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Hildegard Bussmann (l.) mit Nationalteamkollegin Annemarie Schulz (Foto: DTTB-Archiv)
Die Weltmeisterinnen legten als Seriensiegerinnen bei Deutschen Meisterschaften die Latte für die Nachwelt hoch

DM-Historie | Die 1940er-Jahre: Trude Pritzi und Hilde Bussmann

SH 04.05.2022

Frankfurt/Main. Als Seriensiegerinnen bei Deutschen Meisterschaften legten Hilde Bussmann (l., mit Nationalteamkollegin Schulz) und Trude Pritzi die Latte für die Nachwelt hoch. Die Weltmeisterinnen stehen im Mittelpunkt des zweiten Teils unseres DM-Rückblicks auf dem Weg zur 90. Auflage der nationalen Titelkämpfe am 25./26. Juni in Saarbrücken.

Das Maß aller Dinge in der Damen-Welt: Fräulein Pritzi

„Trude Pritzi“, rief Nicole Struse triumphierend mit geballter Siegerfaust, als sie nach ihrem DM-Einzel-Sieg Nummer acht in Stadtallendorf im Jahr 2005 die Mixed Zone betrat, in der Spielerinnen und Spieler im Anschluss an ihre Matches den Medien Rede und Antwort stehen. Wie oft hatte die Dominatorin fast zweier Jahrzehnte im deutschen Tischtennissport diesen Namen hören müssen – Trude Pritzi! Ziehen doch nicht nur Journalisten gerne für einen Vergleich der Leistungen die Statistik heran. Und da hatten Trude Pritzi (1938 bis 1944) und Hilde Bussmann (1936 und 1937 sowie von 1947 bis 1951) mit je sieben Einzel-Titelgewinnen bei Deutschen Meisterschaften die Latte für Struse hoch gelegt. Doch seit 2007 ist es Struse, die mit neun Titeln diesen Rekord wohl für die Ewigkeit hält.

Hildegard „Hilde“ Bussmann galt lange als Nachfolgerin der im Tischtennis hochbegabten Astrid Krebsbach, der Seriensiegerin der ersten DM-Jahre, 1931 bis 1935. Bussmann bezwang Krebsbach 1936 in Gelsenkirchen im Endspiel ebenso wie ein Jahr später in Hohenschönhausen. Nach dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland war es jedoch die Wienerin Gertrude „Trude“ Pritzi, die das Geschehen nicht nur in national, sondern auch international bestimmte.

Trude Pritzis "bösartige Schnittbälle"

Schon 1937 im Alter von nur 17 Jahren hatte Pritzi damals noch für Österreich das WM-Finale im Einzel gegen die US-Amerikanerin Ruth Aarons erreicht, das kurioserweise wegen zu langer Dauer nach 105 Minuten abgebrochen wurde und bis 2001 – als die ITTF auf Betreiben des US-Verbands ein Einsehen hatte und beide Finalistinnen zu Co-Weltmeisterinnen erhob – ohne Titelträgerin blieb. 1938 wurde Pritzi dann tatsächlich Weltmeisterin im Einzel. „Keine Gegnerin kommt mit den bösartigen Schnittbällen der Wienerin zurecht, allesamt verzweifeln sie an den defensiven Fähigkeiten der nun 18-Jährigen, die auf dem Weg zu Gold keinen einzigen Satz verliert“, schrieb der österreichische „Standard“ 2017. Nur einen Monat nach der WM folgte der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. 1939 holte Pritzi an der Seite von Bussmann im Doppel und mit der Mannschaft Gold sowie Silber im Einzel und Bronze im Mixed mit dem Ägypter Mansour Helmy. Nach dem zweiten Weltkrieg spielte Pritzi, die in Wien hauptberuflich als Postbeamtin arbeitete und ihr Arbeitgeber ihr Zeit fürs Training ließ, erfolgreich für Österreich weiter. Zuvor hatte sie in ihrer Karriere bei Deutschen Meisterschaften neben sieben Mal Gold im Einzel drei Mal im Doppel und vier Mal im Mixed triumphiert.

Im Mittelpunkt stand für die Nationalsozialisten die Strahlkraft internationaler Erfolge. "Das Deutsche Reich wollte seine Überlegenheit demonstrieren, also mit den Besten antreten. Da hätte es schon einen Funktionär geben müssen, der Pritzi absolut nicht mochte“, erklärte der österreichische Sporthistoriker Matthias Marschik im „Standard“ zu den Medaillengewinnen bei Weltmeisterschaften. Der langjährige Generalsekretär des Österreichischen Tischtennis-Verbands, Rudolf Sporrer, ergänzte: "Sie hat sich als Profisportlerin gefühlt und weitergemacht. Mit dem System ist sie zumindest im Nachhinein hart ins Gericht gegangen. Zeit ihres Lebens war Pritzi völlig fertig, dass viele ihrer Kollegen flüchten mussten." In den Kriegsjahren wurde die WM ausgesetzt. Erst 1947 kam es in Paris wieder zu internationalen Wettkämpfen, Pritzi gewann – nun wieder für Österreich – Bronze im Einzel und mit der Ungarin Gizella Farkas Gold im Doppel. Es blieb ihr letzter Titelgewinn bei einer WM und bei der eindrucksvollen Bilanz von fünf Gold-, zwei Silber- und sieben Bronzemedaillen.

Die Frau mit der „sicheren und harten Vorhand“

Von 1947 bis 1951 wurde nach der Ära Pritzi wieder Hilde Bussmann in der deutschen Rangliste auf Platz eins geführt. Die Frau mit der „sicheren und harten Vorhand“ (Magazin „Deutscher Tisch-Tennis-Sport“, Ausgabe 4/1937) fügte ihren sieben nationalen Einzel-Titeln noch zwei im Doppel hinzu. Als 34-fache Nationalspielerin gewann sie bei Weltmeisterschaften zwei Mal Gold (Doppel und Mannschaft 1939), zwei Mal Silber und fünf Mal Bronze, darunter einmal im Einzel 1937 in Baden. 1957 verlieh ihr der damalige Bundespräsident Theodor Heuss für ihre herausragenden sportlichen Leistungen das Silberne Lorbeerblatt, die bis heute höchste sportliche Auszeichnung in der Bundesrepublik Deutschland.

Noch im Dezember 1949 schrieb der Autor des DM-Nachberichts aus Rheydt im amtlichen Organ „Deutscher Tisch-Tennis-Sport“: „In der Damenklasse ist neben Frl. Bussmann (Anmerkung: Die Abkürzung "Fräulein" oder bei verheirateten Damen die Anrede "Frau" war Standard in der damaligen Berichterstattung. Vornamen kamen nahezu nie zum Einsatz.) weit und breit auf lange Sicht hin keine Spielerin zu sehen, die das Erbe der sechsfachen Meisterin einmal antreten könnte.“ Und er bedauerte das Fehlen von Astrid Hobohm-Krebsbach wegen der „Umstände der heutigen Zeit“ – am 7. Oktober 1949 war die sowjetische Besatzungszone zur DDR geworden, in der Hobohm-Krebsbach dann lebte, viereinhalb Monate nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland.

Hilde Bussmann spielte nach ihrem Abschied aus der Nationalmannschaft weiterhin in der obersten Liga, wurde unter anderem mit Eintracht Frankfurt drei Mal Deutsche Mannschaftsmeisterin, zuletzt 1956 mit 41 Jahren. Zusammen mit ihrer Freundin und Doppelpartnerin Karin Lindberg betrieb sie bis Mitte der 1980er-Jahre in Düsseldorf eine Lotto-Annahmestelle. Im Januar 1988 starb Hildegard Bussmann im Alter von 73 Jahren.

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Die 1950er-Jahre waren das Jahrzehnt eines Bayern, der Timo Boll an der Spitze der ewigen DM-Bestenliste lange Zeit beschäftigte: Konrad „Conny“ Freundorfer, der im Mittelpunkt des dritten Teils des DM-Jubiläumsrückblicks stehen wird.

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Teil 1 - DM-Premiere 1931: Madjaroglou und Krebsbach dominieren die "Bundesspiele"

DM 2022

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