Magdeburg. Er hat ihn. Bundestrainer Jörg Roßkopf wollte den Vergleich gegen China, und am Samstag (13 Uhr) ist es soweit: Deutschland – China heißt es im Halbfinale des LIEBHERR World Team Cups in Magdeburg. „Ich bin natürlich froh, dass wir das Spiel gewonnen haben. Mit dem Ergebnis können wir zufrieden sein“, sagte Roßkopf. Damit waren aber schon alle positiven Äußerungen des Bundestrainers erschöpft. „Spielerisch müssen wir uns noch sehr steigern.“
Die DTTB-Herren machten es am Freitagabend in der GETEC-Arena vor mehr als 1700 Zuschauern spannend. Sehr spannend sogar. 3:2 hieß es am Ende. Ein Glanzstück war das nicht, stattdessen viel, viel Kampf und in den entscheidenden Situationen ein kühler Kopf. Nicht mehr viele hätten beim Stande von 2:2 im entscheidenden Einzel zwischen Bastian Steger und Tang Peng auf den Deutschen gewettet. Hongkongs Nummer eins führte mit 2:1, dementsprechend war Stegers Körpersprache. „Das war eine harte Phase“, gab er später zu. Die Wende kam im vierten Satz: Der amtierende Deutsche Meister gab dort nur einen Punkt ab und nahm den Schwung mit in den Entscheidungssatz. Steger agierte zu dem Zeitpunkt deutlich selbstbewusster als noch zu Beginn des Matches. Bezeichnend war der parallele, hart geschlagene Rückhand-Topspin zum 5:2. Tang Peng kam noch mal auf 5:6 heran, doch nach einer Auszeit gab Steger keinen Punkt mehr ab. „Im vierten Satz habe ich mich in einen Rausch gespielt, der bis zum fünften Satz angehalten hat. Auch das Publikum hat mich wieder in die Partie zurückgebracht“, sagte Steger.
Dass Deutschland überhaupt das Schlusseinzel bestreiten konnte, lag einzig und allein an Dimitrij Ovtcharov. Der Weltranglisten-12. vertrat Timo Boll (Reizung im Lendenwirbelsäulenbereich) als Nummer eins glänzend, bezwang Tang Peng und Jiang Tianyi in vier Sätzen und hielt die DTTB-Herren so im Spiel.
Nicht richtig ins Spiel fand Patrick Baum, sowohl in seinem Einzel gegen Leung Chu Yan (2:3) als auch im Doppel an der Seite von Bastian Steger.
Dass es bei den deutschen Herren trotz des Halbfinal-Einzuges nicht rund lief, erklärte Jörg Roßkopf so: Durch die Europameisterschaften vor gut zwei Wochen sei das Aufbauprogramm zu kurz gekommen. Das merke man den Spielern auch körperlich an. „Die asiatischen Meisterschaften werden verlegt, wir dagegen haben unsere Kontinentalmeisterschaften mitten in der Saison. So kann der Abstand auf die Asiaten nicht geringer werden“, betonte der Doppel-Weltmeister von 1989. Für die in Magdeburg topgesetzten Chinesen sei selbst ein voller Terminkalender kein Problem. „Sie haben sieben, acht Spieler, zwischen denen sie jederzeit wechseln können. Ihnen ist es auch immer möglich, bei Bedarf mehrere Monate am Stück zu trainieren“, sagte Roßkopf.
Niederlage der deutschen Damen fällt zu hoch aus
Die deutschen Damen verpassten das Kunststück, Hongkong nach dem WM-Viertelfinalsieg 2010 ein weiteres Mal ein Bein zu stellen. Das 3:0 für den Vierten der Mannschafts-Weltrangliste klingt deutlicher, als das Spiel letztlich war. „Die Niederlage fiel etwas zu hoch aus“, sagte Bundestrainer Jörg Bitzigeio.
Vorentscheidend war die Fünf-Satz-Niederlage von Irene Ivancan gegen Tie Yana. Ivancan lag bereits mit 0:2 in Sätzen hinten, kämpfte sich unter dem Applaus der Zuschauer zurück ins Match. Im entscheidenden Durchgang führte die 28-Jährige mit 5:1, doch Tie Yana holte Punkt für Punkt auf und gewann letztlich in der Verlängerung. „Bei 1:5 hat Tie Yana ihre Taktik umgestellt, nur noch sicher auf den Tisch gespielt und Irene das Feld überlassen. Da hat sie sich an einigen Stellen den falschen Ball ausgesucht oder auch den einen oder anderen hohen Ball verschlagen“, analysierte Bitzigeio. Und die Überraschungs-EM-Zweite von Danzig meinte: „Im letzten Satz hat Tie Yana ihr Spiel geändert, ich habe mich zu spät drauf eingestellt. In manchen Situationen habe ich zu einfach gespielt, es war ziemlich unglücklich.
Im Anschluss verlor Wu Jiaduo gegen Jiang Huajun in vier Sätzen. Den ersten Satz hatte die deutsche Nummer eins noch gewonnen. "Ich habe mich nicht schlecht gefühlt, habe auch im zweiten Satz geführt. Grundsätzlich ist es schwer, gegen sie zu spielen. Es war schade, dass das Spiel nicht in den fünften Satz gegangen ist", sagte die Kroppacherin. Im Doppel trafen die Hongkong-Chinesinnen laut Bitzigeio "ab dem zweiten Satz eine Bombe nach der anderen". Silbereisen/Ivancan kamen gegen Lee Ho Ching/Jiang Huajun gar nicht zum Zug und unterlagen 0:3.
„Wir wollten das Break durch Irene schaffen. 2008 und 2010 ist uns gelungen, diesmal nicht. Bei Irene hat nicht viel gefehlt. Es gibt keinen Grund, mit gesenktem Kopf nach Hause zu fahren“, betonte Bitzigeio.
Russland bringt China ins Wanken
Am zweiten Turniertag taten sich die Favoriten schwer. Nicht nur die deutschen Herren wankte, sondern auch der 17-malige Weltmeister China. Der große Favorit lag gegen Russland zwischenzeitlich mit 1:2 hinten, ehe Wang Hao und Ma Long die Verhältnisse wieder zurechtrückten. Bei den Russen hatte Kirill Skachkov vom Bundesligisten TTF Ochsenhausen einen phantastischen Tag erwischt. Skachkov, Nummer 49 in der Welt, schlug Olympiasieger Ma Lin in vier Sätzen und war auch im Doppel an der Seite von Fedor Kuzmin gegen das chinesische Duo Wang Hao/Ma Lin der Matchwinner. Wang Hao und der Weltranglistenerste Ma Long sorgten letztlich mit klaren Siegen für den 3:2-Erfolg Chinas.
Dass China im Viertelfinale gegen Russland gewackelt hatte beim 3:2 nach zwischenzeitlichem 1:2-Rückstand, war für Jörg Roßkopf keine Überraschung. „Die Russen spielen oft gut gegen China. Heute hat Ma Lin sein Team ein bisschen reingeritten, der zuletzt auch in der Pro Tour früh ausgeschieden ist“, so Roßkopf. „Die 2:1-Führung sieht zwar gut aus, in den letzten beiden Spielen war Russland aber meilenweit von einem Sieg entfernt.“
Ergebnisse von Freitag
Damen-Viertelfinale
Singapur - Ungarn 3:0
Feng Tianwei - Petra Lovas 3:1 (7, 8, -8, 1)
Wang Yuegu - Krisztina Toth 3:0 (6, 13, 5)
Sun Beibei/Wang Yuegu - Georgina Pota/Krisztina Toth 3:1 (2, 6, -7, 8)
Japan - Südkorea 3:2
Kasumi Shikawa - Park Mi Young 1:3 (-8, -7, 3, -3)
Ai Fukuhara - Seok Ha Jung 3:2 (7, -12, -7, 7, 6)
Sayaka Hirano/Kasumi Ishikawa - Yang Ha Eun/Seok Ha Jung 2:3 (-5, 8, 2, -11, -4)
Ai Fukuhara - Yang Ha Eun 3:0 (8, 9, 9)
Sayaka Hirano - Park Mi Young 3:2 (8, 5, -6, -3, 8)
Deutschland - Hongkong 0:3
Irene Ivancan - Tie Yana 2:3 (-8, -9, 6, 6, -11)
Wu Jiaduo - Jiang Huajun 1:3 (5, - 5, -3, -9)
Kristin Silbereisen/Irene Ivancan - Lee Ho Ching/Jiang Huajun 0:3 (-5, -3, -7)
China - Niederlande 3:0
Ding Ning - Li Jiao 3:0 (8, 7, 10)
Guo Yan - Li Jie 3:0 (4, 5, 5)
Li Xiaoxia/Ding Ning - Li Jie/Elena Timina 3:0 (9, 6, 4)
Herren-Viertelfinale
Deutschland - Hongkong 3:2
Dimitrij Ovtcharov - Tang Peng 3:1 (-10, 8, 9, 7)
Patrick Baum - Leung Chu Yan 2:3 (-6, -6, 10, 8, -6)
Bastian Steger/Patrick Baum - Jiang Tianyi/Leung Chu Yan 1:3 (6, -4, -5, -11)
Dimitrij Ovtcharov - Jiang Tianyi 3:1 (-11, 8, 5, 8)
Bastian Steger - Tang Peng 3:2 (-7, 9, -7, 1, 5)
Brasilien - Japan 1:3
Cazuo Matsumoto - Kenta Matsudaira 0:3 (-6, -5, -9)
Gustavo Tsuboi - Kaii Yoshida 1:3 (-8, -4, 7, -5)
Thiago Monteiro/Gustavo Tsuboi - Koki Niwa/Kenta Matsudaira 3:0 (10, 12, 9)
Cazuo Matsumoto - Koki Niwa (6, 8, -8, -10, -5)
Russland - China 2:3
Alexey Smirnov - Ma Long 0:3 (-5, -3, -7)
Kirill Skachkov - Ma Lin 3:1 (7, 7, -6, 6)
Fedor Kuzmin/Kirill Skachkov - Wang Hao/Ma Lin 3:2 (5, -6, 5, -5, 11)
Alexey Smirnov - Wang Hao 0:3 (-7, -6, -7)
Fedor Kuzmin - Ma Long 0:3 (-8, -7, -6)
Weißrussland - Südkorea 0:3
Pavel Platonov - Joo Se Hyuk 1:3 (9, -7, -4, -4)
Vladimir Samsonov - Ryu Seung Min 1:3 (-8, -10, 5, -8)
Vitaly Nekhvedovich/Pavel Platonov - Oh Sang Eun/Ryu Seung Min 1:3 (13, -8, -9, -9)
Halbfinals am Samstag
Herren
China – Deutschland, 13 Uhr
Südkorea – Japan, 19 Uhr
Damen
China – Singapur, 10 Uhr
Japan – Hongkong, 16 Uhr