Wetzlar. Dimitrij Ovtcharov hat es geschafft. Zum ersten Mal in seiner Karriere ist der 25-Jährige Deutsche Einzelmeister. Im Traumfinale bezwang "Dima" vor über 3.000 Zuschauern in der Rittal Arena Wetzlar seinen Nationalteamkollegen und Kumpel Timo Boll in fünf Sätzen. "Das ist ein überwältigendes Gefühl. Es hat total Spaß gemacht, hier zu spielen. Vielen Dank für die tolle Unterstützung!", sagte der frischgebackene Champion direkt nach dem Endspiel. Ovtcharov hat in Wetzlar auch einen kleinen Fluch besiegt. 2007, 2011 und 2012 hatte er das Einzel-Endspiel verloren.
Boll muss auf Titel Nummer zehn weiter warten
Auf seinen zehnten DM-Titel muss Timo Boll weiter warten. "Ein Finale zu verlieren, ist immer schade. Aber gegen einen guten Kumpel zu verlieren, macht es erträglich", betonte der Unterlegene. Auch der Düsseldorfer bedankte sich bei den Zuschauern für die Unterstützung. "Es waren ja viele Hessen hier, die auf meiner Seite waren. An euch hat es nicht gelegen. Dima war heute einfach stärker. Gratulation von meiner Seite!"
Wie schwer es für Dimitrij Ovtcharov war gegen einen Hessen in Hessen und dann auch noch einen wie Timo Boll zu gewinnen? „Ich habe mich auf mich konzentriert und nicht auf die Zuschauer“, sagte Ovtcharov. „Ich habe nur die positive Atmosphäre in der Halle gespürt. Gegen Timo muss ich auf einem sehr hohen Niveau spielen, nur dann habe ich eine Chance. Ich bin happy, dass ich diesen Titel jetzt auch errungen habe, nachdem ich so seit 2012 viele große Erfolge gefeiert habe.“
Ovtcharov: "Wir sind dicht dran an China"
Der Titel gebe ihm Selbstvertrauen nach überstandener Virusinfektion und zuletzt weniger guten internationalen Ergebnissen. Mit Blick auf die Team-WM Ende April in Japan sagte der Weltranglisten-Sechste: „Wir sind dicht dran an China, sie haben einen gewissen Respekt vor uns. Wir haben zuletzt oft sehr gut im Team gegen sie gespielt, deshalb haben wir auch bei der WM wieder eine kleine Chance. Dies pusht mich auch immer wieder, im Training mein Bestes zu geben.“
Trotz seiner Niederlagen gegen Ovtcharov war Timo Boll optimistisch in dieses Endspiel gegangen, das DTTB-Sportdirektor Dirk Schimmelpfenig "Finale der Giganten" nannte. „Meine Leistungskurve geht in die richtige Richtung. Deshalb hatte ich mir heute etwas ausgerechnet“, sagte der Rekord-Europameister. „Ich hätte meine Chancen am Anfang besser nutzen müssen. Außerdem war mein Aufschlag nicht gefährlich genug. Wenn Dima erst einmal ins Ziehen kommt, spielt er mit so viel Speed und Spin, dass er kaum zu stoppen ist.“
Herren-Einzel, Halbfinale
Dimitrij Ovtcharov – Ruwen Filus 4:1 (-5,4,8,3,6)
Timo Boll – Patrick Franziska 4:0 (8,8,5,7)
Finale
Ovtcharov - Boll 4:1 (8,4,-9,7,10)