Lüneburg. Im Mittelpunkt zu stehen lieben sie nicht. Dennoch können Gitta und Katja Decker Aufmerksamkeit bis zu einem gewissen Grad nicht vermeiden. Vor allem dann nicht, wenn die Schwestern im Doppelpack auftreten, so wie bei den Weltmeisterschaften in Rotterdam, denn Zwillinge sind Ausnahmeerscheinungen in internationalen Tischtennis-Arenen. Die Lüneburgerinnen zählten in den Niederlanden zu jenen deutschen Fans, die Timo Bolls historischen Bronzemedaillengewinn vom Anfang bis zu Ende miterlebten.
An den Wochenenden steht Tischtennis im Mittelpunkt
"Wir dachten, so dicht kommt eine Einzel-WM vielleicht nie mehr an Lüneburg heran. Deshalb haben wir uns entschieden, Urlaub zu nehmen und mit dem Zug nach Rotterdam zu fahren", sagt Gitti Decker. Ihre Schwester Kati ergänzt: "Wir haben ein Komplettangebot von Scharff-Reisen gebucht. Damit waren wir sehr zufrieden - das Hotel war okay und mit der Metro hat man schnell die Halle erreicht." Der Begriff des Edelfans, der regelmäßig Bundesligaspiele oder internationale Topveranstaltungen besucht, trifft auf die sympathischen Deckers trotz WM-Urlaubs und weiter Anreise allerdings nicht zu. "Wir waren zwar schon einmal bei German-Open-Turnieren in Bremen und Berlin, aber das sind ganz seltene Ausnahmen. Wir sehen gerne gutes Tischtennis, aber zum einen sind wir an den Wochenenden fast immer selbst aktiv mit Tischtennis unterwegs, zum anderen gibt es keinen Erstliga-Verein der Herren in der Nähe von Lüneburg", führt Gitta aus, während Katja komplettiert: "Tostedt wäre zwar erreichbar, aber Damen-Tischtennis war bislang noch nicht wirklich unser Favorit. Allerdings - wenn wir ehrlich sind, müssen wir diese Meinung nach den tollen Finalspielen der Damen bei dieser WM eigentlich revidieren."
Nichts zu lachen bei Duellen Decker gegen Decker
Tischtennis ist nun seit nunmehr 25 Jahren weit mehr als nur ein Hobby der Deckers, die in der abgelaufenen Spielzeit den Abstieg des Dahlenburger SK aus der Damen-Oberliga nicht verhindern konnte. Den direkten Wiederaufstieg haben die Zwillinge augenzwinkernd, aber doch ehrgeizig bereits fest im Visier: "Na klar, keine Frage - das ist doch Ehrensache." Die Liebe zum Tischtennissport haben Gitta und Katja durch ihren Vater Fritz in die Wiege gelegt bekommen, der seit Jahrzehnten beim TuS Barendorf ehrenamtlich Vereinsarbeit leistet. Wenn dieser, beispielsweise, Sommerlehrgänge für den Nachwuchs organisiert, stehen die Decker-Zwillinge stets als Sparringspartner parat. "Vorausgesetzt natürlich, unsere Arbeit lässt das zu", schränkt die Sozialversicherungsfachangestellte Gitta ein, die in familieninternen Duellen mit der Verwaltungsfachangestellten Katja fast immer den kürzeren zieht. Gitta: "Katja ist ein ganzes Stück besser, das muss ich schon zugeben." Die Deckers konnten aus eigener Erfahrung gut nachvollziehen, dass das WM-Achtelfinalmatch zwischen Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov äußerlich fast emotionslos verlief: "Wenn man sich so gut kennt, auch privat, dann ist es alles andere als schön, gegeneinander zu spielen. Wir beide haben dann auch nicht viel zu lachen", gibt Katja preis.
Fantastisches Erlebnis WM macht Lust auf mehr
Das Erlebnis WM war für die Zwillinge nicht nur durch Timo Bolls erste Einzelmedaille für Deutschland seit 42 Jahren ohne jede Einschränkung der bisherige Höhepunkt ihrer Tischtennis-Reisen und hat durchaus bereits Lust auf mehr gemacht. Gitti and Kati Decker: "Die Woche in Rotterdam war einfach fantastisch. Wir haben uns natürlich vor allem die deutschen Spiele angeschaut und haben immer sehr mitgefiebert. Vor allem der Turnierteil in Halle zwei hat uns sehr gefallen - das war eine sehr bunte und mitreißende Atmosphähre. Nach diesen tollen Eindrücken würden wir natürlich schon gerne weitere Veranstaltungen sehen. Ein Mannschaftsturnier ist zwar etwas ganz anderes, aber wir sicherlich überlegen, ob wir nicht vielleicht auch zur LIEBHERR Team-WM nach Dortmund kommen."