Magdeburg. Zumindest vorübergehend kitzelte die deutsche Mannschaft den großen Favoriten China. Dimitrij Ovtcharov hatte durch einen 3:1-Erfolg über Wang Hao zwischenzeitlich zum 1:1 ausgeglichen. Zum ersten Mal in seiner Karriere bezwang „Dima“ den Weltmeister von 2009, Wang Hao. In den fünf vorigen Duellen hatte Ovtcharov insgesamt nur zwei (!) Sätze gewinnen können. Heute trumpfte der 23-Jährige groß auf. Was sich Ovtcharov für das Spiel vorgenommen hatte, wurde gleich zu Beginn deutlich: entschlossen sein Blick, lautstark die Anfeuerung. Dazu traf „Dima“ phantastische Bälle, er spielte Wang Hao clever an, variierte geschickt Auf- und Rückschläge und punktete häufig mit seiner starken Rückhand. Im vierten Satz führte Ovtcharov bereits mit 8:4, Wang Hao kam noch mal auf 8:8 heran, das Spiel drohte zu kippen. „Bei 8:4 hatte ich schon ans Gewinnen gedacht“, gab Ovtcharov zu. Trotzdem ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen und brachte den Sieg nach Hause.
„Ich bin sehr zufrieden, habe mich seit der WM verbessert, bin konstanter geworden und den Chinesen ein Stück näher gekommen. Man muss gegen sie an den Sieg glauben. Besonders wichtig ist es, den ersten Satz zu gewinnen und Druck aufzubauen. Nur so machen sie Fehler. Letztendlich sind sie auch nur Menschen“, sagte Ovtcharov, dessen Auftritt Hoffnung macht für die Höhepunkte im kommenden Jahr, die LIEBHERR Team-WM 2012 in Dortmund und die Olympischen Spiele in London. Den LIEBHERR World Team Cup sah Jörg Roßkopf indes nicht als WM-Generalprobe an. „Bis Dortmund passiert noch viel. Bei der Fußball-WM interessiert sich auch keiner mehr für das Ergebnis des Confed Cup“, sagte Bundestrainer. Wenn alles passe, die Form stimme wie heute bei Dimitrij, habe man eine Chance gegen China. „Wenn Druck aufkommt, machen auch die Chinesen Fehler. Körperlich müssen wir uns im Vergleich mit den Chinesen steigern. Sie bringen oft einen Ball mehr zurück.“ Roßkopf hat jedoch nicht nur die Chinesen im Blick. „Wir müssen schauen, dass wir im Hinblick auf WM und Olympia gegen die anderen Mannschaften wie Südkorea oder Japan bestehen“, sagte der "Trainer des Jahres", der mit diesem Titel in Magdeburg geehrt wurde.
Bastian Steger: „Es war kein Vergnügen gegen Xu Xin“
Dass es gegen China noch ein weiter Weg ist, wurde in den restlichen Partien deutlich. Dort holten die DTTB-Herren keinen Satz. Chinas Xu Xin ließ gegen Patrick Baum in drei Sätzen nur 18 und gegen Bastian Steger nur zehn Punkte zu. Der Penholderspieler feuerte aus allen Lagen, Baum und Steger konnten meist nur hinterher schauen. Im dritten Satz breitete Steger die Arme aus, schüttelte den Kopf. „Was soll ich da machen?“, fragt er Richtung deutsche Bank. Und nach dem Spiel meinte der amtierende Deutsche Meister. „Es war kein Vergnügen, er war unglaublich gut“, sagte Steger. Und Nationalmannschaftskollege Baum sagte: „Ich hatte große Probleme mit seinen Aufschlägen. Und es ist schwierig, gegen ihn zu agieren, er spielt sehr aggressiv."
Für Jörg Roßkopf bleibt weiterhin die Terminhatz ein Problem. „Wir hatten keine richtige Vorbereitung auf das Turnier, von daher stimmte die Leistung unter diesen Voraussetzungen. Für uns wäre es aber besser, mehr Lehrgänge zu haben und sich auf die großen Turniere zu konzentrieren“, betonte der Bundestrainer nochmals.
Halbfinale, Herren
China – Deutschland 3:1
Xu Xin - Patrick Baum 3:0 (6, 3, 9)
Wang Hao - Dimitrij Ovtcharov 1:3 (-7, -8, 9, -9)
Ma Long/Wang Hao - Bastian Steger/Patrick Baum 3:0 (5, 8, 5)
Xu Xin - Bastian Steger 3:0 (6, 1, 3)