Zadar. Unter den Augen der zuvor siegreichen deutschen Damen mussten sich die Herren im Halbfinale der Team-Europameisterschaften in Zadar den favorisierten Franzosen mit 1:3 geschlagen geben und gewinnen damit Bronze. Trotz engagierter Auftritte von Benedikt Duda, Patrick Franziska und Dang Qiu blieb dem DTTB-Team der erneute Finaleinzug nach 2023 verwehrt. „Das Spiel gegen Frankreich war eines Finals würdig“, sagte Bundestrainer Jörg Roßkopf. „Wir hatten unsere Chancen, das Spiel in unsere Richtung zu drehen, aber Frankreich hat mit allen drei Spielern konstant gut gespielt.“
In beeindruckender Manier hatte Benedikt Duda das deutsche Team zunächst in Führung gebracht. Dem 31-jährigen Bergneustädter gelang die Revanche für seine Finalniederlage im Einzel bei der EM 2024 in Linz. Das damalige 0:4 gegen Alexis Lebrun verwandelte er in Zadar – mit starken Aufschlägen, enormer Schlaghärte, Highspeed in den Rallyes, klugen Platzierungen und schnellen Beinen – in einen souveränen 3:0-Erfolg. Im dritten Satz überrollte Duda den amtierenden Europe-Top-16-Sieger und Einzel-Europameister förmlich beim 11:6.
Franziska: "Frankreich in den entscheidenden Momenten einfach besser"
Anschließend traf Patrick Franziska auf den 14 Jahre jüngeren Félix Lebrun, Frankreichs zweifachen Olympia-Bronzemedaillengewinner. Der 33-jährige sechsfache Europameister verschlief den ersten Satz gegen den Penholder-Schnellspieler, der seinen Gegnern keine Pausen gönnt. Danach entwickelte sich ein intensiver Schlagabtausch mit wechselnden Führungen, doch im entscheidenden fünften Satz setzte sich der Weltranglisten-Fünfte mit 11:7 durch. Félix Lebrun war früh in Führung gegangen und ließ Franziska keine Chance mehr zum Comeback. „Im fünften Satz hatte er den besseren Start, da lag ich direkt hinten“, erklärte Franziska. „Wenn ich ein bisschen besser reinkomme, führen wir vielleicht 2:0. Aber Frankreich war in den entscheidenden Momenten einfach besser.“
Dang Qiu, wegen einer Schulterverletzung vor der EM und zu Turnierbeginn von seinem üblichen Power-Tischtennis noch ein Stück entfernt, fand kein Mittel gegen Frankreichs entfesselnd aufspielenden Kreativspieler und Spin-Artisten Simon Gauzy. An Durchgang drei war der Einzel-Europameister von 2022 beim Stand von 9:7 nah dran am Satzgewinn, musste sich aber dann in der Verlängerung geschlagen geben. „Ich bin unter meinen eigenen Erwartungen geblieben und sehr enttäuscht“, gestand Qiu. „Im dritten Satz hatte ich die Chance, ins Match zurückzukommen, habe sie aber nicht genutzt. Gauzy war heute einfach zu stark." Der gebürtige Nürtinger fügte hinzu: "Das dritte Spiel hätte kommen müssen. Daran muss ich arbeiten. Die Franzosen haben sehr gut gespielt und verdient gewonnen.“
Duda: „Glückwunsch an die Franzosen“
Gegen Félix Lebrun wehrte sich Benedikt Duda nach Liebeskräften, verwandelte nach verlorenem ersten Satz einen 6:10-Rückstand in Durchgang zwei noch in ein 12:10. Doch davon blieb Europas derzeit Bester völlig unbeeindruckt. Er sicherte sich den dritten Satz mit 11:2, drehte einen 0:4- und 7:9-Rückstand in Satz vier zum Sieg und zum Einzug ins Endspiel. „Glückwunsch an die Franzosen“, sagte Duda. „Sie waren heute das bessere Team und hatten mit Félix Lebrun den absoluten Topspieler dabei. Aber auch wir hatten unsere Chancen. Am Ende entscheiden Details im Tischtennis.“
DTTB-Sportvorstand Richard Prause zog trotz der Halbfinal-Niederlage ein positives Fazit: „Wir haben mit den Herren eine gute Mannschafts-Europameisterschaft gespielt. Unterm Strich hat unsere Mannschaft mutig angegriffen und gezeigt, dass wir Teams wie Frankreich oder Schweden herausfordern können – auch wenn heute am Ende ein 3:1 für die Franzosen steht. Es war für Frankreich ein verdienter Sieg in einem Spiel, das ich mir als Finale gewünscht hätte.“
Frankreich im Finale gegen Rumänien oder Slowenien
Die Franzosen treffen im Endspiel auf Rumänien. Nach den topgesetzten Schweden (3:2) im Viertelfinale schaltete die Turnier-Überraschungsmannschaft in der Vorschlussrunde Slowenien mit 3:0 aus. Das Herren-Finale ist am Sonntag um 17 Uhr. Bereits um 13 Uhr greifen die deutschen Damen im Endspiel gegen die topgesetzten Rumäninnen nach Gold, die im Halbfinale am Samstag die Niederlande besiegten.
Die DTTB-Herren steuern EM-Medaille Nummer 144 für Deutschland bei, das zugleich das vierte Team-Bronze für deutsche Männer in der EM-Geschichte ist. „Uns zeigt diese EM, dass wir das, was wir trainiert und uns vorgenommen haben, auch umsetzen können“, sagte Roßkopf. „Das ist es, was für die nächsten Jahre bis Olympia wichtig ist.“
13 Uhr: Herren-Halbfinale
Deutschland - Frankreich 1:3
Benedikt Duda - Alexis Lebrun 3:0 (7,9,6)
Patrick Franziska - Félix Lebrun 2:3 (-6,7,-6,8,-7)
Dang Qiu - Simon Gauzy 0:3 (-8,-6,-10)
Duda - Félix Lebrun 1:3 (-8,10,-2,-9)
Team Deutschland: Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt, WR: 8), Dang Qiu (Borussia Düsseldorf, WR: 14), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT, WR: 15), Ricardo Walther (ASC Grünwettersbach, WR: 37), Andre Bertelsmeier (TTC Bad Königshofen, WR: 81)
Team Frankreich: Félix Lebrun (5), Alexis Lebrun (12), Simon Gauzy (18), Thibault Poret (33), Flavien Coton (43)
16 Uhr: Damen-Halbfinale
Rumänien - Niederlande 3:0
19 Uhr: Herren-Halbfinale
Rumänien - Slowenien
Sonntag
13 Uhr: Damen-Finale
Deutschland - Rumänien
17 Uhr: Herren-Finale
Frankreich - Rumänien
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Mehr Infos zum Turnier und die Teilnehmerliste auf tischtennis.de
Herren
Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt, Weltrangliste: 8)
Dang Qiu (Borussia Düsseldorf, WR: 14)
Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT, WR: 15)
Ricardo Walther (ASC Grünwettersbach, WR: 37)
Andre Bertelsmeier (TTC Bad Königshofen, WR: 81)
Damen
Sabine Winter (TSV Dachau, WR: 28)
Yuan Wan (TTC Weinheim, WR: 62)
Annett Kaufmann (SV DJK Kolbermoor, WR: 65)
Nina Mittelham (ttc berlin eastside, WR: 69)
Mia Griesel (ttc berlin eastside, WR: 210)
Sportliche Leitung
Richard Prause (Vorstand Sport)
Trainerteam
Tamara Boros (Bundestrainerin Damen), Jörg Roßkopf (Bundestrainer Herren), Zoltan Batorfi (Assistenztrainer Damen), Lars Hielscher (Cheftrainer Düsseldorf)
Medizinisches Team
Dr. Antonius Kass (Teamarzt), Annette Zischka, Birgit Schmidt (Physiotherapeutinnen, OSP Hessen in Frankfurt/Main)
Organisationsleiter und Videograf
Kolja Rottmann (Referat Leistungssport)
Weitere DTTB-Vertreter
Dr. Wolfgang Dörner (Vorstandsvorsitzender), Matthias Vatheuer (Vorstand Organisation), Heike Ahlert (Vizepräsidentin, stellvertretende ETTU-Präsidentin)
Presse
Manfred Schillings
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