Frankfurt. Von Januar bis Ende Dezember sind die Nationalspieler des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) fast ununterbrochen für ihre Vereine, die Nationalmannschaften oder bei internationalen Turnieren im Einsatz. Doch wenn an den Weihnachtstagen der Großteil der Republik innehält und entspannt in das neue Jahr hinübergleitet, dann kommen auch die DTTB-Stars und die Trainer ein wenig zur Ruhe. Die meisten jedenfalls: Doch nicht bei allen bleibt der Schläger unberührt, wie unsere kleine Auswahl zeigt.
Timo Boll: „Weihnachten traditionell im Kreis der Familie“
Der Düsseldorfer Timo Boll geht wie immer die Weihnachtszeit gelassen an. Besinnliche Festtage sind für den Rekordeuropameister, zweimaligen WM-Dritten und zweimaligen World-Cup-Sieger seit jeher ein Muss. Deutschlands erfolgreichster Tischtennisspieler aller Zeiten freut sich auf die Feiertage:
„Wir feiern Weihnachten auch diesmal wieder traditionell ganz ruhig im Familienkreis mit unseren Eltern und Schwiegereltern. Am 27. Dezember steige ich aber schon wieder ins Training ein, deshalb mache ich nur fünf Tage Pause.“
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Dang Qiu: Entspanntes Weihnachten ohne Baum und Geschenke
Europameister Dang Qiu (Düsseldorf), der sich in diesem Jahr mit konstanten Weltklasseleistungen bis in die Top 10 der Welt vorarbeitete und als Leader des DTTB-Teams bei den Weltmeisterschaften die Silbermedaille gewann, freut sich auf entspannte Weihnachtstage in seiner schwäbischen Heimat und einen Silvesterabend mit alten Freunden:
„Heiligabend und die Weihnachtstage verbringe ich zuhause in Frickenhausen bei der Familie. Bei uns gibt es keinen Weihnachtsbaum und wir verzichten darauf, uns aufgrund des Weihnachtsfestes zu beschenken. Das ist eine Tradition bei uns, und ich finde das auch gut, so gibt es keinen Stress beim Geschenkesuchen. Außerdem geht es mir auch ohne Präsente sehr gut und ich brauche keinen Feiertag, um meiner Familie Geschenke zu machen, das - das mache ich auch ohne besonderen Anlass sehr gerne. Mir gefällt es besonders gut an Weihnachten, dass ich die Gelegenheit habe, wieder in der Heimat, bei der Familie und Freunden zu sein. Das kommt ansonsten immer zu kurz, denn das Jahr über bin ich immer sehr viel unterwegs oder in meiner Wahlheimat Düsseldorf. Auch wenn nun einige Tage der Schläger beiseite gelegt wird, versuche ich mich fitzuhalten, denn das neue Jahr wird es wieder absolut in sich haben. Um das zu körperlich gut zu überstehen und weiterhin auf allerhöchstem Niveau zu trainieren und spielen, muss ich fit sein und brauche eine gute Gesundheit.“
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Xiaona Shan: Nanas ganz persönliches Weihnachtsglück beginnt am 29.12.
Über Weihnachten im Einsatz ist Xiaona Shan. Die Europameisterschaftsdritte und WM-Team-WM-Bronzemedaillengewinnerin verbringt ihr Weihnachtsfest aufgrund von vertraglichen Verpflichtungen bei ihrem japanischen Verein Kyoto Kaguyalyze. Wirklich festlich wird es für „Nana“ mit einigen Tagen Verzögerung am Abend des 29. Dezember, wenn die außerdem in Diensten des ttc berlin eastside stehende Wahl-Düsseldorferin ein besonderes Wiedersehen feiert:
„Das wird das bisher verrückteste Weihnachten für mich. Am 1. Weihnachtstag habe ich mit meinem Verein gleich zwei Pflichtspiele hintereinander – das erste um 12 Uhr, das zweite um 17 Uhr. Und bei japanischen Vereinen ist man zur Vorbereitung immer mindestens drei Stunden zuvor in der Halle. Mein Weihnachten wird also wohl ein 12-Stunden-Tag in der Tischtennis-Halle sein. Auch am 23. spielen wir und werden wahrscheinlich am Heiligabend, der in Japan aber nicht so wie bei uns gefeiert wird, mit dem Team essen gehen. Insgesamt bin ich jetzt seit dem 17. Dezember in Japan und bestreite dort insgesamt zehn Spiele, das letzte am 28. Dezember. In der Rückrunde gehe ich dann wieder für Berlin an den Start.
Mein persönliches Weihnachten fällt in diesem Jahr auf den 29. Dezember. Für diesen Tag habe ich zwei Tickets gekauft. Mein Mann fliegt dann von China nach Deutschland, ich von Japan aus. Und wenn alles klappt, landen wir beide gegen 18 Uhr in Frankfurt. Es wäre dann für ihn aufgrund von Corona das erste Mal seit drei Jahren, dass er wieder in Deutschland sein kann. Eine kleine Unsicherheit sind noch die Coronaregeln in China, die ja täglich wechseln können. Aber im Moment sieht es sehr gut aus. Ich hoffe, es klappt: Dann können wir zusammen mit unserer kleinen Tochter Mia und meinen Eltern, die ja in Deutschland sind, nachträglich zusammen Weihnachten und dann Silvester feiern.
Für das neue Jahr wünsche ich, dass Corona endgültig überall auf der Welt ein Ende haben wird und dass mein Leben wieder ganz normal verlaufen kann wie vor der Pandemie. Meine Eltern könnten dann wieder problemlos nach China reisen und mein Mann könnte regelmäßig Deutschland besuchen. Ich hoffe außerdem, dass unsere Nationalmannschaften weiter erfolgreich sind und viele Medaillen gewinnen.“
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Patrick Franziska: „Zum Glück bin ich nicht mit dem Zubereiten an der Reihe“
Der Saarbrücker Patrick Franziska, im Vorjahr Gewinner des Europe Top 16 und WTT-Champions-Halbfinalist 2022, verbringt Weihnachten und den Übergang ins neue Jahr mit dem im August geborenen Söhnchen Tyler in der Heimat seiner schwedischen Frau Frida, der Schwester des schwedischen Doppel-Weltmeisters Kristian Karlsson:
„In unserer Wohnung in Deutschland haben wir in diesem Jahr auf einen Weihnachtsbaum verzichtet, da wir nicht viel zuhause waren und Weihnachten bei Fridas Familie verbringen. In Schweden gibt es auch diesmal wieder traditionell den Klassiker: Julebord. Glücklicherweise muss ich es nicht zubereiten, Fridas Onkel ist in diesem Jahr an der Reihe, so habe ich auch noch etwas mehr Zeit, die letzten Geschenke zu besorgen, auch wenn ich das meiste schon beisammen habe. Der Schläger bleibt auf jeden Fall an den Feiertagen in der Ecke, dafür werde ich mich im Kraftraum und auf der Laufstrecke fit halten. Für uns wird es in jedem Fall ein total unvergessliches Weihnachten, denn es ist ja das erste mit unserem Sohn Tyler. Mit einem Kind verändert sich der Blick auf so vieles. Für das neue Jahr wünsche ich mir, neben Gesundheit für uns alle, von ganzem Herzen, dass es in der Welt friedlicher und mit viel weniger Leid zu geht, als dies in der letzten Zeit der Fall war.“
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Nina Mittelham: „Freue mich total auf unsere traditionelle Spielerunde“
Erst am Montag kehrte die Berlinerin Nina Mittelham von ihrem Zweit-Engagement beim japanischen T-League-Klub Kyushu Asteeda zurück. Die EM-Zweite im Einzel und WM-Bronzemedaillen-Gewinnerin mit der Mannschaft musste dadurch zwar das von ihr geliebte Schmücken des Weihnachtsbaums in diesem Jahr ihrer Mutter und Schwester überlassen, freut sich aber schon jetzt auf das bevorstehende Fest:
„Ich finde Weihnachten einfach schön. Die gemeinsame Zeit, die man ganz entspannt mit der Familie hat. Die Atmosphäre, der Weihnachtsbaum, die Gerüche, die Plätzchen. Einfach zusammen sein, ohne dass ein Handy klingelt oder ein Fernseher stört. Bei uns gibt es zum Abschluss des Weihnachtsabends eine große Tradition, das ist unsere Spielerunde - das mag ich total gerne. Den Heiligabend werde ich zusammen mit meinen beiden Geschwistern und meinem Freund Sascha bei meinen Eltern verbringen. Auch das Essen hat bei uns Tradition: Es gibt wie immer Schweinemedaillons mit Erbsen, Möhren und Kroketten. In diesem Jahr sind die Weihnachtstage etwas kürzer für mich, aber nicht weil trainieren muss, denn der Schläger wird diesmal nicht angefasst. Da unser Sommerurlaub wegen meiner Coronaerkrankung leider flachfallen musste, geht es zusammen mit Sascha bis zum 1. Januar für eine Woche in den Urlaub nach Gran Canaria. Darauf freue ich mich riesig. Das einzige was ich mir fürs neue Jahr wünsche, ist Gesundheit und fit zu sein. Wenn dies so ist, dann kommen auch die Erfolge, da bin ich mir sicher.“
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Ying Han: „Weihnachtsbaum wird diesmal leider nicht ausgepackt“
Wie ihre Nationalmannschaftskollegin Xiaona Shan und Benedikt Duda verbringt auch Ying Han Weihnachten nicht in Deutschland. Die beste Abwehrspielerin der Welt und Europe-Top-16-Siegerin weilt mit ihrer Familie in Japan, wo sie ihrem Engagement für den T-League-Verein Top Otome Pingpongs Nagoya nachgeht:
„Bei uns bleibt in diesem Jahr der Weihnachtsbaum eingepackt, weil wir gar nicht in Deutschland sind. Sehr weihnachtlich wird es also wohl nicht werden, denn in Japan wird es nicht so gefeiert wie bei uns. Das Festliche werde ich jeden Fall vermissen. Das Weihnachtsgeschenk für meine Tochter Leonie ist in diesem Jahr unsere gemeinsame Japanreise. Was wir an den Feiertagen in Japan unternehmen, werden wir noch schauen. An Weihnachten werde ich trainieren, es ist ein Teil der Vorbereitung auf ein Auswärtsspiel am 28. Dezember. An Silvester werden wir uns jedenfalls mit einer guten Freundin von mir treffen, die in Japan lebt. Mein sportlicher Wunsch für das neue Jahr ist die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 in Paris.“
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Benedikt Duda: Total erledigt ab in den Urlaubsflieger
Benedikt Duda, wichtiger Aktivposten beim Gewinn der Silbermedaille Deutschlands bei den Team-Weltmeisterschaften in Chengdu, plant an Weihnachten etwas – für ihn - komplett Ungewohntes. Als einer der Trainingsfleissigsten des Nationalkaders bekannt, will der Bergneustädter sein Spielgerät bis Anfang Januar nicht mehr in die Hand nehmen:
„Mir gefällt zwar an Weihnachten normalerweise die entspannte Besinnlichkeit, das Zusammensein im Kreis der Familie, das viele und gute Essen. Aber dennoch werde ich diesmal im Gegensatz zu den letzten Jahren mein Weihnachtsfest ganz anderes verbringen und nicht zuhause in Bergneustadt sein. Auch an Silvester weiß ich noch gar nicht, was ich mache, das wird spontan entschieden. Das Wichtigste im Momentr: Nach dem letzten Bundesligaspiel am 21. Dezember geht es direkt ab in den Urlaub. Es war ein total anstrengendes Jahr für mich und ich fühle mich total erledigt. Ich spüre, dass ich einfach mal eine wirkliche Auszeit brauche, um meine Akkus wieder aufzuladen. Deshalb wird der Schläger auch ganz weit weg in die Ecke gelegt – ich werde ihn erst im neuen Jahr wieder anfasssen. Dann bin ich mit frischer Energie zurück und werde wieder angreifen, um mich weiterzuentwickeln und zu verbessern.“
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Sabine Winter: „Silvester bei Peti, das wird ein guter Start ins neue Jahr“
Sabine Winter (Schwabhausen) verbringt die Weihnachtstage daheim mit der Familie, Silvester hingegen feiert die EM-Dritte und Deutsche Meisterin verbringt mit ihrer guten Freundin Petrissa Solja, die in dieser Woche das Ende ihrer Nationalmannschaftskarriere verkündete:
„Heiligabend feiere ich mit meinen Eltern, meinem Bruder und meiner Schwägerin, meinen Neffen und der Oma, an den beiden Feiertagen kommt dann noch die weitere Verwandtschaft hinzu. Ich freue mich schon auf das Fondue, das meine Eltern vorbereiten werden, aber ein bisschen helfe ich auch mit. Da ich in den vergangenen Wochen nur wenig zum Trainieren gekommen bin, aber Anfang Januar schon wieder die Saison wieder beginnt, überrede ich gerade meinen Bruder, zwischen den Feiertagen ein paar Einheiten mit mir zu spielen. Vermutlich hat er das letzte Mal genau vor einem Jahr ebenfalls mit mir gespielt. Er hat allerdings, was das Spielen ganz ohne Training angeht, eindeutig mehr Talent als ich! Fürs neue Jahr wünsche ich mir neben Gesundheit auch viel Zeit mit Menschen, die mir wichtig sind. Das fängt für mich diesmal schon an Silvester an, denn zum Jahreswechsel geht‘s zu Peti. Das kann also nur ein guter Start in das neue Jahr werden.“
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Annett Kaufmann: „Jeden Moment erleben, als wäre es der letzte“
Über Termine kann sich Ausnahmetalent Annett Kaufmann nicht beklagen. Die 16 Jahre alte U19-Europameisterin, die mit dem Damen-Team in diesem Herbst WM-Bronze gewann, war seit ihrer Rückkehr von der Jugend-WM in Tunesien Mitte Dezember, bei der im Doppel Platz drei heraussprang, im Schul-Dauerstress. Täglich hatte die Gymnasiastin schriftliche Prüfungen zu absolvieren, die meisten Weihnachtsgeschenke kaufte sie daher „auf den letzten Drücker“. Annett Kaufmann freut sich auf die Zeit mit der Familie an den Feiertagen:
„An der Weihnachtszeit gefällt mir natürlich besonders, dass ich jetzt einmal entspannen und abschalten kann. Da wir normalerweise immer komplett verschiedene Abläufe haben, werde ich Heiligabend und die Feiertage genießen, an denen ich endlich einmal entspannt Zeit mit meiner Mom, meinem Dad, meiner Schwester und meinem Kater verbringen kann. Auch Silvester feiern wir wieder zusammen. Auf den Tisch kommt wie in jedem Jahr auch diesmal wieder eine Gans, kombiniert mit russischen Gerichten, alles zubereitet von meiner Mama und meinem Papa. Zum Beispiel gibt’s dann Pelmeni, mit Hackfleisch gefüllte Teigtaschen, die kennt eigentlich jeder. Für das neue Jahr hoffe ich, weiter Spaß zu haben an allem, was ich mache. Ich versuche dann wieder, jeden Moment zu erleben, als wäre es der letzte. Denn wir verschwenden viel zu viel Energie auf nicht relevante Dinge, die in der Zukunft liegen und oft überhaupt nicht eintreten.“
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Tamara Boros: Kulinarische Überraschung für die Bundestrainerin
Nicht in ihrer Wahlheimat Düsseldorf, sondern in ihrem Geburtsland Kroatien verbringt Tamara Boros die Weihnachtszeit mit der Familie und den Übergang ins neue Jahr mit alten Freunden. Die Damen-Bundestrainerin und ehemalige Weltklassespielerin wünscht für das neue Jahr Gesundheit, Frieden für die Welt und weitere Erfolge für das deutsche Tischtennis. Boros freut sich bei ihrer Reise in die Heimat auf eine besondere kulinarische Überraschung:
„Ich werde Weihnachten zuhause mit meiner Familie verbringen. Das ist es auch, was mir an der Weihnachtszeit so gut gefällt: Die familiäre Atmosphäre und das Wiedersehen mit den Verwandten. Auf jeden Fall wartet eine große Überraschung auf mich. Denn meine Mutter wird kochen und sie hat mir nicht verraten, was es sein wird: Es soll diesmal eine besondere Überraschung für mich werden.“
Richard Prause: Und jährlich grüßt das Mongolian Beef
Im Hause von Sportdirektor Richard Prause wird es Weihnachten keine kulinarischen Überraschungen geben. Küchenchef Prause, der zwischen den Festtagen bei seinem Verein TG Langenselbold die überschüssig aufgenommen Kalorien wieder abtrainieren will, sorgt Jahr für Jahr mit der Zubereitung seines traditionellen Weihnachtsgerichts für asiatische Gaumenfreuden bei seiner Familien:
„Zunächst holen wir meine Schwiegermutter aus Berlin ab, dann wird gemeinsam in Hanau im Kreise der Familie gefeiert. Weihnachten ist ein wunderschönes Fest, weil man auch einmal mit der Familie beisammen kann, ohne direkt schon wieder den nächsten Termin im Hinterkopf zu haben. Auch in diesem Jahr wird es traditionell wieder das von mir zubereitete Mongolian Beef geben, auf das sich auch diesmal wieder alle freuen. Dafür hatte ich mit dem Schmücken des Weihnachtsbaums nichts zu tun, das hat diesmal mein jüngster Sohn Julian besorgt. Für das neue Jahr wünsche ich mir sportlich, dass wir wieder an die vielen Erfolge anknüpfen, die uns 2022 auf breiter Ebene gelungen sind.“
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