarätiger Ballwechsel bei seinem fulminanten Endspurt all sein Können und das Glück des Tüchtigen, um die erste Niederlage gegen die Nummer 18 der Welt gerade noch so zu verhindern.

Im sechsten Durchgang schien zunächst der hohe Risikofaktor des beidseitig überaus aggressiv angreifenden Südkoreaners belohnt zu werden, der bei einer 10:8-Führung seinen ersten Triumph über Boll vor Augen hatte. Doch mit dem Rücken zur Wand spielte der Rekordeuropameister wieder einmal sein bestes Tischtennis: Boll wehrte die beiden Matchbälle des WM-Dritten von Düsseldorf 2017 in beeindruckender Manier ab und verwandelte einen Satz später seine zweite eigene Siegchance zum 11:8 im Entscheidungssatz.

Timo Boll sagte im Kurzinterview mit dem Hallensprecher nach dem Match: "Lee Sangsu hat fantastische Bälle gespielt. Ich habe einfach versucht, auch nach dem Rückstand immer weiter dran zu bleiben. Ich bin zwar nicht mehr der Jüngste, aber Kämpfen geht immer." Gegenüber den deutschen Medienvertretern ergänzte der 38-Jährige: "Das war ein schwerer Kampf: Gegen Lee, der gerade zu Beginn viel getroffen hat. Und auch gegen mich selbst, denn körperlich war ich ziemlich am Limit. Dennoch die Konzentration hoch zu halten und neue Ideen entwickeln war eine zehrende Aufgabe. Das mir das gelungen ist, hat mich zufrieden gestellt."

Roßkopf: "Ruhig geblieben, Chancen gewittert und dann zugeschlagen"

Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf lobte seine Nummer eins: "Timo hat sich nach dem 1:3 richtig gut zurückgekämpft. Das war ein typischer Boll: Ruhig geblieben, immer weiter gekämpft, seine Chancen gewittert und gewartet, um dann im richtigen Moment zuzuschlagen. Und das gegen einen Lee Sangsu, der unglaublich stark gespielt hat, vor allem auch mit seiner aggressiven Rückhand. Das war heute ein großer und sehr wichtiger Sieg: Solch ein Match hat Timo gebraucht, nachdem die beiden ersten Runden doch relativ einfach waren. Lee heute war ein ganz anderes Kaliber - ein Gegner mit unglaublicher hoher Qualität, der vom Start weg an seinen Sieg geglaubt hat."

Wie sehr sich der Weltranglistenachte über den hart erkämpften Erfolg freute, zeigte seine Jubel: Der zweimalige World-Cup-Sieger riss beide Arme in die Luft und klopfte sich mit der linken Faust kurz auf die Brust - derartige Emotionen fallen bei dem gemeinhin eher still und gelassen innerlich seine vielen Siege feiernden Odenwälder unter die Kategorie "Besonderes".

Nächster Gegner Bolls, der in Runde eins den Chinesen Xia Yizheng und im Achtelfinale den Japaner Yukiya Uda besiegt hatte, ist Sonntag um 10 Uhr einer der aktuell gefährlichsten und besten Spieler auf der Welt. Der Taiwanese Lin Yun-Ju gewann unlängst in Malaysia in Anwesenheit aller Topchinesen das hochdotierte Diamond-Turnier der T2-Serie. In der Weltrangliste rückte der erst 18 Jahre Linkshänder, der bei den Japan Open das Finale erreichte und sich bei den Oman Open den Titel sicherte, bereits auf Platz 13 vor. Nochmals Boll: "Gegen Lin habe ich einmal gespielt. Vor 2 Jahren bei den Qatar Open konnte ich gewinnen, aber er ist mittlerweile ein ganz anderes Kaliber geworden. Ich freue mich darauf, gegen einen der zukünftigen Stars unseres Sports zu spielen."

Die Halbfinals am Sonntag können im Livestreaming des Weltverbands ITTF verfolgt werden.

Zum Livestreaming der ITTF

DIE SPIELE IM VIERTELFINALE (SAMSTAG, 24. August)

Herren-Einzel
Viertelfinale
Lin Yun-Ju TPE - Yuki Hirano 4:0 (1,9,7,7)
Timo Boll - Lee Sangsu KOR 4:3 (-6,-9,13,-12,9,12,8)
Dimitrij Ovtcharov - Patrick Franziska 4:0 (6,11,7,10)
Hugo Calderano BRA - Alexander Shibaev RUS 4:1 (9,6,-6,1,4)

Alle Ansetzungen und Ergebnisse der Czech Open

 

DIE SPIELE IM HALBFINALE (SONNTAG, 25. August)

Herren-Einzel
Halbfinale
Timo Boll - Lin Yun-Ju TPE 10 Uhr
Dimitrij Ovtcharov - Hugo Calderano BRA 10.45 Uhr
Finale
15.30 Uhr

Alle Ansetzungen und Ergebnisse der Czech Open

 

DAS AUFGEBOT DES DTTB BEI DEN CZECH OPEN

Damen
Nina Mittelham (ttc berlin eastside), Chantal Mantz (TTG Bingen/Münster-Sarmsheim), Petrissa Solja (TSV Langstadt), Wan Yuan (TTG Bingen/Münster-Sarmsheim), Sabine Winter (TSV Schwabhausen)

Herren
Timo Boll (Borussia Düsseldorf), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt), Gerrit Engemann (TTC GW Bad Hamm), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT), Ruwen Filus (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell), Tobias Hippler (TuS Celle), Nils Hohmeier (TTC OE Bad Homburg), Cedric Meissner (FSV Mainz 05), Meng Fanbo (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell), Steffen Mengel (Post SV Mühlhausen), Qiu Dang (AS Grünwettersbach), Kilian Ort (TSV Bad Königshofen), Benno Oehme (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell), Dimitrij Ovtcharov (Fakel Gazprom Orenburg, Russland), Bastian Steger (TSV Bad Königshofen), Ricardo Walther (Borussia Düsseldorf)

Trainer
Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer), Jie Schöpp (Damen-Bundestrainerin), Lars Hielscher (Assistenztrainer Herren)

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