Hohenstein-Ernstthal. Seit 2009 ist der TTC SR Hohenstein-Ernstthal aus Sachsen Talentstützpunkt. Die Geschichte des Traditionsvereins reicht aber noch viel weiter zurück. Ein Einblick in die Arbeit von jahrzehntelang Engagierten und jungen Tischtennistalenten.
Wer sich durch die Herren-Bundesligen im Tischtennis klickt, der trifft auf Namen, die auch aus der Fußballwelt bekannt sind: Allein in der 2. Bundesliga schlagen Hertha BSC, der 1. FC Köln und der 1. FSV Mainz 05 auf. Eine Stadt dürfte allerdings den wenigsten ohne überregionale Ortskenntnis etwas sagen: Die Kreisstadt Hohenstein-Ernstthal östlich von Zwickau. Der dort beheimatete TTC SR Hohenstein-Ernstthal gilt seit Jahrzehnten als Hochburg des sächsischen Tischtennis, ist nach Jahren der Aufstiege nun mit der ersten Mannschaft in der 2. Bundesliga und mit der 2. Mannschaft in der 3. Bundesliga Nord angekommen. „Und das lief alles ohne einen echten Hauptsponsor oder Mäzen“, erinnert sich der zweite Vorsitzende Christian Hornbogen, der auch die Profimannschaften managt. Möglich macht das eine außergewöhnliche Kontinuität. Der Vereinsvorstand arbeitet seit rund 25 Jahren in dieser Konstellation zusammen, die Fans sind treu und heizen ihrer „Grünen Hölle“ – wie die Spielstätte des Klubs heißt – mächtig ein. Mit den drei Jugendmannschaften des Vereins greifen 16 Mannschaften regelmäßig zum Schläger. Dabei ist das Ziel keineswegs – so versichert Christian Hornbogen – nur die sportliche Exzellenz. „Ein möglicher Abstieg der ersten oder zweiten Herrenmannschaft wäre für uns kein Untergang“, sagt er. Die erste Mannschaft bildet aktuell das Schlusslicht der 2. Bundesliga, große Herausforderung ist der momentane Umbau der Heimspielstätte.
Nachwuchsasse im Fokus
Besonders wichtig ist dem Verein die eigene Jugendarbeit, man möchte sächsischen Talenten die Möglichkeit geben, auch höherklassig zu spielen. Zu den Aushängeschildern gehören Karl Zimmermann, Johann Koschmieder und Nick Neumann-Manz, allesamt langjährige Stützen des Vereins – und das in unterschiedlichen Formen. Nick Neumann-Manz ist seit 2013 beim TTC, angefangen mit dem Tischtennis hat er 2004 mit sechs Jahren beim SV Dauban 68. Neben der eigenen sportlichen Karriere ist er als Jugendtrainer aktiv. „Von der Jugendarbeit bis hin zur 2. Bundesliga habe ich hier alles erlebt, was den Sport so besonders macht“, sagt er. Damit meint er auch den Zusammenhalt bei Siegen und Niederlagen, die familiäre Atmosphäre und den Teamgeist.
World University Games als Ziel
Bereits mit 13 Jahren schlug sein Mannschaftskollege Johann Koschmieder in der Regionalliga auf. „Alle helfen mit, um uns den Rücken freizumachen“, resümiert der 24-jährige Mitteldeutsche Meister, der in den nächsten fünf Jahren zu einem „soliden Zweitligaspieler“ reifen möchte. Ein weiteres Ziel ist die Qualifikation für die World University Games im Sommer 2025. Ebenfalls die Zukunft in den Bundesligen sieht Karl Zimmermann, der im Alter von acht Jahren bei der SpVgg Neumark mit dem Tischtennis angefangen hat. „Die Zeit beim TTC ist geprägt von fast ausschließlich positiven Erfahrungen, ich konnte mit meinen Teams fast immer aufsteigen“, sagt Zimmermann. Besonders ist für das Nachwuchsass die Stimmung vor Ort. Der TTC gehört traditionell zu den Unterhaus-Vereinen mit dem meisten Zuschauerzuspruch der Liga.
Viel ehrenamtliches Engagement
Möglich macht diese Tischtennisgeschichte das Engagement der Sachsen. „Dahinter steckt ein riesiger ehrenamtlicher Aufwand“, sagt Christian Hornbogen. Vor 20 Jahren hat man sich der Nachwuchsförderung verschrieben, bereits davor war Hohenstein-Ernstthal aber ein bekannter Name in der ostdeutschen Tischtennis-Community. „Früher haben wir DDR-Liga gespielt“, weiß der Tischtennisbegeisterte. 35 Jahre nach dem Mauerfall ist Tischtennis in der Kreisstadt so beliebt wie eh und je. Das Zweitligateam startet aktuell vergleichsweise spät in die Rückrunde: Am 15. Februar findet das erste Spiel der Rückserie statt, dann steht das Gastspiel beim SV Union Velbert an.