Cluj-Napoca. Deutschlands Herren stehen zum 16. Mal im Finale der Mannschafts-Europameisterschaften. Patrick Franziska, Benedikt Duda und Dang Qiu, angefeuert von Ruwen Filus und Kay Stumper auf der Bank, haben sich in der Vorschlussrunde mit einem glatten 3:0 gegen Underdog Dänemark durchgesetzt. Im Endspiel am Sonntag um 15.30 Uhr MESZ trifft die Mannschaft von Bundestrainer Jörg Roßkopf auf ein weiteres Überraschungsteam der EM im rumänischen Cluj-Napoca: Russland, dessen Youngster-Trio den Siegeszug des an Position zwei gesetzten Titelaspiranten Schweden jäh mit 3:0 beendete.
Wichtige Führung durch starken Benedikt Duda
Im Auftaktmatch gegen das Linkshänder-Trio aus Dänemark ließ ein konzentrierter Benedikt Duda dem gegnerischen Einzel-Finalisten der European Games 2019, Jonathan Groth, mit seinem gut platzierten Power-Tischtennis keine Chance. Der Deutsche Meister spielte vom ersten Ballwechsel an auf höchstem Niveau: "Heute war ich weniger nervös als in den ersten Matches. Ich hatte lange nicht mehr gegen Jonathan gespielt. Ich weiß, dass er gegen Linkshänder sehr stark ist, aber ich habe heute super gespielt. Ich habe gut in den Ballwechseln dagegengehalten und wenige leichte Fehler gemacht. Ich bin froh, dass ich die Jungs mit 1:0 in Führung bringen konnte. Ich denke, dass war ein wichtiger Punkt."
Patrick Franziska erhöhte im Anschluss gegen den bis dahin bei der EM ungeschlagenen Anders Lind, der unter anderem Portugals Marcos Freitas sowie die Engländer Liam Pitchford und Paul Drinkhall besiegt hatte, mit einer auch taktisch klugen Leistung. Dabei behielt er auch im umkämpften zweiten Durchgang einen klaren Kopf, in dem er einen 3:6-Rückstand aufholte und bei 10:11 einen Satzball seines Kontrahenten abwehrte: "Ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung, habe auch in den engen Phasen sehr gut gespielt. Morgen im Finale müssen wir alle unser bestes Tischtennis spielen. Die Russen haben die Schweden mit 3:0 geschlagen, die hier der Favorit auf den Titel waren. Die laufen richtig heiß."
Mit dem 2:0 im Rücken holte Dang Qiu den dritten Zähler gegen einen von der aggressiv-druckvollen Spielweise des Penholder-Akteurs und Mixed-Europameisters zwei Sätze lang völlig unter Wert agierenden Tobias Rasmussen, der mit dem Mut der Verzweiflung den dritten Satz für sich entscheiden konnte und in Durchgang vier mit 8:4 und 9:6 die Führung übernahm. Danach jedoch übernahm sein ehemaliger Doppelpartner beim TTBL-Klub ASV Grünwettersbach wieder die Kontrolle. Seinen ersten Matchball bei 10:9 vergab Qiu zwar. Mit 12:10 sicherte der gebürtige Nürtinger seiner Mannschaft dann den Einzug ins Endspiel: "Tobias, den ich ja gut kenne aus den zwei gemeinsamen Jahren im Verein, hat heute einen totalen Fehlstart gehabt. Erst als ich 2:0 in Führung war, hat er angefangen, wirklich besser und aggressiv zu spielen, und ich bin dann vielleicht auch etwas zu nachdenklich geworden. Ich bin auf jeden Fall froh, dass das Spiel nicht in den fünften Satz gegangen ist.“
Jörg Roßkopf:"Wir müssen morgen auf die Minute topfit sein"
Herren-Bundestrainer lobte nach dem Halbfinale sein Team, allen voran Benedikt Duda: "Wir haben gut gespielt, das war eine tolle Mannschaftsleistung. Benne war überragend gegen Groth. Direkt den Einser der Gegner zu knacken, das war ein sehr wichtiger Auftakt für uns. Franz hat dann gut nachgelegt. Dang und Rasmussen kennen sich sehr gut, nur deshalb schien das Match am Anfang etwas zu einfach." Der erfahrene Coach, der bei dieser EM den Olympiadritten Dimitrij Ovtcharov und Rekord-Europameister Timo Boll zur Regeneration pausieren lässt, weiß, dass am Sonntag um 15.30 Uhr ein besonderer Herausforderer auf das Team des Titelverteidigers wartet: "Russland ist heiß und die Mannschaft glaubt an den Sieg. Schweden zu schlagen ist natürlich stark. Gegen Österreich haben sie sogar Matchbälle abgewehrt. Sie stehen hier im Finale, aber sie hatten ja auch bei der EM mit dem Titel im Doppel schon einen großen Erfolg. Sie haben keine Angst, sie sind jung, hungrig und geben Vollgas. Morgen kommt es für uns darauf an, da müssen wir auf die Minute topfit sein.“
Bislang acht EM-Titel für DTTB-Herren / Deutsche Damen im Finale gegen Rumänien
Von den vorangegangenen 15 EM-Endspielen hat Deutschland bislang acht Mal gewonnen, zuletzt 2019 in Nantes in der Aufstellung Dimitrij Ovtcharov, Timo Boll, Patrick Franziska, Ruwen Filus und Benedikt Duda.
Auch Deutschlands Damen haben den Sprung ins Finale geschafft. Nach einem 3:1-Erfolg über Portugal am Samstagmorgen steht das junge Quartett von Bundestrainerin Tamara Boros, deren erste EM dies in der Chefinnen-Position ist, Titelverteidiger Rumänien gegenüber. Die Partie beginnt am Sonntag um 12 Uhr MESZ. "Mir fehlen die Worte: Ich bin so unglaublich stolz auf die Mädels und die Leistungen, die sie bislang zeigen“, sagte die ehemalige kroatische Weltklassespielerin nicht zuletzt im Hinblick auf den kurzfristigen Ausfall der erkrankten Einzel-Europameisterin Petrissa Solja vor den kontinentalen Titelkämpfen in der BT Arena. „Sie fighten einfach um jeden Punkt und jede für jede. Wir sind ein Team und ich genieße jeden Moment. Dass wir jetzt im Finale stehen, ist einfach eine unglaubliche Geschichte." Und sie ergänzte: „Für uns ist hier alles möglich."
Deutschland - Dänemark 3:0
Benedikt Duda - Jonathan Groth 3:0 (8,4,9)
Patrick Franziska - Anders Lind 3:0 (7,11,5)
Dang Qiu - Tobias Rasmussen 3:1 (2,5,-6,10)
Deutschland
Dänemark
Samstag, 2. Oktober
Herren-Halbfinale am Samstag, 2. Oktober
Deutschland - Dänemark 3:0
Benedikt Duda - Jonathan Groth 3:0 (8,4,9)
Patrick Franziska - Anders Lind 3:0 (7,11,5)
Dang Qiu - Tobias Rasmussen 3:1 (2,5,-6,10)
Schweden - Russland 0:3
Truls Möregardh - Lev Katsman 2:3 (-10,7,-7,7,-7)
Anton Källberg - Maksim Grebnev 0:3 (-8,-9,-8)
Jon Persson - Vladimir Sidorenko 2:3 (9,-1,-10,6,-11)
Damen-Halbfinale
Rumänien - Frankreich 3:0
Elizabeta Samara - Prithika Pavade 3:1 (9,8,-4,7)
Bernadette Szocs - Yuan Jia Nan 3:2 (6,-8,-5,11,9)
Daniela Dodean Monteiro - Pauline Chasselin 3:0 (11,9,4)
Deutschland - Portugal 3:1
Sabine Winter - Yu Fu 1:3 (-4,-7,8,-5)
Nina Mittelham - Shao Jieni 3:1 (7,9,-10,7)
Chantal Mantz - Ines Matos 3:0 (7,5,14)
Mittelham - Yu 3:1 (-9,8,11,6)
Sonntag, Finals, 3. Oktober
Damen: Deutschland - Rumänien, 12 Uhr MESZ
Herren: Deutschland - Russland, 15.30 Uhr
Rumänien liegt in der Zone mit osteuropäischer Sommerzeit und ist Deutschland eine Stunde voraus. Alle hier angegebenen Zeiten entsprechen der mitteleuropäischen Sommerzeit.
ERGEBNISSE
Dienstag, 28. September
1. Gruppenspiel Damen und Herren
Damen, Gruppe A: Spanien – Slowakei 1:3
Maria Xiao - Tatiana Kukulkova 3:0 (11,8,4)
Galia Dvorak - Barbora Balazova 0:3 (-5,-7,-2)
Sofia-Xuan Zhang - Ema Labosova 0:3 (-7,-11,-8)
Maria Xiao - Barbora Balazova 1:3 (-10,4,-6,-5)
Herren, Gruppe A: Belarus – Ukraine 2:3
Pavel Platonov - Yevhen Pryshchepa 3:1 (7,9,-8,6)
Aleksandr Khanin - Yaroslav Zhmudenko 0:3 (-7,-4,-9)
Gleb Shamruk - Anton Limonov 3:2 (-7,10,-2,5,9)
Aleksandr Khanin - Yevhen Pryshchepa 2:3 (8,-7,6,-4,-3)
Pavel Platonov - Yaroslav Zhmudenko 2:3 (-4,5,-9,13,-8)
Mittwoch, 29. September
2. Gruppenspiel Damen und Herren
Damen: Deutschland – Slowakei 3:0
Nina Mittelham - Tatiana Kukulkova 3:1 (7,-9,9,4)
Sabine Winter - Barbora Balazova 3:0 (3,8,3)
Annett Kaufmann - Ema Labosova 3:0 (8,11,3)
Herren: Deutschland – Ukraine 3:0
Patrick Franziska – Yaroslav Zhmudenko 3:0 (8,7,9)
Benedikt Duda – Yevhen Pryshchepa 3:0 (5,9,7)
Dang Qiu – Anton Limonov 3:0 (3,2,3)
Donnerstag, 30. September
3. Gruppenspiel Damen und Herren
Deutschland - Spanien 3:1
Nina Mittelham - Maria Xiao 2:3 (-11,6,2,-11,-8)
Sabine Winter - Sofia-Xuan Zhang 3:1 (-10,4,13,8)
Chantal Mantz - Galia Dvorak 3:0 (5,6,8)
Mittelham - Zhang 3:2 (-11,-9,9,4,6)
Deutschland - Belarus 3:0
Dang Qiu - Pavel Platonov 3:1 (9,-8,2,7)
Patrick Franziska - Vladislav Rukletsov (7,7,6)
Ruwen Filus - Gleb Shamruk 3:0 (2,6,8)
Freitag, 1. Oktober
Damen-Viertelfinale
Deutschland - Polen 3:0
Sabine Winter - Katarzyna Wegrzyn 3:1 (9,-7,7,8)
Nina Mittelham - Natalia Bajor 3:1 (10,-8,8,8)
Chantal Mantz - Anna Wegrzyn 3:0 (0,7,11)
Portugal - Ukraine 3:1
Österreich - Frankreich 0:3
Rumänien - Luxemburg 3:0
Herren-Viertelfinale
Deutschland - Tschechien 3:1
Benedikt Duda - Tomas Polansky 3:1 (-9,5,8,5)
Patrick Franziska - Lubomir Jancarik 2:3 (-8,-8,1,9,-8)
Dang Qiu - Jiri Martinko 3:1 (3,10,-10,7)
Franziska - Polansky 3:1 (6,-8,10,2)
Dänemark - England 3:2
Österreich - Russland 2:3
Schweden - Rumänien 3:1
Samstag, 2. Oktober
Herren-Halbfinale
Deutschland - Dänemark 3:0
Benedikt Duda - Jonathan Groth 3:0 (8,4,9)
Patrick Franziska - Anders Lind 3:0 (7,11,5)
Dang Qiu - Tobias Rasmussen 3:1 (2,5,-6,10)
Schweden - Russland 0:3
Truls Möregardh - Lev Katsman 2:3 (-10,7,-7,7,-7)
Anton Källberg - Maksim Grebnev 0:3 (-8,-9,-8)
Jon Persson - Vladimir Sidorenko 2:3 (9,-1,-10,6,-11)
Damen-Halbfinale
Rumänien - Frankreich 3:0
Elizabeta Samara - Prithika Pavade 3:1 (9,8,-4,7)
Bernadette Szocs - Yuan Jia Nan 3:2 (6,-8,-5,11,9)
Daniela Dodean Monteiro - Pauline Chasselin 3:0 (11,9,4)
Deutschland - Portugal 3:1
Sabine Winter - Yu Fu 1:3 (-4,-7,8,-5)
Nina Mittelham - Shao Jieni 3:1 (7,9,-10,7)
Chantal Mantz - Ines Matos 3:0 (7,5,14)
Mittelham - Yu 3:1 (-9,8,11,6)
Damen
Gruppe A: Deutschland, Spanien, Slowakei
Gruppe B: Rumänien, Italien, Belgien
Gruppe C: Österreich, Belarus, Serbien
Gruppe D: Ukraine, Tschechien, Slowenien
Gruppe E: Ungarn, Portugal, Kroatien
Gruppe F: Polen, Schweden, England
Gruppe G: Russland, Luxemburg, Griechenland
Gruppe H: Niederlande, Frankreich, Türkei
Herren, Gruppe A: Deutschland, Belarus, Ukraine Gruppe B: Schweden, Belgien, Griechenland Gruppe C: England, Slowakei, Serbien Gruppe D: Österreich, Polen, Spanien Gruppe E: Portugal, Dänemark, Türkei Gruppe F: Frankreich, Russland, Niederlande Gruppe G: Kroatien, Tschechien, Italien, Ungarn Gruppe H: Slowenien, Rumänien, Luxemburg, Finnland
Modus
Die Endrunde dieser EM wird mit 24 Damen- und 26 Herren-Teams mit einer Gruppenphase, gefolgt von der K.-o.-Runde ausgetragen. Bei den Damen sind es acht Dreier-Gruppen, bei den Herren sechs Dreier- und zwei Vierer-Gruppen. Nur die jeweiligen Gruppensieger erreichen die Hauptrunde, die mit dem Viertelfinale beginnt. Bis zum Titelgewinn muss eine Mannschaft also fünf Spiele absolvieren, davon zwei in der Gruppe. Die Mannschaften in den Herren-Gruppen G und H sogar eines mehr.
Deutschlands Herren sind Titelverteidiger und als höchste europäische Mannschaft in der Weltrangliste der Kalenderwoche 35 (Ende August) als Kopf der Gruppe A gesetzt, deren Sieger im Viertelfinale Position eins einnehmen wird. An Position acht, ans andere Ende des Hauptfeldes, kommt der Gewinner der Gruppe B. Die DTTB-Damen sind als Topgesetzte ebenfalls der Kopf der Gruppe A.
Spielsystem
Gespielt wird im Mannschaftswettbewerb mit maximal fünf Einzeln bis zum dritten Gewinnpunkt eines Teams (Spielreihenfolge: A1 – B2, A2 – B1, A3 – B3, A1 – B1, A2 – B2). Alle Begegnungen werden auf drei Gewinnsätze gespielt. Vor Beginn des dritten Einzels darf der Mannschaftskapitän/Trainer seine Nummer eins oder zwei gegen einen vierten Spieler austauschen.
Herren
Damen
Sportliche Leitung / Trainer-Team
Medizinische Abteilung
Organisatorische Leitung
Kolja Rottmann
Schiedsrichter
Gert Selig (Waldalgesheim)
Ergebnisse / Livestreams / Informationen
Berichte