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Hatte Spaß mit dem Spaßvogel: Sabine Winter mit Moderator Adam Bobrow (Foto: Screenshot UTT)
Sabine Winter im Interview über ihre Erfahrungen in der innovativen indischen Liga UTT

„Die Männer haben vermutlich zum ersten Mal mit Begeisterung die Damen-Spiele verfolgt“

Simone Hinz 17.07.2018

Düsseldorf. Teil eins des Sommer-Lehrgangs mit dem Damen-Nationalteam ist absolviert, die indische Liga, Ultimate Table Tennis (UTT), in der Sabine Winter in diesem Jahr zum zweiten Mal seit der Liga-Premiere 2017 angetreten ist, ist schon ganz weit weg. Räumlich zumindest. Aber die Erinnerungen sind noch frisch und die Themen auch.

Im Interview spricht die Doppel-Europameisterin unter anderem darüber, was ihr am Spielsystem der experimentierfreudigen UTT gefällt, dass ihr die Freundschaften dort am wichtigsten waren und wie es war, Moderator Adam Bobrow auf den Arm zu nehmen.

Frage: Drei Wochen indische Liga. Ihr habt viel gespielt und wart an verschiedenen Orten. Beschreib mal bitte euren Tagesablauf an Spiel- und Trainingstagen.
Sabine Winter:
Der Tagesablauf an normalen Trainingstagen war, dass wir einmal am Tag die Tische zum Training für zwei Stunden bekommen haben. Wenn die Einheit mal länger wurde, hat das aber auch immer wunderbar geklappt. Trainingszeiten waren zwischen 11:45 und 17 Uhr. Davor und danach standen die Tische den Mannschaften zur Verfügung, die am selben Tag ein Spiel hatten.
In unseren Hotels gab es natürlich auch gute Fitnessräume, in denen wir uns nach Lust und Laune austoben konnten. Mich konnte man eigentlich relativ regelmäßig dort finden. Abends sind wir ab und zu raus mit der Mannschaft und haben es uns gut gehen lassen. Und für Ausflüge wie zum Taj Mahal gab‘s natürlich auch mal frei.
An den Matchtagen war der Ablauf so, dass wir morgens trainiert haben und nachmittags wieder zeitig zum Einspielen in die Halle waren. Also nichts Ungewöhnliches im Vergleich zu anderen Wettkämpfen.

Ihr wart ein bunt gemischtes Teams mit acht Akteuren aus fünf verschiedenen Nationen, Damen und Herren: Wie schwer war es da, als Mannschaft zusammenzufinden?
Winter: Das Zusammenfinden als Mannschaft klappte wunderbar. Wir konnten alle Englisch, und wenn man drei Wochen lang jeden Tag zusammen unterwegs ist, dann schweißt das einfach zusammen. Ich muss sagen, ich war mit meiner Mannschaft sehr glücklich. Wir hatten jede Menge Spaß und haben uns alle gut verstanden. Dazu kam noch, dass unsere Manager auch sehr nett waren und mit uns öfter als Team was unternommen haben. Das alles trägt natürlich zu einem Gemeinschaftsgefühl bei.

Hast du Freundschaften geschlossen, mit denen du vorher nicht gerechnet hättest?
Winter: Eine Sache, die mir an UTT besonders gut gefällt, ist gerade der Aspekt, dass man neue Freunde in der Zeit findet, die man dort ist. Ich habe nicht nur letztes Jahr, sondern auch dieses Jahr wieder neue Freunde gefunden, mit denen ich sicher Kontakt halten werde.

Wie schätzt du das sportliche Niveau der UTT-Liga gegenüber der Bundesliga ein?
Winter: Ich denke, das Nivau ist sehr hoch. Bei mir vielleicht nicht höher als in der Bundesliga, da ich dieses Jahr nur gegen die Inderinnen die Punkte für mein Team holen sollte. Man merkt schon, vor allem bei den Damen, dass die Ausländer auf jeden Fall die Favoritenrolle einnehmen. Aber dadurch, dass jeder Satz zählt, wird der Druck natürlich sehr erhöht. 3:0 zu gewinnen, ist unheimlich schwer, aber die Konzentration lässt sicher nie nach. Es ist immer gut zu lernen, unter Druck zu spielen.

In Deutschland wird über ein neues Spielsystem für die obersten fünf Ligen diskutiert. Was sind für dich Vor- und Nachteile des UTT-Systems?
Winter: Das System ist unglaublich spannend. Man fiebert richtig mit. An den Tagen, an denen man selber nicht spielt, haben wir die Spiele meistens gemeinsam beim Abendessen im TV verfolgt oder auf Facebook, und die Männer haben vermutlich zum ersten Mal regelmäßig mit Begeisterung die Damen-Spiele verfolgt ;).
Allerdings denke ich, dass das System nur so spannend ist, weil alle Mannschaften ähnlich stark aufgestellt sind und wirklich jeder Satz am Ende den Ausschlag geben kann. Ich vermute, mit diesem System in Deutschland - so wie unsere Damen-Liga gerade aufgestellt ist – gäbe es einfach zu große Unterschiede und nach einigen Spieltagen zeigt sich schon deutlich, wo wer am Ende stehen wird. Bei ähnlichen Mannschaftsstärken also auf jeden Fall ein Daumen-hoch von mir. Ist ein Vielfaches spannender anzuschauen. Bei zu großen Niveauunterschieden kann ich mir aber vorstellen, dass man genau das Gegenteil erreicht. Wissen tue ich es aber natürlich nicht.

In der indischen Liga gibt es an jedem Tag Videos zu sehen, ob von den Spielen, Porträts der Stars oder Spaß-Wettbewerbe. Wer plant die Videos und Inhalte, und wie viel Zeit geht für die Dreharbeiten drauf? Habt ihr Mitspracherecht bei den Inhalten?
Winter: Für die Video und Dreharbeiten hat UTT ein kleines Team. Die Dreharbeiten dauern eigentlich nie lange. Sie fragen immer wieder an und stimmen es dann mit unserem Team-Manager ab, sodass es uns zeitlich rein passt und keinerlei Unannehmlichkeiten entstehen. Je nachdem, wie man sich anstellt, hat man es auch schnell im Kasten. Manchmal kommen sie nur mit einer groben Idee und wie ich sie dann umsetze, bleibt mir selbst überlassen. Oder aber ihnen gefällt einfach mal etwas, was ich gerade mache, dann richten sie die Kamera darauf und machen das Beste daraus.

Was hat dich bei deinem Aufenthalt in diesem Jahr am meisten beeindruckt?
Winter: Am meisten beeindruckt… Das kann ich gar nicht sagen. Es gab viele schöne Dinge. Das Taj Mahal ist natürlich ein beeindruckendes Prachtstück. Am besten gefallen hat mir aber eindeutig, dass man dort neue Freundschaften schließt.

Fehlt dir eine längere Sommerpause durch das Indien-Engagement?
Winter: Eine ordentliche Sommerpause mit einem Sommerurlaub ist natürlich auch eine schöne Sache, und die vermisse ich ein wenig, da ich in den letzten Jahren eigentlich auch nie dazu gekommen bin wegen Bundeswehrlehrgängen im Sommer. Ich habe mich aber bewusst dazu entschieden, weil ich letztes Jahr bei UTT einfach jede Menge Spaß hatte, und so war es auch dieses Mal wieder. Den Schläger hat man insgesamt ja auch deutlich weniger in der Hand als in einer normalen Trainingsphase. Also habe ich es einfach als eine Art Tischtennis-Urlaub angesehen. Ich bin auch immer wieder mal zu Unternehmungen gekommen. Ich bin froh, dass ich wieder dort war und hatte sogar noch vier Tage frei, bevor es mit dem Konditionslehrgang weiterging.

Wie schwer ist Moderator Adam Bobrow gefühlt?
Winter: Adam Bobrow war nicht so schwer. Also kein Kunststück ihn zu tragen ;).

Zur Facebook-Seite von Sabine Winter, die dort übrigens gerade Trikots zur Unterstützung des Projekts "Slum Ping Pong" anbietet

Hintergrund: Die indische Liga

Sabine Winter unterlag mit ihrem diesjährigen Team, den RP-SG Mavericks, erst im Halbfinale dem Klub Falcons TTC. Den Titel gewannen die Dabang Smashers. Sabine Winters Team in diesem Jahr: Kou Lei (Ukraine), Mattias Karlsson (Schweden), Doo Hoi Kem (Hongkong), Harmeet Desai, Mouma Das, Ayhika Mukherjee, Siddhesh Pande (alle Indien). Coaches/Manager: Arup Basak (Indien), Elena Timina (Niederlande)

Acht Spielerinnen und Spieler aus fünf Nationen pro Team für drei Wochen in Indien. Die indische Liga UTT ist ein Experimentierfeld für den Tischtennissport. Die Mannschaften sind mit gleich vielen Indern wie Ausländern besetzt, vier Damen und vier Herren bilden ein Team, die Spielstärken der Mannschaften sind sehr ähnlich. Beim Spielsystem zählt jeder Satz in den sechs Einzeln und einem Mixed: Ausgetragen werden pro Mannschaftskampf insgesamt sieben Spiele, die aus je drei Sätzen bestehen, also 21 Sätze insgesamt. Jeder gewonnene Satz zählt als ein Punkt für das jeweilige Team. Das Team gewinnt, dass zuerst elf Sätze für sich entscheidet. Die Begegnung wird jedoch trotzdem zu Ende gespielt, da sich die gewonnen Punkte ebenfalls in der Tabelle niederschlagen.

In der Hauptrunde wird im System "jeder gegen jeden" gespielt; die besten Vier standen sich in den Play-offs aus Halbfinale und Endspiel in Kalkutta gegenüber. Die Gewinner-Mannschaft erhielt ein Preisgeld von rund 126.000 Euro.

Ultimate Table Tennis: Sport und Show

Neben dem sportlichen Teil bietet die UTT vor allem eine große Show. Die Stars und Partien werden intensiv und mit vielen Videos in den sozialen Medien begleitet. Porträts, Interviews und Spaß-Beiträge erhöhen die Identifikation der Fans mit den Spielerinnen und Spielern. Die großen Sponsoren der Serie sind der indische Reifenhersteller CEAT und der US-amerikanische Hersteller von Getreideflocken, Kellogg's.

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