London. Statt der erträumten Überraschung gab es Tränen bei Deutschlands Damen. Das Team von Bundestrainerin Jie Schöpp unterlag den in London an Position zwei gesetzten Japanerinnen im Viertelfinale mit 0:3. Vor allem Wu Jiaduo hatte im Auftakteinzel die größte Chance zum Sieg.
Ihre Setzungen haben Deutschlands Damen in allen Wettbewerben erfüllt, nachdem Wu Jiaduo ins Achtelfinale des Einzelwettbewerbs eingezogen war und Kristin Silbereisen die Runde der besten 32 erreicht hatte. Mit der Mannschaft gab es gegenüber den Spielen von Peking eine deutliche Verbesserung von Rang 13 2008 auf Platz fünf bei diesen Spielen.
Schimmelpfennig "Kleine Chancen gegen die bessere Mannschaft"
„Wir haben uns in den Einzel- und den Mannschaftswettbewerben sehr gut präsentiert“, sagte DTTB-Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig. „Die Japanerinnen sind hinter den übermächtigen Chinesen zurecht an Position zwei gesetzt und schwer für uns zu spielen. Wir hatten kleine Chancen gegen sie, haben aber gegen die bessere Mannschaft verloren.“
„Wir hätten gerne die Überraschung geschafft, aber im Endeffekt ist leider das Erwartete eingetreten“, bilanzierte Jie Schöpp. "Ich kann meinen Spielerinnen keinen Vorwurf machen. Alle haben gekämpft und immer an ihre Chancen geglaubt.“ Die Möglichkeit für den nächsten Anlauf gibt es in Rio de Janeiro. „Wir werden alles dafür tun, uns für 2016 wieder zu qualifizieren und dann anzugreifen.“
Wu: Weltklassespiel gegen Weltklassespielerin
Wu Jiaduo unterlag im ersten Einzel Japans 19-jähriger Bester, Kasumi Ishikawa, knapp in der Verlängerung des fünften Satzes. Beide lieferten sich das erwartete Hochgeschwindigkeitsduell in Tischnähe. Wie auch beim Platzierungsspiel bei der LIEBHERR Team-WM in Dortmund ging auch diese Partie in den Entscheidungssatz. Wu erspielte sich beim Stand von 10:9 sogar einen Matchball, agierte dann aber etwas weniger couragiert als die Nummer sechs der Weltrangliste und Viertplatzierte im Einzel von London. „Sie hat meinen Matchball super abgewehrt und bei 11:11 sehr mutig geflippt“, lobte die Europameisterin von 2009. Ein Handicap kam hinzu: Wu war zu Satzbeginn ein Vorhandaufschlag abgezählt worden, weil sie ihren linken Arm nicht rechtzeitig zur Seite genommen habe. Mit genau diesem Aufschlag hatte sie sich zuvor Vorteile gegen Ishikawa verschafft. Aus einem 3:1 wurde ein 3:5-Rückstand, bis sich die Deutsche wieder gefangen hatte. „Dudu hat gegen eine Weltklassespielerin ein Weltklassespiel gemacht“, attestierte ihr Dirk Schimmelpfennig.
Keine Chance für das Duo Silbereisen/Wu
Irene Ivancan gewann gegen die Einzel-Viertelfinalistin und Weltranglistensiebte Ai Fukuhara den ersten Satz, hatte insgesamt aber wie am Vortag gegen Australien Probleme, ausreichend Schnitt in ihre Abwehrbälle zu bringen, die häufig etwas zu hoch absprangen. Die EM-Zweite von Danzig suchte ihr Heil vermehrt im Angriff und kämpfte sich in den Sätzen zwei (etwa von 1:5 auf 8:8), drei und vier nach deutlichen Rückständen immer heran, konnte das Match aber nicht mehr zu ihren Gunsten wenden. Auf Probleme mit dem Spielmaterial in der ExCel-Arena wollte Ivancan ihre Niederlage nicht reduzieren. „Ich habe mich in der Abwehr einfach sehr unsicher gefühlt und wollte das mit dem Angriff verdecken“, erklärte sie. „Ihr Spiel liegt mir eigentlich, deshalb verstehe ich’s nicht. Grundsätzlich habe ich Fehler gemacht, nicht sie Punkte.“ Besonders leid tue es ihr für ihre Mannschaft. „Ich spiele das ganze Jahr über gut, schaffe es, mich für die Mannschaft zu qualifizieren, und dann spiele ich hier echt Mist."
China zieht ins Halbfinale ein
Gegen das Duo Ai Fukuhara/Sayaka Hirano, WM-Viertelfinalistinnen von 2009, hatte das Kroppacher Doppel aus Wu und Kristin Silbereisen dann von Beginn an einen schweren Stand. Diese Partie war es, die am deutlichsten an die Asiatinnen ging. „Im Doppel ist es gegen Japan immer schwer, vor allem wenn man 0:2 hinten liegt. Sie haben nie einen richtigen Einbruch und spielen ständig auf einem hohen Niveau.“
Gerade nach ihrem furiosen Auftritt bei der Heim-WM, wo die Deutschen unter anderem Titelverteidiger Singapur an den Rand der Niederlage gebracht hatten, und einer konzentrierten, intensiven Olympia-Vorbereitung hatten sich die DTTB-Damen viel vorgenommen, erzählte Silbereisen. „Wir haben daran geglaubt, dass wir es hier schaffen können. Jede von uns hat sich heute mehr erhofft.“
Am Nebentisch gab sich China gegen Europameister Niederlande beim 3:0 keine Blöße. Die Halbfinals werden erst nach den beiden letzten Partien heute Abend komplettiert. Die DTTB-Herren spielen nach ihrem heutigen Ruhetag am Sonntag um 15:30 Uhr deutscher Zeit gegen Österreich, den Olympia-Vierten von Peking, um den Einzug in die Vorschlussrunde.
Deutschland – Japan 0:3
Wu Jiaduo – Kasumi Ishikawa 2:3 (-8,8,-7,6,-11)
Irene Ivancan – Ai Fukuhara 1:3 (8,-8,-8,-7)
Kristin Silbereisen/Wu Jiaduo – Ai Fukuhara/Sayaka Hirano 0:3 (-8,-5,-7)
China - Niederlande 3:0
Hongkong – Südkorea 0:3
Singapur – Nordkorea 3:0
Halbfinals am Sonntag und Montag
Japan - Singapur, Sonntag um 20 Uhr deutscher Zeit
China - Südkorea, Montag um 11 Uhr deutscher Zeit
Finale am Dienstag um 16:30 Uhr
Spiel um Bronze am Dienstag um 12 Uhr
Herren-Mannschaft, Achtelfinale
Deutschland – Schweden 3:1
China – Russland 3:1
Singapur – Australien 3:0
Österreich - Ägypten 3:0
Japan – Kanada 3:0
Hongkong - Brasilien 3:0
Portugal - Großbritannien 3:0
Südkorea – Nordkorea 3:1
Viertelfinale am Sonntag
China - Singapur, 11 Uhr deutscher Zeit
Deutschland - Österreich, 15:30 Uhr
Japan - Hongkong, 11 Uhr
Südkorea - Portugal, 15:30 Uhr
Halbfinale am Montag um 15:30 und 20 Uhr
Finale am Mittwoch um 16:30 Uhr
Spiel um Bronze um 12 Uhr