Bremen. „Sakra“ – das war die Reaktion des deutschen Ü70-Doppels Erich Arndt/Friedrich Haase nach dem 6:11, 9:11, 11:9, 11:1 8:11 gegen die Italiener Efisio Pisano/Magatti Gaetano in der Runde der besten 64. Die Fünf-Satz-Niederlage bedeutete das vorzeitige Aus für die beiden deutschen Strategen bei der Senioren-EM in Bremen – unnötigerweise wie beide fanden. „Im fünften Satz haben wir 8:4 geführt und hatten das Spiel klar in der Hand“, ärgerte sich Arndt. „So schwach haben wir noch nie gespielt. Wir haben das Time-out zu spät genommen und den Sieg verschenkt.“ Im Einzel war Erich Arndt zuvor vom Tschechen Josef Rakosnik in der Runde der besten 32 gestoppt worden.
Wer so hart mit sich ins Gericht geht, ist in der Regel erfolgsverwöhnt. Vor allem Erich Arndt. Der 75-jährige gebürtige Frankfurter, der auch heute noch im Rhein-Main-Gebiet lebt, hat in seiner Zeit als deutscher Nationalspieler an vier Weltmeisterschaften teilgenommen, gewann 1963 in Prag mit der Mannschaft sogar die Bronzemedaille. Bei der Heim-EM 1992 in Berlin musste er sich im Einzel-Finale erst Schwedens Überflieger Hans Alser beugen. Als Zeitgenosse Conny Freundorfers und Eberhard Schölers stand Erich Arndt (vier Jahre trennen ihn, Freundorfer und Schöler) etwas in ihrem Schatten, erreichte dreimal das Finale bei Deutschen Meisterschaften im Einzel und unterlag, gewann dafür an der Seite von Dieter Michalek zwei Titel im Doppel. Zwischen 1956 und 1967 absolvierte er insgesamt 53 Länderspiele für Deutschland. Zwei Jahre nach seinem letzten Auftritt im Nationaltrikot wurde sein jetziger Doppelpartner, Friedrich Haase, für die WM nominiert.
Mutter Arndt: „Jetzt müsste er noch halb so schnell wachsen wie seine Erfolge, dann wäre alles gut"
Im Alter von elf Jahren wechselte er vom Fußball zum Tischtennis. Schnell stellten sich erste Erfolge ein. Er sei ein bisschen klein für sein Alter, erzählte seine Mutter damals einem Journalisten. „Jetzt müsste er noch halb so schnell wachsen wie seine Erfolge, dann wäre alles gut!"
Nach dem Ende seiner internationalen Karriere war er noch lange in Mörfelden in der Bundesliga aktiv. Senioren-Turniere spielt er regelmäßig und mit Erfolg. 1988 stand er im Einzel-Finale der WM in der 50er-Klasse ein, vor drei Jahren im chinesischen Hohhot gewann er im Doppel die Bronzemedaille. Der Linkshänder Arndt ist bis heute ein Filigrantechniker. Er gilt als der Spieler, der zu Beginn der 1960er-Jahre der Pionier des Topspins in Deutschland war. Sieht man ihn spielen, bestehen an dieser Feststellung auch heute keinerlei Zweifel.