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Aufgepasst, ich komme: Annett Kaufmann trotz Niederlage mit starker Leistung (Fotos: MS)
Benedikt Duda unterliegt überraschend Aruna und verliert auch das Doppel mit Dang Qiu knapp gegen die Ex-Weltmeister

Vierter WM-Tag mit fünf Niederlagen und dem Lichtblick Annett Kaufmann

MS 20.05.2025

Doha. Bei den Tischtennis-Weltmeisterschaften in Doha kämpfen am Mittwoch Patrick Franziska, Ying Han und Sabine Winter als letzte im Turnier verbliebene Einzelspieler um den Einzug in das Achtelfinale. Im Doppel kann das Überraschungs-Duo Yuan Wan/Sabine Winter sogar bereits das Viertelfinale erreichen.

Heute allerdings blieben die Hoffnungen des Deutschen Tischtennis-Bundes auf zumindest vereinzelte Achtel- oder Viertelfinalteilnahmen noch unerfüllt. Fünf Spiele, fünf Niederlagen – gemessen an den Ergebnissen war der vierte WM-Tag ein schwarzer bei den Weltmeisterschaften in Doha. Differenziert betrachtet setzte es unter dem Strich jedoch nur eine Niederlage gegen einen niedriger in der Weltrangliste eingestuften Gegner. Eine Einordnung des Tagesgeschehens in chronologischer Folge.

Kategorie außergewöhnlich: Annett Kaufmanns Duell auf Augenhöhe mit der Nummer 3 der Welt
Dass Niederlagen auch ein deutlicher Lichtblick sein können, stellte am Morgen Annett Kaufmann gegen die Nummer drei der Welt unter Beweis. Mit einer großartigen Leistung zwang die 18-Jährige die Chinesin Chen Xingtong nicht nur beinahe in den Entscheidungssatz, sondern brachte die haushohe Favoritin auch gehörig ins Wanken. Die U19-Weltmeisterin bedrängte die Chinesin derart eindrucksvoll, dass sogar ein Sieg nicht ausgeschlossen schien. Im dritten Satz hatte die Deutsche Pech, als sie mit ihrem aggressiven, modernen Tischtennis immer wieder Lücken in der chinesischen Mauer an Fehlerlosigkeit fand, aber in der Verlängerung doch noch unglücklich den Satz ihrer Gegnerin überlassen musste. Als in Durchgang sechs die Angst der Chinesin vor dem Satzausgleich förmlich spürbar schien, forderte Chen nach einem Aufschlag Kaufmanns die Überprüfung durch den Videobeweis. Das Ergebnis war ein abgezählter Aufschlag Kaufmanns und damit erstmals eine Zwei-Punkte-Führung für Chen. Am Ende setzte sich in der Nervenschlacht auf beeindruckend hohem Niveau mit 4:2 knapp die Favoritin durch und zog in die dritte Runde ein.

Annett Kaufmann kündigte nach dem Spiel bereits an, dass sie auch Chinas Asse künftig gerne noch häufiger herausfordern möchte: „Es war ein super Match, ich bin sehr zufrieden. Ich wusste, sie hat etwas Angst – das hat man im Spiel gemerkt. Es war auch etwas Pech dabei, zum Beispiel bei den beiden Netzbällen bei 10:10 im dritten Satz. Aber ich hatte meine Chancen, zum Beispiel auch jetzt beim 9:9 im letzten Satz. Natürlich fehlt mir mit 18 Jahren bei meiner zweiten Einzel-WM auch noch etwas die Erfahrung gegen die Nummer drei der Welt. Das Spiel hat mir gezeigt, dass ich mit den Topspielerinnen auf Augenhöhe bin und das motiviert mich auch für die Zukunft. Ich habe ein Ausrufezeichen gesetzt und gezeigt – ich komme!“

Kategorie Außenseiterin: Yuan Wan bleibt gegen Superstar Harimoto ohne Satzgewinn
Als Außenseiterin ging wenige Stunden später Yuan Wan in das Duell mit Miwa Harimoto. Die 0:4-Niederlage der Weinheimerin in ihrem Zweitrundenmatch gegen Japans Superstar kam alles andere als unerwartet. Zwar hatte sich die in guter Form spielende DM-Finalistin etwas mehr an zählbarer Gegenwehr, vielleicht auch den einen oder anderen Satzgewinn erhofft. Allein, die erst 16 Jahre alte Asiatin machte mit ihrem fast fehlerlosen Angriffsspiel den aktuellen Unterschied zwischen der Nummer sechs und der Nummer 62 der Welt deutlich.

Yuan Wan, die in Runde eins eine starke Leistung gegen die 2019-European-Games-Gewinnerin Fu Yu aus Portugal gezeigt hatte, sagte nach ihrem Ausscheiden: „Es ärgert mich schon, dass ich mir den letzten Satz nicht geholt habe. Ich muss mir selber eingestehen, das Niveau von ihr habe ich leider noch nicht. Ich hätte mir schon gewünscht, dass es ein etwas engeres Spiel wird.“

Kategorie ärgerlich: Benedikt Duda verpasst Achtelfinalchance nach Führungen
Das dritte und letzte deutsche Einzel des Tages war jenes, bei dem die Buchmacher deutlich Benedikt Duda favorisiert hatten. Mit großen Ambitionen war die aktuelle Nummer 13 der Welt in das Drittrundenmatch gegen Quadri Aruna gegangen – die letzten direkten Aufeinandertreffen zwischen dem Vize-Europameister und dem vielfachen Afrikachampion hatten alle zugunsten des Bergneustädters geendet.

Das heutige jedoch nicht. Zwar rief Duda auch heute wieder ein sehr hohes Niveau ab, doch im Gegensatz zum Deutschen wuchs der Nigerianer in zwei vorentscheidenden Spielphasen über sich hinaus, als Duda die Weichen Richtung Sieg stellen wollte. So in Satz eins, als Dudas 7:3-Führung in die gleiche Richtung wie in den letzten Duellen zu deuten schien. Doch stattdessen geriet der WTT-Champions-Montpellier-Halbfinalist urplötzlich mit 0:1 in Rückstand. Als Duda den verpatzten Auftakt durch zwei in Folge gewonnene Sätze bei einer 9:3-Führung in Satz vier endgültig zu korrigieren schien, geschah Schlüsselmoment zwei: Aruna setzte alles auf eine Karte, schaffte den unerwarteten Ausgleich und setzte damit einen vorentscheidenden Wirkungstreffer - auch die umkämpften beiden Folgesätze gingen an den Afrikaner.

Benedikt Duda beschrieb anschließend sein Innenleben gefasst, aber enttäuscht: „Ich bin schon enttäuscht. Im ersten Satz führe ich 7:3. Beide Male fängt Aruna an, wie wild mit der Rückhand zu spielen, und macht keinen Fehler mehr, flippt meine Aufschläge mit Vorhand, was eigentlich nicht normal ist. Er hat über seinem Limit gespielt heute und ich ein paar schlechte Entscheidungen getroffen. Aber ich muss das anerkennen, er hat am Ende leider verdient gewonnen.“

Kategorie ausbaufähig: Doppel Duda/Qiu fehlt das blinde Verständnis der Ex-Weltmeister
Ein Achtelfinale auf absolutem Weltklasseniveau war das Doppel-Duell zwischen Benedikt Duda/Dang Qiu und den Schweden Mattias Falck/Kristian Karlsson. Dass am Ende nach fünf Sätzen die Weltmeister von Houston 2021 – wie beim letzten Aufeinandertreffen im Viertelfinale der Europameisterschaften von Linz – erneut knapp die Nase vorn hatten, lag noch mehr als an der vergebenen 9:4-Führung der Deutschen in Satz eins an dem blinden Verständnis, mit dem Falck/Karlsson als über viele Jahre hinweg eingespieltes Duo auch in den schwierigsten Momenten funktionieren. Duda/Qiu haben zwar das Potenzial dazu, sich auf ein ähnliches Niveau zu heben, spielten aber in den vergangenen Jahren aus unterschiedlichen Gründen viel zu selten Doppel miteinander.

Dang Qiu sah das als entscheidenden Grund nach der Niederlage: „Der erste Satz war der Knackpunkt, in dem wir 9:4 geführt haben. Es war durchgängig ein sehr hohes Niveau, wir haben uns dann noch reingekämpft. Der Sieg der Schweden war am Ende verdient. Die große Problematik ist, dass wir aufgrund unterschiedlicher Verpflichtungen kaum noch miteinander spielen können.“ Benedikt Duda ergänzte: „Wir haben am Ende des Spiels keine leichten Fehler gemacht, aber die Schweden haben sehr schwere Bälle getroffen. Uns fehlt einfach etwas Wettkampfpraxis.“ Bundestrainer Jörg Roßkopf: „Die Jungs haben sich nach dem 0:2-Satzrückstand stark in den fünften Satz hereingekämpft, dann leider aber auch einen Tick schlechter gespielt. Das ist bitter, denn die Chance heute war richtig groß.“

Kategorie normal: Kaufmann/Shan unterliegen den Favoritinnen
Ähnlich wie Yuan Wan im Einzel gegen Harimoto, so hatten auch im Doppel Annett Kaufmann/Xiaona Shan gegen Südkoreas Star Shin Yubin und Ryu Hanna keine wirkliche Siegchance. In Durban an der Seite von Jeon Jihee mit Silber dekoriert, bildet Shin zusammen mit ihrer neuen Partnerin ebenfalls ein nur schwer zu bezwingendes Duo. Was die Deutschen auch probierten, die Asiatinnen zeigten sich stabiler und ballsicherer. Die Deutschen spielten sehenswert, aber nicht effektiv genug. Am Ende stand eine 1:3-Niederlage der Südkoreanerinnen zu Buche, die allerdings auch als haushohe Favoritinnen in das Duell gegangen waren.

Ausblick auf den Mittwoch: Hohe Hürden im Einzel, Hoffnung im Doppel
Die letzten Hoffnungen für den DTTB ruhen nun auf drei Vertretern im Einzel sowie dem Duo Sabine Winter/Yuan Wan, das sich gestern mit dem Sieg über das chinesische Spitzenduo Chen Xingtong/Qian Tianyi Tür und Tor geöffnet hat, um sich Schritt für Schritt in Richtung Podestplätze zu bewegen. Dazu muss morgen um 10:40 Uhr zunächst ein Sieg über die starken Taiwanesinnen Huang Yi-Hua/Tsai Yun-En her. Auch das Viertelfinale hätte es in sich: Dort warten entweder die Europameisterinnen Barbora Balazova/Hana Matelova (Slowakei/Tschechien) oder die EM-Zweiten Sofia Polcanova/Bernadette Szöcs (Österreich/Rumänien).

Im Einzel trifft Patrick Franziska um 10:40 Uhr auf den noch nie zuvor von ihm bezwungenen Südkoreaner Cho Daeseong, Abwehrass Ying Han um 18:30 Uhr auf die Weltmeisterin von 2021, Wang Manyu (China), und Sabine Winter um 19:10 Uhr auf Japans Top-Ten-Spielerin Satsuki Odo.

Die Ergebnisse der Deutschen am Dienstag

Herren-Einzel, 3. Runde (beste 32)

Benedikt Duda - Quadri Aruna NIG 2:4 (-9,4,-8,2,-10,-9)

Damen-Einzel, 2. Runde (beste 64)
Annett Kaufmann - Chen Xingtong CHN 2:4 (9,-7,-10,-5,9,-9)
Yuan Wan - Miwa Harimoto JPN 12:10 Uhr 0:4 (-3,-8,-6,-9)

Herren-Doppel. Achtelfinale
Dang Qiu/Benedikt Duda - Mattias Falck/Kristian Karlsson SWE 2:3 (-11,-9,11,9,-7)

Damen-Doppel, Achtelfinale
Annett Kaufmann/Xiaona Shan - Shin Yubin/Ryu Hanna KOR 1:3 (-8,-3,4,-6)

Die Spiele der Deutschen am Mittwoch

Damen-Doppel, Achtelfinale
Sabine Winter/Yuan Wan - Yun-En Tsai/Yi-Hua Huang TPE 10:40 Uhr, Tisch 1
Herren-Einzel, 3. Runde (beste 32)
Patrick Franziska - Cho Daesong KOR 10:40 Uhr, T2
Damen-Einzel, 3. Runde (beste 32)
Ying Han - Wang Manyu CHN 18:30 Uhr, Tisch 1
Sabine Winter - Satsuki Odo JPN 19:10 Uhr, Tisch 1

 

Das WM-Aufgebot des DTTB

Herren
Dang Qiu (Borussia Düsseldorf, WR: 11), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt, WR: 13), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT, WR: 14), Dimitrij Ovtcharov (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell, WR: 20), Ricardo Walther (ASV Grünwettersbach, WR: 35)
Damen
Sabine Winter (TSV Dachau, WR: 45), Ying Han (KTS Tarnobrzeg/Polen, WR: 47), Xiaona Shan (ttc berlin eastside, WR: 50), Yuan Wan (TTC Weinheim, WR: 62). Annett Kaufmann (SV DJK Kolbermoor, WR: 111)
Herren-Doppel
Benedikt Duda/Dang Qiu, Patrick Franziska/Dimitrij Ovtcharov
Damen-Doppel
Annett Kaufmann/Xiaona Shan, Yuan Wan/Sabine Winter
Gemischtes Doppel
Annett Kaufmann/Patrick Franziska, Yuan Wan/Benedikt Duda
Sportliche Leitung
Richard Prause (DTTB Vorstand Sport)
Trainerteam
Jörg Roßkopf (Bundestrainer Herren), Lars Hielscher (Cheftrainer Düsseldorf), Tamara Boros (Bundestrainerin Damen), Zoltan Batorfi (Assistenz-Bundestrainer Damen), Sascha Nimtz (Experte für Videoanalysen, Wissenschaftskoordinator IAT Leipzig)
Medizinische Abteilung
Dr. Thomas Garn (Teamarzt), Dr. Christian Zepp (Sportpsychologischer Experte), Annette Zischka, Christian Bressau-Krabbe (Physiotherapeuten, OSP Hessen in Frankfurt/Main)
Organisationsleiter
Rainer Kruschel (Leiter Referat Leistungssport)
Schiedsrichter
Melanie Timke (Sielmingen)
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Manfred Schillings (DTTB)

 

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