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Unverhofft kommt... Patrick Franziska (l.) und Dima Ovtcharov stehen im WM-Halbfinale (Foto: MS)
Franziska/Ovtcharov mit Vier-Satz-Sieg über Drinkhall/Pitchford

Da ist die Medaille! Franziska/Ovtcharov im WM-Halbfinale von Durban

MS 25.05.2023

Durban. Edelmetall bei Weltmeisterschaften zu gewinnen zählt für einen Sportler zu den bedeutendsten Triumphen überhaupt. Nur wenige erhalten im Laufe ihrer Karriere die Gelegenheit, diesen Traum zu realisieren. Insgesamt 56 Mal war dies deutschen Tischtennisspielern und -spielerinnen bis zur Abreise nach Durban bei den seit 1926 ausgetragenen Titelkämpfen gelungen. Im Herren-Doppel sorgten heute Patrick Franziska/Dimitrij Ovtcharov in Südafrika für Medaille Nummer 57, Farbe noch unbekannt. Im Doppel ist es sogar erst der dritte Sprung auf das Treppchen: 1989 hatten der heutige Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner in Dortmund historisches WM-Gold gewonnen, 2005 sicherten sich Timo Boll und Christian Süß in Schanghai (China) Silber.

Patrick Franziska und Dimitrij Ovtcharov bezwangen heute Nachmittag in einem emotionalen Viertelfinale die starken Engländer Liam Pitchford/Paul Drinkhall in vier Sätzen und treffen nun im Halbfinale am Freitag um 14.40 Uhr auf die Südkoreaner Lim Jonghoon/Jang Woojin. Im zweiten Vorschlussrundenspiel stehen sich die Chinesen Fan Zhendong/Wang Chuqin und Cho Daeseong/Lee Sang Su gegenüber. Die Südkoreaner beendeten heute die Hoffnungen der Schweden Mattias Falck und Kristian Karlsson auf eine erfolgreiche Titelverteidigung.

0:1 nach Sätzen und 4:8 im zweiten Durchgang lag das deutsche Duo im Hintertreffen, bis es seinen Rhythmus in dem hochklassigen Match um eine Medaille gefunden hatte. Dem 7:11 gegen starke Engländer ließen Franziska und Ovtcharov das wichtige 11:9 zum Ausgleich folgen. In den Sätzen drei und vier ließen sie ihre Gegner dank einer überaus dominanten Vorstellung erst gar nicht mehr am Sieg schnuppern.

Die Kombination bestehend aus dem über gewinnbringende Schläge verfügenden, aber auch als Vorbereiter fungierenden Patrick Franziska und dem unbarmherzigen Vollstrecker Dimitrij Ovtcharov steigerte sich in Durban von Runde zu Runde. Das Doppel, das es eigentlich gar nicht hatte geben sollen und erst durch die Verletzung von Timo Boll zustande kam, spielte sich in Südafrika unter anderem mit Siegen über die Weltklassekombinationen Wong Chun Ting/Ho Kwan Kit (Hongkong) und Yukiya Uda/Shunsuke Togami (Japan) ebenso unerwartet wie verdient unter die besten vier Duos der Welt.

Patrick Franziska: „Wir fühlen uns wohl, die underdogs zu sein“

Nach der Auslosung hatte Ovtcharov gescherzt, sie würden Vize-Weltmeister. Vom Gewinn mindestens der Sibermedaille ist das Duo nun nur noch einen Sieg entfernt. Die Gegner allerdings sind hochkarätig. Lim Jonghoon und Jang Woojin, im Einzel die Nummern 11 und 13 der Welt, sind ein eingespieltes Paar und standen bereits 2021 in Houston im WM-Finale. Patrick Franziska ficht die Außenseiterrolle nicht an, ganz im Gegenteil: „Gegen die Vize-Weltmeister geben wir wieder genauso Gas wie die ganze Zeit vorher auch. Bis jetzt war fast jeder gegen uns der Favorit. Damit fühlen wir uns ganz wohl, so ein bisschen unorthodox und die Underdogs zu sein. Die beiden Koreaner spielen schon seit vielen Jahren zusammen und eigentlich immer sehr aggressiv und stark im Doppel. Aber wir beide werden von Doppel zu Doppel besser." Das war auch im Match gegen die Engländer Liam Pitchford und Paul Drinkhall so. Patrick Franziska: „Sie haben uns am Anfang richtig überrollt, waren im Aufschlag-Rückschlag-Bereich unglaublich aggressiv und haben variantenreich gespielt. Wir wussten nicht, wo der Ball beim nächsten Mal einschlägt. Bei 0:1 und 4:8 sind wir zum Handtuch gegangen und haben uns gegenseitig gesagt: 'Wir müssen dran bleiben. Sie werden sicher nicht so durchspielen können. Und falls doch, dann ist es halt überragend von den beiden.' Genauso kam es dann: Wir sind dran geblieben, was unsere große Stärke ist. Das kann Dima extrem gut, und das bekomme ich im Doppel aus nächster Nähe mit. Wir haben weiter eine hohe Qualität in unseren Bällen gehabt.“

Dimitrij Ovtcharov: „Meine erste Medaille bei einer Einzel-WM fühlt sich surreal an“

Dimitrij Ovtcharov atmete nach dem Einzug in die Medaillenränge erleichtert auf: "Meine erste Medaille bei einer Einzel-WM fühlt sich irgendwie irreal an. Ich habe seit vielen Jahren nicht mehr richtig Doppel trainiert und dann hier eine Medaille zu gewinnen... Ich finde, ich spiele im Doppel einen guten Ball, und Franz bereitet mir die Bälle unglaublich gut vor. Wir harmonieren richtig gut, sodass ich das Gefühl habe, dass wir uns in den Spielzügen schon richtig gut kennen. Es macht sehr viel Spaß, und ich bin natürlich mächtig stolz auf uns." Gestern hatte der Olympiadritte im Einzel eine bittere Niederlage gegen den Kroaten Tomislav Pucar kassiert und überraschend den Einzug in das anvisierte Achtelfinale verpasst: "Die Einzelniederlage von gestern abzuschütteln, war extrem schwer. Die Niederlage tat sehr weh. Ich hatte mir viel vorgenommen, hatte hohe Erwartungen an mich selbst, und wenn man dann so eine Leistung bringt, weit unter seinen Möglichkeiten spielt - ich bin erst um halb sieben heute Morgen eingeschlafen und um halb elf wieder aufgewacht. Vorher ging nicht viel. Daher war ich am Morgen ein bisschen müde und habe erst mal eine kalte Dusche genommen. Man spielt aber nicht alle Tag ein Viertelfinale bei einer Individual-Weltmeisterschaft, ich zumindest noch nie vorher. Deshalb habe ich heute im Doppel alles reingehängt, und mit ‚Franz‘ als Partner ist es auch nicht allzu schwer."
 

Die Spiele der Deutschen am Freitag

Herren-Doppel, Halbfinale, 14.40 Uhr, Tisch 2
Patrick Franziska/Dimitrij Ovtcharov - Jang Woojin/Lim Jonghoon KOR
Fan Zhendong/Wang Chuqin CHN - Cho Daeseong/Lee Sang Su KOR
Zum kostenlosen WTT-Livestream bei YouTube

Damen-Einzel, 15.20 Uhr, Tisch 1
Ying Han - Sun Yingsha CHN
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Finale im Mixed, Freitag, 13 Uhr
Tomokazu Harimoto/Hina Hayata JPN - Wang Chuqin/Sun Yingsha CHN
Zum kostenlosen WTT-Livestream bei YouTube

Bronze: Lin Shidong/Kuai Man CHN (1:3 gegen Harimoto/Hayata)

Deutsches Aufgebot in Durban

Einzel-Wettbewerbe

Damen: Ying Han (KTS Tarnobrzeg, Polen), Nina Mittelham (ttc berlin eastside), Shan Xiaona (ttc berlin eastside), Sabine Winter (TSV Schwabhausen), Annett Kaufmann (SV Böblingen)

Herren: Dang Qiu (Borussia Düsseldorf), Dimitrij Ovtcharov (TTC Neu-Ulm), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT), Ruwen Filus (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt)

Doppel-Wettbewerbe

  • Damen: Nina Mittelham/Xiaona Shan, Annett Kaufmann/Sabine Winter
  • Herren: Benedikt Duda/Dang Qiu, Patrick Franziska/Dimitrij Ovtcharov
  • Mixed: Dang Qiu/Nina Mittelham, Patrick Franziska/Xiaona Shan                                 

Sportliche Leitung: Richard Prause (Sportdirektor)
Trainerteam: Tamara Boros (Bundestrainerin Damen), Jörg Roßkopf (Bundestrainer Herren), Lars Hielscher (Cheftrainer Düsseldorf), Xiaoyong Zhu (Bundesstützpunkttrainer), Sascha Nimtz (Experte für Videoanalysen, Wissenschaftskoordinator IAT Leipzig)
Medizinische Abteilung: Dr. Antonius Kass (Teamarzt), Dr. Christian Zepp (Sportpsychologischer Experte), Peter Heckert, Annette Zischka (Physiotherapeuten, OSP Hessen in Frankfurt/Main)
Organisationsleiter: Rainer Kruschel (Leiter Referat Leistungssport)

Weitere DTTB-Vertreter:
Dr. Torsten Küneth (Equipment Committee)
Schiedsrichter: Michael Zwipp (Oberschiedsrichter, Langen), Kerstin Duchatz (Herne)
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Benedikt Probst, Manfred Schillings (beide DTTB)

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